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Aktuelle Themen Abscheulicher Schießbefehl

gerry
gerry
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Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von gerry

Was von einstigen SED-Funktionären bis heute geleugnet wird, ist durch einen Dokumentenfund in Magdeburg widerlegt. Es gab doch einen Schießbefehl in der DDR, der Soldaten dazu vergatterte, rücksichtslos auf jeden Flüchtling zu schießen.

Besonders widerwärtig ist, daß die Stasi - sie hat den Schießbefehl an ihre geheime Einsatzkompanie erteilt - forderte, daß an der Grenze ohne zu zögern auch auf Frauen und Kinder zu schießen ist. Eine Abscheulichkeit, die nicht zu übertreffen ist.
Ich habe vorhin das Faksimilie gelesen!

Der Dokumentenfund macht aber auch deutlich, daß die Aufarbeitung der Stasi-Geschichte noch nicht abgeschlossen werden kann.
Es ist notwendig, die Ursachen und Zusammenhänge deutlich zu machen, damit sich solche Abscheulichkeiten nicht wiederholen können.
Gerry
hugo
hugo
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Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von hugo
als Antwort auf gerry vom 11.08.2007, 10:33:11
hallo gerry das ist ja interessant.
Da wir hier schon öfter über die Mauertoten und den Schießbefehl mit allem Drum und Dran diskutiert, spekuliert und gestritten haben, kommt mir Deine Aufklärung und Bestätigung das es diesen Befühl tatsächlich als solchen gab, sehr gelegen und ich hätte gerne Näheres erfahren,

Wann wurde er herausgegeben, an wen überstellt, wer hat ihn Unterschrieben, wie ist er formuliert,,,?

Bei Wikipeda steht nur lapidar: Für die ostdeutschen Grenzsoldaten galt der Schießbefehl, der von ihnen verlangte, einen Fluchtversuch mit allen Mitteln, auch auf Kosten des Lebens des Flüchtlings, zu verhindern.

Die Gesellschaft
zur rechtlichen und humanitären Unterstützung e. V.sagt dazu folgendes:
Es sei hier noch einmal mit aller Deutlichkeit festgestellt: der von den Delegitimierern der DDR, von Medien und Vertretern der bundesdeutschen Klassenjustiz herbei geschriebene „Schießbefehl“ existiert nicht.

bei der iursaar.de und vielen Presseerzeugnissen findet man fast den gleichen Wortlaut wie bei Wiki,,da schreibt einer vom Anderem ab,,
--

Da ist es ausgesprochen hilfreich endlich an eine authentische Quelle zu kommen.

Leider ist es den Behörden und dem BKA dem BND, Verfassungsschutz, MAD usw bisher wohl noch nicht gelungen an diese heiße Information heranzukommen oder sie haben eine Veröffentlichung bisher unterbunden, warum auch immer.

Ich kann mir nicht vorstellen das es unter den vielen zigtausend ehemaligen "Beschäftigten Waffenträgern" an der Grenze nicht einen einzigen geben soll, der diesen Schießbefehl gesehen hat, sich daran erinnert und bereit ist, darüber Auskunft zu geben.

ich kann mich noch erinnern an Heinz Kessler der 1991 in Untersuchungshaft sass, wegen des sogenannten Schießbefehl-Prozesses; auch bei Anderen ehemaligen SED-Größen wurde dieser Wortlaut mit in die Öffentlichkeit getragen, aber zumeist wurde die Schußwaffengebrauchsbestimmungen für die Wachen, Posten und Streifen der NVA - die DV 10/4. mit dem angeblichen Schießbefehl verwechselt.

aber das wird sich ja nun endlich, endlich ändern und eine umfassende Aufklärung erfolgen.

Hoffentlich werden nun endlich die Verantwortlichen für diesen Befehl und dessen Durchsetzung mal zur Verantwortung gezogen und nicht nur die Ausführenden Befehlsempfänger,,,die ja nun auch nicht mehr abstreiten können wie bisher,,,



hugo

gerry
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Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von gerry
als Antwort auf hugo vom 11.08.2007, 12:23:41

--Hier ist der ganze Bericht aus der "Volksstimme":
In einer Dienstanweisung, der "Einsatzkompanie" des MfS vom 1. Oktober 1973 heißt es unter Punkt 2: "Es ist Ihre Pflicht, Ihre Einzelkämpfer- und tschekistischen Fähigkeiten so zu nutzen, daß Sie die List des Grenzverletzers durchbrechen, ihn stellen bzw. liquidieren, um so die von ihm geplante Grenzverletzung zu vereiteln." Und dann: "Zögern Sie nicht mit der Anwendung der Schußwaffe, auch dann nicht, wenn die Grenzdurchbrüche mit Frauen und Kindern erfolgen, was sich Verräter schon oft zu nutze gemacht haben."

