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Aktuelle Themen Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus

luchs35
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Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von luchs35
Aids in Afrika : Eine Elterngeneration stirbt aus


Am heutigen 1. Dezember war Weltaidstag. Deshalb zum Abschluss dieses Tages noch ein paar Worte zu einem Thema, das kaum einmal die Schlagzeilen beherrscht: Alter und Aids in Afrika.

In Afrika leben mit über 20 Millionen nahezu zwei Drittel aller HIV-positiven Menschen weltweit. Ein Drama von ungeheurem Ausmass, dem eine Generation zum Opfer fällt , die eigentlich Eltern sein sollten.
Sie hinterlassen oft bereits HIV- infizierte Kinder; Waisen, die nun der Sorge der alten Generation überlassen werden. Besonders die Grossmütter vollbringen unvorstellbare Leistungen.

Zuerst pflegen sie ihre eigenen kranken Kinder bis zu ihrem Tod. Dann übernehmen sie die Waisen, ihre Enkelkinder in Obhut.
Die Grosseltern erscheinen kaum in den Statistiken der internationalen Hilfsprogramme , und doch ist diese Generation der Älteren Hauptverliererin der Aidsepedemie.
Renten gibt es nicht, ihre traditionelle Alterversorgung waren die eigenen Kinder. Und nach deren Tod müssen sie für alle Belange ihrer Enkel aufkommen.
Nicht nur mit der Ernährung und Kleidung werden sie belastet, auch für Schulmaterial etc. sollen sie aufkommen , wobei sie selbst nicht wissen, wie sie alle ernähren sollen. Niemand ist da, der ihnen Hilfe in irgendeiner Form bietet.

Für die Enkel bleiben wiederum die Verrichtung jener Arbeiten, die eigentlich im Aufgabenbereich von Eltern liegen würde, wenn sie es denn noch gäbe. Sollten die Grosseltern wiederum erkranken, bleibt den Kindern deren Pflege überlassen.
Meist aber sind es allein die Grossmütter, die die ganze Last tragen.
Sie sind Afrikas Heldinnen, wie ein in Tansania lebender Schweizer Rentner sagte. Er lebt mit seiner Frau und vier Waisenkindern in der Provinz Kagera und versucht , so gut es ihm mit seiner eigenen Rente möglich ist, die schlimmsten Notfälle in seiner Umgebung zu lindern. Da die älteren Menschen zumeist durch Mangelernährung sehr geschwächt sind, ist kaum eines der Selbsthilfeprogramme möglich.

Das bestätigte auch die Entwicklungsagentur GTZ , die sich für eine soziale Grundsicherung durch direkte Geldhilfe stark macht.
Studien der GTZ haben festgestellt, dass afrikanische Grosseltern mit ihren Enkel zu den Ärmsten der Armen gehören , denen nur durch direkte finanzielle Zuwendung geholfen werden kann. Der Experte Mathias Rompel spricht von finanzierbaren Summen , die die einzelnen Länder für diese Renten aufbringen müssten. Und er betont auch, dass diese Ärmsten überaus verantwortungsvoll mit Geld umgingen.
Dass in Afrika das Thema Aids und Alter bis heute vernachlässigt wurde, bestätigen auch Mitglieder des Roten Kreuzes. In Zusammenarbeit mit dieser älteren Generation sollen nun Hilfsprogramme erstellt werden.

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luchsi35
schorsch
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Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 01.12.2007, 23:17:41
So tragisch es ist: Es bietet sich da nämlich auch eine Chance. Nämlich dass die ohne Eltern aufwachsenden Kinder von jenen unbeeinflusst sich eine eigene Meinung durch bewusste Aufklärung über die Gefahren im Umgang mit der Sexualität bilden können. So können althergebrachte Dummheiten, wie z.B., dass man Krankheiten dadurch bekämpfen könne, indem man eine Jungfrau entjungfere, ausgerottet werden.

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schorsch
angelottchen
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Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf schorsch vom 02.12.2007, 09:28:06
???
schorsch, das ist jetzt aber nicht dein ernst, oder ...
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angelottchen

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eleonore
eleonore
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Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von eleonore
als Antwort auf angelottchen vom 02.12.2007, 10:46:09
@angelottchen,

ich muss ausnahmsweise schorsch in schutz nehmen.

