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Aktuelle Themen Herr über Leben und Tod

Mitglied_81b4260
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Herr über Leben und Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Vielleicht eine Verbesserung gegenüber früheren Auswahlverfahren , aber wo bleibt das hundsordinäre Verständnis, dass ein Todesurteil am Ende eines zumindest halbwegs rechtsstaatliches Verfahren zu stehen hat.... abgesehen vom Recht der Kollateralschäden auf ein ungefährdetes Leben.
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Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.05.2012, 17:21:26
Laßt und froh und glücklich sein, dass Drohnen immer nur gegen Terroristen - vorläufig nur in Nicht-USA-Ländern - eingesetzt werden.

PS
und man erspart sich die Scherereien mit einem extraterritorialen Gefangenlager á la Kuba und Folterungen in anderen Ländern
Mitglied_81b4260
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Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.05.2012, 17:50:36
Hier ist der Link zu der NY Times mit anschaulicher Schilderung der Entscheidungsfindung im Round Office.

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Karl
Karl
Administrator

Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.05.2012, 21:07:14
Liebe mart1,


die Vorstellung kalter Tötungsmaschinen, die denen, die sie besitzen und programmieren, die absolute Macht geben, ist für mich schon seit dem Lesen meiner ersten Science Fiction Romane und dem einsetzenden Nachdenken über die Möglichkeiten der Technik ein Alptraum.

Hier verändert eine technologische Entwicklung die Kriegsführung, ohne dass ein intensiver gesellschaftlicher und politischer Diskurs zu einer Anpassung der Kontrollinstanzen stattgefunden hätte.

Es ist sehr wichtig, dass Du dieses Thema angesprochen hast, gerade weil es - wie zu bemerken ist - kaum Resonanz erfolgt. Offensichtlich interessiert das noch niemanden, weil kaum jemand wirklich über dieses Thema aufgeklärt ist.

Es gibt mindestens zwei Ebenen, auf denen Dein Eröffnungsbeitrag diskutiert werden kann. Die erste Ebene ist die mehr abstrakte und allgemeine:

Die aktuellen politischen Entscheidungsstrukturen in den USA für die Drohnenlenkung nimmt nur vorweg, was bei Fortschreiten der Technologie weltweit auf uns zukommen kann. Nicht nur demokratisch gewählte Präsidenten werden höchst wahrscheinlich in Zukunft über solche Tötungsautomaten verfügen, die ähnlich, wie unsere Navigationssysteme zielgesteuert agieren, d. h. aus jeder Ausgangslage das Ziel ansteuern und realisieren können. Es wird auch nicht bei Staatenlenkern bleiben - nicht in Zeiten, wo Privatpersonen wohlhabender als manche Staaten sind.

Die zweite Diskussionebene ist die konkrete US-amerikanische Situation:
Ein makaberes Prozedere spielt sich laut "New York Times" seit geraumer Zeit im Lageraum des Weißen Hauses ab: US-Präsident Barack Obama überwacht dem US-Blatt zufolge persönlich die Auswahl der Ziele für die Drohnenangriffe auf Anhänger von Al-Kaida und anderen Terrorgruppen. Am Ende eines mehrstufigen "Nominierungsprozesses" segne Obama ab, welche Verdächtigen auf die "Todesliste" kommen, berichtete die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf ehemalige Berater und Spitzenbeamte. Dazu werden dem US-Präsidenten Dokumente "im Stil eines High-School-Jahrbuches" vorgelegt, das Biographien und Photos der Zielpersonen beinhaltet. Mehrere der Zielpersonen sollen US-Staatsbürger sein. Die Treffen mit Spitzenvertretern von Geheimdiensten und dem US-Militär fänden immer am Dienstag statt, weswegen dieser von Insidern auch "Terror Tuesday" genannt werde.
geschrieben von aus deiner Quelle http://derstandard.at/1336698171591/Laut-Ex-Beratern-Obama-sucht-persoenlich-Ziele-fuer-Drohnenangriffe-aus
So kann auch der Krieg gegen den Terror zu Terror und Horror werden.

Karl
Mitglied_81b4260
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Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 29.05.2012, 23:14:56
Ich bin ehrlich erschüttert und kann nicht schlafen.
Aber, - eigentlich -, was ist da so viel anders, als die tödlichen Lügen, die sich in Irak abspielten und in Afghanistan stattfanden und möglicherweise bald im Iran. (und in Erinnerung an Hugos Ausführungen in noch vielen anderen Ländern, die mit "Demokratie" und "Menschenrechten" beglückt worden sind).
Was ist so anders als die gezielten Tötungen, die sowohl aus der kommunistischen Vergangenheit, aus Mossadaktionen, aus den internen Kämpfen der diversen Räuberbanden und aus USA-aktionen bekannt sind?

Ja, was ist anders?
Dieser systematische Zynismus, diese institutionalisierte Verachtung jeder Rechtsstaatlichkeit und des Völkerrechts, dieses Einfachinkaufnehmen von Irrtümern und Kollateralschäden, ist doch nicht zu toppen.
Für mich ist die Vorstellung erschreckend, dass da wohlgekleiderte Männer und ein Friedensnobelpreisträger, an einem kleinen Snack kauend im wohltemperierten Zimmer lässig in bequemen Sesseln hingelümmert, mit dem Finger auf ein Bild zeigen und sagen "Der und dieser". Exit. .. Hoffentlich stimmt die Bilderkennungssoftware und hoffentlich haben sie sich bei den Namen nicht geirrt.

