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Aktuelle Themen Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?

schorsch
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Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.02.2009, 14:34:23
Frei nach J.H. Pestalozzi sollte es eigentlich für jeden Lehrer in erster Priorität gehen, seinen Schüler nicht mit Zahlen und Buchsataben zu füttern, sondern aus ihm einen wertvollen Mitmenschen zu erziehen.

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schorsch
hafel
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Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.02.2009, 14:34:23
@ Klaus: ich gebe Dir ja unumwunden recht. Nur hatten wir in den 70er Jahren so eine Situation in Schleswig-Holstein und haben wir von der Elternvertretung es immer noch besser angesehen, derartige "Fachkräfte" anzuwerben, als Stunden (gerade in naturwissenschaftlichen Fächern) ausfallen zu lassen .... mangels Lehrern.
Richtig ist auch, dass die Landesregierung es versäumt hat, hier entsprechend und rechtzeitig vorzusorgen.

Am Beispiel meines guten Bekannten, der direkt von der Uni zum Gymnasium ging, weiß ich, dass er sich wohl in diesem Beruf gefühlt und auch gute Ergebnisse erzielt hatte. Vielleicht hat er an der Uni das "Quentchen" pädagogische Fähigkeit mitbekommen?
--
hafel
Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 28.02.2009, 14:47:23
@schorsch,
"Frei nach J.H. Pestalozzi sollte es eigentlich für jeden Lehrer in erster Priorität gehen, seinen Schüler nicht mit Zahlen und Buchsataben zu füttern, sondern aus ihm einen wertvollen Mitmenschen zu erziehen."

Die Frage ist doch dann aber, ob der "wertvolle Mitmensch" ohne " Zahlen und Buchstaben" im Leben auskommen kann.
Um bei deinen Worten zu bleiben, sollte es sicher heißen: "seinen Schüler nicht NUR mit Zahlen und Buchsataben zu füttern, sondern aus ihm einen wertvollen Mitmenschen zu erziehen."
--
klaus

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carlos1
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Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf arno vom 27.02.2009, 09:04:25
"die Bundesbildungsministerin Annette Schavan
will, weil es zu wenig naturwissenschaftlich
ausgebildete Lehrer an den Schulen gibt, Physiker
und Ingenieure für den Schuldienst zu lassen.

Die Lehrer sind von der Idee ihrer obersten
Dienstherrin nicht einverstanden.

Was haltet ihr von dem Verbesserungsvorschlag?" arno


Ein Verbesserungsvorschlag, arno, wär es, wenn genügend Naturwissenschaftler für den Bedarf an Schulen ausgebildet würden. Maßnahmen, wie sie Frau Schavan anregt, sind ein Behelf. Sie weisen auf Defizite in der Ausbildung hin. Ob sie eine echte Hilfe sein können, sei dahingestellt. Ich hege ernste Zweifel.

Frau Schavan ist auch nicht die oberste Dienstherrin der Lehrer, wie du schreibst. Das sind wegen der Kulturhoheit der Länder zunächst die Länderkultminister.

Wann, wie, wo, in welchem Zeitraum sollten denn solche Zusatz- und Hilfskräfte aus der Industrie eingesetzt werden? Welche Aufgaben in der Unterrichtsgestaltung sollen sie übernehmen? Sollen sie vielleicht nur an einigen Sonderveranstaltungen, Projekte genannt, mitwirken? Das ist längst nichts Neues mehr. Oder sollen sie einen Lehrauftrag übernehmen, dann aber mit voller Verantwortung bei der Bewertung der Unterrichtsleistungen, mit der Möglichkeit Disziplinarstrafen zu verhängen? Jedes pädagogische Tätigwerden unterläge dann einer verwaltungsgerichtlichtlichen Überprüfungsmöglichkeit. Wie stünde es mit der Anwesenheitspflicht, wenn sie sowohl Angehörige ihres Unternehmens sind als auch im Staatsdienst Angestellte? Welche Stellung hätten diese Lehrkräfte im Kollegium? Kann der Industriebetrieb diese Kräfte denn längere Zeit entbehren??? Inwieweit könnten sie oder müssten sie zur Teilnahme an Konferenzen bereit sein? Deine altertümliche Vorstellung der Lehrer schließe die Tür zum Klassenzimmer hinter sich und dann übe er Macht aus und niemand würde dies sehen, ist grotesk. Was bedeutet das denn, was du da geschrieben hast?

"wenn Fachleute sich selbstständig machen und Mitarbeiter beschäftigen,
brauchen sie keine Fähigkeiten über Menschenführung nachweisen.

Warum sollen dann Ingenieure und Physiker, die in den Schuldienst
arbeiten möchten, pädagogische Fähigkeiten besitzen?

