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Aktuelle Themen Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.

niederrhein
niederrhein
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Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von niederrhein
Die Antwort und Definition von Herrn Ziesemann zum Kapitalismus verlangte nach mehr als nur einen kurzen stichwortartigen Antwort; damit das Ganze nicht in der Beitragskette untergeht, habe ich diese Zeilen als eigenen Beitrag ins Forum hier hineinstellt.
B.

Zitat von Herrn Ziesemann
"Der Kapitalismus ist deshalb ökonomisch erfolgreicher als jedes andere System, weil er am ehesten der menschlichen Natur entspricht.
Im Übrigen: Zwischen dem sozial gebändigten K. der BRD und dem US-K. liegen Welten - vom russischen oder chinesischen Staatsk. ganz zu schweigen."


Aha ... das ist sehr interessant, aber ich hätte das als Verteidigerin des Kapitalismus nicht geschrieben.
Denn das impliziert genau zwei Aspekte:
Einmal: Der Kapitalismus ist also per se nicht sozial und menschlich, sondern dient nur dem eigenen egoistischen Profit- und Machtstreben. Denn sonst bedürfe er ja nicht der sozialen Korrektur; er muß „sozial gebändigt“ werden. (Danke für die Formulierung – schöner und zutreffender hätte ich es nicht formulieren können!)

Dann: Wenn ich also den „sozial gebändigten Kapitalismus“ der BRD gegenüber dem US-Kapitalismus und dem russischen und chinesischen Staatskapitalismus (auch nicht mehr auf dem neuesten Stand bzw. zutreffend!) hervorhebe, impliziere ich also, daß der Staat als Korrektiv eingreifen muß. Denn wer sollte sonst diese soziale Bändigung vollbringen?

Und jetzt ... ich muß als alte und senile Frau kichern und den Kopf schütteln ... Genau diese sozial-korrektive Funktion der Staates wollen alle möglichen Leute, nicht nur die wackeren Westerwellen der FDP, reduzieren oder sogar abschaffen. Sie sprechen von Eigenverantwortung ... etwa bei der bzw. für die Altersvorsorge; und das bei Löhnen, die z.T. nicht mehr für ein normales Leben hier ausreichen.

Kleines Exkurs: Gut, ich weiß ... normales Leben ... „Ein weites Feld“ ... für den einen heißt das z.B. ein Champagnerfrühstück beim Dallmayr für zwei Personen, Kostenpunkt 350 Mark. Steuerlich absetzbar, wie der reizende Gastgeber dem damaligen Geschäftsführer Joseph St. bei der Bitte um einen etwas korrigierten Beleg betonte (geschehen September 1992), für den anderen guter Assam-Tee vom Schrader/Bremen, italienisches Weißbrot vom Viktualienmarkt, Prosciuto di Parma etc. ... bis zur reizenden Empfehlung des klaren Leitungswassers. Tja, was ist nun normal?


Zusammenfassend: Also soll und muß der Staat wohl doch eingreifen, um die gröbsten sozialen Schäden und Ungerechtigkeiten der Kapitalismus etwas zu korrigieren? Oder ...?
Amüsant: Genau solche staatlichen Korrektive oder Hilfen (staatlich finanzierte Schulsysteme – Kenia!) abzuschaffen, fordern aber Weltbank und IWF als Voraussetzung für die Vergabe von Krediten. Die Investition der Kapitalanleger müsse sich ja lohnen ... klar, verständlich aus der Sicht der Kapitaleigner. D.h. Entwicklungsländern wird nur dann mit Kapital „geholfen“, wenn genügend Profit aus dem Land herauszuholen ist. Wem wird also nun eigentlich geholfen?


Weiter
Zunächst eine (kurz)Definition des Kapitalismus: Die Anhäufung und laufende Vermehrung von Kapital als höchster Zweck menschlichen Daseins und/oder wichtigstes Ziel des Menschen. D.h. dieses ökonomische Ziel steht also über alle anderen Werte des menschlichen Daseins.

