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Aktuelle Themen Die Jagd ist eröffnet

Mitglied_5ccaf87
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Re: Wertevernichtung, nicht Wertkonservatismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 10.03.2011, 09:40:16
Gerade an der TU Dresden habe ich erlebt, wie Menschen jahrelang forschen, experimentieren und hart arbeiten, um ihren Doktortitel zu erarbeiten. Am Ende stand immer eine echte Neuerung, die es so in der Technik noch nie gab - also ein Forschungsergebnis, ein Unikat!
Das ist zweifellos richtig. Auch ein wissenschaftlicher Grad ist die Anerkennung für eine erbrachte wissenschaftliche Leistung. Es wird von keinem Physiker verlangt, Newton neu zu definieren. Es reicht schon wenn er die Maßeinheit angibt, statt eine neue zu erfinden. Selbstverständlich kann ein Doktorand sich auf das Gedankengut seiner Lehrer und Vorbilder beziehen. Anderen darf er auch widersprechen. Am Ende muß aber immer ein Stück neue Erkenntnis der Nachwelt vermittelt werden und das wird bewertet. Es gehört zur Leitkultur der kleinen Leute, das sie sagen wessen Wissen sie verwenden und wem sie widersprechen.

Der C.&P. Guttenberg hat seinen Doktor bekommen, weil er gut kopieren konnte. Dabei bezweifle ich sogar, das er es so gut kann wie ich . Noch viel schlimmer ist wohl das bezweifelt werden muss, das er das, was er in seine Arbeit "gepastet" hat, selbst verstanden hat. Er schmückte sich mit einem Titel über Wissen, was er nicht erworben und weiterentwickelt hat. Er fand es selbstverständlich andere zu Zitieren ohne die Quellen zu nennen.

Felix Krull war ein Waisenknabe, denn ihm wurde eingeredet das er etwas sei, was er nicht ist. Beim Lügenbaron war vom Anfang an der Vorsatz vorhanden, seine Umwelt zu täuschen und hat es mit hoher krimineller Energie getan. Das unterscheidet ihn von der literarischen Gestalt Thomas Mann's und deshalb sind beide unterschiedlich zu bewerten.

Was aber noch viel schlimmer ist steckt in der Äußerung einer gewissen Frau Dr. Angela Merkel:
"Wir müssen uns von niemandem erklären lassen, was Anstand und was Ehre in unserer Gesellschaft sind."
Merkel am 01.03.2011 in Stuttgart
Ihre Wähler werden tagein-tagaus mit Strafen aus dem Urheberrecht bedroht und selbst toleriert sie es in den eigenen Kreisen. Gestern hat sie sich sich zum politischen Pflichtbesäufnis der Bayrischen Führungsriege ähnlich geäußert und alle Anwesenden haben lang anhaltend Beifall geklatscht. So wie vor 25 Jahren auf einem berliner Parteitag. In einem hat sie allerdings recht: Ihre Auffassung zu Anstand und Ehre hat in meiner Gesellschaft eine weit andere Bedeutung. In der Distanz zwischen ihr und mir liegen ganze Welten.

Ich hoffe nur, das sie von der Ablösung des BW-Mappus auch erst in der Sauna erfährt (wie vom Mauerfall). Das wäre für mich die größte politische Genugtuung seit der Wende.

Zum Schluss noch Markus Beckedahl:
»Das Zusammenspiel zwischen traditionellen Medien und der vernetzten Öffentlichkeit hat zum ersten Mal gut funktioniert. Guttenberg ist über sich selbst gestolpert. Er war arrogant und hat ein schlechtes Krisenmanagement gehabt."
Re: Die Jagd ist eröffnet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.03.2011, 00:03:23
Da es keine Einzelfälle sind hat sich schon gezeigt.
Wenn jemand wie in den Nachrichten vom SWR berichtet wurde 40 Seiten von der Doktorarbeit seiner Frau übernimmt und die Universität das nicht merkt , was soll ich davon halten? Absolute Dummheit, Schlamperei oder Absicht?
Ebenso verhält es sich bei H. von Guttenberg. Da musste wieder einmal jemand durchgewunken werden wegen des Namens und der Spende. Weil die Spende groß genug war gab es eben noch eine Auszeichnung oben drauf.

Da sind- und das geht besonders an Karl- die Werte bei den Universitäten nicht in Ordnung.

Ohne deren Mitwirkung kann kein Titel verliehen werden!

Ich bin immer noch der Meinung das diese Titel unsinnig und überholt sind. Im übrigen haben sie keinerlei Aussagekraft.

