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Aktuelle Themen Ich shoppe also bin ich

Mareike
Mareike
Mitglied

Ich shoppe also bin ich
geschrieben von Mareike
Ich stelle dieses Thema mal unter "Aktuelle Themen", weil die Vorweihnachtszeit noch mehr als sonst im Jahr vom Shoppen geprägt ist.

Ich hätte dies auch unter Religion für Atheisten unterbringen können. Warum wird sich vielleicht im weiteren Verlauf des Threads zeigen.

Vor 2 Wochen war ich mit der DB unterwegs.
Aufgrund einer Baustelle fielen Züge aus und es gab enorme Verzögerungen.
Durch diesen Umstand kam ich ins Gespräch mit einem Farbigen.
Er war ebenfall auf der Suche nach einer Lösung der Verbindungsproblemen und hatte das gleiche Ziel.
So kamen wir, uns völlig fremd, ins Gespräch und ich bedaure nicht, dass ich statt 90 Minuten, 3 Stunden unterwegs war.

Der Mitreisende berichtete, er sei Kubaner, lebe seit 20 Jahren in Deutschland und er arbeite zur Zeit in den Niederlanden.

Wir unterhielten uns ua über Armut und Reichtum und lachend meinte er: "Die Menschen hier sind verrückt. Sie arbeiten um frei zu sein. Aber sie wollen immer mehr. Und jetzt ist es nur noch Arbeiten und Shoppen und niemand ist frei ..."

Und jetzt ein Zitat von einem Professor (Prof. Dr. Stephan Wirz, Paulus-Akademie Zürich)

«Gäbe es keine Status-tretmühle, dann würden die Menschen viel weniger Geld für teure Statusgüter ausgeben.

Gäbe es keine Anspruchstretmühle, dann würden die Menschen nicht ständig Geld für materielle Güter ausgeben, an denen sie nach kürzester Zeit die Freude verlieren.

Gäbe es keine Multi-options-tretmühle, dann würden die Menschen den Konsum auf ein paar wenige Produkte beschränken.

Und gäbe es keine Zeitspar-tretmühle, dann würden die Menschen einfach damit anfangen, ihre Freizeit zu geniessen statt immer wieder Geld für neue zeitsparende Lösungen auszugeben.»

Ich shoppe, also bin ich Konsumerlebnis und Glückserfahrung

Und nun der vorhin genannt Bezug zum Religionsthread:
"Der Mensch als offenes Bedürfniswesen soll die Daseinschancen, die er zu seiner Zeit vorfindet, konstruktiv, zu seiner optimalen Entfaltung, nutzen."

Mareike
qilin
qilin
Mitglied

Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von qilin
als Antwort auf Mareike vom 10.11.2013, 13:29:43
Interessanter Zugang - Ähnliches wurde ja schon seit Längerem von religiösen Autoren als Vermutung in den Raum gestellt; auch wenn man der Meinung ist "Wenn alle materiellen Bedürfnisse erfüllt sind, lösen sich immaterielle von selbst auf" scheint mir irgendwie in dieselbe Richtung zu laufen - die Verwandtschaft mit 'Religion für Atheisten' ist gar nicht so weit hergeholt, denke ich...

() qilin
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von Mareike
als Antwort auf qilin vom 10.11.2013, 14:56:38
Ergänzend zum Thema:

I shop
therefore I am – dieser pathetische Satz aus einem Kunstwerk Barbara Krugers taugt mir nach wie vor viel besser zur Lebensmaxime als etwa das "Seid fruchtbar und mehret Euch". Aber mit dieser, wahrscheinlich als "zutiefst oberflächlich" beurteilten Philosophie bin ich doch hoffentlich nicht allein." ...

" Shopping hat mit Einkaufen nur insofern etwas gemein, als dabei Geld getauscht wird gegen Ware. Die Erlebnistiefe ist jedoch unterschiedlich: Einkaufen muss sein. Shopping ist eine Lust."

Oder ist Shoppen lediglich "ein Kaufen von Quatsch"?

Linktip: I shop

Mareike

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Leonore
Leonore
Mitglied

Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von Leonore
als Antwort auf Mareike vom 10.11.2013, 23:55:51
Hallo,
denke auch manchmal, dass wir vielleicht schon wieder oder noch immer "um das goldene Kalb tanzen".
Leonore
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Leonore vom 11.11.2013, 06:55:33
Diesen Vergleich hatte ich noch nicht im Kopf.