Der Kapitalismus soll also der menschlichen Natur entsprechen. Evolutionsbiologisch natürlich ein Unfug, weil es vermutlich zu 99% der Zeit des humanoiden Daseins kein Kapital und Besitztum gegeben hat. Der Mensch hat die weitaus größte Zeit seiner Entwicklung als nomadischer Wildbeuter und Sammler verbracht. Also wird sich diese Raff- und Profitgier hoffentlich nicht in den menschlichen Genen zeigen.

Wer nun stellt diese – an sich falsche – These auf, und propagiert und verteidigt, daß der Kapitalismus der menschlichen Natur entspräche. Doch nur derjenige, dem sie nützt. (Denn weder biologisch noch psychologisch ist diese These nicht zu rechtfertigen.)

Schauen wir, wie vor kurzem es im SPIEGEL stand: zehn Prozent der Menschen besitzen rund 85 Prozent des Weltvermögens, die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzt gerademal 1 Prozent des Weltvermögens. Noch nicht ausgewertet, weil heute – Donnerstag, 2.07.2007 – erst erschienen: Längerer Artikel im Wirtschaftsteil der ZEIT, in dem darauf hingewiesen wird, was André Gorz bereits vor zehn Jahren und früher geschrieben hat: Daß Billionen Dollar Kapital im Weltwirtschaftskreislauf herumschwirren und nach Anlagemöglichkeiten suchen, d.h. diese gigantische Geldmenge, im Besitze von Wenigen, soll weiter akkumuliert werden. D.h. wiederum, ganze Wirtschaftszweige, ganze Volkswirtschaften, die Mehrheit der arbeiten Menschheit hat nur noch die Funktion, den Reichtum einer Minderheit von ein bis zwei Prozent der Menschheit zu vermehren. Im Mittelalter, in der Zeit der Ständegesellschaft war man ja der Meinung, daß dies gottgewollt und somit menschliches Schicksal sei. Keiner dürfe sich aus dieser vorherbestimmten Rolle entfernen.
Bloß wie macht man den 90 Prozent der Menschheit klar, daß es sowohl ihrer menschlichen Natur entspricht als auch ihrer wohl vorherbestimmten Rolle, den Reichtum der anderen zehn Prozent der Menschen zu vermehren? Denn das ist ja klar: Reich können ja nicht alle sein. Und die immer weiter auseinander klaffende Schere zwischen Arm und Reich zeigt ja die Entwicklung an.

Zitat: „Der Kapitalismus ist deshalb ökonomisch erfolgreicher als jedes andere System.“
Was heißt das eigentlich konkret: Letztlich doch nur, daß die Reichen immer reicher werden. Ja, und die Armen halt immer ärmer. Klar, die durch den 2. Weltkrieg bedingte einmalige Chance wirtschaftlichen Wachstums hat zweifelsohne auch der Masse der Bevölkerung einen historisch einmaligen Zuwachs an materiellem Wohlstand beschert. D.h. an dem Wachstumskuchen der letzten 50 Jahre haben sie durchaus auch ein Stück bekommen; ein Stück, nicht etwa einen „entsprechenden Anteil“ am Gesamtwachstum, den sie übrigens erarbeitet hatten.

Ein kleiner notwendiger geschichtlicher Exkurs: es könnte ja sein, daß dem einen oder anderen hier die entsprechenden historischen Kenntnisse fehlen, die ich immerhin an meiner kleinen niederrheinischen Klipp- und Zwergschule erworben habe bzw. hatte.

