Aktuelle Themen Das Elternhaus

Via
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RE: Das Elternhaus
geschrieben von Via
als Antwort auf Drachenmutter vom 27.02.2020, 13:54:58

Auch ich habe schon lange keine negativen Gefühle mehr gegen meine Eltern.
Mit meiner Mutter fand auch ein klärendes Gespräch statt, in dem sie äußerte, Kinder gingen eines Tages aus dem Haus. Mit dem Mann müsse man jedoch bis zum Tode leben. Sie wurde nur 60.

Mein Vater war 12 Jahre älter als sie und überlebte sie um 2 Jahre. Ich saß an seinem Sterbebett und habe es fertig gebracht, mich bei ihm zu bedanken. Immerhin hatten wir Kinder nie Hunger, ist doch auch schon was.
VG -Via

RE: Das Elternhaus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Via vom 27.02.2020, 16:49:13
Nachdem ich Kindheit und Jugendjahre aufgearbeitet hatte,
wurde mein Wahlspruch:

statt - "Blick zurück im Zorn" (Schauspiel nach dem brit. Dramatiker John Osborne)

nur - "Blick nach vorn in Liebe".

Alles ist gut.


Clematis
 
olga64
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RE: Das Elternhaus
geschrieben von olga64

Gerade unsere erste Nachkriegs-Generation war von Problemen mit Eltern geprägt, auch weil wir nicht gewaltfrei und autoritär erzogen wurden. Dazu kam die meist ungeklärte Rolle unserer Eltern, wie die sich in der Nazizeit verhalten haben.

Auch bei mir war es so - allerdings bin ich dem Elternhaus schon mit 18 Jahren entwichen. Ich wandte mich seinerzeit selbst an das Jugendamt und bat um Hilfe. Dort traf ich auf einen  pädagogisch sehr versierten  Sachbearbeiter, dem ich auch seine Untertützung und Hilfe nie vergessen habe.
Auch als bei mir alles geregelt war, war ich noch lange mit ihm freundschaftlich im Kontakt.
Mit meiner Mutter hatte ich mich irgendwann auf "Distanz" arrangiert - die Wunden verheilten sukzessive, liessen mich aber auch erkennen, dass ich durch diese Kindheit mit viel Überlebenskraft ausgestattet wurde, was mir in meinem späteren Leben bis heute sehr hilft.
Rein rechnerisch umfasste die Kindheit den geringsten Anteil an meinem Leben  - und das ist doch eine sehr gute Nachricht.

Auch als ich begriffen hatte, welches fremdbestimmte Leben meine Mutter führen musste (geboren im 1. WEltkrieg, sozialisiert in der Nazizeit, abhängig von einem recht autoritären Ehemann) fiel mir der Abstand noch leichter und ich erkenne bis heute, welch gutes Leben ich als Frau führen durfte und darf. Olga


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Mareike
Mareike
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RE: Das Elternhaus
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Phryne vom 23.02.2020, 18:22:30
....
 
Schwerpunkt war tatsächlich die Weitergabe von Generation an Generation.
.......wie Kinder an den Lippen hängen und alles für bare Münze nehmen.
Wie sich Kriegsheimkehrer äußerten , besonders die, die keine Lehren gezogen haben und stolz und spannend über alles sprachen, im Tenor : Wir hätten gesiegt, wenn nicht dieses oder jenes passiert wäre................
 
Weil ich diesem nie ausgesetzt war, hab ich den Nationalstolz oder wie man das nennt, nicht in mir.
 
Meine Kinder ebenso !
 
Nun sind die heutigen "Braunen" vom Himmel gefallen ?
 
Der Frage wollte ich nachgehen !
 
Jetzt aber gefallen mir eure Schilderungen viel besser.
Liebe Phryne

Ich möchte dennoch Deinen Gedankengang nochmal aufgreifen.
Die Weitergabe von Generation zu Generation ist gewiss mit-ursächlich.
Es ist nicht perse das Elternhaus.
Es ist eher die vorherschende Stimmung im Land. Die wird im Allgemeinen nicht reflektiert, weil sie so undefinierbar ist. Sie ist vorhanden, wie die Luft, die man atmet.
Ich erinnere mich gut an meinen ersten Jahren in DE. (Heirat August 68)
Eine Atmosphäre von Misstrauen war immer und überall zu spüren. Wenn ich den Tante Emmaladen um die Ecke besuchte, verstummten die Gespräche der anwesenden Hausfrauen, die dort ständig anzutreffen waren.
Beim Schützenfest und sonstigen feuchtfröhlichen Anlässen wurde ich von Betrunkenen vollgelabert, warum im Krieg dies und jenes geschah. Es waren manchmal ungeschickte Rechtfertigungsversuche, häufig jedoch auch rassistisch gefärbte Überzeugungen.
Im Lehrerkollegium gab es kein Miteinander. Manche waren regelrecht untereinander verfeindet, andere nur misstrauisch. Auch einfachste Maßnahmen wurden mehrfach protokolliert und zur Dokumentation an höheren Stellen weitergeleitet.

