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Aktuelle Themen heise: Neun-Euro-Ticket gilt nicht für IC, EC und ICE im Nahverkehr

Tina03
Tina03
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RE: heise: Neun-Euro-Ticket gilt nicht für IC, EC und ICE im Nahverkehr
geschrieben von Tina03
als Antwort auf hockey vom 29.05.2022, 19:43:42

Danke für die Beantwortung meiner Fragen, aber auch für die für mich sehr interessanten Informationen zu Deinem background. So werde ich Kommentare von Dir zukünftig von vornherein besser, d. h. ohne unnötige Rückfragen einordnen können. - 'Canadier' erinnert mich übrigens daran, dass ich einem Freund aus Windsor ON (auch!) noch die Antwort auf seine letzte eMial schulde ...

Ich selbst habe, außer in Australien, noch in keinem anderen Land gelebt, aber viele bereist und mich in etlichen auch über längere Zeitdauer aufgehalten, d. h. lange genug, um die Mentalität der Menschen recht gut kennenzulernen. Australien hätte ich sehr gerne zu meiner Wahlheimat gemacht, und zwar nicht zuletzt, weil ich die australische Mentalität (in etwa das Gegenteil der deutschen 😉) besonders schätzen gelernt habe. Mir war's leider nicht vergönnt, doch eine meiner Töchter hat die austr. Staatsbürgerschaft angenommen.

olga64
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RE: heise: Neun-Euro-Ticket gilt nicht für IC, EC und ICE im Nahverkehr
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 28.05.2022, 13:10:18
Liebe Lorena, es ist doch auffällig, dass so manches von den Regierenden eben nicht bis zu Ende durchdacht ist..., obwohl oft genug Zeit wäre, gute und umfassende Konzepte auszuarbeiten.
Wie lange wird über eine sogenannte "Verkehrswende" geredet, jahrelang geht dies schon so.

Wäre nicht jetzt der Zeitpunkt genau richtig gewesen, dieses Geld gleich dafür zu verwenden, es sogar aufzustocken aber vor allem, langfristige Konzepte endlich vorzustellen. 


Wer glaubt denn, dass der Autofahrer nun einfach umsteigt...und das Bahnfahren toll findet. Dazu müssten die Preise dauerhaft günstig sein, die Taktung hoch und die ländlichen Regionen endlich auch ausgebaut werden. Eine Herkulesaufgabe.

Das aber erwarte ich von einer Regierung ! Ich habe die Befürchtung, dass nun das alles wiederholt in den Hintergrund treten wird, weil andere Probleme vorrangig sind. 

Kristine
Tja, liebeWerderanerin - ich versuche immer so fair zu bleiben bei meinen Erwartungen an "die Regierung" in dem ich vorher prüfe, wer eigentlich alles zuständig ist bei solchen Projekten und Komplexen.

Beim "Verkehr" sind es (wie übrigens beim Wohnungsbau) z.B. die diversen Bundesländer und auch die KOmmunen - für die Deutsche Bahn dann der Bund, weil sie sich in deren Besitz befindet.

Welche Verkehrswende stellen Sie sich vor? ES hört sich immer so an wie der Traum vieler Deutscher, die am liebsten in einer Grossstadt leben würden in absoluter Ruhe, aber vor dem Haus eine Haltestelle des ÖPNV, wo im Minutentakt deren VErkehrsmittel halten.

So etwas gibt es nicht.
Ich fahre z.B. öfters mal mit dem Bus von meinem Wohnort in die nächste Kreisstadt. Das geht gut - es dauert ca 1/2 Stunde, also so lang wie mit dem Auto, nur dass ich mir die Parkplatzsuche erspare.

Dieser Bus befördert hauptsächlich SchülerInnen. Nimmt man einen, wo die noch in der Schule sind, bin ich fast immer völlig allein in diesem Bus - auch zurück ist das so.
Das hängt damit zusammen,d ass in unserer Gegend zB. eine 4-köpfigie Familie über mindestens 4 Autos verfügt;  die Nachfrage nach Bussen o.ä. ist praktisch nicht vorhanden.
Weshalb soll dann die Kommune dafür sorgen, dass noch mehr leere Busse durch die Gegend fahren? Vor allem, wer soll das bezahlen?
U.a. fordern Sie von der Regierung "günstige Preise" für den ÖPNV. Schon okay - aber bezahlt dann die Kosten für Instanhaltung der Bahnen, den Neuerwerb und vor allem die berechtigten Lohnforderungen der Mitarbeiter? Ich denke schon, bei allen Forderungen von Bürgern an "die Politik" wäre es angemessen ,sich zuerst auch mal die Hintergründe und die Komplexität anzusehen, d.h., ob Forderungen überhaupt erfüllbar sein könnten und wenn ja, zu welchem Preis und wer das dann bezahlt. Olga
werderanerin
werderanerin
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RE: heise: Neun-Euro-Ticket gilt nicht für IC, EC und ICE im Nahverkehr
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 30.05.2022, 16:48:00

