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Aktuelle Themen Die Schläger aus Zürich

luchs35
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Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 04.07.2009, 14:28:57
Wie sah denn der Opferschutz in dem vorliegenden Fall aus, Karl? Die drei Jugendlichen, die jetzt noch in München einsitzen, waren bereits 2008 und 2009 mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Einer wegen Diebstahl und Hausfriedensbruch, der Zweite wegen Körperverletzung, der Dritte wegen raubversuchs und schweren Angriffs. Die Strafen lagen zwischen neun Tagen und vier Wochen Sozialdienst. Im schwersten Fall wurde noch ein "Anti- Aggressions-Training" angeordnet.

Die verständnisvollen Samthandschuhe sieht man nun im jüngsten Fall des zusammengeschlagenen Geschäftsmannes, der nur das Pech hatte zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein.

Psychologen sehen diesen Fall sogar schlimmer an als jenen Vorfall im Münchner Hauptbahnhof , bei dem wenigstens nur eine "Begründung" vorlag, indem Opfer und Täter schon zuvor sich im Wortwechsel befanden.

Hier jedoch ging es einzig und allein um das Zusammenschlagen eines Menschen. Ob die Jugendlichen Schweizer waren oder andere Ausländer spielt da kaum ein Rolle.

Jetzt sieht es aber zusätzlich so aus, als ob die drei Jugendlichen der Schweiz überstellt werden, wo die Höchststrafe bei vier Jahren anstatt bei 10 Jahren in Deutschland liegt. Alle "Helfersyndrome" sind bereits in Stellung gebracht.




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luchs35
ehemaligesMitglied65
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Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von ehemaligesMitglied65
als Antwort auf luchs35 vom 04.07.2009, 14:45:58
Wie sah denn der Opferschutz in dem vorliegenden Fall aus, Karl?


Jetzt sieht es aber zusätzlich so aus, als ob die drei Jugendlichen der Schweiz überstellt werden, wo die Höchststrafe bei vier Jahren anstatt bei 10 Jahren in Deutschland liegt. Alle "Helfersyndrome" sind bereits in Stellung gebracht.


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luchs35


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Genau, alle Helfersyndrome....

Übrigens ist der Sühnegedanke im Strafrecht ein Ausfluss des Gerechtigkeitsgedankens. Es soll ja nicht nur dem Täter durch ein rechtsstaatliches Verfahren, das alle Umstände prüft, Gerechtigkeit widerfahren, es soll ja auch Sühne für das in der Regel ohnehin nicht mehr gut zu machende Unrecht geleistet werden.

Dies ist ein Prinzip - das der ansonsten auch recht viel beschworenen Gerechtigkeit- das eine Gesellschaft zusammen hält.

Und im übrigen zu der These, dass Strafen keine präventive Wirkung zeigen:
Das ist falsch, auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die meinen, nicht entdeckt zu werden.
Wenn aber dazu noch die Strafen marginal sind, wird schon garniemand mehr abgeschreckt.
Wie hier, wo die Täter in aller Öffentlichkeit strafbar werden, WEIL nach ihren Erfahrungen ohnehin keine fühlbare Strafe droht.




meritaton
Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaligesMitglied65 vom 04.07.2009, 15:41:12
Immer wenn es um Verbrechen von Jugendlichen geht, kommt irgendwann der Satz " eine schlechte Kindheit kann man nicht als Entschuldigung gelten lassen". Nein, nicht als Entschuldigung, aber als Erklärung. Solange die Gesellschaft sich nicht darum kümmert, daß Kinder vernachlässigt oder misshandelt aufwachsen, solange Kinder ohne Erziehung ( im Sinne von Regeln lernen, Eltern mit Vorbildhaltung, nicht mit Geld und Spielzeug beiseite geschoben, weil sie stören) aufwachsen, solange wird man die Probleme nicht in den Griff bekommen.
Natürlich muß man Jugendliche , die Gewalttaten begehen aus dem Verkehr ziehen , um die Bürger zu schützen, aber es genügt nicht , sie wegzusperren. Die versäumte Erziehungsarbeit muß nachgeholt werden. Das kostet Zeit und Geld. Das will der Staat aber nicht ausgeben.
Viel wichtiger ist es jedoch Zeit und Geld bereits dann zu investieren, wenn die Kinder klein sind und in den Familien etwas schief läuft.
Elternkurse sollten Pflicht sein, wenn man Kindergeld erhalten will.
Verpflichtende Kindergärten könnten helfen, rechtzeitig Erziehungsdefizite auszugleichen. Wenn Kinder auffällig werden, müssen auch die Eltern herangezogen werden und Familienerziehung stattfinden.
Eltern haben in Deutschland immer noch Narrenfreiheit und die Familiengerichte greifen erst durch, wenn die Situation bereits Exstrem ist. Ein vernachlässigtes, misshandeltes Kind wird ein Jugendlicher ohne Mitleid, weil es selbst niemals mitleidig behandelt wurde.
--
thrud

