Zweiundfünfzig Umzugkartons


Ein Art von 6 in Celle im Winter



Viele Möbelstücke waren es nicht, die den Umzug ausmachten. Gerade man ein Kleiderschrank, ein niedriges Regal aus IKEA-Resten für die Drucker, vier IKEA-Regale sechzig breit. Und sonst Kleinkram und nochmals Kleinkram. Also genug zum Auspacken und Zusammenbauen.

Die Wohnung – für östliche Kenner: das Format Q3A in einem Plattenbau – ist schön renoviert. Man hat Elektro, Sanitär, Tapete und Fußbodenbelag erneuert, auch eine neue Wohnungstür sperrt Fremden den Zugang. Ein wenig holperig ist der Fußboden, man braucht reichlich Justierklötzchen.

Mein Spatz hat vor Ankunft des Umzugsgutes aus dem eigenen Font Gardinen installiert. Handwerker, die da noch renoviert hatten, halfen mit dem Steinbohrer beim Montieren der Gardinenstangen. Es kostet schon einige Mühe, dem Beton etwas abzuverlangen. Da wir das Bohren selbst nicht mehr machen können, wird es noch eine Weile dauern, bis jemand erforderliche Dübel-Löcher bohrt.

Zuerst haben wir einen Gefrierschrank liefern lassen. Dann haben wir einen Ausflug durch das Dunkel der Stadt gemacht, schleppten uns im Feierabendverkehr zum Ziel: wir bestellten mir eine Kücheneinrichtung – jetzt einmal wirklich was Zusammenhängendes (Einbauküche nach Maß). Lieferung im Januar – also improvisieren. Naja, es gibt diverse Tische, die also die fehlenden Schränke ersetzen müssen. Wie schön, dass es doch voran geht.

Auf das Telefon und das Internet heißt es Warten. Das Handy frisst die Kopeken massenhaft. Manches Wichtige muss warten weil zu teuer, wenn man in die Warteschlange gerät. Zu meinem Abo-65plus fehlen mir die Tickets, also fahre ich eben „schwarz“. Und die Telekom wird Ihre weitere Rechnung nicht von mir bezahlt bekommen, glaubt sie doch, noch einen Monat zusätzlich abkassieren zu können.




Das Winterwetter hat wenigstens solange gezögert, bis ich hier angekommen war und ausgeladen hatte. Und nun? Mit den Freunden vom Feierabend.de/RegioTreff Berlin-Mitte ging es am Freitag mit dem Bus nach Celle zum Weihnachtsmarkt: Wir hatten schon gezögert, ob wir bei den Straßenverhältnissen, Schnee und Eis, da mitfahren sollten. Doch wagten wir es, wie die meisten, die sich angemeldet und bezahlt hatten. Wir haben uns etwas Handycap gegeben, haben die S-Bahn gemieden – die U-Bahn stört der Schnee nicht, solange sie unter der Erde fährt.


Ein Erlebnis ist das winterliche Celle gewesen – putzig, die gemachten Fotos mit denen im Sommer des Vorjahres zu vergleichen. Hin gab’s zu Beginn gleich einen Stau, so dass wir nachmittags in Celle ankamen. Es war dann herrlich, in Celle die Straßen und Gassen zweimal zu durchwandern, einmal noch bei Tageslicht und einmal im Dunkeln.

Unser Bus-Fahrer kurvte (im wahrsten Sinne des Wortes) bei der Rückkehr in Berlin durch das illuminierte Weihnachts-Berlin – Kuhdamm, Regierungsviertel, Unter den Linden, Nikolai-Viertel und zurück zur Marienkirche, wo wir am Vormittag gestartet waren. Einmalig!