Wenn ich mich nicht gar täusche, liebe Olga, hatte die ausgerufene "Verkehrswende" in Deutschland immer zum Ziel den Umstieg auf sehr viel mehr umweltfreundlichere Mobilität, heißt für mich, dass es bezahlbar, effizient aber vor allem umweltschonend sein muss.

Das alles kann natürlich nur ein langwieriger Prozess (!) sein, wo aber die Rahmenbedingungen durch die Politik gesetzt werden müssen (!) , die dann durch die Länder entspr. umgesetzt werden, ggf. auch angepasst und variiert sein können.  Das ist eine wichtige und notwendige Voraussetzung!

Dabei spielt für mich die Eindämmung des Autoverkehrs eine große Rolle, wobei eben der "ÖPNV" eine entscheidenden Part übernimmt..., er muss viel interessanter für ALLE gemacht werden. Ohne diese Effizienz und die entspr. Umgestaltungen wird es nicht klappen.

Anreize müssen den Autofahrer doch dazu bewegen, umzusteigen. Jetzt erleben wir es das erste mal, dass Anreize durch das 9 € Ticket , für einen begrenzten Zeitraum geschaffen werden.
Die Frage ist doch nur, was bleibt danach...

Ich selbst bin jahrelang nach Berlin zur Arbeit gependelt, nachdem ich ca. 2 Jahre mit meinem Auto gefahren bin. Schrecklich war das, jeden Morgen kam es regelmäßig auf der Stadtautobahn zu Staus, das war nicht nur nervig, auch sehr gefährlich.

Habe dann umgesattelt, mir Monatskarten gekauft und bin mit dem Regio nach Berlin. Abgesehen davon, dass es stressfreier war, man hatte noch seinen Sitzplatz. Heute ist das eine Illusion. Teuer waren diese Karten ebenfalls aber beides (Auto/Regio) konnte ich mir damals nicht leisten.

Was möchte ich sagen..., wenn der Klimawandel wirklich erst genommen wird..., hat es doch gar keine Zeit mehr - wenn man den Aussagen erfahrender Experten glauben kann - es müsste schon längst gehandelt werden. 

Kristine

 


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olga64
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RE: heise: Neun-Euro-Ticket gilt nicht für IC, EC und ICE im Nahverkehr
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 30.05.2022, 17:33:28

Wir haben ein grosses Stadt-Land-Gefälle. ich erlebe das ja mit, wenn ich "auf dem Land" allein in einem Bus sitze oder mit der S-Bahn in die Grossstadt München fahre, wo sich insbesondere die jungen Leute nicht mehr sehr stark an Füherschein oder Autos interessiert zeigen.

Aber politische Rahmenbedingungen z.B. für den ÖPNV auf dem Land können erst gemacht werden, wenn es auch eine Nachfrage dazu gibt. In ländlichen Gegenden ziehen meist die jüngeren Menschen weg; es verbleiben die Älteren mit einer immer stärker ausgeprägten Immobilität. Es gibt aber hier in Bayern in solchen Gegenden zB. eine Art Ruf-Taxis; grössere Vans, die man einige Zeit vorher bestellen kann, die einen abholen und auch wieder nach Hause fahren. Teilweise gibt es die Modelle auch für jüngere Menschen,d amit sie nicht nachts betrunken aus den Clubs mit ihren Autos fahren.
Aber auch die existieren nur, wenn die Nachfrage grösser ist - solche Modelle leben nicht lange, wenn man zB. die Dienste zwar vorhalten muss, sie dann aber niemand benützen möchte.
In Grossstädten ist das nicht nötig. Da fahren Bahnen auch nachts, bzw. man kann sich ein Taxi nehmen.

