Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen 'Freiheit durch Sozialismus' Text von Oskar Lafontaine in der FAZ (09.07.07)

Aktuelle Themen 'Freiheit durch Sozialismus' Text von Oskar Lafontaine in der FAZ (09.07.07)

niederrhein
niederrhein
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'Freiheit durch Sozialismus' Text von Oskar Lafontaine in der FAZ (09.07.07)
geschrieben von niederrhein
Vermutlich ein Thema, das Widersprüche auslöst und auch etliche nicht hindert, von jeder (Text)Kenntnis ungetrübt alles und alle zu kommentieren und zu kritisieren, hier als Anreiz ...
nämlich die Thesen von Oskar Lafontaine:

"Freiheit durch Sozialismus" (FAZ, 09.07.2007)

Der Beginn des Textes:
"[Vorspann] Der Kapitalismus setzt sich nach Ansicht des Vorsitzenden der „Linken“, Lafontaine, über Regeln hinweg. Schlüsselbereiche der Wirtschaft sollen deshalb einer gesellschaftlichen Kontrolle unterworfen werden. Die Konzerne haben zu viel Macht. Privatisierung bewirkt mehr Privilegien für eine Minderheit. Ein armutsfester Sozialstaat ist Voraussetzung der Freiheit.

[So beginnt der eigentliche Text}
Der globale Kapitalismus wird von immer mehr Menschen in Frage gestellt, auch vom Oberhaupt der katholischen Kirche. Papst Johannes Paul II. sagte vor einigen Jahren: „Die menschlichen Defizite dieses Wirtschaftssystems, das die Herrschaft der Dinge über die Menschen festigt, heißen Ausgrenzung, Ausbeutung und Entfremdung.“ "
[a.a.O., S. 7]



Interessant zu lesen in diesem Kontext:
"Warum mögen wir den Kapitalismus nicht?" Von Gerald Braunberger (Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 01.07.2007, Nr. 26 / Seite 54)

Karl
Karl
Administrator

Re: 'Freiheit durch Sozialismus' Text von Oskar Lafontaine in der FAZ (09.07.07)
geschrieben von Karl
als Antwort auf niederrhein vom 09.07.2007, 09:50:11
Hier ist der Link:
hugo
hugo
Mitglied

Re: 'Freiheit durch Sozialismus' Text von Oskar Lafontaine in der FAZ (09.07.07)
geschrieben von hugo
als Antwort auf niederrhein vom 09.07.2007, 09:50:11

--
ja, niederrhein dieses Thema oho, daraus läßt sich was machen.
Nun will ich nicht gleich mit meiner Version der Kritik am Gesellschaftssystem loslegen (und das wäre kritische Betrachtung der Abfolge der Feudalismus-, Kapitalismus-, Sozialismus-, Kommunismusvarianten,,,)

aber mich bewegt schon seit der Wende die Frage nach dem Einfluss des Staates auf gewinnbringende, polit-strategische Beherrschung der volkswirtschaftlich wichtigen Industrien und Dienstleistungen und Ressourcen,,,

So die Energiewirtschaft, die Bahn, die Post, sämtliche Bodenschätze, das Trinkwasser, das angrenzende Meer, die Lufthoheit u.v.m.

Da gibt es ja nun Beispiele weltweit mit den unterschiedlichsten Varianten, den unterschiedlichsten Ergebnissen, Auswirkungen für das jeweilige Volk,,

Ist es vorteilhaft wenn der Staat sich immer mehr von diesen Einflussmöglichkeiten trennt und den "Gesetzen der freien Marktwirtschaft" auch freien Lauf lässt oder sollte er die Zügel nicht völlig aus der Hand geben. ?

ich denke das über die Klärung und Lösung dieser Frage sich erst die restlichen Gesellschaftsprobleme werten und einordnen lassen.

