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Aktuelle Themen Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock

trux
trux
Mitglied

Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von trux
als Antwort auf Urmara vom 26.01.2011, 18:29:59
Urmara sagt:
Jetzt frage ich mich wieso werden junge Leute auf einem Segelfrachter gedrillt mit Sachen, die niemals im Ernstfall Verwendung finden. Außer das sie nach wie vor zur Marine gehören. Wo ist der Sinn dieser Ausbildung?

Du nennst zwei Begriffe, nämlich Ernstfall und Sinn der Ausbildung. Das sind Punkte, über die man sich Gedanken machen muss.
Wie muss man sich überhaupt den Ernstfall vorstellen? Wahrscheinlich kann man ihn allumfassend nicht definieren. Wie auch immer er aussieht, der einzelne Soldat/Soldatin gerät in eine unvorstellbare Situation, wo es im katastrophalen Umfeld um Leben und Tod geht. Ein Umfeld, das mit Zivilisation nichts mehr zu tun hat. Wie muss ein Soldat/Soldatin konstituiert sein, damit er als Sieger vom Schlachtfeld geht, damit er überhaupt überlebt?

Erst mit einer realen Vorstellung über den Ernstfall, kann man sich mit der Frage befassen, wie denn die Ausbildung anzulegen ist. Neben Beherrschung seiner Waffe und dem Material, das er zu bedienen hat, spielt die körperliche Verfassung und die Psyche eine Rolle. Die körperliche Verfassung lässt sich trainieren, doch die Psyche?

Das Thema ist nachdenkenswert doch konkrete Antworten können wir hier nicht geben.

Trux
pilli
pilli
Mitglied

Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von pilli
als Antwort auf hafel vom 27.01.2011, 18:29:44
hafel

watt datt rudern oder auch segeln betrifft, was meine person betrifft, das steht doch sicherlich in keinem zusammenhang mit den aktuellen geschehen, die wir diskutieren? das sind doch zwei sehr verschiedene schuhe, meine ich mal? ich war auch nicht nur gast auf einem schiff, sondern besaß zusammen mit schwester und der mum nach dem tode meines vaters bald 20 jahre eine MY und erinnere sogar den unterschied zwischen Luv und Lee:

Spuck in Lee, fällts in den See


und wenn der vater eines der toten mädchen (und nicht die boulevard-presse) gestern im tv im gespräch mit dem Wehrbeauftragten auf den tatbestand aufmerksam machte, dass es zu prüfen sei, warum seine tochter nun entgegen aller seemännischen regeln über bord gegangen sein soll; dann ist das wohl berechtigt?

hafel,

ich schrieb doch und wiederhole mich gerne:

nix genaues wissen wir nicht; die offiziellen überprüfungen sind nicht abgeschlossen und das könnte dauern, wie der Wehrbeauftragte mit dem hinweis auf die täglich sich füllenden dicken aktenordner mitteilte.

Hemmungslos betrunkene Soldaten, Todesdrohungen, sexuelle Nötigung: Offiziersanwärter berichten erschreckende Details von ihrem Segel-Lehrgang auf der "Gorch Fock". Besonders beklagen sie sich über den massiven Alkoholkonsum der Stammbesatzung.

Berlin - Mehrere auf der " Gorch Fock" eingesetzte Offiziersanwärter haben sich beim Wehrbeauftragten des Bundestags über massive Alkohol-Exzesse an Bord des skandalumwitterten Schulschiffs der Marine beklagt. In einem neunseitigen Bericht des Teams von Hellmut Königshaus werden ihre Beschreibungen wiedergegeben, wie sich die Stamm-Mannschaft des Schiffs hemmungslos betrank, wie ein Offizieranwärter das Erbrochene der Offiziere von Deck schrubben musste und dass ein Besatzungsmitglied ihnen im Rausch sogar mit dem Tod gedroht habe.

Die neuen Enthüllungen in dem Report, der SPIEGEL ONLINE vorliegt, gehen über die bisherigen Vorwürfe über die harsche Behandlung der Kadetten bis hin zur Nötigung weit hinaus. Je mehr über die Zustände auf dem einstigen Paradeschiff der deutschen Marine herauskommt, desto mehr stellt sich die Frage nach Disziplin und Ordnung auf dem Segler: Die Schilderungen der Offiziersanwärter wirken wie Erzählungen aus dem Rotlichtmilieu.
geschrieben von spiegelonline


es bleibt nur abzuwarten, wie die untersuchungen sich gestalten und den versuch zu machen, nicht vorzuverurteilen?

aber nachgedacht werden, das darf schon? danke!