Da gibt es aber mittlerweile andere Probleme: die VErkehrsbetriebe finden keine Fahrer mehr,die diese Bahnen fahren können, womit dann wiederum einige Linien zu bestimmten Zeiten ausfallen.
Aber ich denke, in Zukunft werden die Bahnen "fahrerlos" fahren, was dann ein weiterer Schritt hin zum autolosen Verkehr wird. Dann können die Systeme auch billiger werden, wenn keine Personalkosten mehr anfallen. Olga

olga64
olga64
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RE: heise: Neun-Euro-Ticket gilt nicht für IC, EC und ICE im Nahverkehr
geschrieben von olga64

Beim ersten grossen Einsatz des Neun-Euro-Tickets, das sich immerhin schon mehr als 7 Mio deutsche Menschen gekauft haben (und solche, die hier leben) waren noch viele Reporter unterwegs in der grossen Hoffnung, dass man eine starke Empörungsaktion entfachen könne.
Kam dann nicht ganz so - aber es geht ja weiter, z.B. dieses Wochenende.

Besonders amüsant fand ich so manche Kommentare von BahnkundInnen: eine erklärte, sie sei nun seit 20 Jahren nicht mehr mit der Bahn gefahren,da dasAngebot aber sehr billig ist, gäbe sie der Bahn nun eine neue Chance. Aber als sie einen Zug (am Pfingswochenende , in den Ferien!) bestieg, war der voll und es gab keinen Sitzplatz für sie und auch der Weg zum Klo war beschwerlich. Nie wieder Bahn.
Was glauben solche TräumerInnen eigentlich, wenn sie in den Ferien, am Wochenende wie viele andere Menschen auch, auf die Idee kommen, die Bahn benützen zu wollen? DAss dieses Unternehmen nur auf sie gewartet hatte; der Sitzplatz schon vorbereitet ist und ein uniformierter, freundlicher Mitarbeiter der Bahn ihr den kostenlosen Prosecco als Willkommensgeste serviert? Olga

Mareike
Mareike
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RE: heise: Neun-Euro-Ticket gilt nicht für IC, EC und ICE im Nahverkehr
geschrieben von Mareike

Ich habe hier nicht alle Beiträge gelesen.
Ich bin normalerweise viel mit der Bahn unterwegs, wohl auch, weil ich immer noch Fahrvergünstigungen habe, weil mein Ehemann bei der Bahn beschäftigt war.
In der Coronazeit habe ich verzichtet und verzichte immer noch.
Meine Tochter brauchte diese Woche, obwohl mit IC / ICE -Ticket unterwegs, für eine Strecke, die im Normalfall keine 4 Stunden braucht icl. Umsteigen, einen ganzen Tag und hat sich dabei Corona eingehandelt.
Der Nahverkehr bricht teilweise zusammen, das hat einen Domino-Effekt auf alle Verbindungen also auch auf den Fernverkehr..
Ein ICE fiel aus, weil das Personal, das übernehmen sollte nicht da war ...

Neun Euro-Ticket: Gut gemeint - schlecht geplant - die Bahn muss es ausbaden.


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olga64
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RE: heise: Neun-Euro-Ticket gilt nicht für IC, EC und ICE im Nahverkehr
geschrieben von olga64

Bei der Diskussion um dieses Bahn-Sonderangebot erinnerte ich mich wieder an das Interrail-Ticket. Als mein Neffe noch heranwachsend war, bekam er es von seinen Eltern geschenkt (und die Verwandtschaft steuerte noch Zuschüsse zum Taschengeld des Knaben hinzu). Es war seine erste grosse Reise ohne Eltern und zwar auf einer Route durch Europa, die vier Wochen dauerte.
Er schwärmt heute noch davon, auch von den vielen Kontakten, die sich auf der Reise ergaben. Wichtigste Dinge waren Schlafsack, Isomatte, Kochtopf und viele, viele Tütensuppen.
Das Ticket galt auch auf Fähren, was auch gut ausgenutzt wurde.
Geschlafen wurde meist im Zug auf Weiterfahrten oder auf Bahnhöfen - die jungen Leute versorgten sich untereinander mit Tips. Sie machten ihre guten und auch schlechteren Erfahrungen; in jedem Fall war es ein hoher Verzicht auf Bequemlichkeit und Komfort wie es die meisten dieser grossbürgerlich erzogenen jungen Menschen gewohnt war.
Auch Mama war nicht helfend an der Seite - und Papa fehlte, wenn das Geld knapp wurde. Handys gab es nicht, aber obligatorische Anrufe zu Hause waren Pflicht, weil sie die Eltern Sorgen machten um ihre flügge werdenden Kinder.
Besonders gut war der wichtige Nebeneffekt,dass unter solchen jungen Leuten,die in Europa per Interrail unterwegs waren, sicher keine späteren Ausländerfeinde sich gründeten - sie waren selbst wochenlang Ausländer in irgendeinem Land fern ihre Heimatlandes.
Olga


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