Zwei Hunde

Zuerst war da Pepper. Lieb, ruhig und fast gehorsam. Gebellt hat sie nur bei der Haustürklingel, geschlafen immer in ihrem Bettchen und morgens hat sie geduldig gewartet, bis ich aufgewacht bin.

In ihrer Hunde-Tasche konnte ich sie überall mitnehmen. Da sind zwar vorne und hinten diese Netze drin und sie kann rausschauen, aber komischer Weise ist das nie jemandem  aufgefallen.

Beim Arzt sind wir zwei mal erwischt worden: Der Zahnarzt wuderte sich, dass ich  trotz wiederholter Aufforderung meine Tasche nicht auf den Stuhl sondern darunter stellen wollte.

Er ist sehr nett, und bevor er mich für komplett verrückt hielt, hab ich ihm lieber die Wahrheit gesagt. War fast kein Problem. Nur fing er leider an, von seinem Engagement für den Tierschutz zu reden, und ich hasse es, wenn jemand mit mir redet und dabei seine Finger in meinem Mund hat, so dass ich meinen Senf nicht dazu geben kann.

Beim zweiten Mal stand die Tasche bei der Hausärztin unter dem Behandlungstisch. Und fiel um. Die Assistentin stellte sie sorgfältig wieder auf. Und sie fiel wieder um.

"Was haben Sie denn da drin?" fragte sie mit berechtigtem Misstrauen. "Nnn'Hund..." gab ich kleinlaut zu.

"Was? Ein Hund? Das muss ich der Frau Doktor sagen, die liiieebt Hunde!" Sie rannte los, Frau Doktor kam, machte die Tasche auf, Liebe auf den ersten Blick, und seit dem durfte ich Pepper immer mitbringen.

Alles war bestens und sehr einfach.

Und dann kam Angel.

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Furchtlos, neugierig, voller Ideen und Initiative. Die beiden waren von Anfang an unzertrennlich.

Und es  dauerte gar nicht lange, da hatten sie  eine Gewerkschaft gegründet.
Ach, wären doch alle Gewerkschaften so erfolgreich! Unter dem Banner: T.E.R.R.O.R.(kurz für Tierische Emanzipation Richtiger Raudis Ohne Reue) fingen die beiden an, ihre Interessen durchzusetzen. Zuerst die Einführung eines Morgensnacks: Penetranz, Ausdauer und Frauchens Wunsch, morgens in Ruhe die Nachrichten zu lesen, führten relativ schnell zum Erfolg.

Das ermutigte die Genossen zu ihrem nächsten Projekt. Wer jemals den Abend bis nach Mitternacht damit verbracht hat, zwei kleine Hunde vom Bett aufs Parkett zu setzen, begleitet von kontinuierlichem "Nein", "Neeiinn!" und "Ruuunnnter!" wird mir mein schliessliches Nachgeben verzeihen. Und ich büsse dafür: Jeden Morgen so um halb 6 schnüffeln zwei feuchte Nasen in meinem Gesicht, und wenn sie auch nur das geringste Zeichen von "Frauchen ist fast aufgewacht"  erkennen, sind da 8 Pfötchen, die begeistert auf mir hin und her balacieren.

Und es ging weiter!

- "Nöö, es regnet, wir wollen nicht raus!"
- "Wir müssen sofort raus, weil wir die Katze im Garten gesehen haben!"
- "Wir sind sofort gekommen, als Du gerufen hast, da haben wir ne Belohnung verdient!"
- "Wir wollen aber im Schnee toben, egal ob dann an unseren Füssen dicke Eisklumpen sind!"
- "Doch, Gras fressen ist gut für uns!"
- "Wir kommen ein bisschen später, hier riechts grade so interessant!"
- "Entweder wir dürfen den Kauknochen mitnehmen oder wir gehen gar nicht spazieren!" ....

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Und trozdem. Ein Hund ist etwas wundervolles. Aber zwei Hunde vermitteln noch mehr das Gefühl, in einem Rudel zu leben. Es ist für mich immer wieder beeindruckend, wie die Beiden aufeinander Rücksicht nehmen, Mitgefühl empfinden, wenn's mal einem schlecht geht, trotz offenbar unstillbarem Hunger  niemals dem anderen etwas wegnehmen, wie sie damit umgehen, wenn einer gestreichelt wird und der andere grade mal nicht (ganz vorsichtig zwischen Frauchen und den Gestreichelten kriechen und beide heftig ablecken), wie sie auf halber Strecke aufeinander warten, wenn sie rein kommen sollen....

Wir Menschen können, glaub ich, viel vom Sozialverhalten der Hunde lernen.

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(Obwohl, neulich war Pepper richtig gemein und hat eine kleine Ewigkeit ihr Leckerli bewacht, ohne es zu fressen. Die arme Angel sass verzweifelt daneben. "Wenn Pepper das nicht will, warum, zum Geier, geht sie nicht weg, damit ich es mir holen kann...")


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Kommentare (1)

Muscari


Ach, ist das eine nette Hundegeschichte, die ich mit Begeisterung gelesen habe.

Zwei so süße Wauwauchen, die sogar menschliche Eigenschaften verraten, sind ein einziger Spaß. 
Wenn aber Frauchen von zwei feuchten Nasen um halb sechs geweckt wird ... Naja, ich weiß nicht so recht. Trotz der 8 balancierenden Pfötchen.Smiley

Danke für diese Geschichte und herzliche Grüße von
Andrea


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