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Aktuelle Themen Die Würde des Menschen....

lalelu
lalelu
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu
als Antwort auf mane vom 14.10.2017, 14:52:37
Liebe Mane,

eine Formulierung in meinem obigen Satz hat dich irritiert.

 
Zitat von Lalelu:

Wenn man erwachsenen Menschen, die im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind, dieses Selbstbestimmungsrecht verweigert und sie behandelt wie unmündige Kinder, nimmt man ihnen die Würde.

 
Darauf hast du geantwortet:

Zitat von Mane:

heißt das dass "unmündige Kinder" keine Würde besitzen?

Nein Mane, das heißt es natürlich nicht, aber zur Würde eines Kindes gehört nicht die freie Willensentscheidung (außer in kleinen Belangen des Alltags, die mit zunehmendem Alter umfangreicher werden).

Es besitzt keine Geschäftsfähigkeit, (eine begrenzte Geschäftsfähigkeit beginnt im Alter von sieben Jahren), kein Wahlrecht, darf seinen Aufenthaltsort nicht selbst bestimmen, keinen Führerschein machen usw.

Auch über eine ärztliche Behandlung bestimmen die Eltern kleiner Kinder und nicht das Kind selbst. Falls ein Arzt der Meinung ist, dass die Eltern im Ausnahmefall dieses Recht missbrauchen und eine dringend notwendige Behandlung verweigern, kann er gegen ihre Entscheidung klagen.


Das Kind kann das nicht. Erst mit zunehmendem Alter und wachsender Einsicht bekommen Kinder ein Mitspracherecht und können unter Umständen eine Behandlung ablehnen, die nur Verlängerung von Leiden bedeutet.


Einige Beispiele

Fazit: Ich wollte mit obigem Satz NICHT sagen, dass Kinder keine Würde haben, sondern dass man Erwachsenen ein Grundrecht entzieht und sie in ihrer freien Willensentscheidung auf die Stufe eines unmündigen Kindes stellt, welches diese Entscheidungshoheit noch nicht besitzt.

Für mich bedeutet das für den volljährigen Menschen einen Verlust an (Erwachsenen)-Würde, die mehr Rechte und Entscheidungsfreiheit einschließt als die Würde eines Kindes.

Lalelu
RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf lalelu vom 14.10.2017, 17:31:22

Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ich auch gerne behandelt werden möchte. Es hat auch mit Respekt zu tun. 

mane
mane
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von mane
als Antwort auf Femmefatale vom 14.10.2017, 14:54:11

Bezugnehmend auf dein Ausgangsbeispiel : Mir ist es auch mal passiert, dass ein junger Arzt mich entkleidet zur Untersuchung im Krankenhaus hat liegenlassen und sich stattdessen in meiner Gegenwart mit Schwestern über Privatdinge unterhalten hat.
Ich habe mich nach meinem Krankenhausaufenthalt bei der Direktion beschwert. Er scheint sich noch mehr geleistet zu haben. Jedenfalls wurde mir gesagt: Herr Dr. X arbeitet bereits nicht mehr bei uns.

Wehrt euch, solange ihr noch könnt!

LG, ff

Liebe ff,

es ist gut, dass du dich bei der Direktion des Krankenhauses beschwert hast.
Ein Mensch kann zum Objekt werden, wenn er sich nicht wehrt. Manche lassen sich in ihrer Würde verletzen, weil sie sich vielleicht selber nur über ihre Krankheit definieren. Andere können sich nicht wehren, weil ihnen die Kraft fehlt und sie schwerkrank sind.
Im Krankenhaus geschieht es manchmal, dass es Patienten gibt, die "würdiger" sind als andere. (Ein-/Zweibettzimmer oder Drei- oder Vierfachbelegung - unterschiedliche Menuepläne - Kassenpatient oder Privatpatient usw.).
Die Würde, durch die sich jeder Mensch gleichermaßen auszeichnet und nicht sein "Portemonnaie" sollte Maßstab jeglichen Handelns sein. emoji_winkSchön wärs!
LG Mane

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wandersmann
wandersmann
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf mane vom 14.10.2017, 12:26:50

@ mane

Ein sehr pointiert und auch witzig formulierter Brief dieser Dame, die auf diesem Weg die Missstände in dieser Abteilung des Krankenhauses, die sie buchstäblich am eigenen Leib zu spüren bekam, anprangerte.
Dem Personal ging es hier wohl vor allem darum, es dem Chef äußerst recht zu machen, der Patient hat vorbereitet dazuliegen, wenn der Meister erscheint, egal wie lange das dauert, und hatten damit den eigentlichen Zweck ihres Daseins im Krankenhaus missverstanden.

