Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Kräfteverfall, Partnerverlust, Mangelernährung (Eine Buch-Rezension)

Aktuelle Themen Kräfteverfall, Partnerverlust, Mangelernährung (Eine Buch-Rezension)

Medea
Medea
Mitglied

Re: Belastung des Personals
geschrieben von Medea
als Antwort auf aurora vom 16.04.2010, 09:50:39
"Ich selbst würde mich im Falle von Hilflosigkeit gern von mir aus vom Leben verabschieden, aber WIE - darüber sollte ich mir doch mal Gedanken machen. Und wird man es, trotz des Vorsatzes, dann auch noch wollen? Oder hängt man doch mehr am Leben als gedacht? Im Moment bin ich für dieses Thema sensibilisiert - eine nahe Freundin hatte einen schweren Schlaganfall und da ist das für sie aktuell...und ich bin im gleichen Alter.
Ich muss gestehen, dass ich mich bei diesem Problem sehr unwohl und unsicher fühle.
aurora"

Am 6.1.2010 war der erste Todestag meiner Freundin Sabine, deren langsames immer qualvoller werdendes Sterben ich zwei Jahre lang begleitete, aus dieser schönen Frau war ein hinfälliges mageres Gerippe geworden, allerdings gut versorgt mit Morphinpflaster, die letzten 6 Tage verbrachte sie in einem sogenannten Sterbehospiz - nicht einmal einen Schluck Wasser konnte sie mehr trinken, der kam in hohem Bogen heraus. Der ganze Körper war verkrebst, schlucken ging auch nicht mehr.

Seitdem denke ich darüber nach, wie ich in einem solchen Fall selbstbestimmt mein Leben beenden kann.
Allerdings wenn ein plötzlicher Schlaganfall mich handlungsunfähig machen sollte, werde ich wohl so langsam vor mich hinkrepieren, wie Millionen andere
auch .....

M.


Lotte-aus-Aurich
Lotte-aus-Aurich
Mitglied

Re: Belastung des Personals
geschrieben von Lotte-aus-Aurich
als Antwort auf Medea vom 16.04.2010, 14:48:02
Aber diese letzte Selbstbestimmung will man dem einzelnen Menschen wohl nicht zugestehen. Ich frage mich bloß, wer will dieses will und warum man dem Menschen diese Selbstbestimmung nicht lassen will.

Lotte
sonja47
sonja47
Mitglied

Re: Belastung des Personals
geschrieben von sonja47
als Antwort auf Lotte-aus-Aurich vom 16.04.2010, 19:25:18
in der Schweiz können wir das, allerdings ist es von Vorteil sich nebst einer Patientenverfügung noch bei einer Sterbehilfe -Organisatin anzumenden, aber so lange der Mensch noch bei vollem
Bewusstein ist, am besten schon in frühen Lebensjahre!

Astrid, hast Du Kinder, die wären dann bei einem Schlaganfall,
Deine Vertreter, so jedenfalls wird es in der Schweiz gehandhabt!

Grüsse von Sonja

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niederrhein
niederrhein
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Palliativmedizin (Hinweis auf ein Interview in der FAZ vom 17.04.2010)
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf niederrhein vom 15.04.2010, 18:56:40
In Zusammenhang mit diesem Problemkreis noch ein Hinweis auf ein Interview


Im Gespräch: Claudia Bausewein
Wie wird der Tod zum Freund, Frau Bausewein?
Claudia Bausewein ist für ein Treffen der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin nach Berlin gekommen. Sie steht am offenen Fenster eines kargen Büroraums in der DGP-Geschäftsstelle in Berlin- Wilmersdorf und spricht energisch, voller Enthusiasmus über ihre Arbeit.

Von Lisa Seelig

Wie gut sind meine Chancen, in einem deutschen Krankenhaus so zu sterben, wie ich es mir wünsche?

Das hängt stark von den Umständen ab. Aber Sterben im Krankenhaus wird immer noch als Betriebsunfall gesehen. Viele Pflegende und Ärzte überspielen ihre Unsicherheit und Hilflosigkeit, wenn es ums Sterben geht, durch Aktionismus. Die klassische Szene: Sieben Uhr früh, Tür auf, der Pfleger kommt rein, reißt die Vorhänge auf, macht das Licht an, und ruft „Wie geht’s uns denn heute?“, und im Zimmer liegt eine sterbende Frau. Der Pfleger versucht unbewusst, mit dieser gespielten Betriebsamkeit seine eigene Unsicherheit zu überdecken.

Auch Ärzte verdrängen das Thema Sterben?

