Aktuelle Themen Das Elternhaus
Kurzfassung:
Gab dir ein Herz , Freiny👄
👀
Nun liebe Freiny,
schwierige Frage, schwierige Antwort.
Denn – es ist ja nicht nur dein Thread, der nicht gefüllt wird mit viel Bewegung. Andere Threads erwachen, dümpeln dann aber ebenso vor sich hin. Es ist immer ein Ausprobieren der Themen, kommen sie an, oder nicht.
Es gibt hier Kernthemen, die werden emsig bedient, eigentlich von immer denselben Diskutanten. Diese haben dann auch eine Menge damit zu tun, ihre Meinung dort unter die Leute zu bringen. Abweichungen und Besuch in Threads, die vielleicht nicht so geläufig sind, ist dann nicht vorgesehen.
Es wäre vielleicht gut, wenn du deine Gedanken weiterhin im Gedankenpalast bündeln würdest. Der Thread ist bekannt und auch besucht. Das wäre dann eine Anlaufstelle. Sonst sackt so ein neuer Thread ab und man findet ihn nicht wieder.
Das waren nur so meine Gedanken an einem verregneten Sonntag.
Herzliche Grüße zu dir, Ursula
Liebe Phryne,
der Titel deines Threads und der Dank an Deine Eltern hat mich berührt.
Über meinem Schreibtisch habe ich ein Foto meiner alten Eltern, beide wurden über 90, auf einer Bank nach einem Spaziergang sitzend. Meine Mutter hat den Kopf auf die Schultern meines Vaters gelegt und schläft. Von diesem Bild geht soviel Ruhe und Frieden aus, ich betrachte es immer mit großer Dankbarkeit. Meine Eltern haben mir mein Urvertrauen in die Menschen vermittelt. Ich konnte mich - auch als pubertierender Rebell - immer auf ihre Liebe verlassen.
Auch zu meinem Elternhaus im Siegerland habe ich eine besondere Beziehung. Es ist zwar nicht in meinen Besitz, sondern in den meines verstorbenen Zwillingsbruders und nun dessen jüngsten Sohn übergegangen, aber es ist immer etwas besonderes, wenn ich es sehe, besuche oder nur erinnere.
Ich habe keinen meiner Großeltern kennengelernt, durfte also nie Enkel sein. Aber das, was man nicht kennt, man auch nicht vermisst.
Familie war für mich immer wichtig. In der Nähe von Freiburg wohnt noch ein älterer Bruder, in Winterthur (Schweiz) eine ältere Schwester, auf deren 80. Geburtstag wir uns jetzt gerade freuen dürfen. Sie hat für eine sehr große schweizerische Verwandtschaft gesorgt. Ich bin inzwischen mehrfacher Urgroßonkel.
Karl
P.S.: Ein altes Bild aus den 1950er Jahren aus meinem Heimatdorf im Siegerland. Ich stehe ganz rechts hinter dem Nachbarsmädchen mit dem Roller. Neben mir mein Zwillingsbruder, der immer etwas größer war als ich. Neben ihm ein Freund, mit dem wir noch heute regelmäßig Kontakt pflegen, ihn hat es auch in die große weite Welt hinaus getrieben wie mich.
Danke für den nachdenkenswerten Beitrag! Auch ich fühle mich mit den Vorfahren sehr verbunden - eine Oma wurde knapp 93 Jahre alt, während meiner Kindheit wohnten sie und Opa mit meinen Eltern und mir zusammen, später in der Nähe. Geprägt wurde ich auch von ihren Erzählungen über die Kriegsjahre usw. - habe mir später dann aber meine eigenen Gedanken gemacht und nicht alles gut befunden, was ihre Meinungen waren....
Ja, wir werden von vielen Seiten beeinflusst - müssen uns das für uns Richtige heraussuchen oder es zumindest versuchen....
LG barbarakary
Liebe Phryne
habe gerade erst DeinenThread entdeckt. Danke für Deine Schilderung.
Ja, auch ich denke mit Dankbarkeit an mein Elternhaus zurück.
Meine Eltern haben mich in unterschiedlicher Weise geprägt.
Meine Mutter war eine ruhige Persönlichkeit, gebildet und sehr daran interessiert, uns Kinder ein Studium zu ermöglichen. Für die damalige Zeit war sie schon sehr emanzipiert und hatte liberale Ansichten. Die Erziehung war nicht autoritär aber schon auch von klaren Grenzsetzungen bestimmt. Mutter hat uns immer einen gewissen Entscheidungsfreiraum eingeräumt. Ihr Ziel war es, uns zu eigenständigen Personen heranreifen zu lassen. Gläubig war sie nicht, eher Agnostikerin.
Mein Vater stammte aus ganz einfache Verhältnissen und war fast 6 Jahre jünger als meine Mutter.
Er hatte bereits im Alter von 13 Jahren die Mutter verloren und hat viele Entscheidungen in Erziehungsfragen meiner Mutter überlassen. Er wurde aber immer gefragt, darauf hat meine Mutter wert gelegt.
Vater war ein gläubiger Mensch. Sein Urvertrauen hat mich immer stark beeindruckt. Gerne ging ich mit ihm ins Hochamt, wo er aus voller Brust lateinische Kirchenlieder mitgesungen hat.
