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Aktuelle Themen Demonstrieren .... gegen den Mindestlohn!

schorsch
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Re: falsche einstellung
geschrieben von schorsch
als Antwort auf dutchweepee vom 30.10.2007, 06:19:31
@ "...aber im wort arbeitskampf steckt das wort KAMPF und im kampf gibt es keine kompromisse..."

Da bin ich anderer Meinung: Das Leben, also auch der "arbeitskampf", besteht aus Kompromissen. Das ist wie auf einem orientalischen Basar: Der Anbieter nennt einen möglichst hohen Preis, der Käufer einen möglichst tiefen. Und irgendwann trifft man sich in der Mitte. In unserem Falle sind die Anbieter die Arbeitnehmer und die Käufer die Arbeitgeber.

--
schorsch
dutchweepee
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Re: falsche einstellung
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf schorsch vom 30.10.2007, 08:33:58
@schorsch

würdest du entgegen deinen interessen trillern, um deine würde zu verlieren, aber den billig-job zu behalten?
adam
adam
Mitglied

Re: falsche einstellung
geschrieben von adam
als Antwort auf schorsch vom 30.10.2007, 08:33:58
@schorsch u. @dutch,

den Arbeitskampf, von dem ihr sprecht, gibt es doch kaum noch, weil die Waffen zu unterschiedlich geworden sind.

Der Arbeitnehmer kann seine Arbeitskraft, nach wie vor, nur begrenzt und in räumlichen Grenzen anbieten.

Große Arbeitgeber, wie Aktiengesellschaften, vermeiden den Arbeitskampf doch schon, ehe er aufflackert. Sie verlagern einfach ihre Nachfrage nach Arbeitskräften vom Platz des drohenden Konfliktes weg und stellen die Menschen, die bereit sind, für eine gerechte Entlohnung zu kämpfen, vor vollendete Tatsachen. Denen bleibt dann nichts anderes übrig als für weniger Lohn, mit weniger Rechten länger zu arbeiten.

Um dem entgegen zu wirken, müßten sich die Arbeitnehmer den globalisierten Arbeitgebern ebenfalls global entgegen stellen. Nur: Wie soll das funktionieren? Ich glaube nicht, daß ein Teppich knüpfendes Kind im Iran streiken wird, damit ein europäischer Arbeiter seinen gerechten Lohn bekommt.

--

adam

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niederrhein
niederrhein
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Dank und eine Anmerkung ....
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf adam vom 30.10.2007, 11:07:36
Dank und eine Anmerkung ...

Nachdem der Ausgangsbeitrag von mir war, möchte ich Dir (und auch anderen) Dank sagen für Deinen (ihren) Beitrag.

[...] den Arbeitskampf, von dem ihr sprecht, gibt es doch kaum noch, weil die Waffen zu unterschiedlich geworden sind.


Der historische Arbeitskampf basierte noch halbwegs auf eine gewisse Ausgewogenheit der Mittel und auch Interessen; nicht zuletzt oder besser: vor allem durch die Globalisierung des Kapitals, der Arbeit/Produktion ist der eben "räumlich und personell begrenzte" Arbeitskampf wirkungslos geworden.
Politik versteht sich wohl in erster Linie als Dienstleistung gegenüber diesem /globalisierten) Kapital; nationale Subventionen, steuerliche Gesetzgebung etc. kommen dem Kapital in einer Weise entgegen, wie es in den letzten fünfzig Jahren kaum der Fall war.
In den frühen fünfziger Jahren wurde allerdings der Unternehmer auch sehr begünstigt, aber immerhin schuf dieser hier in (West)Deutschland Arbeit und Arbeitsplätze. Auf die wachsende Diskrepanz (oder: angesichts der damals vehement auseinanderklaffenden sozialen Schere) erfand man dann die soziale Marktwirtschaft, mit der explizit folgendes ausgesagt wurde:
- Einmal, Marktwirtschaft ist per se unsozial. Sie wird nur von der Profitgier der Unternehmer (heute: und des investierenden Kapitals) gesteuert.
- Zweitens - Es bedarf des Korrektivs des Staates, damit ein gewisser, aber nur ein gewisser Ausgleich geschaffen wird.

Nachdem sich Arbeitskämpfe immer mehr als wirkungslos erwiesen haben bzw. erweisen - was bleibt dem arbeitenden Menschen?
Die einen drängen, die sozialen Transferleistungen des Staates immer mehr abzuschaffen. Gegebenfalls soll der Staat die Minimallöhne aufstocken.
Auf der anderen sinken die Reallöhne - angesichts der stiegenden Steuern, Preise etc.