*Sexueller Missbrauch und Vergewaltigung: In vielen Ländern Afrikas glauben Männer, dass Sex mit einer Jungfrau HIV/Aids heilt. Dies führt zu Vergewaltigungen und neuen Infizierung*

komplette link unten.
eleonore
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von luchs35
als Antwort auf eleonore vom 02.12.2007, 10:50:02
@Schorsch

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hoffst Du, dass bei Wegfall der Eltern die Kinder besser aufgeklärt werden?
Ich meine jedoch, es würde sich noch verschlimmern, denn die Grosseltern, die nun die Erziehung der Kinder übernehmen, sind noch in alten Traditionen und Vorstellungen verwurzelt, die sie schon den eigenen Kindern mitgegeben haben und nun den Enkeln weitergeben.

Hier entsteht nun ein Teufelskreis, der nur noch mit Hilfe von ausssen durchbrochen werden kann.
Ohne Hilfe ist auch die nächste Generation vom Aussterben bedroht.

Die Fakten und Zahlen, die Eleonore mit einem Link vorstellt, sind erschreckend in ihrer Gesamtheit. Viel zu spät wurde damit begonnen, in Afrika Aufklärung zu betreiben. Jetzt brennt es an allen Ecken und Enden.

Die einzelnen Aktionen der internationalen grossen und kleinen Hilfswerke sind ein Tropfen auf den heissen Stein und können m.E. die Katastrophe nicht mehr aufhalten.


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luchsi35
angelottchen
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Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf eleonore vom 02.12.2007, 10:50:02
und es wird wirklich angenommen, das solche und andere Irrtümer durch das Wegsterben einer ganzen Generation ausgemerzt werden? Was glaubt schorsch denn, was die Grosseltern den Enkeln beibringen? ... Die Kinder, die dort jetzt überleben, die wissen, was AIDS bedeutet - sie wissen, wie sie dafür gesellschaftlich geächtet werden (in ihren Dörfern) aber auch, dass sie überleben müssen.

Wenn eine ganze Generation so massiv ausgerottet wird durch eine Seuche, gehen doch auch andere Dinge vollkommen verloren - Kultur, Überlieferungen, Sprachen ... der Preis wäre doch wohl ein bisschen hoch, oder?

Tatsache ist ganz nüchtern betrachtet, dass wahrscheinlich
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angelottchen

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angelottchen
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Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf angelottchen vom 02.12.2007, 11:15:03
Fortsetzung: eben ist der Browser abgeschmiert ..
In 25 Jahren wird jeder 3. an AIDS sterben (lt WHO werden dann 8,3 Millionen Menschen jährlich wegen ihres Tabak-Konsums sterben, 6,5 Millionen an Aids und 2,1 Millionen bei Verkehrsunfällen.) Immerhin soll bis dahin Tuberkulose und Malaria als Todesursache in den Hintergrund treten - denn man darf nicht vergessen: Haupttodesursache weltweit sind immer noch Infektionskrankheiten: Davon hat die Pneumonie mit elf Prozent der gesamten Todesursachen die größte Bedeutung, und zwar nicht nur in den Tropen, sondern auch bei uns`, so der Direktor der Abteilung für Tropenmedizin an der Universität Rostock Es folgten in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit Tuberkulose, Diarrhoe, Malaria, Aids und Hepatitis B. (quelle: ärztezeitung.de)

Interessant zum Thema AIDS in Afrika ist auch dieser Beitraf bei wikipedia.de

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angelottchen
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Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf angelottchen vom 02.12.2007, 11:38:59
Erwähnen möchte ich in dem Zusammenhang den plötzlichen Tod eines Mannes aus meinem Bekanntenkreis: gerade Mal 40 Jahre alt, sehr gebildet und belesen, homosexuell aber niemals "öffentlich", seit Jahren in einer festen Beziehung mit einem Mann lebend, klassischer Musiker, immer sehr auf seine Ernährung und Gesundheit bedacht. Seit einigen Wochen klagte er über Beschwerden im Mundraum, der Zahnarzt hatte einen Verdacht und überwies ihn zum nächsten Arzt, der zunächst ein "grosses Labor" für sein Blut sowie andere Untersuchungen des Mund- und Kieferraumes anordnete. Er wies den Mann nachdrücklich auf die Dringlichkeit der Untersuchungen hin. Der aber musste erst zu einem Termin ins Ausland und wollte die Blutuntersuchung abwarten. Das Ergebnis war niederschmetternd, der Arzt rief den Mann an und bat ihn, dringend zurückzukommen. Er konnte ihm nur noch sagen, dass er Aids im Endstadium habe - der Mann war 2 Wochen später tot. Wann er sich infiziert hat ist völlig unbekannt, Lebensgefährte, Freunde und Familie waren mehr als geschockt und bestürzt. Es ist doch tragisch genug, dass selbst (oder gerade) mitten unter uns intelligente und gebildete Menschen ihre Infektion entweder gar nicht wahrnehmen und ignorieren oder es tatsächlich ausschliessen, dass SIE davon betroffen sein könnten ...
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angelottchen
luchs35
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Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von luchs35
als Antwort auf angelottchen vom 02.12.2007, 11:58:26
@Angelottchen