(sicher könnte man das Pferd auch von der anderen Seite satteln und behaupten das erst die völlige Trennung des Staates von materielle Direkteinnahmen, also nur noch Steuerfinanziert, zu einer besseren Lösung führt.

hugo

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senhora
senhora
Mitglied

Re: 'Freiheit durch Sozialismus' Text von Oskar Lafontaine in der FAZ (09.07.07)
geschrieben von senhora
als Antwort auf niederrhein vom 09.07.2007, 09:50:11
Was richtig ist, bleibt richtig, gleichgültig wer es sagt.
--
senhora
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: 'Freiheit durch Sozialismus' Text von Oskar Lafontaine in der FAZ (09.07.07)
geschrieben von eleonore
als Antwort auf senhora vom 09.07.2007, 11:35:44
noch mehr oskar.
--
eleonore
ingo
ingo
Mitglied

Dem ist nichts hinzuzufügen
geschrieben von ingo
als Antwort auf niederrhein vom 09.07.2007, 09:50:11
Wo Oskar Recht hat, hat er Recht.....Ich prophezeie der Linken bundesweit mehr als 10 %.
--
kreuzkampus

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telramund
telramund
Mitglied

Re: Dem ist nichts hinzuzufügen
geschrieben von telramund
als Antwort auf ingo vom 09.07.2007, 16:49:11
kreuzkampus schrieb am 09.07.2007 um 16.49:
> Wo Oskar Recht hat, hat er Recht.....Ich prophezeie der Linken bundesweit mehr als 10 %.
> --
> kreuzkampus

Keine Frage, die populistische und wohlfeile Kapitalismuskritik eines Oskar Lafontain, wird ihm unter den "Opfern" der fortschreitenden Globalisierung noch einigen Zulauf bescheren.

Leider werden seine hehren Forderungen weder von den Medien, noch von einer weitgehend die komplexen Zusammenhänge und Abhängigkeiten immer weniger durchschauenden Anhängerschaft auf ihre Realisierbarkeit hinterfragt.

Gerade auch die Linke wollte ja aus Tradition international sein und hat auf ihre Weise den fortschreitenden Globalisierungsprozess und den Trend zu einer offenen Weltgesellschaft gefördert. Mit der damit verbundenen fortschreitenden Schwächung des Nationalstaates, wurde auch dem ehedem für die sozial Schwächeren einspringenden Sozialstaate zunehmend die Geschäftsgrundlage entzogen.


Und die fortschreitende Globalisierung hat zwangsläufig zur Folge, daß Länder mit hohen Lohnkosten, entwickelter Infrastruktur und ausgebauten sozialen Sicherungssystemen mehr Nachteile als Vorteile erfahren, weil durch die neue Mobilität des Kapitals in einer globalisierten Ökonomie kostengünstige Standorte bevorzugt werden.

Hinzu kommen noch die gleichzeitig stattfindenden Zuwanderungsströme, die dazu führen, daß sich - etwas vereinfacht auf den Punkt gebracht(!) - unqualifizierte Habenichtse in die Länder mit besseren sozialen Verhältnissen aufmachen und die bestens Ausgebildeten und Qualifizierten jene Länder aufsuchen, die ihnen die besseren Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

Hinzu kommen noch die Probleme unserer nach wie vor anwachsenden Staatsschulden, die den staatlichen Möglichkeiten, einer besseren Versorgung und Ausbildung der - nennen wir sie mal - Unterschichten und (politisch korrekt ausgedrückt) sozial Benachteiligten enge Grenzen setzt.

Von den demografischen Problemen (Überalterung - zu wenig qualifizierter Nachwuchs) sowie den auf uns noch zukommenden enormen Pflegekosten, einmal ganz abgesehen.

Und da sollte der Napoleon vom Saarland einfach einmal klipp und klar darlegen, wie er sich die Eingriffe in einer globalisierten Wirtschaft, ohne Wegzug der internationalisierten Unternehmen in Länder mit weniger Reglementierung und Sanktionen, vorstellt. Ferner sollte er ausführen, wie er sich die Finanzierung eines Bürgergeldes, die bessere Bezahlung von HartzIV-Empfängern oder anderer versprochener sozialer Wohltaten vorstellt etc.,etc.

Woher soll das Geld kommen? Steuererhöhung, weitere Staatsschulden oder/und Inkaufnahme erhöhter Inflation?


