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Aktuelle Themen Antisemitismus im Rap

mane
mane
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Antisemitismus im Rap
geschrieben von mane


Der Echo zeichnet nicht die besten Künstlerinnen oder die talentiertesten Künstler aus, sondern jene, die die meisten Platten verkaufen.
Bereits vor der Preisverleihung am 12.4.2018 standen besonders die Texte der Rapper Kollegah und Farid Bang wegen Antisemitismus, (die auch Homophobie und Sexismus enthalten) in ihren Texten in der Kritik. Das prämierte Album der beiden Rapper, wird als antisemitistisch kritisiert, was ich auch so sehe. Es enthält die Textzeilen "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow".

Der Sänger der Toten Hosen, Campino, der selber einen Preis erhielt, hatte das bereits während der Preisverleihung kritisiert. Zu weiterer Kritik hatte geführt, dass die Preisverleihung an dem Tag stattfand, an dem vor allem in Israel an die sechs Millionen ermordeten Juden während des Holocausts gedacht wurde.



In Verbindung mit dem aufkommenden Antisemitismus in Schulen, wo Kinder gemobbt werden, wenn bekannt wird, dass sie Juden sind und geraten wird, dass sie nicht öffentlich die Kippa tragen sollen, frage ich mich, was diese Texte  mit Kindern und Jugendlichen macht. Ich bin der Meinung, dass Sprache, auch im Rap, daraufhin untersucht werden soll, ob sie Menschen oder Menschengruppen beleidigt, diskriminiert oder in ihren Gefühlen verletzt. DieTexte des Rap-Albums „Jung, brutal, gutaussehend 3“ sind im Netz zu finden, ich erspare es mir, einen Link einzustellen.
Die "Kulturzeit" des ZDF brachte kurz vor des "Echos" diesen 6-minütigen Beitrag:
Antisemitismus im Rap

Wie seht ihr das?
Gruß Mane

olga64
olga64
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 19.04.2018, 14:36:54

Diesen mit einem Preis ausgezeichneten Rappern hätte nichts Besseres passieren können: jetzt sind sie wirklich prominent; vorher kannten die ja nur einige Insider. Mir imponierte die Rede von Campino und ich verstehe es wohl nie, warum die Preisträger nicht da schon ihre Preise gar nicht annahmen. ERst Tage später kramten sie sie hervor und als sich wieder mal Kameras zeigten, gaben sie sie medienwirksam zurück (wenigstens teilweise). Wie verlogen das doch alles ist.

Ein Verbot von Texten dürfte schwer durchsetzbar sein. Wir kennen das ja von Böhmermann, die sog. künstlerische Freiheit ist ein hohes, grossenteils unantastbares Gut. Es liegt an uns selbst, ob wir uns solche Gemeinheiten anhören und dann einige sicher auch noch gut finden.
Besonders widerlich fand ich es, dass die Preisverleihung an diese Auschwitz-Verhöhner an dem TAg stattfand, wo Israel das 70-jährige Bestehen seines Staates feierte. Olga

dutchweepee
dutchweepee
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf mane vom 19.04.2018, 14:36:54
Ja mane - es ist schlimm, dass Kollegah und Kollegen gerade auf Schulhöfen so popülär sind. Aus allen Handies dudeln seit Jahren ihre Hasstexte. Dass Künstler wie Westernhagen und Klaus Voormann die Echos zurückgeben, nehmen die Kids nur marginal wahr.

DIE ALTEN SÄCKE spielen keine Rolle in ihrer Welt. Aufklärung über Inhalte ist da sinnlos, wenn die Rapper selbst nicht verantwortlicher mit ihren Worten umgehen. Das wird aber in den Battles nicht geschehen. Selbst wenn die Pladden zensiert werden, kursieren eben krasse Texte als Club-Mitschnitte auf mp3 ...und die sind begehrter und "wertvoller" für die Jugendlichen denn je.

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Naturella
Naturella
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von Naturella
als Antwort auf dutchweepee vom 19.04.2018, 15:45:39

Hallo Mane,

ich sehe das ähnlich wie dutchweepee. Jugendliche möchten eben einfach cool sein. Und wenn etwas von älteren gerügt oder gar verboten wird, scheint es um so reizvoller zu sein.
Verhindern lässt sich diese Ausartung an Texten leider nicht mehr im heutigen Internetzeitalter.

Verantwortlich machen sollte man allerdings die Echoverleiher für ihr unsensibles Vorgehen.

Liebe Grüße - Naturella

mane
mane
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 19.04.2018, 15:20:37

Hallo Olga,

soweit ich weiß, sind diese Rapper schon lange bekannt und sehr beliebt. Das erst im Dezember 2017 herausgekommene Album wurde zu einem der meist verkauften des vergangenen Jahres in Deutschland und bekam darum den Echo. Bei YouTube erhalten sie Aufrufe teils im Bereich von 10 Millionen und begeisterte Kommentare, die in die Tausende gehen.
 
