Aktuelle Themen Einige Worte zum Kapitalismus; nicht nur für Herrn Ziesemann.

Ich glaub' Dir das ja alles was Du da schreibst.
Aber versuche doch mal das generelle Prinzip zu verstehen, was ich langsam schon verzweifelt trachte zu erklären. Kein Mensch handelt auf Dauer nur altruistisch. Auch die jahrelang selbstlos liebende Ehefrau wird irgendwann einmal fragen: Und was habe ich davon?
Menschen suchen ihren Vorteil - das ist im Rahmen der Gesetze auch völlig legitim und ihnen ein anderes Verhalten aufzuzwingen, ist unmenschlich. Der römische Kaiser Justinian drohte mit der Todesstafe, wenn jemand gegen seine Höchstpreisverordnung verstieß - und die Preise kletterten fröhlich weiter, weil man von keinem Menschen verlangen kann, dass er bei irgendeinem Geschäft drauflegt - denn das tut er nicht mehr lange, weil er es sehr lange nicht zu tun vermag.
Du kannst von keinem Unternehmer der Welt erwarten, dass er einen Arbeiter einstellt, der nicht wenigstens seinen Lohn produktiv erwirtschaftet, selbst wenn der böse Kapitalist ganz auf seinen Gewinn verzichten würde.
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ziesemann

@ziesemann

ich verstehe deinen denkansatz. eine volkswirtschaft (auch eine sozialistische) muss effektiv arbeiten, ansonsten verspielt sie das vertrauen ihrer bürger. vielleicht darf ich dir das anhand meines schicksals erläutern:

ich habe bis 1987 eine glänzende sozialistische karriere hingelegt. ohne widersprüche und mängel bin ich durch POS, EOS, NVA und UNI gewandelt. das lernen fiel mir leicht und ich WUSSTE mit 14, daß ich mit 29 ingenieur sein werde. es war alles sonnenklar und sicher - ich möchte behaupten, daß meine kindheit erfüllter und spaßiger war, als die der kennedy-söhne.

dann bekam ich als student immer mehr einsicht, in die mißstände, die durch übersteigerte bürokratie und planungswut entstanden. 1988 wurde ich als vollausgebildeter CAD/CAM ingenieur für ein jahr auf eine maschinenentwicklung angesetzt, die ich nach zwei monaten fertig hatte. die restlichen 10 monate lief ich im leerlauf und malte aquarienrückwände und kinoplakate.

DAS war für mich der augenblick mit der DDR zu brechen - nicht mit dem sozialismus. ein sozialismus, der dem bürger eine echte mitbestimmung ermöglicht, der nach ökonomischen prinzipien funktioniert (in etwa nach genossenschaftlichem modell), hat in meinen augen eine echte zukunft, ohne (gentechnisch) neue menschen züchten zu müssen.

Was braucht der Mensch eigentlich noch, um "Durchblick" zu bekommen, bzw. anzunehmen? Haben da Männer mehr Probleme?

Also, wenn ich in der DDR gelebt hätte, wäre ich wahrscheinlich untergegangen - denn - das war und ist für mich weder Sozialismus noch Sozial. Sorry ----
Wenn ich nicht dahin gehen - reisen könnte, wohin ich möchte - das hätte mich wirklich sehr stutzig gemacht. Wie auch immer...
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gila

@gila

ich versuche dir zu erklären, warum mich die mauer nie gestört hat. das soll jetzt keine verteidigung des mauerbaus sein, aber ich bin 1962 (ein jahr nach dem mauerbau) geboren. für mich war die mauer sozusagen immer eine tatsache.

ich war von meinem sechsten lebensjahr an, jedes jahr einmal im ferienlager annem see, oder der ostsee. seit ich 16 war bin ich durch den ostblock getrampt - manchmal 1000 km pro tag. ich habe mit rumänischen fischern gearbeitet und gefeiert und in bulgarien die töchter von wessie-touries verführt.

ich hatte eigentlich nie das gefühl, daß mir irgendwas fehlt, mich aber für alles interessiert. seit ich 14 bin informiere ich mich z.B. über alles, was über die pyramiden von giseh bekannt wird, aber ich muss da nicht unbedingt gewesen sein. wozu?

90% der deutschen kommen mit ihrer "reisefreiheit" sowieso nur bis MALLE (aus finanziellen gründen). ich wohne heute zwar aus freien stücken in holland, habe aber keine lust nach mexico zu reisen, obwohl ich´s darf. für mich ist entscheidend, daß ich spass habe - nicht wo!

Ich mag auch nicht nach Mexico oder sonst wohin. Aber, ich hatte immer das Gefühl, ich kann es, wenn ich mag.Das ist für mich Freiheit.
Eingesperrt sein mag ich nicht.
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gila

wir sind alle irgendwie beschnitten in unserer freiheit - sei es finanziell, oder zeitlich, oder familär - bei mir kam eben noch ein stück beton dazu und ich hab das beste draus gemacht. ich will die mauer wirklich nicht verteidigen - hab ja auch mitgeholfen das ding um zu schmeissen.

aber als jugendlicher hat sie mich nie gestört. ....wirklich! ich bin eigentlich auch nur dagegen angerannt, weil sie mich von informationen abgeschnitten hat, die ich erlangen wollte.

dutch,,es gibt eben Dinge und Sichten die auf eigenen Erfahrungen beruhen, die kann man einem Außenstehenden beim Besten Willen nicht beibringen, auch wenn er behauptet sich mächtig zu bemühen. Er wird und kann nur an der Oberfläche kratzen.

Auch wenn er nickt und zustimmend guckt,,beim Nachhaken wirste merken,,nee er hats doch noch nicht intus.

Ich will aber auch nicht verhehlen, das ich bei gegenpoligen Situationen wohl ähnlich erfolglos die bevorzugten Sichten Andersdenkender verinnerliche. *g*

Ach dutch - an die Mauer hatte ich gar nicht gedacht. Die hast Du angesprochen. Das war übrigens (für mich persönlich) eine Schwäche der DDR - aber - als die gebaut wurde, war ich sehr jugendlich - smile. Trotzdem dachte ich - ("die sind doch blöd"). Was hättest Du gedacht? Jetzt aber mal ganz ehrlich (gibt keine Stasi mehr - lach )
gila

Mann hugo, wenn ich deine erinnerungen an den real existierenden sozi so lese, denk ich wir haben in zwei unterschiedlichen ddr`n gelebt.

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gram

Sehr interesant und bemerkenswert; aber ich weiß nicht, ob Deine Ausführungen die Realität der Tristesse in der DDR widerspiegeln. Aber natürlich kann es auch in einer Diktatur ein glückliches Leben geben.
Bitte habe Verständnis, wenn ich zeitlich einfach nicht näher auf Deine Worte eingehen kann.
Gruß
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ziesemann