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arno
arno
Mitglied

Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von arno
als Antwort auf lars vom 03.07.2009, 23:01:44
Hallo, lars,

ich bin überzeugt, daß zwei Behandlungen im Abstand von
2 Monaten sehr hilfreich und abschreckend sind:
Ich meine 100 Stockhiebe auf das nakte Gesäß!

Viele Grüße
--
arno
fische
fische
Mitglied

Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von fische
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.07.2009, 18:38:01

Morgen,
wenn ich eure Berichte so lese
möchte ich gerne mal wissen wer so was schon von euch erlebt hat und ich glaube keiner,weil sonst würde wohl manch einer anders denken--
fische
Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.07.2009, 18:38:01
aber thrud, es kann doch nicht bei allem was schiefgeht nach dem staat gerufen werden und der soll‘s dann richten.

zeig mir ein land, in dem eltern keine „narrenfreiheit“ haben.

am besten ist wohl nach deiner aussage, man sammele alle kinder ein, stecke sie in eine staatliche einrichtung, zeige ihnen den drill dieser welt und wenn dann was schiefgeht, könnte mal darüber nachgedacht werden, vielleicht kinder erst ab der einschulung mit dem drill des zukünftigen daseins zu züchtigen. oder wie arno schreibt 100 stockhiebe auf den nackten, dürften wohl auch nicht zum erfolg führen, denn gewalt erzeugt ja bekanntlich gegengewalt!

wie sollen denn deiner meinung nach elterkurse und kindererziehung durch den staat aussehen? gibt es danach einen führerschein für die aufzucht?
--
plumpudding

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myrja
myrja
Mitglied

Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von myrja
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2009, 08:41:07
Hallo Plumpudding,

vereinzelt gibt es schon so was Ähnliches wie Elternkurse. In dem Stadtteil, in dem ich wohne, sind zwei Kindertagesheime in Familien- und Kinderzentren umgewandelt worden. Hier werden Eltern ganz intensiv in die Arbeit ihrer Kinder mit einbezogen. Es gibt regelmäßige Elterngespräche, die Eltern werden zu Hause aufgesucht. PsychologInnen halten Sprechstunden ab und stehen für zusätzliche Termine bereit. Ja, sogar Deutschkurse für MigrantInnen werden angeboten und auch angenommen.

Ich halte dies für ein vielversprechendes Angebot. Die Eltern bekommen da alle Hilfe aus einer Hand. Sie müssen nicht von einer Stelle zur anderen laufen und immer wieder neuen Menschen ihre Sorgen und Nöte mit den lieben Kleinen erzählen. Die Kindertagesheime kennen sie. Die MitarbeiterInnen dort sind ihnen vertraut.

Allerdings gibt es diese beiden Projekte erst seit knapp zwei Jahren. so dass man den Erfolg, oder auch Misserfolg, erst in bei der nachfolgenden Generation der Jugendlichen sehen kann.

