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Aktuelle Themen Eine nicht-adventliche Anmerkung

niederrhein
niederrhein
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Eine nicht-adventliche Anmerkung
geschrieben von niederrhein
Eine nicht-adventliche Anmerkung



Manchmal weiß man nicht, wohin man einen Beitrag plazieren soll. Das ist nicht nur eine thematisch-inhaltliche Frage, sondern gleichsam eine methodische Frage: Soll das Ganze nur einen Hinweis sein (dann wäre das Schwarze Brett angebracht) und/oder doch ein Beitrag, der doch eine Diskussion nach sich ziehen könnte oder sollte – dann aber wieder die thematische Frage ...


Anlaß ist die Dokumentationssendung "Die letzten Nomaden im Dschungel Borneos in ARTE (Achtung: Videostream), wo es um eine der (letzten) Wildbeutergesellschaften der Erde, um die Penan auf der Insel Borneo, geht.
Informationen zu diesem Volk finden Sie dazu bei Wikipedia.


Aus dem Redaktionstext von ARTE
Der kanadische Anthropologe und Sprachwissenschaftler [i]Ian Mackenzie beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit den Lebensumständen des Penan-Volkes auf Borneo. Von jeher lebten diese Jäger und Sammler als Nomaden im Urwald. Sie besitzen keine Schriftsprache, jedoch eine sehr reiche Tradition per mündlicher Überlieferung. Die industrielle Ausbeutung des Waldes, vor allem die Abholzung der Edelhölzer, schränkt den Lebensraum der Penan ein und zwingt sie, sesshaft zu werden. Diese ungewohnte Lebensweise bedroht ihre Lebensgrundlage und ihre Kultur.[/indent]


Dazu einige Fragen bzw. Überlegungen

Es wird dem Zuschauer dokumentiert und demonstriert, wie eine profitgierige Holzindustrie, gefördert und unterstützt von der Regierung und letztlich Folge und Ausdruck eben des weltweiten Kapitalismus, dessen Ziel eben nicht ist, den Menschen ein Überleben zu sichern – im Sinne eines Gemeinwohls – , sondern das Kapital einiger weniger auf Kosten von Menschen, Ressourcen und Natur zu vermehren, zum Untergang eines Volkes und zur Zerstörung der Natur führt.


Eine weitere Überlegung.
Die ältesten Populationen der Welt, meistens in der Form von Wildbeutergesellschaften oder einfachen agrarischen Lebens- und Wirtschaftsformen, haben – soweit noch vorhanden – viele Tausende von Jahren gelebt und überlebt. Sie haben Lebensformen, Lebens- und Überlebenstechniken, Sozialordnungen entwickelt, die ihnen eben diese lange Existenz sicherten.

Diesen Zehntausenden von Jahren von bestimmten menschlicher Lebensformen, eben der indenenen Völker, gegenüber existiert seit einigen Jahrhunderten (!) bzw. gut 150 Jahre (!!!) die Geldwirtschaft und die (vor)industrielle Wirtschaftsform des Kapitalismus mit den entsprechenden Folgen:
Ausbeutung des Menschen und der endlichen Ressourcen, systematische Zerstörung der Natur, eine wachsende soziale Ungleichheit in Form einer extremen Ungleichheitsverteilung von Ressourcen, Kapital, Vermögen und Eigentum. Instrumentalisierung fast (?) aller Lebensbereiche des Menschen, des Menschen selbst, im Sinne einer totalen Ökonomisierung, der sich alles, der sich alle Menschen zu unterwerfen haben.
Als sei dies ein Natur- und/oder Religionsgesetz.
(Zum blau unterlegten Text: Ist es so oder ist es nicht so?)



Wenn man nun diese Lebensformen früherer oder noch heute noch existierenden indigenen Völker und deren zeitliche Existenz betrachtet:

Wie lange wird eigentlich noch diese kapitalistisch-industrielle Konsumgesellschaft existieren (können)?

Wann werden die letzten Rohstoffe ausgebeutet sein, die Erde vielleicht in vielen Bereichen restlos ruiniert sein?

Wie lange werden angesichts der weltweiten wachsenden sozialen Schieflage Staaten und deren soziale Ordnungen noch existieren? (1)
(Einige kluge Köpfe haben schon lange erkannt, daß genau dieses Problem der wesentliche Faktor eines weltwachsenden Terrors sein könnte oder bereits ist.)