Sie haben Recht, ein allgemeines Verbot der Texte wird schwer durchzusetzen sein – allerdings landeten die ersten beiden Alben diese Reihe auf dem Index und dürfen nicht mehr an Kinder unter 18 Jahren verkauft werden oder über den Versandhandel vertrieben werden. Bei der Abwägung zwischen Kunstfreiheit und Jugendschutz wurden die Jugendschutzbelange als vorrangig eingestuft.
Mane
 
dutchweepee
dutchweepee
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf mane vom 19.04.2018, 18:43:21
allerdings landeten die ersten beiden Alben diese Reihe auf dem Index und dürfen nicht mehr an Kinder unter 18 Jahren verkauft werden oder über den Versandhandel vertrieben werden. Bei der Abwägung zwischen Kunstfreiheit und Jugendschutz wurden die Jugendschutzbelange als vorrangig eingestuft.
geschrieben von mane
So wie wir in der DDR Songs von Freygang, Renft oder den Scherben auf Cassette verbreitet haben und konspirativ über Walkman auch im Angesicht der VoPos und Lehrer hörten, so läuft Heute in beinahe jedem dieser Ohrstöpsel indizierte Musik - je krasser je besser. Außenstehende oder gar Eltern und Lehrer haben da keinen Zugang. In Sekundenschnelle ist so ein Titel digital via bluetooth ohne qualitätsverlust geteilt.

Wer soll das zensieren?

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mane
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von mane
als Antwort auf dutchweepee vom 19.04.2018, 18:53:56

Hallo Dutchweepee,

da hast du wohl Recht, Die Frage ist, ob diese gewaltverherrlichenden Texte bei den Kindern zu Schäden führen können. Sie finden ja auch leichten Zugang zu Hardcore Pornos, was ich ebenfalls für bedenklich halte. Auch wenn Eltern und Lehrer dies nicht verhindern können, sie sollten mit den Kindern und Jugendlichen darüber sachlich sprechen, damit diese die Texte richtig einordnen können und nicht für bare Münze halten
.
Rap als Teil der Hip Hop Kultur war auch in seiner Entstehungszeit bereits gewaltverherrlichend. Das lag aber daran, dass das Leben z.B. in Gebieten wie der New Yorker Bronx, von Gewalt dominiert wurde.  Von diesem Leben erzählten die jungen Männern in den vorwiegend schwarzen Ghettos. Es war die damalige Realität, während die schamlosen Entgleisungen von Kollegah und Farid Bang  nichts mit sozialen Themen zu tun haben und Grenzen überschreiten, die, meiner Meinung nach, nicht mehr tolerierbar sind.
Mane
 
mane
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von mane
als Antwort auf Naturella vom 19.04.2018, 16:42:23

Hallo Naturella,

ja, man sollte solchen Figuren keinerlei Bühne bieten, weder bei irgendwelchen Musikpreisen noch in der Presse.
Leider gibt es so viele Käufer und Hörer dieser Interpreten, dass die Verkaufszahlen für einen Echo reichen. Wie kann das sein? Ist unsere Gesellschaft tatsächlich schon dermaßen verroht, dass sie Gefallen an solchen Texten findet? Würden diese Rapper keinen Nerv bei  so vielen Käufern treffen, würde doch kein Hahn danach krähen, was die so von sich geben.

Was Jugendliche angeht, da magst du Recht haben. Wir haben unsere Eltern u.a. mit den Rolling Stones geschockt, bei unserem Sohn waren und sind es immer noch manchmal sehr gruselige Heavy Metall Bands und wer weiß, worauf unsere Enkel mal stehen?
Liebe Grüße,
Mane
 

Naturella
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von Naturella
als Antwort auf mane vom 19.04.2018, 22:13:13

Tja, wenn es immer nur um "schneller, besser, weiter" geht in unserer Gesellschaft, und nicht mehr um das ethische "wie und warum", da haben viele Hetzer ihre Fans.
Ein Übel sehe ich auch darin, dass die eigentlichen Verursacher unserer Gesellschaftsproblematik immer außen vor gelassen werden, da sie kaum fassbar sind. Es wird immer der Nächstschwächere herhalten müssen, der sich nicht wehren kann.

mane
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RE: Antisemitismus im Rap
geschrieben von mane
als Antwort auf Naturella vom 19.04.2018, 22:48:06

Hallo Naturella,

wen siehst du in diesem Zusammenhang als Verursacher „unserer Gesellschaftsproblematik“?

Was die beiden Rap-Hetzer angeht, sie sollten keinen Freifahrtschein wegen Kunstfreiheit für ihr narzistisches, homophobes, frauenverachtendes und antisemitistisches Gedankengut bekommen. Auch sollten sie sich der Verantwortung ihrer jungen, überwiegend männlichen Fans,  die zu ihnen hinaufschauen, bewusst werden. Die Texte, die sie fabrizieren, unterstützen Gewalt und richten sich gegen die Menschenwürde.
Der Auschwitzvergleich ist einfach nur ekelhaft und zeigt nur wie stumpf und empathielos die Beiden sind.
Mane

 


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