Wenn die Klassentür zu ist, herrschen doch andere Gesetze, oder?
Ich habe das so erlebt!" arno

Wenn du nicht aufpasst, arno, und Fehler machen würdest in der Menschenführung im Klassenzimmer, würdest du schnell vor dem Kadi landen. Wenn du Dinge tust, die deinen Schülern und ihren Eltern nicht gefallen, könen sie auch Mittel und Wege finden, dir das Leben als Hilfslehrer zur Hölle zu machen. Dann wirst du sehr schnell krank werden. Wenn die Tür des Klassenzimmers hinter dir sich schließt, bist du 30 oder 35 Augenpaaren ausgeliefert und die entdecken alles und sehen viel mehr als du denkst, besonders die Mädchen (angefangen von der Kleidung. Dehalb ist ein Check vor dem Spiegel vor dem Gang ins Klassenzimmer unumgänglich). Die kleinste Unsicherheit und Ungeschicklichkeit von dir und eine Lawine löst sich. Wehe dir du bist humorlos. Deine Note unter einer Klassenarbeit ist nicht nur die Note eines Paukers, eine Art götticher Gnadenerweis, sondern ein Verwaltungsakt und du kannst in die Verlegenheit kommen, sie vor Gericht zu verteidigen, vor den Eltern, vor Kollegen und vorgesetzter Behörde. Fairness ist oberstes Gebot. Denn diese Note kann entscheidend sein für die spätere Laufbahn eines jungen Menschen. Damit stünde dein ganzes Unterrichtsprogramm vor Gericht und du brauchst Beweise. Du bist aber immer allein gewesen im Klassenzimmer und hast die Schüler gegen dich. Du musst dein Verhalten vor dem Kollegium undvor der Schuleitung offenlegen. So weit kann es kommen, wenn du keine Erfahrung hast in Menschenführung (siehe dein Zitat).

Weiter: Bei normaler Klassenstärke befinden sich - normale Intelligenzverteilung nach der Gaußschen Glockenkurve vorausgesetzt in jeder Klasse einige sehr gute Schüler oder gute Schüler - auf jeden Fall klügere Köpfe als du es bist. Du hast nur dieerfahrung des Älterseins voraus. Kluge Schüler wittern sehr rasch die Schwächen ihres Lehrers. Stellen ihn auf die Probe. Dann musst du wissen, wann es zum Showdown kommt und was auf dem Spiel steht. Es hilft gar nichts, wenn einer im Betrieb ein Supermann ist, mit tollen Spezialkenntnissen auf einem und mehr Spezialgebieten, einer der mit Rasierklingen an den Ellbogen seine Kollegen weggemobbt hat. Diese Kenntnisse nützen ihm nichts mehr. Die autoritäre Methode macht ihn nur lächerlich. Er muss überzeugen. Durch Vorbild. Er muss neu lernen. Das wichtigste, was er lernen muss, ist, die Schüler dort abzuholen, wo sie gerade sind. Diese jungen Mensche muss er lieben. Das bedeutet, dass er die Sprache und Denkweise der 15 Jährigen u.a Jahrgänge verstehen muss, er muss die TV-Sendungen kennen, die sie sehen, die Bücher lesen, die sie lesen, ihre Interessen in der Freizeit kennen. Ihr Tagesablauf sollte ihm in groben Zügen bekannt sein. Auf diesem Hintergrund muss er erkennen, dass er mehr relevante Ermessensentscheidungen an einem Vormittag zu treffen hat als etwa ein Regierungsrat in einer staatlichen Behörde oder ein Abteilungsleiter in einem Konzern in einem Jahr.

Ach ja. Die Fachkenntnisse. Die sind sehr wichtig. Aber der Platz reicht jetzt nicht mehr. Darüber könnte man ganze Seiten schreiben. Was muss gelernt wereden und wie muss man lernen? Der Lehrer muss ja immer mitlernen. Das Lernen hört nie auf.
c.
arno
arno
Mitglied

Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von arno
als Antwort auf carlos1 vom 28.02.2009, 22:48:36
Hallo, carlos,


Dein Beitrag ist angenehm zu lesen. Vielen Dank!
Es würde mich feuen, wenn es denn solche Lehrer gibt
und es freut mich auch, daß wir solche Schulgesetze
haben.
In meinem Bekanntenkreis gibt es alledings auch Lehrer,
von denen ich aber einen anderen Eindruck habe.
Die wollen nur noch die letzten Jahre vor ihrer Pensionierung
so runterspulen. Wie sie den Unterricht so gestalten,
weiß ich nicht. Mir fällt aber auf, daß sie mehr
negativ als positiv über Schüler und Schule nebst
Lehrerkollegium sprechen.

