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Aktuelle Themen Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!

hafel
hafel
Mitglied

Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von hafel

Bei uns im Norden, in Hamburg, ist zur Zeit ein Gerichtsverfahren, wie es das letzte Mal wohl vor 400 Jahren war. Piraten! Wer erinnert sich nicht noch gerne an die Filme mit den verwegenen, edelmütigen und sogar sympathischen Kerlen, die wir im Rückblick auf Klaus Störtebeker schon mal zu Robin Hoods der hohen See erhoben haben!?

Die Wahrheit der Piraterie war weder jemals romantisch und lustig, noch ist sie von gestern. Diese modernen Seeräuber, die jetzt vor dem Hamburger Landgericht zur Verantwortung gezogen werden, tragen keine Augenklappen und haben keine Holzbeine. Sie sind brutale Verbrecher, die sich um Wohl und Leben ihrer Opfer wenig scheren. Verbrecher, mit modernsten Waffen.

Bei der verhandelten Kaperung des Frachters "MV Taipan" hätten Menschen sterben können, als die Angreifer mit Maschinengewehrsalben und Granaten auf die Schiffsbrücke feuerten. Und wäre die Entführung geglückt, hätten die Geiseln wohl über Monate um ihr Leben bangen müssen. Mit einem gerechten Überlebenskampf hat das wenig zu tun. Diese jungen Männer waren vermutlich im Auftrage schwer krimineller somalischer Clans unterwegs. Hunderte derartige Überfälle auf zivile Schiffe gehen auf das Konto dieser ostafrikanischen Banden.

Gewiss, wie jede Art von Kriminalität hat auch diese ihre Ursachen. Im Falle Somalias ist es der Jahrzehnte lange Bürgerkrieg mit dem völligen Zerfall jeglicher staatlicher Ordnung. Und dass, das sollte fairer Weise erwähnt werden, unter der tatenlosen Beobachtung der Weltgemeinschaft! So ist es gut, dass auch das in Hamburger Prozess zur Sprache kommen wird.

Wer hier jammert und beklagt, der Prozess sei zu teuer und ändere an den Verhältnissen in Somalia nichts. Dem halte ich entgegen: Ein Rechtssaat darf auf der Suche nach Wahrheit und Schuld keinen Aufwand scheuen. Die Menschen in Somalia erleben täglich, was es heißt auf "so etwas" zu verzichten

Hafel
Karl
Karl
Administrator

Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von Karl
als Antwort auf hafel vom 23.11.2010, 19:27:49
Diese jungen Männer waren vermutlich im Auftrage schwer krimineller somalischer Clans unterwegs.
Vermutlich wird man die Kleinen (im übertragenen Sinne) hängen, während die Profiteure und Auftraggeber ungeschoren davon kommen werden, da sie sich an (für sie) sicheren Orten aufhalten. Die "Seeräuber" sind wahrscheinlich keine Ungeheuer und vielleicht auch nicht so brutal, wie Du sie schilderst. Es wird interessant sein, was der Prozess über ihr (Vor)leben herausfinden wird.

Karl

pilli
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Mitglied

Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von pilli
als Antwort auf Karl vom 23.11.2010, 20:30:25
gleich mehrfach hatte es in den letzten wochen dokumentationen zu den hintergründen der Piraten und im verlinkten blog "Im hohen Alter" wird von einer sendung bei RTL der reporterin Antonia Rados berichtet.

Blog

mir in erinnerung ist eine nächtliche sendung, die einen journalisten filmisch begleitet bis hin zu den "Köpfen" des piraten-clan, die von frage zu frage entschieden haben, ob sie auskunft vor der kamera gaben. es wurde von der unvorstellbaren armut berichtet aber auch davon, wie wenig vom erlös bei den angreifenden piraten bleibt.


--
pilli

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adam
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Mitglied

Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von adam
als Antwort auf hafel vom 23.11.2010, 19:27:49
@hafel,

das stimmt sicher alles, was Du schreibst. Aber die mir zueigene europäische Überheblichkeit sagt mir auch, daß die Angeklagten bedauernswert sind. Sie kennen nur Krieg, Chaos und Gewalt. Was ich von Somalia weiß und in Dokumentationen gesehen habe, ist dort die Hölle. Das Land ist gezeichnet von Hitze und Dürre, das Meer leergefischt. Für die meisten Menschen, nach meinen Eindrücken hauptsächlich auf dem Land, ist schon der nächste Tag vage, was das Überleben anbelangt. Und vor ihren Augen fährt der Reichtum vorbei.

Lasse ich die Waffen und die Rücksichtslosigkeit einfach mal außen vor, erinnert mich der Diebstahl eher an unseren alten Mundraubparagraphen. Natürlich können wir Piraterie am Horn von Afrika nicht zulassen und die Piraten müssen bestraft werden. Aber wie? Ein deutsches Gefängnis könnte für die Angeklagten durchaus etwas Erstrebenswertes sein. Ich weiß es nicht. Die eigentlichen Gewinner der Piraterie bleiben sowieso straffrei und haben längst andere für den Job angeheuert.