Zugegeben dieses ganze Thema ist so komplex und umfangreich, daß es hier nur sehr knapp angerissen werden konnte. Zugegeben auch, daß die nicht wegzudiskutierenden sozialen Verwerfungen in unserem Lande, sowohl einen starken patriotischen Staat erfordern würden, als auch Vereinbarungen auf europäischer Ebene, die dem Diktat der Märkte Schranken setzten.

Übrigens man kann immer nur staunen, wozu die (unbelehrbare) Masse fähig ist, wenn sie ihre Wut über die Globalisierung in die Arme der populistischen ewig-gestrigen sozialistischen Heilsverkünder treibt.

Das erkannte schon NIETZSCHE: "Denn so ist der Mensch. Ein Irrtum könnte ihm tausendfach widerlegt werden - gesetzt er habe ihn nötig, er würde ihn immer wieder für wahr halten."
--
telramund
pharaox
pharaox
Mitglied

Re: Dem ist nichts hinzuzufügen
geschrieben von pharaox
als Antwort auf telramund vom 09.07.2007, 19:07:57
Tja telramund,

wo Du recht hast, hast Du recht würde ich in abgewandelter, ganz einfacher Form sagen. Auch eine Lüge, wenn sie auch tausendmal wiederholt wird, wird nicht wahrer, nur mach das mal der Masse begreifbar!

pharaox
telramund
telramund
Mitglied

Re: Dem ist nichts hinzuzufügen
geschrieben von telramund
als Antwort auf pharaox vom 09.07.2007, 22:10:08
Hallo pharaox,
danke für Deine Zustimmung und Anerkennung.

Ich bin mir allerdings bewußt, daß es kaum möglich sein dürfte, einen sozialistischen Träumer von den realen Gegebenheiten in unserer globalisierten Wirtschaft zu überzeugen, denke aber, dass zuweilen ein Nachdenken über das Wünsch- und Machbare im Zusammenhang mit den populistischen Heilsversprechungen der Linkssozialisten schon hilfreich sein könnte.

--
telramund
niederrhein
niederrhein
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Historischer Irrtum
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf telramund vom 09.07.2007, 19:07:57
> Gerade auch die Linke wollte ja aus Tradition international sein und hat auf ihre Weise den fortschreitenden Globalisierungsprozess und den Trend zu einer offenen Weltgesellschaft gefördert. Mit der damit verbundenen fortschreitenden Schwächung des Nationalstaates, wurde auch dem ehedem für die sozial Schwächeren einspringenden Sozialstaate zunehmend die Geschäftsgrundlage entzogen."

Die These, daß die traditionell "internationale Ausrichtung" der Linken die Globalisierung des Kapitals fördert, ist historisch einfach falsch.
(Empfehle übigens die neue, gerade erschienene Ausgabe der "Geschichte der Arbeiterbewegung" von Helga Grebing.)

Die beklagte Schwächung des Nationalstaats - im übrigen ein europäisches Phänomen, nicht etwa ein spezifisch deutsches Problem - hat ihre Ursache nicht in der politischen Linken (eine solche politische Bedeutung und vor allem Wirksamkeit hat diese nie gehabt, denn die "Linken" (wer auch immer darunter subsummiert wird) war war immer eine "Splittergruppe"; diese Republik wurde vorwiegend von den Konservativen regiert!), sondern hat ihre Ursache u.a. in der Verlagerung gewisser legislativer und exekutiver Funktionen auf die europäische Ebene, aber vor allem in der Internationalität des Kapitals, das sich einer entsprechenden nationalen Besteuerung immer mehr entzieht und somit dem Staat die finanziellen Grundlagen nimmt. (Verkürzt könnte man auch hier sagen: Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert).

Im übrigen: Wie soll man denn, politisch und nationalstaatlich, wie der Internationalisierung des Kapitals umgehen? Herr Stoiber (!) meinte schon vor enigen Jahren, daß dem dem Nationalstaat nur noch die Mängelverwaltung übrig bleiben wird.

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