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Aktuelle Themen Herzlichen Glückwunsch, Israel!

jo
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Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von jo
Diese Tage begeht Israel den 60. Jahrestag seiner Gründung. Es feiert dort ein junger Staat mit einer bewegten Vergangenheit. So auch von mir eine herzliche Gratulation und die besten Wünsche für die Zukunft!

Dieser Jahrestag lässt aber leider auch wieder althergebrachte Ressentiments gegen den jüdischen Staat und den Juden schlechthin hochkommen. In einer Zeit, in der das Recht eines jeden Volkes auf Existenz zwar unendlich langsam, aber immerhin, verinnerlicht wird, gibt es immer noch Menschen, die den Antisemitismus pflegen; auch hier.

Ich frage mich immer wieder, was diese Leute motiviert. Ist es die Erinnerung an die „guten alten Zeiten“ oder der Schmerz über den Verlust des „Großdeutschen Reiches“? Ist es Rückgratlosigkeit unserer Geschichte gegenüber oder einfach nur Ignoranz? Ist es die Neigung immer noch zu glauben, die Juden seien schon seit Jahrtausenden verantwortlich für alles Übel in der Welt? Oder ist es eine Mischung aus Allem oder doch nur ein Unverständnis für die Politik Israels?

Der Umgang israelischer Politiker mit den Palästinensern und arabischen Minderheiten ist sicher diskussionswürdig hinsichtlich der Existenzberechtigung eines jeden Volkes. Doch kann das nicht der alleinige Grund sein für den immer wieder auflodernden Judenhass auch hier.

Aber vielleicht fehlt mir als 1953er Jahrgang auch nur das Gefühl, an einer historischen Schuld mitzutragen. Was aber auch wieder nicht heißt, dass ich mich nicht unendlich dafür schäme, was Deutsche den Juden hier in unserem Lande angetan haben – und nicht nur ihnen. Dass auch andere Völker im Laufe der Geschichte fleißig „Hau den Jud“ praktiziert haben, ist weder Trost noch Rechtfertigung.

Viele Fragen bleiben für mich offen. Trotzdem wünsche ich Israel alles Gute auf seinem Weg durch die Geschichte; und ich wünsche ihm die nötige Souveränität und Großzügigkeit den Palästinensern und den arabischen Minderheiten im eigenen Land gegenüber.

--
jo
ehemaligesMitglied451
ehemaligesMitglied451
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Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf jo vom 08.05.2008, 13:47:17
daß es hier und anderen orts derartige Tendenzen gibt ist unübersehbar. Es sind Leute mit Grundeinstellungen erkannbar, die aufgrund der Gnade der späten Geburt einer braunen Vergangneheit entkommen. Man muß wachsam darauf achten, daß ihnen auch eine braune Zukunft versagt bleibt.

Aber bloße Kritik an der aktuellen Politik Israels hat nichts mit Antisemitismus zu tun. Mir ist nicht verständlich, wie gerade ein Volk, daß dermaßen unter Verfolgung und Gewalt gelitten hat, selbst Gewalt wider bessere Erkenntnis mit Gegengewalt bekämpfen will. Jeder kennt die sinnlose Spirale der Gewalt.


donaldd
Karl
Karl
Administrator

Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 08.05.2008, 14:25:45
Es ist unübersehbar, dass das Glück der einen das Unglück der anderen ist. Ich hoffe nicht, dass allein eine solche Feststellung dazu führt, dass der Schreiber gleich in eine Schublade eingordnet wird. Gerade weil ich Israel aus vollstem Herzen Glück wünsche, kann ich es nicht erlauben, dass wir die Augen vor dem Unglück der Palästinenser verschließen. Ein glückliches Israel wird es nämlich nur geben, wenn allen Gerechtigkeit gewährt wird, auch den Palästinensern. Wenn ich eines aus der Geschichte gelernt habe, dann, dass wir nie wieder glauben dürfen, es gäbe Menschen einer besseren Rasse oder Religion. Die Weichen müssen also auf Verständigung und Frieden gestellt werden, auf beiden Seiten!
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karl

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Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 08.05.2008, 15:20:21
Wenn ich im Eingangsbeitrag lese: ". . . gibt es immer noch Menschen, die den Antisemitismus pflegen; auch hier" oder
". . . immer wieder auflodernden Judenhass auch hier", dann weiß ich schon einmal, dass ich mich an dieser Diskussion, falls es eine solche und nicht nur eine Laudatio werden sollte, nicht beteiligen werde. Denn das zeigt mir deutlich, dass er von jemandem geschrieben wurde, der wieder einmal Kritik mit Hass und Antisemitismus verwechselt. Auf derartige undifferenzierte Simplifizierungen lasse ich mich gar nicht erst ein.
Im übrigen: Was weiß Jo eigentlich über Israel und Palästina?