--
pilli
lemuria
lemuria
Mitglied

Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von lemuria
als Antwort auf pilli vom 27.01.2011, 19:11:03
Aber wir werden wahrscheinlich nie erfahren, wie die Geschichte ausgeht. Nix für die neugierige Öffentlichkeit.
Doch eins haben die jungen Offiziersanwärter gelernt, nämlich wie man es nicht macht.

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hafel
hafel
Mitglied

Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von hafel
als Antwort auf pilli vom 27.01.2011, 19:11:03
Natürlich Pilli darf nachgeacht werden. Keine Frage. Und es ist auch vollkommen egal wie Deine - oder auch meine - Privatsegelkenntisse sind. Und es ist auch keine Frage, dass der Vater sich über die Umstände informiert, wie seine Tochter zu tode kam. Nur dass wissen wir alle nicht und deshalb gibt es Untersuchungskommissionen. Da sollten Vorverurteilungen unterbleiben. Warten wir doch ab bis da etwas Konkretes zu Tage kommt.

Ich hatte nur deshalb nach Deinen "Segelerfahrungen" gefragt, weil man/frau schon -als Zuschauer- einen Eindruck von der harten Arbeit bekommt. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass das kein Luxusdampfer war.

Hafel
eko
eko
Mitglied

Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von eko
Jetzt frage ich mich wieso werden junge Leute auf einem Segelfrachter gedrillt mit Sachen, die niemals im Ernstfall Verwendung finden. Außer das sie nach wie vor zur Marine gehören. Wo ist der Sinn dieser Ausbildung?
geschrieben von umara



Meines Erachtens wird hier immer viel zu viel vom "segeln" und der Frage, wozu dies diene, gesprochen.

Ich bin jetzt zu faul, um nachzusehen, welcher Diskutant es denn war, der den Link zu einem 6-teiligen Video hier einsetzte.

Wer dieses Video aufmerksam angeschaut hat und auch die Kommentare dazu in sich aufgenommen hat, der kann (oder könnte!) sich daran erinnern, dass der Fokus bei den Manövern nicht etwa darauf gelegt wird (oder wurde), das Segeln zu erlernen. Das kann man sowieso in den paar Wochen, während der diese Neulinge an Bord sind, nicht erlernen.

Hier geht und ging es in erster Linie darum, diesen jungen Menschen klarzumachen, dass es auf See niemals darum gehen kann, dass jeder sein eigenes Leben leben kann, sondern dass es darauf ankommt, ohne Rücksicht auf das eigene Befinden etwas zu tun, das den ganzen Menschen und diesen wiederum in der Zusammenarbeit mit den Anderen fordert.

Wenn im Sturm Segel gerafft werden müssen, dann kann man nicht noch lange darüber diskutieren, ob das notwendig ist, sondern da müssen alle zupacken, weil der Einzelne da nichts vermag. Und auch das hautnahe Leben mit schlafen in der Hängematte soll eigentlich nur dazu dienen, den Gemeinschaftssinn wieder zu beleben.

Leider sind in der Gesellschaft solche Verhaltensweisen mehr und mehr abhanden gekommen, weil jeder nur noch auf seinen eigenen Vorteil aus ist. Da nun das Gemeinschaftsgefühl wieder zu wecken und zu zeigen, dass der Einzelne nichts ist und nur die Gemeinschaft etwas zu vollbringen mag, das ist der eigentliche Sinn und Zweck der Übung.

Dass sich die Stammbesatzung dabei in ihrem Verhalten zu den Neulingen nicht mit Ruhm bekleckert hat, ist eine andere Geschichte und das muss auch aufgeklärt und behoben werden. Wenn das stimmt, was darüber bislang berichtet wurde, dann ist das schon ein Skandal und das geht auch nicht unbeschadet am Schiffsführer vorüber und da halte ich es schon für richtig, dass der VM den Kapitän zunächst beurlaubt hat.