Könnte man über die Angeklagten an die somalischen Hintermänner der Piraterie herankommen und ihnen einen Handel anbieten, der die Piraterie im Laufe der Zeit überflüssig macht? Noch etwas, was ich nicht weiß. Aber vielleicht ist Punt noch nicht verloren und der Prozeß zeigt auf, daß derartiger Diebstahl nur verhindert werden kann, wenn der Dieb wenigstens was zu Essen hat.

--

adam



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hafel
hafel
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Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von hafel
als Antwort auf Karl vom 23.11.2010, 20:30:25
@ Karl:

ich denke, dass (den Piraten) ihnen, durch ihr hoffnungsloses Leben, ein Menschenleben recht wenig wert ist. Brutal genug vorgehen tun sie jedenfalls.

Aber ich habe ja auch geschrieben, dass die Weltöffentlichkeit hier tatenlos zusieht, die Amerikaner abgezogen sind und das Land sich selbst überlassen haben.

Soweit ich es aus den Medien verfolge (heute brachte ja auch ein Beitrag unter "Frontal 21-ZDF" den Prozessverlauf), berücksichtigt der Prozess auch die Hintergründe.

Na, Karl. wo werden denn die Kleinen nicht gehenkt? Da kenne ich aus unseren realen Leben X-Beispiele.

Hafel.
olga64
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Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von olga64
als Antwort auf hafel vom 23.11.2010, 21:27:25
Die Grossprofiteure der somalischen Piraten-Industrie sitzen in Kenia - dort ist rege Bautätigkeit; das ergaunerte Geld muss ja unter die Leute, sprich in Projekte, gebracht werden. Vermutlich werden auch viele, schöne neue Touristen-Unterkünfte gebaut werden, in denen dann auch Deutsche ihre Ferien verbringen.
Als die jetzt vor Gericht stehenden Somalier in die Knäste verbracht wurden, konnten sie erst gar nicht glauben, wie gut sie es nun haben: sie wurden neu eingekleidet (Jogginganzug, Baseball-Käppi und Sneakers = Asylanten-Uniform) und hatten ab sofort eine saubere Zelle, inkl. Klo und Wasser sowie geregelte Mahlzeiten. Bin mal gespannt, wie dies weitergeht, wenn der Prozess vorbei ist: ich könnte mir vorstellen,dass die Angeklagten Asyl beantragen werden. Olga

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hugo
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Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von hugo
als Antwort auf olga64 vom 24.11.2010, 15:53:03
hm olga,, so gesehen wäre für diese Menschen ja jede Verurteilung mit anschließender Haft, einem Freispruch 1. Klasse gleichzustellen.

Um sie mit einer höchstmöglichen Strafe (nach Deutschem Recht, also ohne Handabhacken usw,,) zu belasten, müßten sie sofort und ohne Widerspruchsmöglichkeit auf den 6. Kontinent oder -noch schlimmer- in den Sudan, abgeschoben werden.

hugo
olga64
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Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von olga64
als Antwort auf hugo vom 24.11.2010, 16:01:03
Hugo - ich denke, eine solche Abschiebung kommt aus humanitären Gründen gar nicht in Frage und das ist auch gut so, wie ich finde. Die Zeiten sind für uns gottlob vorbei, wo wir Entsorgung auf eine solche Art und Weise betreiben. Und die "1. Klasse" liegt im Auge des Betrachters. Olga
hafel
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Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von hafel
als Antwort auf hugo vom 24.11.2010, 16:01:03
Das die Piraten verurteilt werden, ist ja wohl sonnenklar. Bei diesen Kaperaktionen können ja auch Menschen ihr Leben lassen.

Hafel
hugo
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Re: Die Nachkommen von K. Störtebeker…. Piraten!
geschrieben von hugo
als Antwort auf hafel vom 24.11.2010, 18:47:03
Das die Piraten verurteilt werden, ist ja wohl sonnenklar (hafel)
hafel das stell ich doch gar nicht in Frage, davon geh ich auch aus,,

welches deutsche Gericht mit all den vielen Anwälten und den Medien läßt sich eine solch sprudelnde Einnahmequelle und PR- Runde auf Kosten des deutschen Steuerzahlers schon entgehen ?

Aber mal ne Gegenfrage,,was würde passieren wenn sich eine Mannschaft bei einer solchen Freibeuteraktion wehrt und dabei diese Piraten gerichtet würden -sprich während der selbstverteidigenden Aktion Abbleben. ?

Würden sich dann Anwälte finden, Ankläger, Verteidiger, Medien ?? würden gehörige Kosten entstehen, würde sich der Steuerzahler gar mokieren ??

ich heb mal meine Antwort auf,

hugo


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