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Aktuelle Themen Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin

eko
eko
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von eko
als Antwort auf hafel vom 21.09.2010, 11:31:07
@ hafel:

Dann will ich Dir mal einige Passagen hier niederschreiben, die aus einem Interview stammen, das die Badischen Neuesten Nachrichten mit dem Kriminalpsychologen und Angstforscher Christian Lüdke geführt und heute abgedruckt haben.

BNN: Wie oft werden Frauen zu Amokläufern ?

Lüdke: "Bei einem Amoklauf geht es dem Täter darum, seinen eigenen Selbstmord zu inszenieren. Das heißt, der Täterplant, sich am Ende umzubringen oder von der Polizei erschossen zu werden. Die Statistiken zum Verhältnis der Selbstmorde bei Männern und Frauen zeigen eindeutig, dass Männer wesentlich öfter, dreimal häufiger, Selbstmord begehen als Frauen dies tun. Und ungefähr genauso ist das Verhältnis bei den Amokläufern."

BNN: Was kann der Auslöser für so eine Tat sein?

Lüdke: "Damit eine Frau Amok läuft, müssen dem enorme Kränkungen, Demütigungen, Verletzungen vorangegangen sein. In der Regel gibt es gestörte Beziehungen über einen sehr, sehr langen Zeitraum und letztlich die Unfähigkeit, mit diesen hohen Aggressionen umzugehen."

BNN: Welchen Einfluss haben psychische Erkrankungen?

Lüdke: "Psychische Erkrankungen können teilweise eine solche Tat begünstigen, das heißt, dass Frauen in diesem Fall Realitätsverluste erleben. Allerdings handelt es sich bei einer solchen Tat in den seltensten Fällen um eine Affekthandlung, sondern das Ganze wurde von den Tätern in der Fantasie schon viele Hunderte Male durchgespielt."


hafel und luchs:

Genau auf diesen fettgedruckten Satz bezieht sich meine Aussage! Und es deckt sich auch mit den Vorgängen sowohl in Erfurt als auch in Winnenden. Denn in beiden Fällen war nicht etwa Affekt im Spiel, sondern eine Vorausplanung.

Gruß vom e k o
hafel
hafel
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von hafel
als Antwort auf eko vom 21.09.2010, 12:14:10
Eko:

Wenn Du meinen Beitrag genau liest, wirst Du feststellen, dass Deine Anmerkungen meinen Beitrag bestätigen.

1) am Ende inszeniert der Amokläufer seinen Selbstmord.
2) das rein gedankliche "Durchspielen" verschiedener Amokszenen ist nicht die Gefahr. Die Gefahr besteht in der plötzlichen Amnesie, der Kurzschlusshandlung. Und die kommt nicht geplant, sondern urplötzlich, wenn verschiedene Parameter zusammen fallen.

Hafel
pilli
pilli
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von pilli
als Antwort auf bongoline vom 21.09.2010, 11:30:32
gerne glaube ich dir, bongoline

dass du erschüttert bist; aber stelle dir jetzt bitte vor, dass ich noch sehr geschönt beschrieben habe, was ich da in vielen jahren jedes jahr im monat Juni auf dem platz sehen konnte.

es mag sein, dass im dörflichen raum in DE andere zustände sich zeigen könnten; aber ich kann nur davon berichten, was sich mir gezeigt hat: da das schützenfest jeweils mit einer Kirmes verbunden war und es neben dem saufzelt der schützen, zahlreiche bierstände auf dem platz hat und wenn du jetzt noch bedenkst, dass alleine fünf kneipen in der unmittelbaren nähe des kirmesplatzes ein gutes geschäft machen, habe ich wohl kaum übertrieben, was den alkohol-pegel betrifft.

es mag auch sein, dass es früher mal watt mit kultur zu tun hatte, mitglied im schützenverein zu sein, heute ist das in meinem privaten umfeld aber auch in der weitläufigen bekanntschaft ein absolutes "no go"! sogar peinlich wäre es mir, von so einer schützenliesel oder einem schützenhansel...womöglich noch in schützenuniform...gegrüßt zu werden.

wenn ich jetzt an die typen denke, die in dem wohnviertel, in dem ich 50 jahre gelebt habe, schützenheinis waren und die dann zum schützenkönig gekrönt wurden...auweia...

warum bongoline hat wohl der kabarettist Jürgen Becker in der satire-sendung des WDR "Mitternachtsspitzen", die uniform eines schützen an während seines auftrittes?

wie lächerlich diese zeltveranstaltungen sein können, zeigt das video, bongoline

aber bitte nicht erschrecken ; ich habe dir eine gemäßigte darstellung gesucht:

schützenseeligkeit...

und das sind dann, neben anderen, die leute, die das waffenarsenal, so es denn im schützenheim verwahrt wird, verwalten...