--
myrja
Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2009, 08:41:07
Ach, Plumpudding
Was verstehst du denn unter Erziehung? Ich rede nicht von Drill sondern von Hilfe. Wie Myrja bereits erwähnte gibt es einige Familienanlaufstellen, wo sich Eltern Hilfe holen können, wenn sie überfordert sind und nicht wissen , wie sie sich verhalten sollen, ohne Angst vor dem Jugendamt
Leider ist es aber so, daß sich nur die Eltern an solche Stellen wenden, die Probleme erkennen und sich helfen lassen wollen. Es gibt aber viele Familien wo Gewalt und Vernachlässigung herrschen und die keine freiwillige Hilfe annehmen. Es ist nicht damit getan den Kindern und Jugendlichen mit Programmen und Maßnahmen zu helfen, wenn sie dann in der Familie wieder den Eltern ausgeliefert sind. Die Eltern müssen einbezogen werden. Ich arbeite jetzt seit mehr als 30 Jahren auf diesem Gebiet und die Problemfamilien werden immer mehr, weil jetzt die Kinder aus kaputten Elternhäusern, neue kaputte Familien gründen, einfach, weil sie nicht wissen wie eine Familie sein sollte. Sie sehnen sich nach einer heilen Familie und können doch nicht einmal die grundlegensten Dinge.
Die erwähnten Familienberatungsstellen, können Hilfe geben, ohne das der Makel der schlechten Eltern über ihnen hängt. Sich mit anderen Eltern austauschen, psychologische und erzieherische Beratung, Kochkurse für gesundes Essen , Gesundheitsberatung, das sind alles Hilfen , die dankbar angenommen werden. Das alles könnte man ausweiten wenn man dies geziehlt und verbindlich für alle jungen Eltern anbietet.
Deine Polemik, ich würde Kinder einsammeln und in Erziehungsheime stecken wollen, kannst du dir sparen, mir geht es darum Familien fit zu machen für die Aufgaben , um nicht weiterhin frustrierte gewalttätige Jugendliche heranzuziehen.
--
thrud
myrja
myrja
Mitglied

Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von myrja
als Antwort auf myrja vom 05.07.2009, 10:24:23
Noch ein Nachtrag zu meinem Beitrag v. 8.41 Uhr, der wichtig ist:

In den Familien- und Kinderzentren wartet man nicht, bis die Eltern um Hilfe bitten. Wenn ein Kind auffällig wird, geht man von dort aus auf die Eltern zu. Oft ist der erste Versuch ein verabredeter Hausbesuch. Den Eltern soll auf keinen Fall das Gefühl gegeben werden "Ihr seid unfähig". Sie erfahren aber, dass sie jederzeit Unterstützung bekommen können, wenn sie das möchten.
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myrja
Re: Die Schläger aus Zürich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.07.2009, 13:49:24
thrud ich gebe dir ja recht, wenn du schreibst, dass viele nicht erkennen, dass sie hilfe benötigen. aber ich kann einfach nichts damit anfangen, wenn ich lese „eltern haben in deutschland immer noch narrenfreiheit und die familiengerichte greifen erst durch, wenn die situation bereits exstrem ist“. mir hat mal eine frau beim jugendamt, als ich den missbrauch von 2 töchtern durch den vater anzeigen wollte, geantwortet: wir kennen den fall aber da die mädchen nichts sagen, können wir nichts machen. diese antwort hat mich mehr als umgehauen.

ich bin ganz normal aufgewachsen, papa ging arbeiten, mama war bis auf freitags und samstags (da hat sie gearbeitet) zu hause. prügel kenn ich nicht. sehr selten gabs mal eine backpfeife. aber es gab dinge, die wir zu beachten und an die wir uns zu halten hatten.

du schreibst von problemfamilien – ich stelle jetzt mal einfach die behauptung auf, dass ich bezweifele, dass diese familien aufgrund des nur geringen intellekts überhaupt in der lage sind, zu erkennen, dass sie zu den problemfällen zählen. ich sehe die problematik vielmehr in der verrohung unserer gesellschaft und dabei fällt mir der spruch ein „jede zeit bekommt die gesellschaft, die sie verdient“.

ich bin trotz alledem nicht damit einverstanden, dass für alles und jedes der staat verantwortlich gemacht wird und herangezogen werden soll.


--
plumpudding

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