--
marina
Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 08.05.2008, 15:20:21
@karl,
einem langjährigem "DDR-Bürger" fällt es besonders schwer, die Zusammenhänge um die Gründung des Staates Israel und deren Entwicklung einzuschätzen.
Die Gründung und das Leben in Israel spielten in den Zeitungen und allen anderen Informationsquellen der DDR keinerlei Rolle.
Die DDR pflegte einen "politisch-taktischen" Anti-Israelismus.
Israel galt in der DDR als "Speerspitze des Imperialismus" in der arabischen Welt. Mit der vehementen Unterstützung der PLO wurde die antiisraelische Polemik verstärkt.
1976 verbietet die DDR-Parteiführung ostdeutschen Außenhandelsfirmen jeglichen Handel mit Israel. Ich weiß das auch von meinem Vater , der Absatzleiter im größten hier beheimateten Textilbetrieb war und bis zu diesem Zeitpunkt in Leipzig zur Messe auch israelische Handelspartner empfangen hatte.
Private Beziehungen zu Menschen in Israel waren nicht nur unerwünscht, sondern konnten auch schwere Folgen nach sich ziehen.
Ein Schulfreund von mir- er studierte an der Humbold-Uni- hatte von 1960-1961 eine Beziehung zu einer israelischen Studentin aus Westberlin (die Grenzen waren ja bis August 1961 offen ).
Als diese Beziehung herauskam, wurde mein Schulfreund für 1 Jahr in die "Produktion" abgeschoben(Stahlwerk Brandenburg).Danach durfte er sein Studium fortsetzen. Er hat die Studentin nie wieder gesehen, hatte dann aber später über eine Deckadresse Briefverkehr mit ihr.

Ich will damit nur sagen, dass das wirkliche Leben in Israel sowohl in der Schule, als auch im täglichen Leben danach, keine Rolle spielte. Im Gegenteil- fast alle in der DDR wohnenden Juden wurden von der Stasi sehr genau "beobachtet".
In meiner Heimatstadt wurden 1948 auch 2 Textilbetriebe enteignet, die Juden gehörten, obwohl die Inhaber keine Nazis waren, sondern wärend der Nazi-Diktatur im Ausland lebten oder im KZ umgekommen waren.

Erst am 12 April 1990 kam es in der Volkskammer der DDR zu folgender Erklärung:
"Wir bitten die Juden in aller Welt um Verzeihung. Wir bitten das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Land. (...) Wir erklären, uns um die Herstellung diplomatischer Beziehungen und um vielfältige Kontakte zum Staat Israel bemühen zu wollen."

Deine Worte zum 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel und deine Hinweise zur Verantwortung Israels für das Zusammenleben mit den Palästinensern haben mir sehr gut gefallen.
Ich finde auch die Worte von "jo" zu diesem Thema ausgewogen, muss aber für mich einschätzen, dass alles, was ich selbst über Israel weiß, aus Büchern oder der Presse stammt und sicher nicht ausreichend für eine lückenlose und absolut richtige Einschätzung ist.
--
klaus
sonnenstern
sonnenstern
Mitglied

Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von sonnenstern
als Antwort auf Karl vom 08.05.2008, 15:20:21
Hallo, Karl
ich möchte Deinem Beitrag zustimmen.! Nur es muß doch nicht so sein,daß das Glück des einen das Unglück des anderen ist ! Hier in dem Fall ist es wohl so, wir alle wünschen sicherlich Israel und den Palästinensern endlich Frieden !!!!
Nur leider gibt es auf beiden Seiten Fanatiker, die warscheinlich keine Ruhe geben werden !
Ich selbst erlaube mir auch eine Kritik an der Politik Israels deshalb bin ich noch lange nicht Judenfeindlich, im Gegenteil wir pflegen Kontakte zur jüdischen Gemeinde unseres Ortes.
Für die Schandtaten, die unter Hitlers Kommando verübt wurden fühle ich mich allerdings nicht verantwortlich, ich habe keinen Anteil daran !!
Es finde es schlimm, das immer wieder Religionen benutzt werden, um Menschen aufeinander zu hetzen !
Es sollte nur ein Gebet geben :" Haltet endlich Frieden, überall auf der Welt "
Schöne Feiertage wünscht Sonnenstern und viel viel Sonne !!!

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von schorsch
als Antwort auf jo vom 08.05.2008, 13:47:17
Zur Erinnerung an ältere Semester - und Information jüngerer:

Am 14. Mai 1948 anerkannten die USA als erstes Land weltweit den Staat Israel. Dem so wichtigen Entscheid ging ein heftiger Machtkampf voraus.

Der UNO-Teilungsplan (Resolution 181) wies 56 % von Palästina den 650`000 jüdischen Bewohnern und nur 44 % den 1`300`000 arabischen Bewohnern. Findet ihr das gerecht?

Und eben dieser Ungerechtigkeit wegen wurden und sind immer noch die Palästinenser voller Hass auf diesen Plan.

Übrigens: Die Juden sind mit den 56 % immer noch nicht zufrieden, annektieren laufend weitere gebiete - und geben keine Ruhe, bis alles ihnen gehört....

....und die Welt schaut ungerührt zu!

--
schorsch
hugo
hugo
Mitglied

Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.05.2008, 16:48:36
ok klaus, so ähnliche Erinnerungen an das Verhältnis DDR-Israel hab ich auch.