Die staatliche durch Bismarck initiierte und begonnene Sozialpolitik im 19. Jh. hatte mehrere Funktionen:

– Einmal, um der SPD und den anderen sozialkritischen und sozialistischen Gruppierungen innenpolitisch das Wasser abzugraben;

– indirekt eine gewollte Stärkung des Kapitalismus – etwa gegenüber der Kritik am Kapitalismus und gar der Forderung, ihn abzuschaffen;

– Die Erhaltung der Arbeits- und Wehrfähigkeit der Bevölkerung (letzteres war der einzige Grund dafür, die Kinderarbeit einzuschränken, weil die jungen Männer gesundheitlich nicht wehrfähig waren)

– Die Erhaltung des „inneren Friedens“, um das ganze gesellschaftliche System nicht zu gefährden;


Die Situation nach 1945 war folgende:

– In Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg (und bereits im 19. Jh. einsetzenden Imperialismuskritik) existierte europaweit eine massive Kritik am kapitalistischen System, zumal sich bei dem einen oder anderen die Erkenntnis durchgesetzt, daß vielleicht Kapitalismus und Krieg etwas miteinander zu hätten, denn bestimmte Leute, Kreise etc. verdienen am Krieg überproportional. (Übrigens auch der Staat: Durch Inflation und vor allem Währungswechsel ...)

– Diese Kritik am Kapitalismus konnte vor allem den USA nicht recht sein, denn auch in den USA war nach den verheerenden 30er Jahren Kritik am kapitalistischen System laut geworden. Jedoch der 2. Weltkrieg bescherte den USA einen enormen Boom; nach dem Ende des Krieges drohte den USA allerdings sofort wieder eine Rezession.

– Der Marshall-Plan war keine caritative Geste der USA, sondern eine massive Wirtschaftshilfe der und vor allem für die USA, denn existierten Kapitalüberschuß, für den man nach Anlagemöglichkeiten suchte, und Produktionsüberschuß (der Krieg als gefräßiger Abnehmer der Produkte war ja aus ...) Was ergab der Marshall-Plan: Ein einmaliger amerikanischer Kapital- und Gütertransfer ins zerstörte Europa, der natürlich den Volkswirtschaften und der Bevölkerung zu gute kam, aber in erster Linie den USA nützte: wirtschaftlich (drohende Rezession), politisch: Immunisierung der euro-päischen Bevölkerung gegenüber der Idee des Sozialismus und Kommunismus. (Nur ein Hinweis: es mußten mit den Marshall-Plan-Krediten (!) us-amerikanische Waren gekauft werden, die nur auf us-amerikanische Schiffen nach Europa transportiert werden durften.) Zudem: Ausschaltung der europäischen, speziell der deutschen Konkurrenz. Denn die deutsche Industrie hatte 1947 hatte eine Produktionskapazität von 106 Prozent gegenüber den 100 Prozent von 1938. (Dazu muß man allerdings wissen, daß die deutsche Industrie während der 2. WK. eine geradezu gigantische Produktionssteigerung hatte; die deutschen Industrieanlagen wurden bei den Massenbombardements mehr oder weniger systematisch ausgespart, allenfalls die Zufahrtswege oder Eisenbahnlinien wurden zerstört. Nach der Kapitulation setzte das große Rennen der Alliier-ten nach den „Blaupausen“ in der Industrie ein. Im übrigen: Die durchaus in vielen Bereichen noch produktionsfähige deutsche Industrie mußte sofort für die Alliierten arbeiten: Die ersten Unimog-Fahrzeuge bekam die französische Armee, die Firma Leitz, Wetzlar, produzierte für die Amerikaner etc.) Dazu: Einstimmung der deutschen und europäischen Gesellschaften auf den "american-way-of-life".

– Die Währungsreform 1948 entschuldete den (westdeutschen) Staat, nahm den Sparenden ihr Eigentum, entwertete Lebensversicherungen etc., machte normale Arbeitende insofern arm, als daß die bisher gezahlten minimalen Löhne aus wertloser Reichsmark bestanden, während die Produktion von Gütern und vor allem die Hortung von Gütern deren Besitzern unmittelbar zu einem enormen Reichtum verhalf. Sachgüter, Besitz an Produktionsmitteln ... all das verlor nicht seinen Wert. Mit der Währungsreform wurde der Kapitalismus erneut gefestigt, die soziale Schere (die vorher natürlich auch bestand) weiter geöffnet. Die Behauptung, alles wären nach 1945 ff. gleich gewesen, ist schlichtweg Lüge oder eine Propagandabehauptung.