Die Würde des Patienten verglichen mit der Würde eines Schnitzels - hübscher Schlusspunkt.
 

lalelu
lalelu
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.10.2017, 17:43:32
Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ich auch gerne behandelt werden möchte. Es hat auch mit Respekt zu tun. 
geschrieben von APet
@Apet: Ja, eine respektvolle Behandlung anderer Menschen gehört zwingend dazu, ihre Würde zu achten!

Ein Wort in Deinem ersten Satz würde ich aber gerne umformulieren: Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ER gerne behandelt werden möchte.

Dazu gehört, dass ich SEINEN Willen respektiere, auch wenn er von meiner Einstellung abweicht - immer natürlich unter der Voraussetzung, dass dieser andere Mensch die Tragweite seiner Wünsche klar erkennt.

Lalelu
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf lalelu vom 15.10.2017, 09:04:51
Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ich auch gerne behandelt werden möchte. Es hat auch mit Respekt zu tun. 
geschrieben von APet


Ein Wort in Deinem ersten Satz würde ich aber gerne umformulieren: Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ER gerne behandelt werden möchte.
 
 
das ist aber kompliziert, Altruismus pur, das kann man nicht breit anwenden, daher ist die Urformulierung eher handhabbar.
 

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mane
mane
Mitglied

RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von mane
als Antwort auf lalelu vom 14.10.2017, 17:31:22

Alles klar, liebe Lalelu, deinen Worten kann ich zustimmen.
Meine Irritation kam daher, weil ich Würde anders definiere als du und zwar im Sinne des von heigl eingestellten Zitats:

dass alle Menschen unabhängig von all ihren Unterscheidungsmerkmalen wie Herkunft, Geschlecht, Alter oder Zustand denselben Wert haben

Aus diesem Grund möchte ich "Würde" nicht mit dem "Selbstbestimmungsrecht" eines Menschen gleichsetzen. Was ist mit den Menschen, deren Möglichkeiten zur Selbstbestimmung sehr gering sind? Sprechen wir denen, wenn wir Würde und Selbstbestimmung gleichsetzen, einen Teil ihrer Würde ab? Meiner Meinung nach, ist es mit der Würde, nach obiger Definition, vereinbar, sich in einem Zustand der Schwäche und Abhängigkeit zu befinden oder schwerkrank oder behindert zu sein. Das hat für mich nichts unwürdiges. Es ist ein falsches Verständnis von Würde, wenn wir das Hilflose, das Kranke und Schwache als unwürdig betrachten.

Würde ist ein innerer Wert, der jeden Menschen gleichermaßen auszeichnet. Erwachsene und Kinder sind gleichwertig, was nicht heißt, Kinder wie Erwachsene zu behandeln. Sie haben den gleichen Wert, sie sind "gleichwürdig". Diese Würde gilt es zu schützen und nicht zu verletzen.
Gruß Mane

 
schorsch
schorsch
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von schorsch
als Antwort auf mane vom 14.10.2017, 20:00:52

Als ich - mit etwa 42 Jahren - die Mandeln operieren lassen musste, schabte ein Arzt das Ding raus - und 2 Krankenschwestern assistierten. Als es auf Mittag zuging, sagte der Arzt: "Ihr könnt jetzt ruhig essen gehen; den Rest mache ich noch allein". Es ging nur noch ums Zunähen der Wunde. Die Schwestern verschwanden - ohne mir z.B. auch nur "Gute Besserung" zu wünschen. Der Arzt nähte. Ich bekam plötzlich einen Hustenanfall, da Blut in die Lunge floss. Der Arzt wurde über und über mit Blut bespritzt - und fluchte, ich solle mich gefälligst zusammenreissen. Wäre ich nicht mit Lederriemen an den Schragen gefesselt gewesen, ich hätte ihm eine runtergehauen!

lalelu
lalelu
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu
als Antwort auf JuergenS vom 15.10.2017, 09:39:47

Zitat von Lalelu

Ein Wort in Deinem ersten Satz würde ich aber gerne umformulieren: Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ER gerne behandelt werden möchte. 