Um dem entgegen zu wirken, müßten sich die Arbeitnehmer den globalisierten Arbeitgebern ebenfalls global entgegen stellen.


Das scheint mir - zumindest längerfristig - die einzig (zumindest politische) mögliche Lösung; so im Sinne sozialer Standards. Aber angesichts der konkreten Verhältnisse ... allein über 1,5 Milliarden Menschen in China und Indien werden im Interesse des globalen Kapitals ausgebeutet - und sind vermutlich "froh", überhaupt Arbeit zu haben. (Bezüglich China schrieb einmal die NZZ 2006, daß der wachsende Wohlstand von rund 20-30 Millionen Chinesen bzw. der Reichtum einiger tausend Chinesen durch die Verelendung von rund 650 Chinesen (Wanderabreiter, Landbevölkerung) erkauft wird.)

Allein die triumphierend begrüßte Nachricht der Senkung der Arbeitslosenzahlen ... wieviele unterbezahlte Arbeitskräfte zählen dazu? Nicht nur jene demonstrierenden "Briefträger" gegen einen Mindestlohn (inzwischen weiß man, daß dies eine inszenierte Veranstaltung der Arbeitgeber war), sondern Leiharbeiter etc.

Die Bertha
vom Niederrhein

hugo
hugo
Mitglied

Re: Dank und eine Anmerkung ....
geschrieben von hugo
als Antwort auf niederrhein vom 30.10.2007, 19:23:24
hallo bertha und Andere,,durch dieses Thema und durch die Diskussion um den SPD Parteitag (Bei dem plötzlich Dinge gefordert wurden die die SPD erst kürzlich abschaffte)kam ich auf die Frage: Habt ihr Wessis in den sechziger, siebziger Jahren usw, denn von den damaligen Regierung geschenkt bekommen, was da alles an Arbeitnehmerfreundlichen Gesetzen eingeführt wurden ???

Oder -was wahrscheinlicher ist- wurde Dies durch Arbeitskämpfe und Wahlkämpfe der Parteien erreicht ?

So kann ich mich -um nur einige wenige zu nennen, erinnern das es mal folgendes gab:
-§ 10 E für Eigenheimbauer-Eigenheimzulage (vermutlich als Ersatz dafür)
-bis zu 32 Monate Arbeitslosengeld für ältere Arbeitnehmer
-Frührente und Vorruhe für Langzeitarbeitslose
-Pendlerpauschale ab dem ersten KM
-Kurzarbeit Null mit fast teilweisem Lohnausgleich
-13. Monatsgehalt, volles Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld,,-
- Eingliederungshilfen
-es gab Kündigungsschutz auch in Kleinbetrieben
-Freibeträge für Zinsen (Quellensteuer) waren viel höher
-die Mehrwertsteure war niedriger (16%)
-die Ökosteuer gabs noch gar nicht
-die Beitragsbemessungsgrenzen für die Rentenbeiträge waren viel niedriger
- Das Einkommen von Ehepartnern bei Arbeitslosenhilfe blieb unberücksichtigt
-das offizielle Renteneintrittsalter war früher
-25 jährige zählten nicht zu einer Bedarfsgemeinschaft
-Vermögen von Kindern und Angespartes wurde nicht abgezockt
-wenn Jugendliche einmal eine Tätigkeit nicht annehmen ,,ALG weg.
und noch vieeeel vieeel mehr,,,

die Bundesagentur für Arbeit gibt Milliarden weniger aus als ursprünglich geplant, wem fehlt nun dieses Geld wer hat das eingespart ?

die Armutsquote steigt unaufhörlich
1973 8,7
1978 9,0
1983 11,0
1988 11,8
1993 12,0
1998 12,1
2003 13,5

Das Statistische Bundesamt kommt auf 10,7 Millionen gefährdete oder tatsächlich arme Menschen in Deutschland mit steigender Tendenz, der Finanzminister spart wo er nur kann (so sagt er) aber die Schuldenuhr tickt immer noch vorwärts (wenn auch etwas langsamer)

die Bundesländer haben umfangreiche Streichlisten beschlossen
(die von Hessen hab ich mal verlinkt)
also insgesamt habe ich, im Gegensatz zur Regierung, nicht den Eindruck von einem ungeheurem Aufschwung der uns gerade erreicht und überwältigt *g*
Die Aufschwünge bei Euch damals, müssen da schon erheblich messbarer, erfolgreicher und auch spürbarer für alle Bundesbürger gewesen sein,,oder ?
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hugo

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hugo

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