– Natürlich bot diese einmalige Aufbausituation nach 1945 einigen tüchtigen und findigen Leuten große Chancen; wenn dann noch Skrupellosigkeit etc. dazu kamen, ging’s für diese Leute noch mehr aufwärts. Hierbei half natürlich, daß nach der Währungsreform die einen bereits besitzend und reich waren, die anderen eben nicht.

– Wesentlicher Motor für den bundesrepublikanischen Aufschwung waren zunächst der Koreakrieg (die USA waren wieder einmal vorwiegend mit einer Kriegsproduktion beschäftigt.) und eine Korrektur des bundesrepublikanischen Kapitalismus, der nämlich, dank des Aufschwungs und der sehr moderaten Lohnpolitik der Gewerkschaften, vor allem aber wegen der sehr geringen Löhne einen enormen Aufschwung erfahren hatte. Aber die soziale Schere war so sehr auseinandergegangen, die wirtschaftliche Situation der normalen Arbeitenden hatte sich enorm verschlechtert, so daß sich die CDU/CSU zu einer sozialen Korrektur entschloß. (Man sollte nicht vergessen, daß auch in der CDU und CSU in der Nachkriegszeit Kritik am schrankenlosen Kapitalismus geäußert wurde: Siehe Ahlener Programm der CDU 1947!) Man erfand die „soziale Marktwirtschaft“. Die wirtschaftliche Situation, der Staatshaushalt etc. ließen diese Korrektur zu; somit meinte man auch die Kritik am Kapitalismus verstummen zu lassen, die Reichen bzw. deren Gewinne und Besitz wurden nicht gefährdet.

– Nun zeigt ja gerade diese „soziale Marktwirtschaft“: Die Marktwirtschaft ist per se eben nicht sozial, sonst bedarf sie nicht der Korrektur.

– Und: es bedarf des staatlichen Eingriffs, um dieses Korrektiv durchzuführen.

– Das „steuererzeugte“ Geld für dieses Korrektiv stammt übrigens überproportional von der arbeitenden Bevölkerung, nicht etwa von den Reichen und wirklich Besitzenden. (Denen hilft das ehrbare Gewerbe der Steuerberater, ihre Steuerlast so gering wie möglich zu halten oder eben gar keine Steuern zu zahlen. Das Finanzamt Starnberg kann hierzu einiges erzählen ... Dazu auch vor kurzem im SPIEGEL, der die ungleiche Verteilung der steuerlichen lasten zu ungunsten der normalen arbeiten Bevölkerung anschaulich beschrieb und demonstrierte.)

– Immerhin ... rund 50 Jahre existierte ein gewisses Gleichgewicht zwischen Kapital und Arbeit, unter der Voraussetzung des laufenden Wachstums. (Wobei natürlich nicht vergessen werden darf, daß die Tortenstücke aus dem Wachstums generell ungleich verteilt werden. Vermutlich ein Naturgesetz ...)

– Nun haben vor allem technischer Fortschritt, die Globalisierung von Kapital und Arbeit dieses Gleichgewicht ins Wanken gebracht; erhöhte Profitgier, das Verlangen der Eigner, Kapitalinvestoren etc. nach ständigen und höheren Anteil bringen das bisherige ganze System restlos aus dem Gleichgewicht. Selbst die FAZ beklagte vor einigen Jahren in ihrem Wirtschafts-Leitartikel die Gier dieser Profiteure, weil sie eine vernünftige Wachstums- und Investionspolitik traditioneller Unternehmen (damals auf Daimler-Benz bezogen) nicht mehr möglich mache. Wenn vor einigen Monaten der Verantwortliche für die Übernahme der Märklin-Werke/Göppingen ungeniert mitteilte, daß er für die nächsten Jahre unbedingt mindestens 25 Prozent Rendite aus seinem Übernahmedeal herausholen will – aus einem Werk, das vor der Insolvenz stand – , so kann sich selbst die dumme Bertha vom Niederrhein vorstellen, daß dies nicht geschieht, indem Märklin etwa dreißig bis vierzig Prozent mehr Modelleisenbahnen verkauft.

