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Aktuelle Themen Eine biologische Gesetzmäßigkeit, welche auch bei sozialen Phänomenen gültig ist: die...

Mitglied_81b4260
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Re: Ein biologisches Gesetzt, welches bei sozialen Phänomenen gültig ist: die Selbstorganisation
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 29.07.2010, 18:16:36
Es gibt Grenzgrößen für die Selbstorganisation, auf das ich früher etwas anders formuliert hinwies.... Bäume wachsen nicht in den Himmel!

Re: Ein biologisches Gesetzt, welches bei sozialen Phänomenen gültig ist: die Selbstorganisation
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf miriam vom 29.07.2010, 10:10:09
Habe das an die falsche Stelle gehängt, und entfernt - deswegen leer.
Löschen geht ja nicht.
miriam
miriam
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Re: Ein biologisches Gesetzt, welches bei sozialen Phänomenen gültig ist: die Selbstorganisation
geschrieben von miriam
Gestern Nachmittag wollte ich mir ein wenig die Literatur ansehen, die sich professionell mit dem Problem von Menschenmassenansammlungen befasst.
Einerseits war ich neugierig auf deren Standpunkte, andererseits muss ich gestehen, dass ich mich auf einer anderen Weise mit solchen Katastrophen gar nicht befassen kann und auch nicht möchte.

Unter den Zahlreichen Wissenschaftlern oder Experten die dazu etwas geschrieben haben, fand ich einige male den Namen des Züricher ETH-Professors Dirk Helbing, der sich unter anderen mit dem Verhalten der Menschen in Extremsituationen, befasst.

Es übernehmen in solchen Fällen archaische Muster bzw. Steuerungsprogramme das Verhalten der Menschen.
Der alte Fluchtinstinkt ist plötzlich wieder derjenige der das Kommando übernimmt. Für jeden einzelnen, ist dies auch ein logisches Verhalten – wenn aber Massen das gleiche machen, in die selbe Richtung flüchten, kommt es zum großen Problem bzw. zur Katastrophe – wie bei der Loveparade geschehen.

In einem Interview mit der NZZ, sagte Professor Dirk Helbing am 19. Juli:


NZZ: Herr Helbing, wie entsteht eine Massenpanik?

Dirk Helbing: Leider geschehen Massenpaniken, die in der Wissenschaft korrekter als Crowd Disasters bezeichnet werden, bei Massenveranstaltungen immer wieder.
Ich erinnere mich an kein Jahr, in dem sie nicht irgendwo in der Welt aufgetreten sind.

Die Herausforderungen solcher Ereignisse sind leicht zu unterschätzen und überhaupt nur ausserordentlich schwer zu bewältigen. Viele Orte, an denen Massenereignissen stattfinden, sind ursprünglich nicht für sie konstruiert worden und konfrontieren damit die Veranstalter mit beinahe oder sogar unlösbaren Problemen.
Das Gleiche trifft für die Teilnehmer zu, die sich unter Umständen in einer unerwarteten und ausweglosen Situation wiederfinden.

Typisch für die Entstehung von Tragödien wie auf der Love Parade in Duisburg ist die Kombination verschiedener Elemente:

1.Eine Engstelle, in diesem Fall offenbar der Zugangstunnel zum Gelände

2.Ein zu hohes Besucheraufkommen (der Zufluss ist grösser als der Abfluss)

3.Ein auslösendes Ereignis, das den Abfluss weiter reduziert und eine Kettenreaktion auslöst. Der letzte Faktor ist aber nicht unbedingt erforderlich.


Ende des Zitats.

Im Link findet sich das ganze Interview mit Prof. Helbing

Miriam




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adam
adam
Mitglied

Re: Ein biologisches Gesetzt, welches bei sozialen Phänomenen gültig ist: die Selbstorganisation
geschrieben von adam
als Antwort auf miriam vom 30.07.2010, 12:52:29
@miriam,

verzeih mir! Aber darf ich mal dazu auffordern, wieder intellektuelle Bodenhaftung zu bekommen? Jetzt muß ich mir seit Tagen über die Geschehnisse bei der Love-Parade im Fernsehen, in der Zeitung, im Internet, hochtrabende Erklärungen anhören, die kein Mensch braucht. Diese Eklärungen gipfeln jetzt in der Erkenntnis von einem Professor Helbig, die da lautet:

"Menschen geraten in Panik, weil sie sterben."


Ach was Herr Professor? Tatsächlich? Wer hätte das gedacht!?

Schalten wir doch das eigene Denken wieder ein und hören wir auf, vor Ehrfurcht zu erstarren, wenn sich im Fernsehen eine Expertenrunde wichtig macht. Es weiß doch jeder, wie, wo und was passiert ist!

Warum sind Menschen gestorben? Weil ein Veranstalter, im Einverständnis mit einem Oberbürgermeister, eine Menschenmenge in einen zu kleinen Tunnel geschickt hat, dessen Ausgänge auch noch versperrt waren. Warum? Es ging ums Renommee und Geschäft!

