Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben

Aktuelle Themen Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben

olga64
olga64
Mitglied

Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von olga64
Vodaphone, eine Berliner IT-Firma und nun auch SAP stellen verstärkt Autisten und Menschen mit dem Asperger-Syndrom ein. Es hat sich gezeigt, dass diese Menschen sich immens gut konzentrieren können und sich sehr viel weniger durch äussere Einflüsse ablenken lassen, wie dies bei sog. Normalos der Fall ist.
Es ist bei Autismus und Asperger-Syndrom sehr schwierig, die Grenze von der Behinderung zur Genialität zu finden - durch diesen SChritt der Unternehmen könnte hier viel Gutes passieren.
Auch wenn die Unternehmen dies nicht aus reinem Gutmenschentum machen, so stellt sich diese Aktion für mich als ausgesprochene Win-Win-Situation dar. Von ca 600.000 betroffenen Menschen sind derzeit nur ca 5% in regulären Arbeitsverhältniss - der Rest arbeitet in Behinderteneinrichtungen oder muss Sozialhilfe erhalten. Mir gefällt es,dass sich hier eine Besserung für diese Menschen abzeichnet, was mit Sicherheit auch zur Beruhigung der Eltern solcher Kinder beiträgt. Olga
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 27.05.2013, 16:45:57
Dass bei dieser gebotenen Chance nur "Gutmenschentum" im Spiel ist, bezweifele ich ebenfalls, Olga. Es ist wohl eher die sich immer mehr durchsetzende Erkenntnis, dass Autisten und Menschen mit Asperger Syndrom ganz außergewöhnliche Fähigkeiten haben und sich durch hohe Konzentrations- und Einfühlungsermögen in Programmabläufe auszeichnen. Meist liegt ihr Intelligenzpotential weit über dem Durchschnitt, aber oftmals in ziemlich zielgerichteter Form.

Hier in der Schweiz gibt es in Zürich eine höchst erfolgreiche Firma, die nur Autisten/ Asperger einstellt und an Firmen zur Lösung besonderer Problem-Aufgaben an Computern verleiht. Gegründet wurde die Firma von einer Frau mit Asperger Syndrom. Für die zwischenmenschliche Kommunikation jedoch benötigt sie jemanden an ihrer Seite, denn mit jeder Art von Floskeln oder oder Small Talk können diese Menwchen nicht umgehen. Sie brauchen eine klare, unmissverständliche Sprache und können auch die Mimik ihres Gegenübers nicht deuten. Sie bemerken nicht, ob jemand wütend oder traurig ist.

Die Chance, die immer mehr Firmen Menschen mit dieser Art "Behinderung" geben ist gleichzeitig auch eine Chance für die Firmen selbst.

Allerdings kommt es trotzdem auch auf die Schwere dieser Störung an. Es wäre allgemein begrüßenswert, wenn über diese Art von "Fehlfunktion" mehr aufgeklärt würde - vor allem, weil diese Mensxchen auf andere oftmals als unhöflich gelten, obwohl sie im Grunde überwiegend äußerst liebenswürdig und witzig sind.

Luchs
olga64
olga64
Mitglied

Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 27.05.2013, 17:19:08
GEstern in Spiegel-TV erklärte ein Chef einer solchen Firma, wie er einem Autisten (oder Asperger-Menschen) vermitteln kann, wenn er möchte, dass Systemprogramme beim Kunden zu lösen sind. Bei "Normalos" würde eine längere Umschreibung mit Bitte und danke erfolgen - dies verstehen Autisten nicht. Dort genügt: Morgen bis 18.00 Uhr Systemprogramm bei Firma X lösen. Das ist sicher auch eine Umstellung bei Managern, die ja doch mittlerweile Höflichkeitsformen praktizieren. Ich finde es sehr gut, wenn sich hier bei Autisten etwas bewegt - sie werden ja für ihre Tätigkeiten bezahlt und das ist immer noch besser, als wenn ein solcher Mensch Holzspielzeug in einer Behindertenwerkstatt anfertigen muss. Olga

Anzeige

val
val
Mitglied

Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von val
als Antwort auf olga64 vom 27.05.2013, 17:33:11
Ich finde, dass es keine Rolle spielt, ob "Gutmenschentum" oder nicht - Hauptsache ist, dass etwas derartiges in Bewegung gesetzt wird. (Bin sowieso immer skeptisch bei proklamiertem reinem 'Gutmenschentum')
Val
olga64
olga64
Mitglied

Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von olga64
als Antwort auf val vom 27.05.2013, 17:45:09
Ich sehe dies genau so, aber es wird sicher viele "Gutmenschen" ausserhalb von Unternehmen und Manager-Kreisen geben, die dies sofort wieder als reines Profitdenken und miese Sache abqualifizieren. Olga
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 27.05.2013, 17:33:11
Ich finde es sehr gut, wenn sich hier bei Autisten etwas bewegt - sie werden ja für ihre Tätigkeiten bezahlt und das ist immer noch besser, als wenn ein solcher Mensch Holzspielzeug in einer Behindertenwerkstatt anfertigen muss. Olga
geschrieben von Olga:


Vor allem sollten Lehrer über dieses Erscheinungsbild aufgeklärt werden, denn sie stufen die Kinder völlig falsch ein und stellen so gleichzeitig negative Weichen für ihr späteres Weiterkommen.
Nicht wenige Kinder werden in Schulklassen verfrachtet, in denen sie hoffnungslos unterfordert sind und sich langweilen.