Vielleicht sollte ich ergänzen das -zumindest für die öffentliche Wahrnehmung- da eine Politik gemacht wurde die besonders auf Antifaschismus ausgerichtet war, darin wurde auch gleich die "Judenfrage" mit abgearbeitet.

Beispiel, jeder der als Opfer des Faschismus eingestuft wurde -und das waren eben nicht nur ausschließlich Juden- hatte Anspruch auf entsprechende Entschädigung und/oder Sonderbehandlung.

Zusätzlich gabs Vereinigungen wie VVN -ich glaub nicht das es darin von Juden wimmelte, die waren sowieso kaum bemerkbar in der DDR-Öffentlichkeit, weder als religiöse Gemeinde noch als politische Gruppierung. (die wurden also in einem Sammelsurium mit untergebuttert)

Wenn man jedoch die Gedenkstätten besuchte, ok dort war das besonders schlimme Schicksal der Juden recht aufwühlend und dargestellt.

Immerhin hat sich unsere Elterngeneration an fast allen deutschen Nachbarn vergriffen, an den Polen, den Tschechen, den Franzosen usw und eben besonders an den dort lebenden (und im eigenem Land wohnenden) Juden.

aber und nun kommts -das ist aber nur meine Meinung- sie (diese Elterngeneration) hat sich nicht an Israel vergriffen. Dort leben jetzt ehemalige Russen, Deutsche, Amerikaner, es leben da auch Araber usw und ein großer Teil ist darunter dessen Familie unter den Nazis, den Faschisten den Deutschen sehr gelitten hat das hat aber mit Israel rein gar nix zu tun.

das ist wohl rein zufällig so geschehen das die UN diese unmögliche Entscheidung getroffen hat aus welcher nun ein Jahrzehntelanges Martyrium palästinensischer Menschen entstanden ist und dafür sind für mich besonders die USA und Israel verantwortlich.

Ich halte sehr wohl auseinander die Verantwortung, die Kollektivschuld, die moralischen Verfehlungen der Deutschen gegenüber den Juden.

Das verpflichtet mich jedoch nicht, auf Kritik an israelischer Politik zu verzichten, oder gar zuzustimmen wenn Deutschland dem werhaften, militantem durch Raubkriege groß gewordenem Israel in irgendeiner Weise noch mehr militärische Hilfe (z. U-Boote usw) zukommen läßt.

und schon gar nicht lass ich mich wegen dieser Einstellung in eine rechte Ecke stellen.

--
hugo
Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 08.05.2008, 18:40:33
@hugo,
"für die öffentliche Wahrnehmung- da eine Politik gemacht wurde die besonders auf Antifaschismus ausgerichtet war, darin wurde auch gleich die "Judenfrage" mit abgearbeitet."

Kann ich bestätigen. Sehr gut formuliert.

"die( Juden) waren sowieso kaum bemerkbar in der DDR-Öffentlichkeit, weder als religiöse Gemeinde noch als politische Gruppierung"

Es gab nur sehr wenige Juden in der DDR. Die meisten Juden, die noch in Deutschland lebten, waren in der BRD.
Es gab aber wenige Aktionen von Juden. In unserer Region ist von 1996-1998 eine wissenschaftliche Ermittlung durchgeführt worden, die sich mit den in der DDR verbliebenen Juden befasst.
Dabei ist festgestellt worden - vor allem mit Hilfe freigegebener Stasi-Akten - dass alle Aktionen der Juden sofort in Keime erstickt wurden.
Eine Aktion, über die ich gelesen habe und die mir auch zu DDR-Zeiten von meinem Vater bekannt war, war der Versuch, die Enteignung jüdischen Grund und Bodens und jüdischer Betriebe "aufzuklären".
Das wurde letztendlich als staatsfeindliche Aktion schwer geahndet - wie du dir vorstellen kanst.
Die Rehabilitierung der Opfer erfolgte 1991.

Den Rest deiner Einlassungen werde ich nicht kommentieren, da er mir erheblich zu einseitig die Situation im Nahen Osten kommentiert.
Wie du damit in die rechte Ecke gestellt werden könntest, ist mir unklar - wohl eher in die linke Ecke, denn die sind nicht gerade freundlich mit den Juden umgegangen, wie man inzwischen weiß.
--
klaus
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Herzlichen Glückwunsch, Israel!
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.05.2008, 16:14:07
Wenn ich im Eingangsbeitrag lese: ". . . gibt es immer noch Menschen, die den Antisemitismus pflegen; auch hier" oder
". . . immer wieder auflodernden Judenhass auch hier", dann weiß ich schon einmal, dass ich mich an dieser Diskussion, falls es eine solche und nicht nur eine Laudatio werden sollte, nicht beteiligen werde. Denn das zeigt mir deutlich, dass er von jemandem geschrieben wurde, der wieder einmal Kritik mit Hass und Antisemitismus verwechselt. Auf derartige undifferenzierte Simplifizierungen lasse ich mich gar nicht erst ein.
Im übrigen: Was weiß Jo eigentlich über Israel und Palästina?


Warum schreibst du das dann überhaupt? Deine Aussage ist bereits eine Beteiligung an der Diskussion.
--
silhouette

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