Die eigentliche Frage muß doch lauten: Warum sind der Verantstalter und der Oberbürgermeister noch auf freiem Fuß? Sperrt sie endlich in eine Zelle! Anklage: Grob fahrlässige, eventuell vorsätzliche Körperverletzung mit 21facher Todesfolge. Wenn das kein Grund ist, einen Haftbefehl auszustellen!?

Was muß eigentlich noch geklärt werden? Die Pension des Herrn Oberbürgermeister? Der Ruf des Veranstalters? Wenn die beiden Herren taktieren wollen, ihre Verantwortung verschleiern, anderen die Schuld zuschieben, dann sollen sie das aus einer Zelle tun.

Da sitzen jede Menge anderer, wegen weitaus geringerer Vergehen hinter Schloß und Riegel. Manchmal, scheint mir, wird Justitia die Augenbinde aufgezwungen.

--

adam


miriam
miriam
Mitglied

Re: Ein biologisches Gesetzt, welches bei sozialen Phänomenen gültig ist: die Selbstorganisation
geschrieben von miriam
als Antwort auf adam vom 31.07.2010, 08:45:32
Adam - es wird dir wohl nicht eintgangen sein, dass ich diese Zeile die du fett zitierst, weggelassen habe - und den Untertitel (als Titel) für den Link benutzt habe.

Dafür hatte ich einen Grund: m.E. stammt die ominöse Zeile aus der Feder eines ungeschickten Journalisten - und nicht von Helbing. In jedem Fall ist sie aus dem Kontext gerissen.

Warum ich diese Orientierungsdaten für wichtig erachte: längst ist den meisten das Gespür für Propotionen verloren gegangen - der Rest der eventuell noch vorhanden ist, wird von der blindmachenden Gewinnsucht in den Hintergrund gedrängt.
Solche Daten wie hier aufgeführt, sollten eigentlich für die Zukunft unumgänglich werden.

Miriam
adam
adam
Mitglied

Re: Ein biologisches Gesetzt, welches bei sozialen Phänomenen gültig ist: die Selbstorganisation
geschrieben von adam
als Antwort auf miriam vom 31.07.2010, 09:36:32
@miriam,

ich stelle ja Dein Thema nicht in Frage. Ich mache mir Gedanken darüber, warum den Leuten komplizierte Erklärungen aufgedrängt werden, die überflüssig sind und meines Erachtens eher dazu geeignet, von der Schuldfrage abzulenken, weil sie alles komplizierter erscheinen lassen als es ist.

Professor Helbing sagt:

Wie es ein Kollege von mir, Professor Keith Still, einmal ausdrückte: «People usually don’t die because they panic; they panic, because they die.»

Auf Deutsch: "Menschen sterben gewöhnlich nicht, weil sie in Panik geraten, sondern sie geraten in Panik, weil sie sterben."

Dieser Satz klingt toll, aber er ist Nonsens.

Genau so bescheuert wäre die Aussage: "Flugzeuge stürzen nicht ab, weil Menschen sterben, sondern Menschen sterben, weil Flugzeuge abstürzen."

Muß ich mich von derartige Aussagen vom eigentlichen Thema "Tod der Raver" ablenken lassen?

Du hast natürlich Recht mit den Proportionen des Geschäftemachens und darauf bin ich ja aus. Es wird alles getan, die Ursachen des Unglücks zu verwässern. Gib den Erklärern noch ein bißchen Zeit und es werden Stimmen laut, die sagen, wie leid einem im Grunde genommen der Veranstalter und der Bürgermeister tun können, denn sie haben den Tod der Menschen ja nicht gewollt.

Es geht aber nicht um das Wollen, sondern um die Verantwortung und das ist ein riesiger Unterschied.

Edit: Schon jetzt drängt sich mir der Eindruck auf, daß es hauptsächlich um die Panik geht. Daß dabei Menschen gestorben sind, rückt langsam in den Hintergrund.

--

adam


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miriam
miriam
Mitglied

Re: Ein Naturgesetzt, welches manche Omas in Angst versetzt...
geschrieben von miriam
als Antwort auf adam vom 31.07.2010, 10:29:03
Adam - wahrscheinlich hast du Recht. Vielleicht ist es nur meine Hilflosigkeit und auch meine Angst, die mich dazu bewegen, nach Lösungen zu suchen, welche eine solche Tragödie vermeiden liessen.

Es gibt auch einen anderen Thread zum Thema - und ich gestehe: auch die Streitigkeiten dort, waren mir ein Grauen.

Was mich betrifft: ich habe 4 Enkelkinder, in wenigen Jahren wird die Älteste (die bald 12 ist), solche Veranstaltungen besuchen.

Auch wenn ich keine übertriebene Oma bin (Dank den vielen Interessen denen ich nachgehe): diese vier Kinder sind das Liebste was ich habe.
Ich bin mir durchaus bewußt wie schön noch diese Zeit ist, in der die drei Mädchen in Holland ihren Vater nerven, weil sie auf der charmantesten Weise, sich weigern endlich das Schwimmbad zu verlassen.

Muss wieder in die Küche - der andere Teil der Familie kommt zum Mittagessen.

Liebe Grüße

Miriam


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