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Aktuelle Themen Datenschutz = Täterschutz

margit
margit
Administrator

Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von margit
In Freiburg und Endingen wurden zwei junge Frauen vergewaltigt und ermordet.

Vom ersten Mordfall wurde Täter-DNA gefunden und ausgewertet, vom zweiten steht das Ergebnis noch aus. Da die Täter-DNA bisher noch nicht in Erscheinung getreten war, hilft sie der Polizei nicht weiter. Die Ermittlungsbehörden haben bisher keine heiße Spur.

Mit Hilfe der DNA könnten Forensiker leicht die Augen- und Haarfarbe, körperliche Auffälligkeiten ermitteln und sogar den Herkunftsbereich eingrenzen oder ausschließen. Angaben, die der Fahnung zumindest eine Richtung geben könnten. Doch sie dürfen nicht erhoben werden.

Datenschutzbestimmungen, die verbieten, solche Daten aus der Täter-DNA zu ermitteln, schützen Täter. So wird Datenschutz zum Täterschutz und begünstigt im schlimmsten Fall weitere Straftaten.

Mir fallen keine Argumente ein, die dafür sprächen, die gefundene DNA nicht in alle Richtungen auszuwerten.

Margit
olga64
olga64
Mitglied

Re: Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von olga64
als Antwort auf margit vom 17.11.2016, 15:33:38
Ja, im empfinde es schon lange als Übel,dass in unserem Land aufgrund oft falsch verstandener Liberalität und Rechtsempfinden mehr Täter- als Opferschutz betrieben wird.
In der heutigen Südd. Zeitung wird das schöne Freiburg charakterisiert und die hohe Unsicherheit, die vor allem junge Frauen (es ist ja eine Studentenstadt) heimsucht ,da der Täter ja noch nicht gefasst ist.
Freiburg war in meiner Beurteilung immer eine sehr sichere Stadt, das scheint so nicht zu sein und liegt auch in solchen Strukturen begründet. Das finde ich alles sehr, sehr bedauerlich. Olga
Femmefatale
Femmefatale
Mitglied

Re: Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von Femmefatale
Datenschutz schützt aber auch Unschuldige, die ins Visier der Fahnder geraten können.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung werden nämlich solche Daten nicht gelöscht, sondern es kann dann später bei einer Rasterfahndung heißen, der oder der war schon einmal verdächtig in Zusammenhang mit einer Sexualstraftat.

ff

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youngster
youngster
Mitglied

Re: Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von youngster
als Antwort auf olga64 vom 17.11.2016, 16:02:37
Euch beiden Damen muss ich völlig recht geben. Mich regt es immer auf wenn ich mit bekomme wie mit den ach so armen Tätern umgegangen wird z.B. Unkenntlichmachung ihrer Gesichter im TV, wenn sie im Gericht vorgeführt werden und wie die Opfer meist zu leiden haben bzw. deren Angehörige. Es gibt da viele unsägliche Beispiele.

Genauso unverständlich ist manchmal für mich welch niedrige harmlose Strafen selbst Gewaltverbrecher oft bekommen, die dann oft auch noch zur Bewährung ausgesetzt werden.
Re: Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 17.11.2016, 16:02:37
Freiburg war in meiner Beurteilung immer eine sehr sichere Stadt, das scheint so nicht zu sein und liegt auch in solchen Strukturen begründet.


Das ist wieder einmal eine so typische Aussage von Dir.
Woher nimmst Du die Grundlage für solche Beurteilungen? Und welche Strukturen meinst Du?

Freiburg hatte schon immer eine hohe Kriminalstatistik, was auch erreicht
wurde, weil jeder Fahrraddiebstahl in diese Einzug hält.
Ebenso werden Schwarzfahrer mit eingerechnet - dafür haben die Wohnungseinbrüche abgenommen.

Freiburger Kriminalstatistik

Ob der zweite Mord in Freiburg passiert ist - das steht doch noch nicht
fest.
Wer gestern Abend Aktenzeichen XY gesehen hat, der ist informiert, denn
dort wurde dieses schreckliche Verbrechen vorgestellt.

Gefunden wurde die zweite tote junge Frau in Endingen, einer kleinen Kaiserstuhlgemeinde, in der sie auch Zuhause war und in der heute eine sehr
bewegende Trauerfeier abgehalten wurde.

Die Frage der Sicherheit liegt auf einer anderen Ebene.
Wir - ich bin Freiburgerin - lebten hier mit einem hohen Freizeitwert, auch
für uns Frauen.
Ich selbst habe immer wieder - auch allein - sehr ausgedehnte Wanderungen
im Schwarzwald, Kaiserstuhl und den Vogesen gemacht.

