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Aktuelle Themen Die „Gorch Fock“ und die See“manns“-Ausbildung

hafel
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Die „Gorch Fock“ und die See“manns“-Ausbildung
geschrieben von hafel


Zunächst denke ich, dass es für einen Soldaten immer eher die Möglichkeit von Tod und Verwundung zum realistischen Berufsbild gehört. Das merkt jeder junge Soldat(in) heute spätestens beim Blick in die Risikobewertung von Lebensversicherungen. Das Schicksal kann auf See jederzeit und überall brutal zuschlagen.

Der Tod der jungen Soldatin auf dem Segelschulschiff (sie war aus dem Mast gefallen) hat nun zur Aussetzung der Ausbildung auf der "Gorch Fock" geführt. Für mich eine nachvollziehbare Entscheidung der deutschen Staatsanwaltschaft und der Marineführung. Alle Auszubildenden wurden per Luft nach Hause geflogen. Die kommenden Tage auf See werden dem Kommandanten und der Stammbesatzung etwas Ruhe und Abstand zu dem grausamen Unfall geben.

Das alte "Augen-zu-und-durch"-Verfahren ist Vergangenheit. Die deutsche Marine reagiert erneut mit einer Programmänderung nach dem erneuten Todesfall.

Ich denke, dass die "Gorch Fock" auch weiter ihren Auftrag als deutsches Schulschiff in der Zukunft erfüllen wird. Die Ausbildung deutscher Marineoffiziere gilt international als erstklassig. Daran hat auch die "Gorch Fock" ihren Anteil.

Hinterfragt werden sollte des nicht die Ausbildung an sich, sondern deren Zeitabläufe. War der Austausch junger Offiziersanwärter in fast jedem Hafen der Reise vielleicht für die Ausbilder zu viel?

Seit 52 Jahren ist die "Gorch Fock" auf den Weltmeeren unterwegs. Und genau so alt ist die Debatte darüber, ob ein Segel-Schulschiff wirklich notwendig ist.

Hafel



pepa
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Re: Die „Gorch Fock“ und die See“manns“-Ausbildung
geschrieben von pepa
als Antwort auf hafel vom 19.11.2010, 10:48:42
Mal ganz sachlich betrachtet, war es ein "Arbeitsunfall", der bedauerlicherweise einer jungen Frau das Leben genommen hat. Das muß untersucht werden, vielleicht Verantwortliche bestraft werden und es muß vielleicht in den Ausbildungsprogrammen etwas geändert werden. Aber gleich das ganze Ausbildungsprogramm in Frage zu stellen, halte ich für übertrieben. Wie soll denn ausgebildet werden, wenn nicht unter realen Bedingungen? Täglich passieren Arbeitsunfälle, fallen Bauarbeiter vom Gerüst, stürzen Kräne um, fallen Leute von der Leiter. Das soll jetzt nicht zynisch klingen, aber so ist die Realität.
pepa

Übrigens ein herrliches Fotos, wenn ich wieder jung wäre, würde ich dort gerne eine Ausbildung machen - Vielleicht im nächsten Leben????
hafel
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Re: Die „Gorch Fock“ und die See“manns“-Ausbildung
geschrieben von hafel
als Antwort auf pepa vom 19.11.2010, 11:24:51
@ pepa: In Kiel, dem Heimathafen der "Gorch Fock", wird dieses Thema natürlich intensiver diskutiert als anderswo.
Kiel, und besonders zur Kieler Woche, ist immer der Anlaufpunkt großer internationaler Segelschiffe. Hier die russische "Krusenstern", eines der größten Segler der Welt, in Kiel zu Besuch.



Hafel
adam
adam
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Re: Die „Gorch Fock“ und die See“manns“-Ausbildung
geschrieben von adam
als Antwort auf hafel vom 19.11.2010, 11:45:28
hafel,

als Landratte frage ich mich natürlich, warum ein Azubi(?)/Offiziersanwärter bei der Marine, dessen Ziel doch ein hohes, modernes, vor allem technisches Ausbildungsziel sein wird, in die Wanten klettern muß.

Bei aller Tradition kann das doch kein Ausbildungsbestandteil sein. Es hat mit dem späteren Beruf nichts mehr gemein. Jemand der Ingenieur in einem AKW werden will, schickt man ja auch nicht in einen Flötz, um den Kohleabbau kennen zu lernen.

--

adam

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hafel
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Re: Die „Gorch Fock“ und die See“manns“-Ausbildung
geschrieben von hafel
als Antwort auf adam vom 20.11.2010, 00:33:10
@ Adam:

Auf den aller ersten Blick hast Du da Recht. Der zweite Blick jedoch: Eine Gemeinschaft auf einen Segelschiff, auf engsten Raum, fordert Respekt und Toleranz anderen gegenüber. Das zu lernen ist ein großes Ausbildungsziel. Die harte Arbeit, immer am Wind zu segeln und man selber dabei Nichts ist, weil nur die Gemeinschaft die Segel raffen kann, fördert in Übermaß Kameradschaft und Teamgeist.

Das kann ein technisches Gebilde, wo alles auf Knopfdruck geht, nicht ersetzen.

Hafel

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