Vielleicht erkennen mehr Menschen, daß Armut und Hunger vorwiegend eine politische Ursache haben?


Als die Sowjetunion politisch zusammenbrach, hatte dies nicht nur infrastrukturelle Folgen. In der sowjetischen Zeit waren selbst entfernteste Regionen, etwa Nordostsibirien, mit Straßen, Energieversorgung, mit Schulen und Krankenhäusern versorgt. Auch Arbeit und Versorgung waren keine existenzgefährdende Probleme. Nach dem Zusammenbruch funktionierte nichts mehr.
Aber jene ethnischen Gruppen, die die (Über)Lebenstechniken ihrer Vorfahren noch kannten und konnten, kamen mit der veränderten Situation zurecht, indem sie auf einmal eine Lebens- und Wirtschaftsform praktizierten, die ihren Vorfahren jahrtausendelang das Leben und Überleben gesichert haben.


Würde man als unbeteiligtes Wesen das jetzige Geschehen auf der Erde, gleichsam als einen Laborversuch, von außen betrachten, wäre man schon interessiert, wie lange dieses menschliche (oder eher unmenschliche?) System noch existieren kann, nachdem ansatzweise dieses unsinnig-wahnsinnige Spiel des virtuellen und/oder realen Geldkreislaufes erschüttert worden ist (nur zur Erinnerung - Geld: Diese Papier- oder Baumwolllappen kann man nicht fressen!) und angeblich und/oder tatsächlich nur ein völlig ohnehin völlig idiotischer Konsum von überflüssigen Dingen, dies speziell zur dieser vor-weihnachtlichen Zeit, das Ganze retten soll oder in seinem Niedergang (dies nur als persönliche Meinung und/oder Prognose) aufhalten soll – übrigens damit das Spielchen weiter gehen soll: Die Reichen werden reicher, die Armen werden ärmer, Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert ...


Zurück zu den Penan – Wie werden diese (übrigens nicht alphabetisierten) Menschen dies alles verstehen? Sie, die jahrtausende ohne das alles ausgekommen sind und gelebt/überlebt haben? Und deren Leben, Lebensform, Lebensraum jetzt endgültig zerstört wird? (Sie können sich diese Dokumentation via Internet anschauen.)


Als Mensch nicht christlicher Herkunft und von der Gesinnung her eher atheistisch, muß man angesichts des allen doch an einen Advent glauben oder zumindest auf einen Advent hoffen: Diese Menschheit ist mehr denn je einer Erlösung bedürftig, sonst steuert sie selbst auf eine selbst gemachte Endlösung zu.


Die Bertha
vom Niederrhein


P.S. Unabhängig von diesen Gedanken: Diese filmische Dokumentation, eben übers Internet zu sehen, ist sehr sehenswert.

(1) Schon einmal daran gedacht, wenn der Staat gezwungen wird, Renten und Pensionen (auch diese!) zu kürzen, zu halbieren? Wenn es nur noch negatives Wachstum (gell, eine schöne Metapher, welch ein teuflischer Euphemismus) gibt?
Wenn alle, deren Lebens- und Altersgrundlage auf dem Spielchen der weiteren wundersamen Geldvermehrung ohne Arbeit und Leistung beruht, sehen müssen, wie alles den Bach hinuntergeht? (Siehe in den USA!)
Re: Eine nicht-adventliche Anmerkung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf niederrhein vom 30.11.2008, 17:10:18
Wir, Bertha, werden ihnen als erstes unsere Zivilisationskrankheiten bringen und daran werden mehr als die Hälfte (wenn nicht mehr) dieser Menschen zugrunde gehen. Ähnlich ist es anderen Ur-Völkern bereits ergangen. Und das alles nur der Raffgier wegen.