Die Berliner Dienstanweisung umfaßt sieben Seiten und ist in den Akten des Unterfeldwebels Manfred L. enthalten, der als hauptamtlicher Stasi-Spitzel "Matz Löwe" von 1971 bis 1974 in den deutschen Grenztruppen der DDR an der innerdeutschen Grenze eingesetzt war. Als speziell ausgebildeter Einzelkämpfer sollte der 1952 in Magdeburg geborene L. seine Kameraden bespitzeln, um "Fahnenfluchten" zu verhindern.

Allein von 1971 bis 1974 flüchteten 144 Soldaten, darunter 49 Offiziere, von Ost nach West. Insgesamt waren es mehr als 2800. Deshalb bildete die Stasi 1968 eine besondere "Einsatzkompanie", die bis 1985 bestand. Zuletzt gehörten ihr rund 60 hauptamtliche Inoffizielle Mitarbeiter im besonderen Einsatz (HIME) an. Sie waren als normale Soldaten getarnt, wurden aber von der Stasi bezahlt.

Der Leiter der Außenstelle Magdeburg der Stasi-Unterlagen-Behörde, Jörg Stoye, spricht von einem "aufsehenerregenden und für die Erforschung sowie Aufarbeitung der Stasi-Geschichte höchst bedeutsamen Fund". Bisher habe es in den offiziellen DDR-Akten einen so deutlichen Schießbefehl, der keinerlei Einschränkung des Schußwaffengebrauchs vorsieht, nicht gegeben. Erschreckend, so Stoye, sei die "totale Rücksichtslosigkeit" der Stasi. Im DDR-Grenzgesetz von 1982 war die Anwendung der Schußwaffe als "die äußerste Maßnahme der Gewaltanwendung" bezeichnet worden. Zuvor war in Dienstvorschriften stets die Rede davon, daß auf Jugendliche und Frauen nach Möglichkeit nicht geschossen werden sollte. "Davon hat sich die Stasi als 'Schild und Schwert der Partei' aber nicht abhalten lassen" sagte Stoye.
Allein ander Berliner Mauer starben 133 Menschen. Auch heute steht die Zahl aller Todesopfer an der innerdeutschen Grenze noch nicht endgültig fest.
gerry

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hugo
hugo
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Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von hugo
als Antwort auf gerry vom 11.08.2007, 17:45:03
danke gerry, ja das ist der veröffentlichte Text der so oder so ähnlich, aber auch schon mit jeder Menge subjektiver Kommentierungen im Internet zu lesen ist.

so in der FAZ.NET von dpa,
welt online, Hier gibt es einige interessante Kommentare sogar von Leuten die an der Grenze Dienst taten.

Na da bin ich ja mal gespannt wann die ersten Verhaftungen der Schuldigen und Anstifter dieser Dienstanweisung erfolgen oder ob es wieder mal wie so oft hier im deutschen Blätterwald rauscht und nix dahinter steht.

Wenn ich nach den Überschriften und Schlagzeilen gehe und der Empörung und Wichtigkeit der Birthler-Behörde lausche, dann sollte es ein ungeheures nachspiel geben aber ,,abwarten wie heiß diese Suppe gelöffelt wird. *g*



--
hugo
pilli
pilli
Mitglied

Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von pilli
als Antwort auf hugo vom 11.08.2007, 18:12:24
hugo,

ich sortiere nach dem tode des patenonkels von *allerbestem schwiegersohn von allen* seit wochen original zeitungsausschnitte sowie andere schriftliche, zum teil sehr persönliche notizen und einnerte mich an ein recht vergilbtes zeitungsblatt der WELT vom 17. August 1995 zum artikel:

"NVA-Generäle blasen per Attest zum Rückzug / Prozeß wegen des Schießbefehls an der Grenze - Acht Hochdekorierte stehen vor Gericht/ von Michael Mielke"

gleich bei der WELT recherchiert sind 500 Artikel von M. Mielke dort gelistet aber leider, der letzte vom 19.08.1995.

artikel vom 19.08.1995 von M. Mielke

also könnte ich dir, bei interesse, den artikel fix abschreiben. um bissel geduld bitte ich, aber zum frühstück morgen sollte ich das geschafft haben.