---

wie "kompetent" aber in schützenvereinen über die aufbewahrung der waffen nachgedacht wurde, zeigt doch das beispiel Winnenden: wieviele waffen waren nochmal in der wohnung des vaters? kann es sein, dass ich die zahl "27" erinnere? watt ist denn daran kompetent, vitara?

waffen und munition im heimischen umfeld zu deponieren, ja geht's noch schlimmer?

gestern nacht hat Domian auf WDR in seiner nachtsendung gebeten, ob es leute aus Lörrach hat, die ihn gerne anrufen möchten und daraufhin hat sich eine krankenschwester telefonisch während der sendezeit gemeldet, die in einem krankenhaus mit dem notarzt gesprochen hat, der die täterin versucht hat, wiederzubeleben. das ging unter die haut! zum einen berichtete die anruferin von den behandlungen der eingelieferten verletzten. dann sprach sie darüber, dass der getötete krankenpfleger ihr und ihren kollegen bekannt war und dann von der pflicht des notarztes und des übrigen krankenhaus-personales, auch die täter solcher geschehen zu behandeln.


--
pilli

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von olga64
als Antwort auf pilli vom 21.09.2010, 12:49:44
Ich möchte meine Bedenken (auch Furcht) kürzer ausdrücken: der nächste Amokläufer wartet schon irgendwo - vermutlich wird die Tat einer Frau auch Trittbrett-TäterInnen nun motivieren.Es dürfte Verletzten und Hinterbliebenen auch egal sein, welche Motivation der Täter oder die TäterIn hatte und wo die Waffen lagerten und welch tolles gesellschaftliches Ereignis Schützenvereine sind, um deren Bestand gekämpft werden muss. Olga
vitaraw
vitaraw
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von vitaraw
als Antwort auf pilli vom 21.09.2010, 12:49:44




keine sorge bongoline , auch in köln läuft kein schütze mit einer waffe herum , egal ob er nüchtern oder besoffen ist. wenn dann des nachts den herren das hemd aus der uniform rutscht , der hut schief sitzt und der gang schwankend wird , wie es auch in renommierten karnevalsvereinen passiert und wohl bei sehr vielen kegeltouren, sind alle waffen da wo sie hingehören ...in den waffenschränken. natürlich kann ich nicht mitreden wie pilli , da ich mich nicht in so gehobenen kreisen bewege ....aber nach wie vor sind solche vereine zumindest in kölner umland kein sammelbecken für asoziale.

die waffen sind , um zu den schützenvereinen zurück zu kommen auch bei den umzügen und veranstaltungen natürlich nicht dabei. allenfalls ein paar historische gewehre zur zierde.

heraus geholt werden sie zum training oder wettkämpfen , wenn ausgebildete schiessmeister mit dabei sind.

langsam wird es lächerlich . ich kann verstehen wenn menschen sagen ich mag keine waffen , ich sehe keinen sinn darin sie zu besitzen, oder sie als sportgeräte zu benutzen. aber so einen blödsinn wie von dir pilli möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen .

bongoline der vater des jungen mannes war ein waffennarr , der unverantwortlich mit seinen waffen gehandelt hat , und zufällig mitglied in einem schützenverein war ... soweit ich weiß war er auch jäger.

die mitgliedschaft in einem sportschützenvrein berechtigt nicht eine waffe zu führen die für amokläufe geeignet ist .

wie gesagt jeder mensch der durch solch eine tragödie stirbt ist zuviel , aber bitte keine verallgemeinerung ... die allermeisten sport und historischen schützen sind verantwortungsbewusste menschen.

nur zur info , ich bin kein mitglied in einem schützenverein , schäme mich aber nicht wenn ich von einem gegrüßt werde.


jutta
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von rolf †
als Antwort auf vitaraw vom 21.09.2010, 14:18:10
Wann ist eine Schußwaffe denn nicht für Amokläufe geeignet?
Doch nur, wenn keine Munition dafür vorhanden ist.
Also wäre doch das Verbot der Munitionsaufbewahrung in der Wohnung schon ein erster Schritt.
Munition gibt es, wie z.B. bei der BW nur in begrenzter Menge anläßlich der Übung.