– Mit der Globalisierung des Kapitals, mit dem erfolgreichen Bestreben der Reichen und Besitzenden, sich immer mehr einer Besteuerung zu entziehen bzw. die Steuern zu verringern, hat der Staat immer weniger fiskalisch-finanzielle und politische Möglichkeiten; d.h. er kann dieses notwendige Korrektiv, um eben den Kapitalismus zu bändigen, nicht mehr vollziehen.


Zu der Aussage: Der Kapitalismus ist deshalb ökonomisch erfolgreicher ... ja, weil er hemmungslos Arbeitskraft und Ressourcen ausbeutet oder wem besser gefällt: „benutzt“. Und weil das System des Kapitalismus eben die Kapitalisten begünstigt. Die Wahlparole (oder war es der Slogan der Deutschen Bank?): „Leistung muß sich wieder lohnen“ heißt doch nichts anderes: Kapital muß sich mehr als Arbeit lohnen. Warum geht niemand der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Verarmung ganzer Völker und Staaten und Kapitalismus, nach dem Zusammenhang zwischen Kapitalmus und Krieg?

Nehmen wir mal an: Sollte der Kapitalismus – d.h. Besitz- und Profitstreben aus Kosten anderer – wirklich der menschlichen Natur entsprechen – welche Folgerungen ergäben sich daraus:

Dann sollte man vielleicht das Grundgesetz ändern: Nicht solche Schlagworte wie Würde, Gleichheit etc., sondern dann eben Kapitalerwerb und Kapitalbesitz als entsprechende Werte und Normen festlegen.

Dann sollte man einen Sozialdarwinismus freien Lauf lassen; Wer arm ist, wer bei diesem sozialen „Wettkampf“ nicht mithalten kann, hat halt Pech ... jeder ist ja für sich verantwortlich.

Oder der Staat hätte die sittliche Verpflichtung, in vielfältiger Weise diesem prinzipiell ungezähmten Kapitalismus einen politischen Rahmen zu setzen; da aber die Nationalstaatlichkeit immer mehr an politischer Bedeutung verliert, müßte dies global erfolgen.
Die verstorbene Gräfin Dönhoff hatte schon vor Jahren einen Buch geschrieben: „Zähmt den Kapitalismus!“

Es wäre noch vieles zu sagen oder zu schreiben; jetzt nicht mehr.

Die Bertha
vom Niederrhein
hugo
hugo
Mitglied

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von hugo
als Antwort auf niederrhein vom 12.07.2007, 23:30:43
hugo sagt erst mal danke für diesen- nicht rechtslastigen Beitrag- und ist gespannt auf das was darauf folgt.

--
hugo
Karl
Karl
Administrator

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von Karl
als Antwort auf hugo vom 12.07.2007, 23:53:44
Hallo Bertha,


sehr interessanter Artikel, den ich ein zweites Mal lesen werde. Du hast ein großes Wissen und einen klaren Verstand. Ich bin überzeugt, das werden auch diejenigen anerkennen, die dir nicht in allen Punkten folgen werden.

--
karl

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plautus
plautus
Mitglied

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von plautus
als Antwort auf niederrhein vom 12.07.2007, 23:30:43
hallo bertha.
ein sehr guter beitrag, darf ich ihn bei mir speichern und bei gelegenheit benutzen.allemal besser als kochrezepte und speisekarten.[font=times][/font]
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plautus
telramund
telramund
Mitglied

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von telramund
als Antwort auf niederrhein vom 12.07.2007, 23:30:43
Liebe verehrte und weise Bertha,

ich will es mir ersparen, auf Deine umfangreiche und kluge Replik (nebst geschichtlichem Streifzug) gegen den Kapitalismus und die freie Wettbewerbswirtschaft, ebenso weitreichend und erschöpfend zu antworten.

