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Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Im ST sind etliche Menschen die ihre ursprüngliche Heimat oder Geburtsort verließen um woanders heimisch zu werden. Ich würde mich freuen, wenn sich viele User hier einbringen würden um ein wenig von ihrer neuen Heimat zu erzählen. Wohin sind sie weitergewandert, wie wurden sie aufgenommen, wie schnell ist es gelungen sich zu integrieren, die Sprache zu sprechen und/oder Freundschaften zu schließen. Oder ist man in der neuen Umgebung fremd geblieben?
Ich hoffe auf rege Kommunikation in Wort und Bild 😉.
Bruny

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von jeweller
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.06.2020, 14:31:09

Danke Bruny.

Ich bin im Dez.1959 nach SA gekommen und habe in Pretoria als Uhrmacher und Goldschmied gearbeitet. Einige Jahre später habe ich in Wien meine Frau kennen gelernt. Wir haben im Dez. 63 geheiratet und sind im Jan. 64 nach Windhoek Namibia gezogen um da unsere Zukunft aufzubauen.

LG Hubert und Christine

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RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.06.2020, 14:31:09

Dann fange ich mal an.

6BBD0125-F186-4C95-BF4E-D585CC4C3D6F.jpeg2000 haben mein Mann und ich beschlossen Deutschland zu verlassen. Wir wollten uns ein Land suchen wo die Sonne ein Dauergast ist, wo Platz ist und wir trotzdem in der EU sind. Griechenland wurde schnell ad acta gelegt, da keiner von uns das Alphabet neu lernen wollte, Italien war auch nie ein ernst zu nehmendes Thema, da ich nie einen Bezug zu dem Land herstellen konnte und so fiel unser Augenmerk auf Spanien.
Persönliche Umstände haben dazu geführt, dass wir unseren Plan beschleunigten. Zunächst haben wir nur unsere Urlaube in unserer Wahlheimat verbracht, 2013 wurde mein Mann in Altersteilzeit geschickt und er zog mit unserem Hausstand und einem Umzugsunternehmen nach Spanien. Ich pendelte zwischen Deutschland und Spanien, doch dann hatte mein Mann einen Unfall mit dem Fahrrad und mir wurde eine Verdachtsdiagnose gestellt und so beschloss ich kurzfristig die „Pendlerei“ auf ein Minimum zu beschließen und folgte meinem Mann nach Spanien. Die Technik macht es möglich, dass ich von nahezu überall mein Unternehmen führen kann auch dank meiner hervorragenden Mitarbeiter, auch wenn ich nach wie vor mehrere Male im Jahr nach Deutschland reise oder Messen in Europa besuche, mein Zuhause ist gefühlsmäßig in Spanien ..........

Fortsetzung folgt (vielleicht findet sich ja jemand der auch gerne über sein Zuhause erzählen möchte)

Bruny

 


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RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jeweller vom 02.06.2020, 14:59:15

Hallo Hubert, solange seid ihr schon weg von der ursprünglichen Heimat. Bestimmt hat es bei euch auch Achterbahnfahrten gegeben, einmal rauf, dann wieder runter, aber wenn ich euch so anschaue, dann habt ihr die Auswanderung nicht bereut, oder?
Bruny

luchs35
luchs35
Mitglied

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 02.06.2020, 14:31:09
Super Idee, Bruny, ich gehöre ja auch zu den "Ausgewanderten" oder bin ich eine Eingewanderte 😊. Egal, ist ja auch schon lange her, dass ich mit meinem Mann und meinen beiden Söhnen den Schritt über die Grenze zur Schweiz gemacht habe, nicht ganz freiwillig, ich folgte nur 😂, denn mein "Atomphysiker" hatte ein gutes Angebot zu Cern, was ein logischer Weg war vom Kernreaktor Karlsruhe bis in die französische Schweiz, der Romandie. 
Der Anfang war für mich nicht leicht, denn es hieß erst einmal meinen Beruf aufzugeben - undenkbar als Journalistin mit Stolperfranzösisch Fuß zu fassen. Naja, dafür hatten meine Jungs die Mama dauernd am Hals, was die richtig genoss. Die Beiden lernten die Sprache im Sandkasten auf Anhieb mit allen Nuancen und Gesten, ihre kleinen Freundinnen halfen kräftig mit, und die waren wieder echte Französinnen aus Paris und unsere direkten Nachbarn, was auch die Eltern zusammenbrachte. 
Oh weh, wenn ich an die Anfangszeit zurück denke, bis ich endlich mit der Sprache gut zurecht kam 😖. Und der ältere Sohn war ja noch Erstklässler und das in einer anderen Sprache. Natürlich musste ich mit ihm büffeln, was mir selber bei der Sprache auch half. Ich hatte zwar Kenntnisse, aber bis es fließend klappte war ein weiter Weg. Und ich denke noch heute sehr gerne an jene aufregende Zeit zurück und habe auch  die Kontakte nicht verloren. Mein Sohn hatte in der Schule eine tolle Lehrerin, die ihm beim Erlernen der Sprache sehr half. Es ging auch richtig flott voran, und sein erstes Schulzeugnis war super - die Eltern erleichtert. 

Das Leben in der Romandie war locker , und wir waren da schnell fast wie zuhause. Das Neue reizte natürlich auch, die Jahre dort werde ich nicht vergessen.