Nur weil jemand ein Mal in seinem Leben eine wissenschaftliche Arbeit gemacht hat qualifiziert ihn das für das ganze Leben?
Im extremen Fall auch noch wenn er unter Demenz leidet für für sein Wissen und Können?

Um wissenschaftlich zu arbeiten und tolle Leistungen zu vollbringen braucht es keine Titel.

Das dies täglich geschieht ist außer jedes Zweifels!

Als Qualifikation gibt es staatliche Prüfungen, das reicht völlig aus.
gila
gila
Mitglied

Re: Wertevernichtung, nicht Wertkonservatismus
geschrieben von gila
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.03.2011, 18:30:33
dutch,
Dein Beitrag ist sowas von negativ,
ich distanziere mich davon.
gila

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dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Wertevernichtung, nicht Wertkonservatismus
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf gila vom 10.03.2011, 20:20:23
@gila

Bist du dir sicher, dass du mich meinst? Was ist an meiner Meinung negativ? Ich achte harte wissenschaftliche Arbeit und ehre Menschen, die dafür einen Titel erlangen. Was ist daran negativ?
Karl
Karl
Administrator

Qualifikation ist nicht unnötig
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.03.2011, 19:11:18
Lieber halli,


darf ich fragen, was Dich zu einem intimen Kenner der Wissenschaftslandschaft macht? Du sprichst mich direkt an:
Da sind- und das geht besonders an Karl- die Werte bei den Universitäten nicht in Ordnung.

Ohne deren Mitwirkung kann kein Titel verliehen werden!

Ich bin immer noch der Meinung das diese Titel unsinnig und überholt sind. Im übrigen haben sie keinerlei Aussagekraft.
geschrieben von halli

Zu den Werten an den Universitäten: Auch an den Universitäten gibt es Betrüger, das ist offensichtlich. Aber Betrug ist kein Kennzeichen einer guten Universität, sondern an einer guten Universität werden vorgelegte Arbeiten gewissenhaft geprüft. Trotzdem bleibt auch dort immer wieder Betrug lange unentdeckt, auch weil die Betrüger oft sehr klug und gerissen sind.

Wegen der Betrugsfälle jetzt pauschal alle Titel als wertlos zu bezeichnen, beweist zwar wie sehr solche Betrugsfälle dem Ruf der Wissenschaften und der Universitäten in der Öffentlichkeit schaden, der Aussage ist aber trotzdem und gerade deswegen heftigst zu widersprechen. Wie ich schon einmal schrieb, sind Doktorarbeiten ganz wichtige Säulen der Wissenschaft. Völlig zu Recht werden bei den Exzellenzinitiativen besonders die Graduiertenschulen (zur Promotion) in den Mittelpunkt gestellt.
Nur weil jemand ein Mal in seinem Leben eine wissenschaftliche Arbeit gemacht hat qualifiziert ihn das für das ganze Leben?
geschrieben von halli
Für sein Berufsleben kann es ein wichtiger Qualifikationsnachweis sein. Der Titel sagt nichts über seine menschlichen Qualitäten.
Im extremen Fall auch noch wenn er unter Demenz leidet für für sein Wissen und Können?
geschrieben von halli
Es schadet nicht, wenn auch Pflegekräfte die Person mit ihrer Geschichte zur Kenntnis nehmen.
Um wissenschaftlich zu arbeiten und tolle Leistungen zu vollbringen braucht es keine Titel.
geschrieben von halli
Ich kenne in der Tat Beispiele sehr gute Wissenschaftler, die nie promoviert haben. Daraus aber zu folgern, dass eine Promotion unsinnig sei, ist falsch.

Karl
adam
adam
Mitglied

Re: Die Jagd ist eröffnet
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.03.2011, 19:11:18
Ich bin immer noch der Meinung das diese Titel unsinnig und überholt sind.
geschrieben von halli


@halli,

ich meine, Du zäumst das Pferd von hinten auf. Es geht doch um`s Prinzip. Wie schaffen doch auch den Führerschein und die Prüfung dazu nicht ab, nur weil sich ein paar schwarze Schafe das Dokument im Zehner-Abreissblock selber drucken.

Die Vorwürfe sind ja alle richtig. Die Titelschwindler haben die laxe Handhabung der Unis, die Gutgläubigkeit von Doktorvätern und Prüfern ausgenützt und wenn ein Titel für Geld an die Uni verliehen wird, ist das Bestechung und Korruption. Da muß sich der Staatsanwalt einschalten, damit Köpfe rollen.