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vitaraw
vitaraw
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von vitaraw
als Antwort auf rolf † vom 21.09.2010, 14:32:19



genauso ist es ja auch rolf , munition wird abgezählt ...sogar bei den luftgewehren. nochmal die waffen bei den amokläufen waren keine sportwaffen ... und nur dafür bekommt man waffenbesitzkarten , nach langer prüfung durch die polizei , in schützenvereinen ...

wie die leute an die anderen waffen kommen ist mir auch ein rätsel !


gruß
jutta
Cathalina
Cathalina
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von Cathalina
als Antwort auf vitaraw vom 21.09.2010, 14:43:23
wie die leute an die anderen waffen kommen ist mir auch ein rätsel !


Das ist kein Rätsel. In jeder größeren Stadt mit einem Bahnhof, kann sich jeder interessierte Waffen aller Gattungen kaufen. Das das nicht legal ist, steht auf einem anderen Blatt. Hinzu kommen die offenen Grenzen innerhalb der EU. Was man evt. nicht in Deutschland bekommt, bekommt man in einem anderen EU Land für billiges Geld hinterher geschmissen, samt Munition. Jetzt auf Schützenvereine ein zu dreschen bringt genauso viel oder wenig, wie das Geheul auf die Spielehersteller oder die Filmindustrie.

Der verstorbene Onkel meines Mannes war im Schützenverein und er war Jäger mit eigenem großem Waldstück. Trotz der Waffen die im Haus waren, sind weder seine Frau, seine Töchter oder seine Neffen auf die Idee gekommen mit diesen Waffen andere Leute zu bedrohen oder gar zu erschießen.

Da ist jemand durchgedreht und nun sucht man die schuldigen und das sind natürlich die Schützenvereine. Wer auch sonst? Kommt ja sonst kein anderer in Frage........

Kopfschüttelnde Grüße

Cath
Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf vitaraw vom 21.09.2010, 14:18:10
@ vitaraw
Ich schließe mich Dir hier einmal voll inhaltlich an und danke Dir für Deine wieder einmal sehr klaren Worte.

@ pilli

Selbstverständlich werden Täter behandelt - es gehört zum ärztlichen Auftrag ebenso wie zum Auftrag in der Gesundheits- und Krankenpflege.
Dass dies ein höchst traumatisches Geschehen ist, auch wenn es zum Beruf gehört, kann sich jeder mit einigermaßen klarem Verstand vorstellen.

Was mich wundert ist allerdings, dass sich eine Krankenschwester diesbezüglich äußert - es gibt die Schweigepflicht, die nicht nur den Namen und die Person der behandelten Menschen beinhaltet, sondern auch das gesamte Geschehen darum herum.


Meli
kirk
kirk
Mitglied

Re: Amokläuferin von Lörrach war Sportschützin
geschrieben von kirk
als Antwort auf Cathalina vom 21.09.2010, 15:14:05
Ich glaube, in der allgemeinen Diskussion um diesen Amoklauf gehts auch ein bisschen um das Verhalten unserer Politiker (allen voran Herr Bosbach).
Bisher sind ausschließlich Jugendliche Täter geworden und bei denen ging man grundsätzlich davon aus, bzw fand auch entsprechende Beweise dafür, daß sie mit Computerspielen in Kontakt waren oder Paintball oder ähnliches betrieben. Damals gingen diese Politiker sofort davon aus, daß diese Freizeitbeschäftigungen Auslöser der Bluttaten waren.
Diesmal ist es eine Frau im mittleren Alter, die sicherlich keine Computerspiele (Egoshooter) auf ihrem PC laufen hat, dafür gehört(e?) sie einem Schützenverein an.
Nun sehen die gleichen Politiker keinen Zusammenhang zwischen dem Hobby Sportschützen und dem Amoklauf.
Es wird zu Recht gesagt, daß nicht alle Sportschützen Amokläufer sind, wovon man bei den Egoshooter-Spielern nicht ausging.
Also wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Schützenvereine sind per se "gut" weil man das schon seit Jahrhunderten kennt.
Computerspiele, insbesondere Egoshooter, sind "schlecht" weil das neumodischer Kram ist und alles was neu ist, muss erstmal verboten werden.

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