So, das war mal ein bisschen was von mir , der 2. Teil " deutsche Schweiz" , kommt später.

Luchs35



 
barbarakary
barbarakary
Mitglied

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf luchs35 vom 02.06.2020, 15:21:48

Mit dem Ausland kann ich nicht dienen, aber 1 1/2 Jahre nach dem Tod meines Mannes kam der plötzliche Entschluss, mich vom Raum Karlsruhe 600 km nach Nordosten zu verändern, wo meine Tochter mit Familie wohnte. Es gab in der Straße hinter ihrem Haus leerstehende Wohnungen - sie schaute sie sich an - ein paar Wochen später war per Briefwechsel mit der Vermieterin der Vertrag unterschrieben und ich umgezogen. Habe mich sofort wohlgefühlt und den Schritt nie bereut. Eine ehrenamtliche Tätigkeit fand sich auch und somit auch Kontakte zu Einheimsichen. Und ein sehr interessantes Dauer-Thema Ost-West! Ganz stolz war ich, als eine Frau meinte, sie hätte nicht gedacht, dass ich aus dem Westen komme!

LG barbarakary


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RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf barbarakary vom 02.06.2020, 16:26:53

Ob Aus- oder Inland ist in diesem Thread vollkommen egal, denn Mut braucht jeder Neuanfang.
Schön, dass du es nie bereut hast @barbarakary 👍
Bruny

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf chris33 vom 02.06.2020, 16:43:07

Das ist richtig Chris. Ich bin in meinem Leben ja schon viel herumgewandert. Meistens ist die Entscheidung für einen Neuanfang kurzfristig entstanden, sehr zum Leidwesen meiner Eltern, die meinen Freiheitsdrang zwar nie richtig verstehen konnten, mich aber auch nicht daran hinderten meine Pläne zu verwirklichen.

Heute bin ich beständiger, vielleicht auch weil ich weiß, dass jeder Neuanfang eine große Herausforderung ist, der ich mich nicht mehr aussetzen möchte.
Bruny

Huch, wo isser nun hin, der Beitrag auf den ich geantwortet habe 😳

olga64
olga64
Mitglied

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von olga64

Es war Anfang der 60er Jahre noch nicht sehr einfach, als junge Deutsche mit diesem schlechten Ruf, den wir Deutsche uns weltweit durch unsere Massenmorde errungen hatten, ins Ausland zu gehen.
Nach dem Abitur und mit Genehmigung meines Vormundes (ich war noch nicht volljährig) wagte ich es. Zuerst ging es als Au Pair nach England und nach einem Jahr nach Frankreich. Beides fand ich wunderbar, ich wurde selbstständig und auch unabhängiger und lernte vor allen Dingen andere Kulturen und Sprachen.
Als ich zurück kam, war ich volljährig und konnte über mein Leben selbst bestimmen. Noch einmal packte mich die Lust an einem anderen Land als ich allerdings schon Mitte 30 Jahr, aber schwer verliebt in einen Amerikaner, den ich in Deutschland kennenlernte.
Ich zog an die Ostküste,aber es klappte nicht mit uns beiden, da wir unterschiedliche Vorstellungen vom weiteren Leben hatten. Sein Wunsch, dass ich in einem Häuschen in einem Vorort von Boston leben sollte, während er beruflich Karriere machte, war für mich in diesem Alter nicht mehr realisierbar.
Ich ging zurück nach Deutschland und arbeitete dann Jahrzehnte in Unternehmen, die es mir ermöglichten, viele andere LÄnder zu besuchen und kennenzulernen.
Allerdings kamen dann auch die Vergleiche bei mir ans Tageslicht: immer mehr schätzte ich das Leben in Deutschland, diese gewisse Sicherheit und auch Zuverlässigkeit, die ich oft auf Reisen oder Aufenthalten in anderen Ländern vermisste - ich war halt doch deutsch sozialisiert und erzogen.
Heute habe ich reisetechnisch vieles abgehakt. Nach Beendigung meiner Berufstätigkeit, in welcher ich sehr oft innerhalb Deutschlands umgezogen war, konnte ich mir die Luxusfrage stellen, wo ich leben möchte.
Nicht nur, weil mein langjähriger Freund in München lebt, sondern auch ich erkannte an mir, dass es Bayern, meine Heimatregion, sein musste und so landete ich am schönen See, nicht weit entfernt von München und fühle mich hier nun seit vielen Jahren sehr ,sehr wohl und hoffe, dass dies noch lange so andauern wird.
Gerade in diesen Krisen- und Seuchenzeiten bin ich froh, hier zu leben und möchte keinen Austausch mit einem anderen Land vornehmen. Auch eine gute ERkenntnis, wie ich finde, zu der allerdings auch Ehrlichkeit mit und vor sich selbst gehört. Olga

RE: Hier fühle ich mich zuhause
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf jeweller vom 02.06.2020, 14:59:15

@jeweller, ich habe da mal eine Frage Hubert. Wie ist denn das Leben bei euch, ich meine jetzt den Alltag. Müßt ihr befürchten überfallen zu werden, seid ihr gerne gesehen oder gibt es Ressentiments gegen Deutsche oder Weiße? Ich gehe davon aus, dass das Leben in Namibia deutlich leichter zu bewältigen ist als 
in Südafrika, aber ich weiß einfach zu wenig vom schwarzen Kontinent, dem fragilen Paradies.
Bruny


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