Aber welche Vorstellung habe ich davon gehabt, wie es bisher entschieden wurde? Eigentlich habe ich darüber nicht nachgedacht; und vor allem zu wenig entsprechende Filme angeschaut.

Sind nicht echt ausgeschickte Killer doch etwas anderes, sind sie nicht doch um einiges menschlicher als eine aus dem blauen Himmel fallende Bombe, die im runden Zimmer in Washington am Dienstag jeder Woche auf ihren Weg geschickt wird?

Habe ich tatsächlich geglaubt, dass Drohnen nur zur Aufklärung über Piratenschiffe, Naturkatastrophen und kochenden Kernkraftwerken eingesetzt werden?

Kein Wunder, dass die verlorengegangenen Drohnen so begehrt sind!

Ich sehe, die Welt ist also wieder einmal sicherer geworden - chirurgisch saubere Aktionen ohne menschl. Verschleiß.

Soll ich darüber traurig sein oder über meine Naivität?



Felide1
Felide1
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Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von Felide1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.05.2012, 02:51:51
Marth,

ich habe deine Beiträge gelesen, ich bin genau so erschüttert wie Du. Mein Gefühl sagt mir nicht umsonst werden Kriegsspiele im Internet gebracht,mit der Zeit ist sogar der einfache Bürger soweit,dass er gut damit umgehen kann. Schreiende Verletzte und Tote sieht man ja nicht mehr. Jeder Krieg ist Sinnlos!!!!!!!Nur leider glauben viele noch an das "Gute" in mancher Kriegsführung und lassen sich die Augen auswischen, bedenken nicht dass es in Wirklichkeit nur um den Mammon und Bodenschätze geht. Es werden auch die Kriegsspiele im Internet für harmlos gehalten. Durch Üben gelangt man zur Perfektion.

LG Felide

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schorsch
schorsch
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Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.05.2012, 02:51:51
@: "....Sind nicht echt ausgeschickte Killer doch etwas anderes, sind sie nicht doch um einiges menschlicher als eine aus dem blauen Himmel fallende Bombe, die im runden Zimmer in Washington am Dienstag jeder Woche auf ihren Weg geschickt wird?..."

Glaubst du wirklich, der getötete Mensch (und den mit ihm getöteten) sei es wohler beim Gedanken, nicht von einer Maschine, sondern von einem gedungenen Mörder liquidiert worden zu sein?
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
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Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
ein mit dem friedensnobelpreis ausgezeichneter. zugleich präsident der usa. zugleich professioneller killer. ein irrer personifiziert perfekt das irre imperium americanum.

--
Wolfgang
Mitglied_81b4260
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Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 30.05.2012, 10:09:47
Schorsch, du hast recht - für die Betroffenen macht es keinen Unterschied. Aber für den Betrachter von außen, der ich bin, ist es eine andere Dimension. Dabei kann ich dieses Gefühl schwer präzisieren.

Ein Killer ist ein Mörder und das wöchentliche Ausschicken von Killern für unliebsame Menschen durch einen Friedensnobelpreisträger könnte bei Bekanntwerden doch starke Aversionen und verbale Verurteilungen hervorrufen.

Aber diese neue Dimension, der Cyberkrieg, wird in Zukunft eine gr. Rolle spielen. Es werden angeblich mehr amerikan. Soldaten für die Drohnen ausgebildet als als richtige Piloten. Ich befürchte, er wird von vielen Menschen als durchaus richtig akzeptiert werden, da es ja nur die "Bösewichte" treffen würde.
Billiger, ressourcenschonender, es gibt keine Probeme mehr mit Guantanamos und Menschenrechten(Hat Obama nicht gesagt, dass diese nicht mehr gebraucht werden ). Daher wird diese Art der "Friedenssicherung" sicherlich von vielen Menschen als eine gute Lösung für die Zukunft angesehen werden. Obama betont ja auch, dass er nur mehr "unbedingt notwendige Kriege" führen wird.
Ich bin mir relativ sicher, dass die Veröffentlichung dieser Drohnen-Praxis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ganz unerwünscht ist, um Obama und die Demokraten als toughe Verteidiger des Homelands zu präsentieren.

Völkerrecht... wenn interessiert es schon?
Ankläger, Richter und Henker in einer Person.... wer wird sich daran stoßen?
Genfer Konventionen ... was ist das schon?
Genfer Rotkreuz-Abkommen... brauch ma nimmer!

All denen, die mit Bauchgrimmen oder mit Begeisterung diese Art der modernsten Kriegsführung befürworten, sollten zuerst zu diesen oben angeführten Punkten Stellung beziehen.

Möglicherweise ist das der Punkt, schorsch, der mich so stört. Ein Killer ist ein Killer ist ein Killer, der sehr oft anschließend "verunglückt" und dessen Einsatz man besser und politisch klüger geheimhält...
Aber eine Drohne?

Die Welt wird friedlicher werden, werden Befürworter sagen.

Ich sage, Terror wird Terror erzeugen, wird Terror erzeugen, wird Terror erzeugen.



Felide1
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Re: Herr über Leben und Tod
geschrieben von Felide1

So wird man zum Spionageziel.

Spionageziel- Terrorverdächtig

Da kann man sich nur an den Kopf greifen. Schön langsam spielen die Ami verrückt.

Felide

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