Viele Grüße
--
arno
Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 28.02.2009, 23:05:48
@arno,
"Vielen Dank!
Es würde mich feuen, wenn es denn solche Lehrer gibt
und es freut mich auch, daß wir solche Schulgesetze
haben.
In meinem Bekanntenkreis gibt es alledings auch Lehrer,
von denen ich aber einen anderen Eindruck habe..."


Diese Antwort auf den Beitrag von "carlos" zeigt mir, dass du sie nicht richtig verstanden hast.
Carlos hat nur versucht, auf die spezielle Problematik eines Lehrers hinzuweisen, die mit kaum einem anderen Beruf vergleichbar ist-- und ich finde, dass ihm das in aller Kürze hervorragend gelungen ist. Dabei ist er noch nicht mal auf die Schwierigkeit eingegangen, dass ein Lehrer "so ganz nebenbei" auch Kenntnisse in meist mehreren Fächern haben muss, die er laufend auffrischen sollte.

Es gibt kaum einen Beruf, mit dem man so schnell ausgebrannt sein kann, wie mit diesem Beruf.
Der Eindruck, von dem du sprichst, könnte auch mit diesem "Ausgebranntsein" zu tun haben.
Wie in allen Berufen, gibt es natürlich auch Lehrer, die mit den schwierigen Bedingungen nicht zurechtkommen.

Leider werden die "Eindrücke" der Mehrheit der Menschen geprägt von solchen Pauschalurteilen, wie auch du sie hier von dir gibst, wenn du schreibst:
"Warum sollen dann Ingenieure und Physiker, die in den Schuldienst
arbeiten möchten, pädagogische Fähigkeiten besitzen?
Wenn die Klassentür zu ist, herrschen doch andere Gesetze, oder?
Ich habe das so erlebt!"

UND leider sind viele der "Beurteiler von Lehrern" nicht lernfähig, wenn sie glauben, dass das Leben eines Lehrers aus vielen Ferien, viel Geld und Arbeit bis Mittag besteht.

Lies dir noch 1X durch, was carlos geschrieben hat und glaube mir - dass kommt der Realität sehr sehr nahe.
--
klaus

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arno
arno
Mitglied

Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von arno
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.03.2009, 09:55:15
Hallo, klaus,

Du kannst mir Doch nicht einreden wollen, daß das, was ich mal
in der Schule erlebt habe, nur geträumt haben soll?
Darüber hinaus habe ich bis vor ca. 2 Jahren jungen Menschen
in Mathematik Nachilfeuntericht gegeben. Nach der Stunde
wurde auch über den Unterricht gesprochen.
Und da war bestimmt nicht alles in Ordnung.
Gegen Vorgesetzte und Lehrer kann man sich halt sehr
schlecht wehren! Die Summe der Pauschalmeinungen ergibt
die öffentliche Meinung. ( Dies gilt auch für die Pädagogen )

Viele Grüße
--
arno
Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 01.03.2009, 10:22:43
@arno,
"Die Summe der Pauschalmeinungen ergibt
die öffentliche Meinung. ( Dies gilt auch für die Pädagogen )"



An der du sicher als Experte auf allen Gebieten - wo du doch schon mal Nachhilfeunterricht in Mathematik gegeben hast und mit Schülern gesprochen hast, die Schwierigkeiten hatten- kräftig mitgearbeitet hast.

Pauschalmeinungen - die du ja scheinbar so liebst - sind für mich in allen Bereichen(Berufen, Parteien, ...) ziemlich nutzlos.
Du "lebst" davon, wie man fast allen Beiträgen im polit. Bereich( auch Schule ist Politik !) entnehmen kann.
Da sind wir wahrscheinlich unterschiedlich gestrickt.

Ich kenne Lehrer, die einem Ideal( Erfüllung sehr vieler Parameter, wie sie "carlos1" beschrieben hat) sehr nahe kommen, viele, die sich große Mühe geben, in die Nähe eines Ideals zu kommen und natürlich auch Versager und von der "Realität gezeichnete" Lehrer.
Ich nehme mal an, dass das in allen Breichen der Arbeitswelt ähnlich aussieht.
Darüber spricht man aber weniger, weil man nicht auf jedem Gebiet Experte sein kann.
Bei der Einschätzung der Schule und der Lehrer sieht das anders aus.
Hier sind alle Experten, auch die, die über 1/2es Jahrhundert keine Schule mehr von innen gesehen haben und Pauschalmeinungen lieben.




--
klaus
longtime
longtime
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Re: Ein Lehrer sein will auch gelernt sein, oder?
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.03.2009, 11:10:53
Natürlich - Lehrer von allen Orten, aus allen Fabriken, aus allen Hütten, Kirchen und Parlamenten..!

Hier schreibt Harald Schmidt über "Hilfslehrer"

Er meint:

"Reli bei Zumwinkel"!


Empfehlswert!

Deshalb mein TIPP:



--
longtime

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