Antwort von Heigl:

das ist aber kompliziert, Altruismus pur, das kann man nicht breit anwenden, daher ist die Urformulierung eher handhabbar.

@ Heigl, mit deinem Einwurf hast du recht. Die konsequente Umsetzung meiner Formulierung wäre altruistisch und im Einzelfall sogar eindeutig negativ. Es würde nämlich bedeuten, dass man im Extremfall auch auf die Wünsche lupenreiner Egoisten oder sogar Krimineller eingehen müsste.

Daher modifiziere ich meine Aussage, unter Beibehaltung von APets Ausgangsformulierung (fett von mir):

Für mich ist Würde, einen Menschen so zu behandeln, wie ich auch gerne behandelt werden möchte – und dabei Wünsche des anderen so weit zu berücksichtigen, wie es mir möglich ist, ohne meine eigenen Überzeugungen aufzugeben.

Ich bin in meinem Leben überwiegend gut mit dieser Einstellung gefahren, halte mich aber nicht für altruistisch bis zur Selbstaufgabe. emoji_wink

Lalelu
 
lalelu
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RE: Die Würde des Menschen....
geschrieben von lalelu
als Antwort auf mane vom 15.10.2017, 10:16:16
Alles klar, liebe Lalelu, deinen Worten kann ich zustimmen.
Meine Irritation kam daher, weil ich Würde anders definiere als du und zwar im Sinne des von heigl eingestellten Zitats:
dass alle Menschen unabhängig von all ihren Unterscheidungsmerkmalen wie Herkunft, Geschlecht, Alter oder Zustand denselben Wert haben
Aus diesem Grund möchte ich "Würde" nicht mit dem "Selbstbestimmungsrecht" eines Menschen gleichsetzen. Was ist mit den Menschen, deren Möglichkeiten zur Selbstbestimmung sehr gering sind? Sprechen wir denen, wenn wir Würde und Selbstbestimmung gleichsetzen, einen Teil ihrer Würde ab? Meiner Meinung nach, ist es mit der Würde, nach obiger Definition, vereinbar, sich in einem Zustand der Schwäche und Abhängigkeit zu befinden oder schwerkrank oder behindert zu sein. Das hat für mich nichts unwürdiges. Es ist ein falsches Verständnis von Würde, wenn wir das Hilflose, das Kranke und Schwache als unwürdig betrachten.

Würde ist ein innerer Wert, der jeden Menschen gleichermaßen auszeichnet. Erwachsene und Kinder sind gleichwertig, was nicht heißt, Kinder wie Erwachsene zu behandeln. Sie haben den gleichen Wert, sie sind "gleichwürdig". Diese Würde gilt es zu schützen und nicht zu verletzen.
Gruß Mane

 
geschrieben von mane


Liebe Mane,

wir liegen gar nicht weit auseinander. Auch ich möchte Würde nicht mit dem Selbstbestimmungsrecht eines Menschen gleichsetzen, aber dieses gehört für mich unabdingbar dazu, wenn ein Mensch geistig klar orientiert ist.

Das bedeutet ja nicht, dass ein Mensch, der krank, hilflos und vielleicht desorientiert ist, keine Würde hat. Das würde ich niemals behaupten.

Ich stehe voll hinter deiner Aussage und Heigls Zitat aus Wikipedia und habe mich weiter oben ja schon zustimmend darauf bezogen.

Ich möchte halt nur die Selbstbestimmung für geistig voll orientierte Menschen eingeschlossen wissen. Das ist mir ungeheuer wichtig.

Sollte man mir mein Selbstbestimmungsrecht jemals verweigern, obwohl ich noch klar denken kann (beispielsweise in der Entscheidung der Sterbehilfe) wäre ich nach eigenem Empfinden meiner Würde beraubt.



@Schorsch:

Deine Wut kann ich verstehen. Das Verhalten des Arztes beweist einen Mangel an Empathie, vielleicht sogar einen Mangel an handwerklichem Geschick und ist kein Einzelfall.

Ich hoffe dennoch, dass diese schlechte Erfahrung in deinem Leben die einzige dieser Art war!

Lalelu

 

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