Als ich mit knapp 17 Jahren meinen späteren Mann kennenlernte, war meine Mutter nicht beglückt, hat versucht mich auf den unterschiedlichen Kulturkreis hinzuweisen. Zu frisch waren noch die Kriegserinnerungen ..
Vater reagierte pragmatischer, setzte sich aufs Moped und fuhr nach D.
Erkundigte sich beim Pfarrer und besuchte anschließend meine spätere Schwiegermutter. Die beiden haben sich auf Anhieb gut verstanden. Mein Mann, der ohne Vater aufwuchs, hat in meinem Vater einen guten väterlichen Freund gefunden.
Ich könnte vieles noch erzählen, vielleicht ein ander Mal.
Obwohl ich gerade an Blogs schreibe, die so Lebensmodule beschreiben, wo auch das Elternhaus natürlich reinspielt, fühle ich mich angeregt, auch hier einiges von mir zu geben.
Meine Eltern sind beide in einem alten Viertel von München aufgewachsen, der Start ihrer Ehe war kurz vor dem Krieg, 1938.
Soweit sich das später darstellte, waren sie ohne große Auffälligkeiten, aber in der folgenden Kriegszeit natürlich lange Zeit getrennt. Mit meinem Bruder waren wir in Marienbad, Vater war in verschiedenen Gebieten des Krieges im Einsatz, er verstand es, trotz fehlender Ausbildung(hätte Geld gekostet) immer im KFZ-Bereich tätig zu sein, war also wahrscheinlich nie an der Front, aber in verschiedenen Ländern: Frankreich, Russland, Baltestaaten, Belgien, Italien, wurde am Gardasee am Ende des Krieges am Gardasee gefangengenommen. Er hatte dort Freundschaft mit einer italienischen Familie geschlossen, die ihn beim Zusammenbruch schützte und uns später die Möglichkeit eröffnete, dort freundschaftlich in mehreren Urlauben aufgenommen zu werden.
Ich kann nichts besonderes berichten über meine Familie, vielleicht das, dass beide Eltern mit 64 Jahren, verbraucht, gestorben sind. Sie haben uns ein Häuschen hinterlassen, das uns den Start in unsere Zukunft durch Verkauf erleichtert hat. Ich hatte nur noch einen Großvater für kurze Zeit kennengelernt.
An mein "Elternhaus" = Kindheit knüpfe ich zwar mehr negative denn positive Erinnerungen. Trotzdem möchte ich nichts, das nur mich betrifft, nicht erlebt haben. Denn ich denke und glaube, dass diese Erlebnisse mich daran gehindert haben, ein blasierter, überheblicher Affe zu werden.....
Es ist mir eine Freude zu lesen, dass es so gute Elternhäuser zu damaliger Zeit gab. Von solch liebevollen, verständnisvollen Eltern kann ich leider nicht berichten. Meine Kindheit bestand aus Ablehnung, Demütigung und Misshandlung, aus Verständnislosigkeit, Ausbremsung und Lieblosigkeit.
Ich habe das alles alleine über viele Jahre hinweg aufgearbeitet und bin heute in der Lage darüber zu sprechen, aber ich brauche das nicht mehr. Die Zeit ist vorbei, sie hat mich zwar geprägt, aber ich bin nicht mehr so stark damit belastet, so dass ich heute sagen kann: So waren sie halt, irgendwie werden sie so geworden sein, ist nicht zu ändern.
Was ich allerdings nur widerwillig kann, ist Bilder von ihnen anzusehen. Deshalb habe ich auch keines aufgestellt.
Manchmal erscheinen sie mir im Traum und dann bekommen sie von mir alles zurück, was sie mir als Kind und als Jugendliche angetan haben. Ja, so tief kann das sitzen.
Meine Mutter wurde 90 Jahre alt und mein Vater starb wenige Wochen vor seinem 95 Geburtstag. Er war bis in dieses hohe Alter der Hoffnung, alles in seinem Leben richtig gemacht zu haben und er war der Überzeugung, es hätte bei seinen Kindern nie etwas zu loben gegeben.
Als mein Mann und ich die elterliche Wohnung von der Caritas haben ausräumen lassen, fand ich im Keller fein säuberlich an die Wand genagelt, den dünnen Rohrstock, mit dem meine Schwester und ich als Kinder gezüchtigt wurden. Zu diesem Zweck mussten wir eigenhändig unser Gesäß entblößen, damit der Stock so richtig schön auf den nackten Hintern geschlagen werden konnte.
Mein Vater behauptete im hohen Alter, als meine Schwester ihn darauf ansprach, das sei eben damals üblich gewesen.
Nun, ich sehe, es war offensichtlich nicht überall üblich. Wohl dem, der solches nicht erlebt hat.
Man muss nichts tun, weil es so üblich ist, man kann selbst nachdenken und sich fragen, ob diese Handlungsweise richtig ist, oder ob sie schädlich ist. Aber darüber haben sich meine Eltern wohl keine Gedanken gemacht.
Ach ja, bei der Wohnungsauflösung fand ich auch noch einige Hefte aus der NS-Zeit: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Ja, da war mir alles klar.
Seid alle ganz lieb gegrüßt,
Christiane
Ich möchte hier lieber nicht ins Detail gehen, aber auch ich kann bis heute keine Bilder meiner Eltern ertragen.
VG - Via