Und ja Bertha, ich bin davon überzeugt, dass wir auf eine selbstgemachte Endlösung hinsteuern. Und die paar wenigen, die das vielleicht überleben, erinnern sich dann vielleicht an Phönix.


plumpudding
uki
uki
Mitglied

Re: Eine nicht-adventliche Anmerkung
geschrieben von uki
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.11.2008, 17:43:43
Was nach dem Anschauen dieses Films bei mir bleibt, ist das Gefühl von Trauer ob des hilflosen Entgegenstemmens dieser Menschen gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage. Achtung vor ihnen, die sich so lange auf althergebrachte Art und Weise ernähren und überleben konnten.
Wut auf unsere sogenannte Zivilisation mit ihren vielen Stinkreichen, die ohne Rücksicht auf Natur und Mitmenschen, nur an ihren eigenen Profit denkt.
Man ist so ratlos und hilflos, denkt man an all die vielen Ungerechtigkeiten auf der Welt.
Was sind wir doch für armselige Würstchen, die so rein gar nichts ändern können. (Wenn sich jemand beleidigt fühlt, nehme ich das "wir" zurück und schreibe "ich".)
Kann jemand von uns was ändern??

uki

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baerliner
baerliner
Mitglied

Off-topic (Technik)
geschrieben von baerliner
als Antwort auf niederrhein vom 30.11.2008, 17:10:18
... in ARTE (Achtung: Videostream)...
Leider kommt beim Anklicken des Links bei mir die Fehlermeldung:
An error (500 Internal Server Error) has occured in response to this request.
Es könnte sich um einen temporären Fehler bei ARTE handeln, es könnte aber auch einen andern Grund haben, nämlich dass der Link auf Deine ARTE-Session bezogen ist.
Man muss sich wahrscheinlich hierüber an das Video rantasten.

EDIT: Es handelt sich um einen temporären Fehler: Die ARTE-Site ist vorübergehend nicht erreichbar, wie ich manuell über Eingabe der URL arte.tv im Browser-Adressfeld festgestellt habe.

baerliner
uki
uki
Mitglied

Re: Off-topic (Technik)
geschrieben von uki
als Antwort auf baerliner vom 30.11.2008, 19:13:39
Der normale Link ist ok bei mir. Aber bei Klick auf den Link "hierüber" kam folgende Meldung.
The page you requested has not been found (any more). We are sorry, please try another page.

uki
Linta
Linta
Mitglied

Re: Off-topic (Technik)
geschrieben von Linta
als Antwort auf baerliner vom 30.11.2008, 19:13:39
Baerliner,

darüber erhalte ich aber ebenso eine Fehlermeldung.

n.

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uki
uki
Mitglied

Re: Off-topic (Technik)
geschrieben von uki
als Antwort auf Linta vom 30.11.2008, 21:42:44
Ich gebe mal hier die Url ein, die bei mir funktioniert. Es ist aber die, die auch niederrhein angegeben hat:
hier die Url

Editiert: Sie funktioniert
Ich benutze dazu den IE
--
uki
Linta
Linta
Mitglied

Re: Off-topic (Technik)
geschrieben von Linta
als Antwort auf uki vom 30.11.2008, 22:11:59
Super, danke Uki, jetzt funktiert der Link, aber auch
nur mit IE.

ninna
baerliner
baerliner
Mitglied

Re: Off-topic (Technik)
geschrieben von baerliner
als Antwort auf uki vom 30.11.2008, 22:11:59
Es geht jetzt auch mit Firefox - es soll aber Probleme beim Aufruf des Windows Media Player geben, den man erstmal updaten soll.



--
baerliner
Karl
Karl
Administrator

Re: Eine nicht-adventliche Anmerkung
geschrieben von Karl
als Antwort auf niederrhein vom 30.11.2008, 17:10:18
Danke Bertha für deine Ausführungen. Ohne den Beitrag in Arte gesehen zu haben, halte ich deine Gedanken dazu für sehr denkanregend. Ich verfalle oft ebenso ins Grübeln über unsere angeblich so überlegene Wirtschaftsordnung. In atemberaubenden Tempo verändern wir unsere Lebensgrundlagen, ohne dass irgendjemand noch das Steuerruder in der Hand haben würde. Die Menschheit treibt triebgesteuert auf eine Großkatastrophe zu. Diesen Gedanken zu haben zeichnet einen nicht als Fantasten, sondern als Realisten aus. Nur die Fantasielosen können sich das Desaster nicht vorstellen, auf das wir zutreiben. Möglich, dass nicht alle Menschen Opfer dieser Großkatastrophe werden, aber Milliarden von Menschen sind schon heute Opfer.
--
karl

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