Dieser Verlust bewegt uns hier sehr - doch wie ich unsere Frauen hier kenne, werden sie eben nicht mehr allein los laufen, sondern sich zusammenschließen.

@ Margit,

ich stimme Dir zu - der Täterschutz ist nicht zu begreifen, wird aber wohl
so lange bestehen, wie die Daten der zufällig erhobenen Personen nicht gelöscht werden.

Meli
Allegra
Allegra
Mitglied

Re: Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von Allegra
als Antwort auf youngster vom 17.11.2016, 16:14:27
Mord und Vergewaltigung - bei einem solch schweren Verbrechen ist die Berücksichtigung von Datenschutz nicht zu rechtfertigen!

Anders bei mir vor ein paar Wochen:
Ich wurde von hinten auf einem Fußweg von einem handytelefonierenden Radfahrer angefahren und erlitt Kopfverletzungen. Der Radfahrer flüchtete. Er hätte evt. per Funkzellenabfrage ermittelt werden können. Dazu wären aber auch die Daten vieler Unbeteiligter abgefragt worden, was lt. Polizei "unverhältnismäßig" gewesen wäre.

Allegra

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Karl
Karl
Administrator

Re: Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von Karl
In den Niederlanden darf die DNA voll ausgewertet werden. In der Badischen Zeitung lesen wir:

Wenn die Herkunftsregion des Täters ermittelt wird, kann das schnell zu Hetze und Vorverurteilung führen. Aber – die Zusatzinformation kann auch entlasten. 1999 wurde im niederländischen Friesland ein Mädchen vergewaltigt und ermordet. Die Nachbarn hatten die asiatischen Bewohner eines Asylbewerberheims, das in der Nähe lag, im Verdacht. Ein Labor machte den damals noch illegalen Test und ermittelte die Herkunftsregion. Der Täter stammte aus Europa, was sich später, als der Mörder gefasst war, genau so auch bestätigte.

Es war übrigens genau dieser eine Mordfall, der damals dafür sorgte, dass sich die Niederlande ein moderneres DNA-Gesetz gegeben haben.
geschrieben von Margits Link


Täter in Mordfällen müssen ermittelt werden können. Das Unterdrücken von Wissen kann auf Dauer nicht gut sein. Außenseiter in der Gesellschaft können, wie das holländische Beispiel zeigt, durch Faktenermittlung vor Vorverurteilungen auch geschützt werden.

Karl
Femmefatale
Femmefatale
Mitglied

Re: Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von Femmefatale
Das ist ein brisantes Thema. Ich hätte mir hinter dem Fadentitel gerne ein Fragezeichen gewünscht, liebe Margit.
Das ist ein sogenanntes Stammtischthema, bei dem jeder glaubt, mitmischen zu können.
Nein, ich möchte euch nicht zu nahe treten und auf gar keinen Fall auf den Fuß; aber genau mit solchen Argumenten sind in D und werden es immer noch unsere Freiheiten eingeschränkt und viele Menschen geraten unter Generalverdacht.
Eine Aufweichung des Datenschutzes um 1 einzigen zu fassen, da krieg ich Gänsehaut.
Das ist dasselbe mit der Telefonüberwachung.
Es wird immer behauptet, wer nichts zu verbergen hat, dem kann es egal sein.
Ich hab nix zu verbergen und mir ist es trotzdem nicht egal, ob ich in ein Raster komme oder nicht, ob jemand meine privaten Mails liest oder meine Krankenakte.
Mir ist diese Diskussion viel zu blauäugig. Unterhaltet euch mal mit einem Datenschützer, da wird euch schlecht, wenn ihr mitbekommt, was heute alles möglich ist und vor allem, welche Auswirkungen das hat.

ff
Karl
Karl
Administrator

Wenn falsch verstandener Datenschutz zum Täterschutz wird
geschrieben von Karl
als Antwort auf Femmefatale vom 17.11.2016, 17:42:54
Liebe FF,

ich gebe Dir Recht, ich hätte auch einen anderen Titel gewählt, z. B. meinen obigen Beitragstitel. Allerdings halte ich im speziellen Fall die Unterdrückung von Wissen tatsächlich für einen Skandal bzw. das Verbot mögliches Wissen mit Hilfe der kompletten DNA-Analyse zu erwerben. Das ist falsch verstandener Datenschutz. Die niederländische Gesetzgebung ist besser, die unsere muss geändert werden. Bitte lies den von Margit verlinkten Artikel.

Karl
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Datenschutz = Täterschutz
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Femmefatale vom 17.11.2016, 17:42:54
Solche Argumente sind so lange gültig als sie nicht einen selbst treffen!

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