Wahrscheinlich wären auch so manche Kommentare hier anders ausgefallen, wenn der VM ein andersfarbiges Parteibuch bei sich hätte.


e k o
schorsch
schorsch
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Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Urmara vom 26.01.2011, 18:29:59
@: "...Jetzt frage ich mich wieso werden junge Leute auf einem Segelfrachter gedrillt mit Sachen, die niemals im Ernstfall verwendung finden..."

Es geht hier eben wohl nicht um die Matrosen in Ausbildung, sondern darum, dass einige angefressene Hobby-Segler in gehobener Stellung für dieses Hobby - das sie sich sonst gar nicht leisten könnten - sogar noch bezahlt werden!

Neckische Frage: Woher sollten diese Hoch-Hobbyaner denn sonst so billige und willige "Angestellte" nehmen?

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zwergi
zwergi
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Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von zwergi
als Antwort auf schorsch vom 28.01.2011, 10:36:21
Auf der Gorch Fock werden Offiziersanwärter für ihren Führungsberuf ausgebildet. Das geschieht nicht auf einem "Segel-Frachter", wie ich hier lesen musste, sondern auf einem Kriegsschiff der Bundesmarine.
Wie in jeder Ausbildung müssen diese jungen Menschen etwas Besonderes lernen, hier explizit die eigene Einstellung zur Gemeinschaft und die Führung von jungen Menschen. Das ist der weiter oben in Zweifel gezogene Sinn dieses Tuns.

Was den bedauernswerten Unfall vom Herbst vergangenen Jahres betrifft, so erschienen schon damals Zeitungsberichte, wonach die junge Frau bei einer Übung am Mast beide Hände losgelassen haben soll.
An Bord, gleich ob Kriegs- oder Handelschiff, gilt immer:
"Eine Hand für Dich, eine Hand für´s Schiff!"
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von luchs35
als Antwort auf zwergi vom 28.01.2011, 18:02:57
Heute ist nun die Untersuchungskommission nach Argentinien geflogen, um nach Wochen die noch an Bord verbliebenen Kadetten sowie sie Offiziere /Ausbilder über die Vorfälle zu befragen. Die Leitung hat ein Konter-Admiral.

Wer nun glaubt, dass jetzt sicher alles aufgeklärt wird, was auf der "Gorch Fock" geschehen oder auch nicht geschehen ist, dürfte doch recht naiv sein.
Inzwischen sind Kadetten ebenso wie die Ausbilder aufeinander eingeschworen, und ich bin überzeugt, dass nun die eigene Karriere der Offiziersanwärter genug "Zucker" bekommen hat, um zu bagatellisieren und das eigene Weiterkommen nicht zu gefährden.

Die meutenden Kadetten hat man ja sofort von der Segler zurückgeholt und separiert.

Ich bin überzeugt, das alles wird sich im Sande verlaufen wie so vieles, was mit den militärischen Gruppierungen zu tun hat.

Luchs

hafel
hafel
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Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von hafel
als Antwort auf hafel vom 20.01.2011, 10:51:15
Nun sickern die ersten Ergebnisse der Untersuchungskommission der Marine durch. Die Bildzeitung war wieder einmal "direkt dabei" und berichtete als Erste. Danach soll die Kadettin, die auf der Gorch Fock verunglückte, für den Kletterdienst in der Takelage gar nicht geeignet gewesen sein.

Bei einer Größe von 158 m brachte sie 83 kg auf die Waage – das musste doch auch einem Fastblinden aufgefallen sein?

Wer schickt bei der Marine solche gewichtige Kandidaten auf ein Segelschulschiff? Gibt es da in Flensburg keine Vorauswahl?

Na, da werden wir ja hoffentlich in der nächsten Woche ein paar Hintergrundinfos erhalten, wenn die Untersuchungskommission wieder in Deutschland ist.

Hafel
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
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Re: Die Meuterei auf der (Bounty) oder besser der Gorch Fock
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf hafel vom 08.02.2011, 13:49:42

Wer schickt bei der Marine solche gewichtige Kandidaten auf ein Segelschulschiff? Gibt es da in Flensburg keine Vorauswahl?

Richtig Hafel, wer schickt solche kadetten auf das schiff, aber wer schickt die leute dann noch auf die masten und warum?

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