Aber das alles ist kein Grund, für besondere Leistungen keine besondere Anerkennung mehr zu vergeben und gleichzeitig alle Titel, auch die der Vergangenheit, zu entwerten. So geht das nicht, es wäre die selbe Ungerechtigkeit, wie Titel unberechtigt erschlichen wurden.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und da wird Leistung auch belohnt. Das muß so bleiben. Also müssen schwarze Schafe aussortiert und Lehren aus Fehlern gezogen werden. Ich bin mir sicher, daß zukünftige Doktoranden wieder mehr büffeln werden und die Zeit nicht damit verschwenden, über Betrug nachzudenken.

Einen Titel sollte man auch nicht nur in Bezug auf den Beruf und das Anfangsgehalt sehen, sondern auch als persönlichen Erfolg, etwas besonderes geschafft zu haben. So gesehen hat man, im Rahmen der freien Persönlichkeitsentfaltung, sogar ein Recht darauf. Einklagbar ist das sicher nicht, aber die Gesellschaft erkennt es an und das sollte so bleiben. Jetzt erst recht.

--

adam


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Karl
Karl
Administrator

Bitte wegen ein paar schwarzen Schafen nicht die ganze Herde schlachten
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 10.03.2011, 20:44:58
Danke adam, Du hast es sehr gut auf den Punkt gebracht. Karl
circe
circe
Mitglied

Re: Bitte wegen ein paar schwarzen Schafen nicht die ganze Herde schlachten
geschrieben von circe
als Antwort auf Karl vom 10.03.2011, 21:00:01
verfolgt von euch jemand das Märchen von Herrn Masschmeyer? Ich finde es doch sehr interresant wie der Mann so schnell zu seinen Millionen gekommen ist und hoffe sehr das der NDR nicht aufgibt!! herzl. circe
Carla21
Carla21
Mitglied

Re: Die Jagd ist eröffnet
geschrieben von Carla21
Blender und Betrüger als Minister?

Was KT zu Guttenberg selbst betrifft, so sollte jemand, der jetzt noch so uneinsichtig ist (seine erste Reaktion auf die Vorwürfe: "abstrus"), sich auch künftig von wichtigen öffentlichen Ämtern fernhalten. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass sich ein Mensch mit fast 40 Jahren noch wesentlich ändert. Das Gespür für Blendertypen hat die Jagd auf zu Guttenberg vielleicht erst ausgelöst. Was kann zu Guttenberg denn als Leistung bislang vorweisen, außer der Tatsache dass er angeblich so beliebt im Volke ist?

Hoffentlich trägt die ganze Geschichte dazu bei, dass die allgemein anzutreffende Ehrfurcht vor Dr.-Titeln einer vorsichtigen Skepsis weicht.

Eigentlich soll eine Dr.- Arbeit ein Beweis eigenständiger wissenschaftlicher Arbeit sein, praktisch oft die 1. und die letzte des ganzen Lebens.

Wenn der Dr.-Titel futsch ist, obwohl man später noch viel geleistet hat, ist nicht die Lebensleistung weg, sondern nur der Titel. Wer beruflich allein aufgrund des Doktor-Titels eingestellt und später als Plagiator auffliegt, teilt nur das Schicksal aller Menschen ohne Dr.- Titel. Damit können die meisten sehr gut leben. Der Ehrgeizling zu Guttenberg offenbar nicht.

Es ist doch nur gerecht, wenn bezahlte oder geklaute Dr.- Arbeiten dazu führen, dass der Titel weg ist. Für mich ist z. B. Frau Dr. Merkel mit oder ohne Dr.- Titel keine gute Bundeskanzlerin.
Re: Die Jagd ist eröffnet
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Carla21 vom 11.03.2011, 11:22:52
Carla: ...Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass sich ein Mensch mit fast 40 Jahren noch wesentlich ändert.

Den Punkt darf ich mal so rausgreifen.

Provokative Frage dazu:
Wenn nicht dann, wann denn dann?

Das funktinoniert auch mit 50...60...70 noch,
eher besser.
Denn da sind Erfahrungen vorhanden;
auch Erfahrungen, wie man es nicht machen sollte.

Mit Deinen anderen Statements könnte ich mich anfreunden.
Ich glaube auch, daß KT 'ausgerechnet zum richtigen Zeitpunkt' an- und abgeschossen wurde. Und zwar unabhängig von seiner Disse.
Mal ganz abgesehen davon, dass ein VM ein typischer Schleudersitz ist.

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