...

off topic:

es hat auch noch bücher, die der verstorbene onkel geschrieben hat, die dich vielleicht interessieren könnten:

u.a.: "Die Geldquellen der DKP" und "Auf der Suche nach der revolutiomären Klasse - Das Dilemma der Marxisten in der Bundesrepublik":

zitat:

Karlheinz Winkler
Titel: Auf der Suche nach der revolutionären Klasse
Verlag: Edition Agrippa Köln 1977

Beschreibung: 1. Auflage Auf der Suche nach der revolutionären Klasse - Das Dilemma der Marxisten in der Bundesrepublik, 100 Jahre nachdem Marx und Engels ihre revolutionären Ideen entwickelten hat sich die Welt verändert, in der Bundesrepublik haben die Marxisten nie deutlichen Zuspruch gehabt. Der Autor untersucht die Ursachen und deckt das Dilemma der sozialistischen Revolution auf: es fehlt die revolutionäre Klasse! Eine Auseinandersetzung mit der DKP und der neuen Linken aus Unternehmersicht, Paperback, 107 Seiten. 8


melde dich falls du interessiert bist und schon sind die beiden bücher per post an dich unterwegs.

--
pilli
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf hugo vom 11.08.2007, 18:12:24
ich danke jeden morgen meinem schicksal, daß ich (obwohl ich als grenzer gemustert wurde), als NVA-soldat meinen dienst ableisteten konnte. ich kann mich erinnern, daß wir NVAler die hellgrünen streifen am revers der grenzsoldaten sehr suspekt fanden.

ich habe die soldaten am "kanten" damals nicht verurteilt, aber den job machen wollte ich trotzdem nicht. ich kann mir gut vorstellen, daß die "sicherheitsnadeln" (stasi) unter den grenzern, tatsächlich sonderbefehle hatten. es ist unmenschlich und unmoralisch, einem 19jährigen zu befehlen, auf seine landsleute zu schiessen!

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von hugo
als Antwort auf pilli vom 11.08.2007, 19:53:51
hallo pilli,,,,Du bist doch eine moderne Frau,,,,warum abschreiben, Du hast doch sicherlich einen Scanner oder eine Digitalkamera.

Decke doch einfach die Teile der Dokumente ab, die Niemanden anderen außer Dir etwas angehen und dann kopiere oder fotografiere. So mach ich es zumeist wenn solche Arbeiten anstehen.

Aber danke erst mal für Dein Bemühen.

Mich interessiert es schon, weshalb solch ein aufregendes Dokument 17 Jahre lang im Verborgenen schmoren konnte.

Es ist auch interessant zu wissen wie es im Detail zustande kam (nun hab ich gelesen das damit Soldaten und Grenzpolizisten von der Republikflucht abgehalten werden sollten und dazu ausgesuchte Leute beauftragt wurden)

Bin ja mal gespannt wann sich der Erste dieser "Erfahrungsträger" in einer Talkshow outet,,falls er nicht -was natürlich logischer wäre- vom Untersuchungsausschuss vernommen wird.

--
hugo
mart
mart
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Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von mart
als Antwort auf dutchweepee vom 11.08.2007, 20:10:17
...oder auf andere Menschen!
--
mart
hugo
hugo
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Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von hugo
als Antwort auf mart vom 11.08.2007, 20:27:50
mart, was meinst soll man sich drunter vorstellen, wenn man ein Schuild liest mit folgendem Text:

Militärischer Sicherheitsbereich!
Unbefugtes betreten verboten!
Vorsicht Schußwaffengebrauch!
der Standortälteste

Was meinst Du wer sich danach richten soll und wie der Befehl lautet den derjenige bekommt, der hier einen Sicherheitsbereich schützen soll.

Muss der sich danach richten ob ihm ein Deutscher, ein Landsmann, ein Zivilist, ein Uniformträger verdächtig vor die Flinte kommt und seinen Weisungen zuwiderhandelt ?

Ich kenne Fälle, da wurden Wildschweine erschossen, weil sie in stockfinsterer Nacht den Befehlen:
Halt wer da
Stehen bleiben
Stehen bleiben oder ich schieße
Schuss in die Luft,,
nicht Folge leisteten und weiter im Gebüsch verdächtig raschelten.
,,das ging noch mal glimpflich ab,,außer dem Hohn und Spott für den sicheren Schützen *g*

Ich glaub ein Chinese hätte die Befehle auch nicht verstanden,, oder ?




--
hugo
mart
mart
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Re: Abscheulicher Schießbefehl
geschrieben von mart
als Antwort auf hugo vom 11.08.2007, 20:43:57
Ich wollte nur dutchweepees Ansicht
<bestätigen und ergänzen.

Es ist unmenschlich und unmoralisch einem 19 jährigen zu befehlen auf Menschen zu schießen.
Ich denke, daß du da damit einverstanden sein müßtest.


--
mart

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