Obwohl ich mit einem "Hiesigen" verheiratet war, war ich eine Fremde.
Als Lehrerin wurde ich dennoch akzeptiert und respektiert. Wohl auch, weil der Lehrermangel so groß war. Und gewiss auch, weil ich bei den Kindern beliebt war. Kinder haben keine Vorurteile - erst recht die Kleinen.
Via
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RE: Das Elternhaus
geschrieben von Via
als Antwort auf Mareike vom 28.02.2020, 12:41:40

Liebe Mareike,

deine Schilderung kann ich sehr gut nachvollziehen.
Aber es ist nicht in allen Bundesländern so.
Um mich hier keinem Shitstorm auszusetzen, nur ein paar Beispiele.
Mein 2. Mann (anfangs noch unüberhörbar nicht in D aufgewachsener Deutschstämmiger) kam in einem gewissen Bundesland an und sprach von "den Deutschen", bis ich ihm "andere" vorstellte.
Dialoge dort liefen wie folgt ab:
"Wenn ich den Film jetzt abgebe, wann kann ich mit den Abzügen rechnen?" -"Heute sind die Filme schon abgeholt worden!"
"Ist von den Seen hier einer zum Angeln freigegeben?" - "Dieses Jahr ist die Angelsaison schon vorbei!"
"Ich habe mich verlaufen, weiß aber dass meine Pension in der Nähe von dem Kaufhaus xy ist. Können Sie mir den Weg dahin bitte erklären?" - "Das Kaufhaus xy hat jetzt aber schon zu!"

Als wir unterwegs in anderen Teilen Deutschlands waren, trug ich ihm auf, nach dem Weg zu fragen.
Er kam völlig verblüfft wieder und sagte "Die haben mir ganz normal geantwortet".
Ich selbst habe nach einem Umzug noch einmal einen Kulturschock erlebt, nachdem ich über 15 Jahre auf Augenhöhe mit freundlichen und hilfsbereiten ArbeitskollegInnen und Vorgesetzten arbeiten durfte.
Ich kam zurück in dieses Bundesland und war wieder dieser frauen- und fremdenfeindlichen Umgebung ausgesetzt, die ich schon lange vergessen hatte. Ich erkläre es mir als das Ergebnis jahrhundertelanger Inzucht. Alle, die dort nicht aufgewachsen sind, aber mit Einheimischen je zu tun hatten, geben mir zu 100 Prozent recht.
Es ist eines der alten Bundesländer, ziemlich mittig gelegen und ohne Grenze zu einem anderssprachigen EU-Land.
Ich wohne schon lange nicht mehr da und würde auch nie wieder freiwillig dort hinziehen.
VG - Via

P. S.: die AfD hatte im letzten Jahr über 13 % erreicht, obwohl es dem Land wirtschaftlich gut geht ...
 

Mareike
Mareike
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RE: Das Elternhaus
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Via vom 28.02.2020, 14:01:05

Liebe Via

Es wird gewiss nicht in allen Bundesländern gleich sein.
Auch macht es einen Unterschied ob man in einem Dorf oder in einer Stadt lebt.
Ich kann das auch von den Niederlanden berichten.

Grundsätzlich unterscheide ich persönlich zwischen Reserviertheit, Argwohn, Fremden "feindlichkeit", Rassismus. Und es gibt viele Abstufungen dazwischen.

Hinzu kommt, dass es gut nachvollziehbar ist, dass Krieg und Kriegsfolgen gewaltige Verwerfungen und Traumatisierungen verursach(t)en.

An Shitstorm bin ich auch nicht interessiert, aber dass man das immer gedanklich mit berücksichtigen muss, zeigt doch auch, wie es mit dieser Thematik bestellt ist ...


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olga64
olga64
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RE: Das Elternhaus
geschrieben von olga64
als Antwort auf Via vom 28.02.2020, 14:01:05

Ist das eigentlich ein Ratespiel, das Sie uns hier gönnen wollen? Darf man dafür auch Joker nehmen, um rauszufinden, wo man Ihnen so übel mitspielte?
Warum haben Sie nicht mehr Mut, mit offenem Visier zu spielen oder lassen solche Schilderungen einfach sein - damit könnte man dann auch überleben. Olga

Via
Via
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RE: Das Elternhaus
geschrieben von Via
als Antwort auf olga64 vom 28.02.2020, 19:22:07

Du, meine liebe @olga64, wirst es ganz sicher auch überleben, wenn ich das Völkchen nicht mit Namen nenne. Jeder, der damit zu tun hatte, weiß ohnehin, wer gemeint ist.
Freundlichste Grüße
Via

RE: Das Elternhaus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Via vom 28.02.2020, 14:01:05

...erinnert mich an eine Zeit, in der ich Freunde besuchen wollte, die in ein winziges Kaff in der Nähe eines grossen, internationalen Flughafens gezogen waren, an dem er als Station Manager einer grossen US Airline tätig war, nachdem er auf eigenen Wunsch von London dorthin versetzt wurde. Ich fahr also 2 x auf und ab in diesem Dorf, die Leute guckten schon ... ich halte, dreh die Scheibe runter und frage freundlich ein paar Leue, die da am Strassenrand standen und plauderten... "Bitte wie komme ich zur XY.Gasse?"

Antwort in breitem Dialekt "Zu wem wollen Sie denn da?" Ich: zu Familie Pembroke"  "DIE gibt eshier aber nicht" ich "ja diue sind auch erst vor 2 Tagen hierher gezogen" ...."DAS wüpssten wir ...habt ihjr nen Umzugswagen gesehen?" ..."Können sie mir trotzdem sagen, wo die GAsse ist?" ..."ich sag Ihnen doch, die WOHNEN da nicht, wir kennen hier alle!" ... herrlich... zum Glück half mir der nächste, den ich fragte, dann doch weiter..der schien nicht on da gewesen zu sein :-)

Via
Via
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RE: Das Elternhaus
geschrieben von Via
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.02.2020, 23:16:12

Haargenau so!
Du kannst in der Ecke nur von Glück sagen, wenn du zufällig einem "Zugereisten" begegnest, der imstande ist, dir eine einigermaßen vernünftige Antwort zu geben.
LG - Via


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