Es braucht noch viele Schritte der Aufklärung, die manchen Leidensweg ersparen könnte.

Luchs

Anzeige

qilin
qilin
Mitglied

Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von qilin
als Antwort auf luchs35 vom 27.05.2013, 17:52:20
Ich denke das geht ja inzwischen fast schon mit Riesenschritten vorwärts - heute sind die Begriffe bereits im allgemeinen Sprachgebrauch; als ich zur Schule ging, 'gab's' zwar bereits Autisten, aber selbst unter Psychologen war der Begriff nicht sehr verbreitet, 'Aspergis' und 'Alexis' waren überhaupt noch unbekannte Wesen...

() qilin
Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Schon 'Normalos' in der IT-Branche sind per se einsame Menschen.
IT ist deswegen die Branche mit der höchsten Scheidungsrate.
Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, welche (ausschliessliche) analytische Konzentration nötig ist - über Monate.
Das wirkt abstoßend auf den Rest der Familie, weil das 'Objekt' wichtiger ist als 'Familie'.

Man hat herausgefunden, daß Frauen in der Brachen viel besser sind als Männer.
Grund: Mann denkt alle 8 Sekunden an Sex, Frau nur alle 20 Sekunden.
Das ist wichtig; denn i.a müssen bis zu 90 Fakten im Gedächtnis gesammelt werden, um sie zu kombinieren, abzuwägen - und bei der Entwicklung zu einem Ergebnis zu kommen.
Es ist klar, dass ein 'Ablenkungsmanöver' diese Kette unterbricht, oder gar abbricht und somit beendet.

Die Schwierigkeit dürfte die (Grund-) Ausbildung der Autisten sein.
Einmal angestoßen, können die weiteren Fertigkeiten selbst erworben werden. Das ist dann wieder normal in der Branche.

Es würde also mehr als ein gutes Werk getan, Autisten zu beschäftigen, die einfach nicht ablenkbar sind.
Ich denke, das ist eine glänzende Idee.
Adoma
Adoma
Mitglied

Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von Adoma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.05.2013, 20:46:52
Dieser Junge wurde auch einmal als Autist eingestuft.
Ich bin immer ganz vorsichtig mit Diagnosen!


Adoma
Re: Autisten bekommen eine Chance für ihr weiteres Leben
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Adoma vom 27.05.2013, 21:58:44
...wurde eingestuft als Autist.

Ich meine zu erkennen, dass er auch noch so eingestuft werden kann.
Das meine ich nicht abwertend; das ist lediglich mein Eindruck.

Ich kann hier nur über meine Erfahrungen in der IT reden.

Was der Steppke in seinem langatmigen Auftritt sagte,
wäre als Essenz in höchstens zwei Minuten zu sagen gewesen:
Höre auf mit Lernen, finde es selber raus, und dann handele.
Nun, das ist der normale Weg in wohl jedem Ing-Beruf.

Allerdings-
um überhaupt seine eigenen Gedanken und Erkenntnisse selbst angehen zu können, sind schon ein 'paar' erlernte Fähigkeiten/Grundlagen vorneweg nötig.
ZB die Erkenntnis, daß eine heiße Herdplatte beim Anfassen weh tut (simples Beispiel).
Das meinte ich mit Schwierigkeiten, wenn denen 'nichts beigebracht werden kann', weil sie nicht in der Lage sind zuzuhören und dabei mitzudenken, mitzufolgen (salopp auf den Punkt gebracht). Ist aber mit Fingerspitzengefühl durchaus möglich.

In meinem Berufsleben habe ich natürlich auch mit solchen Menschen zu tun gehabt. Sie sind sehr schwierig zu handhaben. Weil die Informationsübertragung (sprechen) zu anderen derart schnell, abgehackt und sprunghaft erfolgt, daß der Empfänger beim besten Willen nicht folgen kann. Das war auch bei diesem Steppke der Fall, hielt sich aber noch in verständlichen Grenzen.

Offenbar hatten diese Leute was Tolles auf dem Kasten, jedoch ihnen fehlte die 'Schnittstelle' zu anderen, bzw -oder anders gesagt- den anderen fehlte die Schnittstelle zu ihnen.
So wurde manches Projekt in den Sand gesetzt, eben weil es Mißverständnisse gab.

Zu bedenken ist dabei, dass die meisten Projekte über 3...4 Jahre laufen, und mit Disziplin von Anfang an angegangen werden müssen.
Ich glaube, dass man Autisten nicht so lange konzentriert an einer Aufgabe halten kann; bisher jedenfalls nicht erlebt.

Wurden diese Menschen aber allein an ein Projekt gesetzt, dann
-wurde es nie fertig (wegen ständig neuer Ideen),
-wurde es falsch ausgeführt (weil sie auch nicht zuhörten).
Beides war dann im Ergebnis nichts, es wurde in den Sand gesetzt.

Setzt du sie als Pilot in ein Flugzeug, dann bist du zwar sicher, dass du schnell ankommst - fragt sich nur wo.

Aber gib denen kleine, überschaubare Aufgaben, und spezifiziere diese auch genau genug -und frage ab ob sie vertanden wurden-, dann ist das eine ganz feine Sache. RatzFatz - und die Sache steht.
Das heißt im Umkehrschluss, gib ihnen eine interessante Aufgabe überschaubaren Ausmaßes, und sie sind begeistert dabei. Und fix.
Kontrolle ist natürlich geboten, genau wie bei 'Normalos' der Branche.

Ich denke, diese Erfahrung wird auch die Firma aus Walldorf gemacht haben.

Anzeige