Natürlich macht Aids auch vor gebildeten Menschen nicht halt. Irgendwo muss er sich ja wohl angesteckt haben, aber dass er und seine nächste Umgebung davon nichts bemerkt haben wollen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Der Zerfall im fortgeschrittenen Stadium ist doch so gravierend, dass man das doch nicht übersehen kann.
Zudem ist hier ja auch noch der Schmerzaspekt der begleitenden Erkrankungen.
Immerhin war es das Endstadium.

Denkst Du nicht, dass nicht einfach nur der "Schein gewahrt" wurde?

Aids ist auch bei uns noch mit einem Tabu behaftet, nicht nur in Afrika, wo die Hinterbliebenen , auch die Kinder, buchstäblich geächtet werden. Keiner will mit ihnen zu tun haben ,aus Angst, sich anzustecken und genauso elend zugrunde zu gehen.

Bei uns ist man da zwar aufgeklärter, aber trotzdem bleibt Aids noch immer ein tabuisiertes Thema.

luchsi35
angelottchen
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Re: Die Elterngeneration in Afrika stirbt aus
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf luchs35 vom 03.12.2007, 00:01:28
@luchsi
ich denke, manche Menschen sind wirklich Weltmeister im Verdrängen - so auch dieser Mann ... wenn er es gewusst haben sollte, dann war er ein begnadeter Schauspieler, denn auch sein Lebensgefährte hatte keine Ahnung und fiel aus allen Wolken... er ist total geschockt, denn in Gesprächen mit dem Verstorbenen über dessen Beschwerden wurde alles in Erwägung gezogen, nur das Wort AIDS wäre niemals gefallen - und ich glaube ihm das, denn wir kennen uns schon sehr lange. Der Verstorbene hat bis zuletzt auf Hochtouren gearbeitet ....

Bei uns hier wird HIV+ und AIDS nicht nur tabuisiert, es wird auch verharmlost - besonders, weil es eben inzwischen sehr gute Therapien gibt und viele Leute mit dem Virus schon über 20 Jahre leben. Dass gerade Leute über 50 Jahren meinen, sich nicht mehr schützen zu müssen, finde ich besonders erschreckend. Alles in allem muss man sagen, dass die ganze Aidsaufklärung doch irgendwie ein Schuss in den Ofen war - was sind da für Millionenbeträge geflossen und am Ende ist dann dabei herausgekommen, dass pro geschlechtsreifem Mann gerade Mal 30(!!) Kondome im Jahr benutzt werden ...

Aber zurück nach Afrika: Wenn das sog. christliche Abendland es in 2000 Jahren nicht einmal geschafft hat, sexuelle Treue nicht nur zu propagieren, sondern auch durchzusetzen, wie will man mit solchen "Treuekampagnen" ausgerechnet in Afrika etwas erreichen? Und wenn selbst in Deutschland gerade Mal 30 Kondome im Jahr von einem Mann benutzt werden - wie will man denn da den Afrikanern beibringen, Kondome zu kaufen, wenn sie oft nicht einmal genug Geld für sauberes Trinkwasser haben? Man kann doch den Menschen dort nicht schon wieder diese "zivilisierte Denke" überstülpen sondern muss einen Weg finden, aus der afrikanischen Sicht und Mentalität nachhaltige Wirkung erzielen.

Schaut man sich die Armut der allermeisten afrikanischen Länder an, dann ist unsere westliche Art und Weise mit dem Umgang von AIDS in Afrika schon fast zynisch.


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angelottchen

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