Gespräche, in denen vielleicht die Rede darauf kommt, dass es keine Hoffnung mehr gibt, meiden viele Ärzte. Ich habe schon viele Visiten erlebt, da hat der Chefarzt mit dem Patienten über das Wetter geredet, über sein Golf-Handicap, über Oper, und dann sagt der Patient beim Rausgehen: „Ich habe aber solche Angst“, und der Arzt sagt: „Brauchen Sie nicht, das haben wir schon im Griff“, und ist weg. Ich staune immer, wenn ich Todesanzeigen für meine Patienten in der Zeitung lese, in denen steht „Plötzlich und unerwartet verstarb . . .“. Dabei war der Patient schon lange sehr krank.

Die Angehörigen wollen es also oft auch nicht wahrhaben, dass es zu Ende geht?

Das kommt oft vor. Oder aber die Angehörigen können nicht loslassen. Oft ist es tatsächlich so, dass Menschen genau in der halben Stunde sterben, in der die Angehörigen gerade etwas in der Kantine essen, einen Kaffee holen, einmal draußen sind. Viele Angehörige möchten unbedingt dabei sein, wenn es so weit ist. Ich bin davon überzeugt, dass sich das Sterben selbst reguliert. Wenn die Angehörigen zu sehr klammern, mit der Situation ganz schwer zurechtkommen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand allein stirbt, deutlich größer.

[...]

Es wird immer Patienten geben, die sagen: Ich kann es nicht aushalten, abhängig zu werden, die letzte Autonomie, die Entscheidung über mein Sterben will ich haben. Dagegen kann ich nichts sagen. Aber es rechtfertigt meiner Ansicht nach nicht eine Öffnung hin zur aktiven Sterbehilfe.


Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17.04.2010 Seite Z6

Vollständiger Text in der heutigen FAZ (kann gegebenenfalls von mir angefordert werden; ich schicke den Text dann per eMail oder in einer PN.)


Die Bertha
vom Niederrhein



senhora
senhora
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Re: Palliativmedizin (Hinweis auf ein Interview in der FAZ vom 17.04.2010)
geschrieben von senhora
Der Wunsch nach einem langen Leben und einem Ende mit Palliativversorgung, würdevoller Pflege in angemessenem „Ambiente“ ist ein Privileg , für die Vielzahl von Durchschnittsrentnern wird es Mangels finanzieller Masse so aber nicht zutreffen. Maßstab aller Dinge ist wie immer das Geld.
Seit drei Jahren haben Patienten Anspruch auf eine ambulante Palliativversorgung. Doch noch immer fehlt ein entsprechendes flächendeckendes Angebot. ……………..
Von den zirka 180 Millionen Euro, die im Gesundheitsfond im Jahr 2008 für die ambulante häusliche Versorgung von Menschen in der letzten Lebensphase vorgesehen waren, wurden gerade einmal drei Millionen Euro abgerufen.
Der Grund war nicht, dass es in Deutschland nur wenige Patienten gäbe, die diese Therapie benötigen. Ganz im Gegenteil: Schätzungsweise 80.000 bis 100.000 Menschen brauchen pro Jahr eine solche intensive Betreuung in ihrer letzten Lebensphase, etwa Krebspatienten aber auch Patienten mit schweren Herzerkrankungen oder neurologischen Leiden.
Doch die Patienten bekommen diese Therapie nicht, weil sich Krankenkassen und Palliativteams nicht auf Verträge einigen können.
geschrieben von Palliativ- und Schmerzmediziner Dr. Thomas Nolte


In der Hoffnung, die Fäden immer in der Hand zu haben …..
Senhora


sonja47
sonja47
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Re: Palliativmedizin (Hinweis auf ein Interview in der FAZ vom 17.04.2010)
geschrieben von sonja47
als Antwort auf senhora vom 17.04.2010, 08:57:05
@senhora

Ist die Paliativabteilung in Deutschland so seht teuer, hier muss der Staat noch einiges leisten! (wenn er überhaupt will!)

Hier in der Schweiz gibt es einfach noch viel zu wenig Betten in
den Krankenhäuser und in Alterspflegeheimen!
Auch unser Staat muss hier noch über die Bücher! (ob er was unternimmt, das steht auch noch nicht mal in den Sternen!)

Mit einem lieben Gruss an Dich

Sonja

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senhora
senhora
Mitglied

Re: Palliativmedizin (Hinweis auf ein Interview in der FAZ vom 17.04.2010)
geschrieben von senhora
als Antwort auf sonja47 vom 17.04.2010, 13:15:44
@ Sonja
Bei diesem Gesetz geht es darum, dass Menschen, nachdem sie austherapiert wurden, auch zu Hause in der letzten Phase von Palliativmedizinern adäquat mit Schmerzmitteln versorgt werden können.
Sie müssten nicht zur Schmerzbehandlung und zum Sterben in eine Klinik, sondern könnten in vertrauter Umgebung weitgehend schmerzfrei leben und auch sterben.
Das Geld wäre vorhanden, es geht nur um die Verteilung bei den Leistungserbringern.


Gruß
Senhora

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