Aber in Deinen Ausführungen am Schluß: "Oder der Staat hätte die sittliche Verpflichtung, in vielfältiger Weise diesem prinzipiell ungezähmten Kapitalismus einen poltischen Rahmen zu setzen; da aber die Nationalstaatlichkeit immer mehr an politischer Bedeutung
verliert, müßte dies global erfolgen", liegt eben der Hund begraben.

Die zunehmende soziale Instabilität in der BRD, ist die Folge der fortschreitenden Gobalisierung - und einer jahrzehntelang verfehlten Zuwanderungspraxis. Und da der National- und mit ihm der Sozialstaat weitgehend entmachtet bzw. überfordert wurde, bedarf es sicher einer Korrektur, um einerseits das Diktat der Märkte zu begrenzen und gleichzeitig die unbestrittenen Vorteile der Konkurrenzwirtschaft mit der freien Entfaltungsmöglichkeit des Einzelnen und der gleichzeitig notwendigen Leistungsanreize in der Staatsbevölkerung (höherer Verdienst, Privatkapital, Eigeninitiative etc.) zu erhalten.

Denn der reale Sozialismus hat durch seine Unfähigkeit, Unflexibilität, bürokratische Hemmnisse, demotivierende Gleichschaltung, niedrigerem Lebensstandard aller, sowie durch Grausamkeiten der staatlichen Umverteiler, jegliche Zukunftspersektive verloren.

Was folgt daraus (für mich!):

Wir brauchen auf der einen Seite einen starken Staat, der sich durch Patriotismus, sowie ein Mindestmaß an Solidarität und Homogenität in der politischen und gesellschaftlichen Ausrichtung auszeichnet. Und dieser Staat sollte nicht sämtliche Souveränitätsrechte an einen EU-Moloch übertragen sondern ein immer noch weitgehend eigenständiges Mitglied in einem starken Europa sein.

Auf der anderen Seite brauchen wir europäische oder meinetwegen z.T. auch über-europäische Vereinbarungen, Reglementierungen und ökologische Vorgaben für die globalisierte Wirtschaft, die in allen beteiligten Ländern eingehalten und überwacht werden.

Zu diesem zweiten Schritt dürfte es noch ein weiterer Weg sein, da die einzelnen Länder weiterhin im harten Wettbewerb untereinander stehen, die Wirtschaft und damit die Arbeitsplätze und höhere Steuereinnahmen, durch günstige Standortvergaben, niedrigere Abgaben und Lohnkosten, geringere bürokratische Vorschriften und niedrigere Umweltstandards, ins eigene Land zu holen.

Hierzu wäre sicher noch eine Menge zu sagen, aber ich will mir dies ersparen. Wer hier ein wie auch immer vorstellbares "globales Handeln" (etwa einen internationalen Sozialismus - igitt!) anmahnt, der sollte Ross und Reiter nennen, und darlegen wir er sich dessen Durchführung in realistischer Weise vorstellt.


Mit einem wertschätzenden Gruß an Dich liebe Bertha,

Telramund


--
telramund
hugo
hugo
Mitglied

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von hugo
als Antwort auf telramund vom 13.07.2007, 14:28:20

hallo telramund so wie ich Dich verstehe, möchtest Du einen starken Staat, mit einem Mindestmaß an Solidarität,, Eigenständigkeit und einer nicht verfehlten Einwanderungspolitik,,,

Daraus reime ich mir zusammen, das Du Dir gut vorstellen kannst das Deutschland eine Vorreiterrolle (ökonomisch, sozial,,)in Europa spielen kann/soll und dafür -neben der Eingliederung in die EU- gleichzeitig eine gewisse Eigenständigkeit, Abschottung (klingt etwas rigoros)beibehalten soll.