Es könnte interessant sein dies auch mal im historischen Kontext zu betrachten.

Mareike
olga64
olga64
Mitglied

Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von olga64
als Antwort auf Mareike vom 10.11.2013, 23:55:51
Auch am "Shoppen" hängen viele, viele Arbeitsplätze. SChlimm wird es, wenn die Produkte aus Ländern wie Bangladesh kommen und immer billiger und kurzlebiger sind, weil dies dann das Nachkaufen fördert.
Schlimm finde ich es auch, wenn Frauen eingeredet wird, dass sie ers wirkliche Frauen sind, wenn sie mindestens 300 Paar Schuhe besitzen und davon viele, in den sie überhaupt nicht gehen und stehen können.
Als ich noch berufstätig war, führte auch ich viele Frustkäufe durch -die Sachen haben mich später meist nicht gefreut.
Das hat sich sehr geändert - die Schränke sind voll, die Wohnung eingerichtet, Kosmetika benutze ich nur noch wenig.
Und frustriert bin ich nur noch selten - dann helfen frische Luft und Bewegung besser als ein teurer Lippenstift, der mir dann doch nicht gefällt. Olga

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Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 11.11.2013, 16:41:57
Also eines finde ich doch seltsam Olga,
Sie waren doch so gerne Berufstätig,
warum dann die Frustkäufe?
Heute nicht mehr weil Sie nun nicht mehr arbeiten müssen?
olga64
olga64
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Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.11.2013, 17:13:55
Sie scheinen es nicht zu wissen - das Leben an sich, und auch die Berufstätigkeit bietet gute und schlechte Tage. Wenn ich z.B. mal nicht so weiterkam, wie ich es mir vorstellte, war ich frustriert - sicher hing dies auch damit zusammen, dass ich immer sehr hohe Ansprüche an mich stellte. Jemand anders, der brav seinen Dienst nach Vorschrift machte, hätte dies bestimmt nicht tangiert.
Aber letztendlich war ich sehr gerne berufstätig -war nicht zu verdenken: interessante Jobs, gutes Gehalt, nette Kollegen mit denen ich hierarchisch auf Augenhöhe war usw.
Heute ist es anders - da kümmere ich mich nur um mich und einige Menschen,die ich mir selbst ausgesucht habe - Druck gibt es nicht mehr, da meine Rente ja kein Gehalt ist, für welches ich im Gegenzug stramme Leistungen zeigen muss. Olga
Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 11.11.2013, 17:45:31
Doch Olga ich weiß es,
nicht nur im Berufsleben gibt es schlechte und gute Tage.
Das ist einfach ganz normal im Leben, aber ich brauchte diese Einkäufe nicht.
Natürlich haben Sie immer hohe Ansprüche an sich gestellt,
daran würde ich auch niemals zweifeln.
Aber bei mir genügte, und genügt heute noch, liebe Menschen bei denen ich mich aussprechen kann.
Ist doch toll wenn alles gut in Ihrem Berufsleben war, das freut mich aufrichtig ,nur ganz so
toll kann es ja dann doch nicht gewesen sein.
( Gebe mich nur mit Leuten ab, die ich mir selbst ausgesucht habe)Zitat Olga
Mareike
Mareike
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Re: Ich shoppe also bin ich
geschrieben von Mareike
"Ich shoppe also bin ich" - als ich diesen Satz las, kam mir die Frage: Bin ich das, was ich tue? (Betonung auf bin)
Was treibt mich zu diesem Tun an?

Meine älteste Tochter verwickelt mich manchmal in solchen Gesprächen, das hat auch etwas mit ihrem Job zu tun.

Wann sind Menschen motiviert?
Wenn man das weiß, dann können sie auch motiviert werden.
Das ist bei Kindern so, und das ist bei Erwachsenen nicht anders.

Ich bin das, was ich tue, der Begriff Selbst-verwirklichung ist uns geläufig.

So kann man sich im Beruf verwirklichen.

Oder im Zusammenleben (Familie, Freunde)

Manche finden einen Sinn im Shoppen.

Das Grundlegende ist die BEGEISTERUNG.

Begeistern statt entgeistern: Gerald Hüther im Interview

Sehr zu empfehlen!

Mareike

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