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Aktuelle Themen Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven

Silvan
Silvan
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Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von Silvan
Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven

Es ist wohl wirklich oft schlimm .....


Acht Stunden am Tag, ausnahmsweise auch mal zehn - Arbeitszeiten in Deutschland sind strikt geregelt. Tatsächlich schert sich die Gastronomie nicht um Vorgaben, die Gesetze werden konsequent missachtet.


Mehr dazu: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/10-stunden-tage-restaurants-missachten-arbeitszeitgesetz-a-1014225.html

Hat jemand von euch Erfahrung aus erster Hand damit?
olga64
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von olga64
als Antwort auf Silvan vom 02.03.2015, 14:41:51
Da ich immer nur zahlender Gast in Restaurants bin, bleibt mir natürlich der Weg in die Küchen versperrt oder gar Interviews mit den dort Beschäftigten (was mich aber auch nicht so sehr interessiert, wenn ich irgendwo zum Abendessen bin).
Tatsache ist aber wohl, dass in unserem Land keiner gezwungen wird, dort zu arbeiten und sich ausbeuten zu lassen. Die Branche hat auch eine sehr hohe Abbrecher-Quote. Wahrscheinlich wollen junge Leute diesen Beruf ergreifen, weil sie davon träumen, später mal als bekannter Koch in einer der unzähligen TV-Sendungen Karriere zu machen und lernen dann, dass der unwahrscheinliche Weg dorthin mit Dornen gepflastert ist.
Auch die Gäste in den Restaurants tragen ihren Anteil dazu bei - immer billiger, aber dafür mehr - diese Rechnung geht nicht auf und die Leidtragenden sind meist die BEschäftigten. Olga
nerida
nerida
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von nerida
als Antwort auf Silvan vom 02.03.2015, 14:41:51
als Schülerin habe ich auf unserem hiesigen Volksfest in einem dieser RiesenFestzelte in der Küche gejobt.

Eigentlich wollte mich der Chef garnicht nehmen, weil ich ihm zu "klein und zu zart" erschien. Aber der Einwurf vom Ochsenbrater " die Kloansten sind am zähesten" stimmte ihn um.

Der Verdienst war super für meine Verhältnisse, aber nur weil ich meinen Protoge, den Ochsenbrater nicht enttäuschen wollte, hielt ich durch.
Tagelang Schaschlikspiesse stechen, Ziebel schneiden, Abfälle entsorgen und und und....dazu die Brüllerei über den Lärm hinweg, es war einer meiner härtesten Jobs jemals.
Am Ende bekam ich dann ein dickes Lob von den Kollegen und vom Chef, der mich mit ein paar netten Scheinchen noch extra belohnte.

Für mich war das Geld für die Klamottengrundnausstattung des nächsten Schujahres - und das kurze selige Gefühl, schrecklich reich zu sein.

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schorsch
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 02.03.2015, 17:47:33
............
Tatsache ist aber wohl, dass in unserem Land keiner gezwungen wird, dort zu arbeiten und sich ausbeuten zu lassen. ............... Olga


Ich denke, da irrst du dich. Denn es ist oft die nackte Not, die diese Augebeuteten zwingt, sich in die Hände von Ausbeutern zu begeben.

Mein Tipp: Frag doch mal den Wirt, ob du die Küche besichtigen darfst!
nerida
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von nerida
als Antwort auf schorsch vom 03.03.2015, 10:48:54

Ich denke, da irrst du dich. Denn es ist oft die nackte Not, die diese Augebeuteten zwingt, sich in die Hände von Ausbeutern zu begeben.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sehr oft Familienangehörige mithelfen müssen und da sieht es mit Tariflöhnen zuweilen sehr schlecht aus. Da steht die Ehefrau oder Oma, Tochter nachts oft noch in der Küche und putzt, während die Angestellten längst schon zu Hause sind. Der Chef fährt nach drei oder vier Stunden Schlaf auf den Großmarkt und hat dann einen ewig langen Stundentag. Ohne die Mithilfe von Familienangehörigen können heutzutage sehr viele Gastronomieunternehmen nicht mehr existieren.
Das verführt natürlich auch zur Beschäftigung von Schwarzarbeitern, die keinerlei Rechte geniesen und dem Arbeitgeber auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind

Ungelernte Hilfskräfte werden natürlich oft schlecht bezahlt - das findet man in vielen 'Branchen.

Eine Nachbarstochter, die Köchin in einem renommierten 'Restaurant in unserer Stadt gelernt hat, die verdient jetzt als Beiköchin ein sehr gutes Geld und hat alle sozialen Leistungen. Sie ist absolut zufrieden mit Bezahlung und Wertschätzung durch den Arbeitgeber.
olga64
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von olga64
als Antwort auf schorsch vom 03.03.2015, 10:48:54
Nein, SChorsch - ich habe wirklich kein Interesse, wenn ich abends zum Essen in ein gutes Restaurant gehe, die Küche zu besichtigen und das stressbelastete Personal danach zu befragen, ob dort auch die Arbeitszeiten eingehalten werden und sie tarifgerecht bezahlt werden. Das sollen die Gewerkschaften übernehmen, die dafür zuständig sind, bzw. die Gewerbeaufsicht. Allerdings - wo kein Kläger, da kein Richter - die ausgebeuteten Mitarbeiter sollten sich schon selbst wehren.
Einmal war ich in Italien in einer Küche, aber nur, weil das Essen so wunderbar war, dass ich einen Koch nach dem Rezept fragte, was der mir auch gab. Olga

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JuergenS
JuergenS
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von JuergenS
Bei einer Sylvesterfeier in einem italienischen Lokal hab ich mal, weil die Speisen alle fertig waren, erlebt, dass zwei Köche herausgekommen sind, um zu sehen, wie gefeiert wird.

Ich habe selten so viel Traurigkeit erlebt, wie diese beiden, fern von der Heimat, ausstrahlten.
Das hat mich sehr beeindruckt, so dass ich es nicht mehr vergessen kann.
Das lass ich ohne Analyse mal so stehen.
olga64
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 04.03.2015, 16:27:42
Die armen ragazzi - ich kann sie verstehen. Umgekehrt wäre es sicher auch so gewesen, wenn zwei deutsche Jungs in irgendeinem italienischen Lokal Sylvester hätten verbringen müssen - fern der Heimat und Familie. Aber bei Italienern kommt natürlich auch noch die sympathische Emotionalität hinzu, die aber auch den Vorteil hat, dass sie rasch vorbeigeht, wenn sie mal die Chance hatte, gezeigt zu werden. Olga
JuergenS
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von JuergenS
"sympathische Emotionalität hinzu, die aber auch den Vorteil hat, dass sie rasch vorbeigeht, wenn sie mal die Chance hatte, gezeigt zu werden. Olga"

Schmarrn, die waren sicher ausgenutzt und traurig, das geht nicht sofort wieder vorbei, das Publikum waren denen egal.
schorsch
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Re: Ausbeutung in Restaurants: Die Küchensklaven
geschrieben von schorsch
als Antwort auf JuergenS vom 04.03.2015, 18:55:00
"....doch zwei kleine Italiener möchten gern zuhause sein....".

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