Ich bin nicht bereit zuzugestehen das dieses "Abschotten, Einigeln, besser dastehen als die Nachbarn, DIE Lösung für lange Zeit sein kann.

Je größer das Wohlstandsgefälle durch diese Abschottung,,und darauf läuft es wohl letztendlich hinaus, ausfällt, desto größer und stärker wird der Drang in den Nachbarstaaten (und nicht nur da) steigen, in dieses ach so starke und sozial vorbildhafte, Deutschland einzuwandern..

-Dann müssten wir wohl wieder eine Mauer bauen ? keine Lösung
-auf steigenden Lebensstandard der Anderen warten? auch nicht.
-alle europäischen Länder mitnehmen auch wenn wir einige Zeit etwas kürzer treten ? im Prozess der Globalisierung auch nicht vorstellbar.

Also fällt mit nix mehr dazu ein, zumal ja für Dich eine Sozialistische Variante schon in der Vorstellung Grausen, Chaos, Katastrophe bedeuten..




hugo

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telramund
telramund
Mitglied

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von telramund
als Antwort auf hugo vom 13.07.2007, 17:14:14
Ach Hugo, wenn man Deinen Senf - pardon - von einem dann notwendigen Mauerbau und Abschottung liest, dann merkt man, wie sinn- und zwecklos jegliche sachliche Auseinandersetzung in diesen Fragen mit Dir ist.

Mach doch Deine eigenen konkreten Vorschläge, über notwendige Umverteilungs- und Enteignungsmaßnahmen, anzustrebende Banken- und Indurstierverstaatlichungen, Kapitalistenbestrafungen, garantierte Bürgereinkommen und weiss der Teufel nicht alles. Dann kannst Du wenigstens Deinen geistigen Horizont klar dokumentieren und Deine realitätsferne Linksideologie mal so richtig offenbaren.

Telramund

--
telramund
hugo
hugo
Mitglied

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von hugo
als Antwort auf telramund vom 13.07.2007, 19:01:12
--danke telramund,eigentlich sollte es um Kapitalismustheorie gehen und nicht um die Überheblichkeiten einer beleidigenden Wurst.

,, allmählich dämmerts bei mir und Deine Kapitalismusversion wird mir immer trüber klar.

-bist eben doch ein echter Menschenfreund, als Lehrer, Vater, Erzieher, Politiker, Volksvertreter,,viel zu schade, aber, nicht mal geschenkt möchte ich Deine sinnige
Theorie vom Senf . *g*

hätteste den Satz mit der Mauer ganz gelesen und auch verstanden, wär Dir vermutlich aufgefallen das ich schrieb: keine Lösung.



hugo
susannchen
susannchen
Mitglied

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von susannchen
als Antwort auf hugo vom 13.07.2007, 19:42:21
Dann möchte ich einmal meinen Senf dazu geben.
Ich plädiere für 5000€ Monatseinkommen vom Hilfsarbeiter bis zum Rentner, egal ob Regierungsrat oder Putzfrau.
20% Pauschal Steuerabgabe, eigene Kranken- und Pflegevorsorge.
So ist jeder glücklich, keiner wird neidisch ,keiner muss hungern, Friede, Freude, Eierkuchen!

--
susannchen(gg)
ehemaligesMitglied45
ehemaligesMitglied45
Mitglied

Re: Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.
geschrieben von ehemaligesMitglied45
als Antwort auf niederrhein vom 12.07.2007, 23:30:43
Eine Antwort wird folgen, worauf Du Dich, Bertha, verlassen kannst und sie wird nicht von schlechten Eltern sein. Aber gestatte mir bitte schon jetzt anzukündigen, dass sie wesentlich kürzer ausfallen wird als Dein Eröffnungsbeitrag. Zeit ist für mich das wertvollste Gut, und deshalb gehe ich damit sehr sparsam um.
Aber meine großen Hochachtung vor Deinen Ausführungen möchte ich Dir jetzt schon zollen.
--
ziesemann

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