Doch dann, es war inzwischen 22 Uhr geworden, kam die Ernüchterung: S-Bahn!!! Wir hätten die U-Bahn in Richtung Süden nehmen sollen. So sind wir zum Alex gelaufen. Der S-Bahnsteig war in beiden Richtungen – Ost wie West – schon brechend voll. Die nach Osten einlaufende Bahn ging nur bis zum Bahnhof Warschauer Straße, ganze zwei Stationen, dann alles raus. Weiterfahrt ab Gleis 3: bitteschön, wo ist dieses Gleis? Wir mussten dem Strom der ostwärts wollenden folgen, Treppen runter, laufen, Treppen rauf – unsere Freundin „Taxigirl“ mit ihrem Rollator wusste schon, warum sie ihre Mitfahrt nach Celle abgesagt hatte: ab Freitagabend beginnt immer das Chaos bei der S-Bahn.

Von Warschauer Straße bis zur Großbaustelle „Ostkreuz“ ist es nur eine Station, wir wollten da raus, man musste sich in Ostkreuz rausboxen. Laufen, Treppen steigen. Warten. Ansage: „Es geht ein Zug nach nirgendwo!“ Also, wo geht es nun weiter? „Bist du hier schon mal aus- oder umgestiegen, weißt du wo die …Straße ist, wo ein SEV-Bus uns nach Treptower Park (nächste Station) bringt?“ Dann kam endlich ein Bus der BVG – die Hälfte der Wartenden musste stehen bleiben, wir waren drin, nur der Busfahrer ermahnte x-mal, dass die Leute (innen) von den Türen zurücktreten sollten, damit er diese schließen konnte. Und dann war die Sardinendose – ein Doppelstöcker, wo keiner nach oben kletterte – so voll, dass man sich nicht extra festhalten musste, die Ruhe und Freundlichkeit des Fahrers war auffällig.

Spatz kannte sich hier etwas aus, auch bei der Dunkelheit. Also fuhren wir mit dem Bus nicht bis zum Bahnhof Treptower Park. Wir stiegen (für mich erst nach und nach erkennbar) irgendwo anders um, der Bus fuhr „haarscharf“ an meinem neuen Zuhause vorbei. Spatz kam mit zu mir nach Plänterwald, warum sollten wir noch bis Schöneweide weiter nach Johannisthal fahren (ging denn da noch ein Bus?). Es war ja schon nach 0 Uhr.

Etwas problematisch, standen da und dort Lampen, noch hing nicht eine einzige in der Wohnung. Wir sind ja immer gegen 16 Uhr nach Johannisthal zu Spatzens Zuhause gefahren, da brauchten wir noch keine Leuchte. Naja, Bettenbau und Feierabend. Geschlafen haben wir wie Mummelratzen, eigentlich viel ruhiger als in Ingolstadt, wo uns doch immer schon um sechse und dreiviertel sieben St.Anton wachbimmelte. Die S-Bahn war nicht zu hören – ob sie denn fuhr?

Inzwischen sind schon zwanzig Kartons entleert und gebündelt im Keller abgestellt. Wer Kartons braucht, möge sie sich abholen. Langsam findet alles seinen Platz. Man kann besser erkennen, wo da und dort noch ein Möbelstück Einzug halten kann. Weil die Küche eben zu Weihnachten nicht fertig ist, wird Das Fest in Johannisthal gefeiert.

Aber eines ist ganz schön komisch: bisher war ich entweder in Johannisthal zu Besuch, hatte alles im Koffer dabei, oder Spatz war mit seinem Koffer in Ingolstadt angekommen. Jetzt muss das Denken minutiös splitten, wo denn dieses oder jenes gerade liegt oder steht, manche Verwechselung. Im Augenblick stehen die Autos schön bei jedem vor der Haustür – wir fahren mit Bus oder S-Bahn (zu bequem, den Schnee zu räumen). Eines wird beibehalten: Unterwäsche für jeden beim anderen in Reserve – und auch ein Nachthemd!

Wir leben uns ein.

ortwin


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Kommentare (1)

tilli Erstens wünsche ich dir bloß schöne Stunden in deiner neuen Wohnung.
Deine ersten Weihnacht mit deinen Spatz bei DIR.Das ist doch schon schön.
Dann Celle, ja der Weihnachstmarkt für jung und alt immer schön und mit einen kleinen Glühwein verbunden.
Also viele Grüße für Euch beide Tilli.

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