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Aktuelle Themen Kriegsmüde US-Soldaten

eko
eko
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Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von eko
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 30.01.2009, 13:49:47
"Mein vater hat nie über den krieg und das was er dort erlebt hat, gesprochen. Warum wohl ?"

Krieg??? Führen wir in Afghanistan etwa einen Krieg???

Ja, ich weiß, es gibt einige hier im Forum, die das so darstellen. Trotzdem führen die deutschen Soldaten dort keinen Krieg. Wers nicht glaubt, kann ja mal hingehen und es sich angucken.

Und was den zweiten Weltkrieg anbetrifft: Das war eine völlig andere Sache, da gings nun wirklich für jeden Einzelnen (sofern er nicht das Glück hatte, seine Zeit in der Etappe verbringen zu können) um Leben oder Tod und die Motivation für diese deutsche Soldatengeneration war der Schutz und die Verteidigung des eigenen Landes, zumindest ab 1944.

Und die Heimkehrer haben das auch völlig unterschiedlich verarbeitet. Da gabs nicht nur Schweiger, sondern auch Schwätzer und die Mehrzahl blieb normal.

--
eko
yankee
yankee
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Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von yankee
als Antwort auf eko vom 30.01.2009, 14:14:08
Die Sache mit dem "Mitleid haben" würde ich etwas differnzierter sehen.
Wer heute zum Wehrdienst eingezogen wird als 18 Jähriger, der kann sich innerhalb eines kurzen Zeitraumes für eine Pflichtdienstzeit verpflichten. Dies ist mit teilweise grossen Vorteilen verbunden. Beispiele: Ausbildung wird finanziert, Weiterbildungsmassnahmen werden angeboten, Führerschein wird finanziert, gesichertes Einkommen u.v.m.
Für einen jungen Menschen ist angesichts der wirtschaftlichen Aussichten die Verlockung sehr groß, auf diese Weise in den Genuss dieser Vorteile zu kommen. In der Verpflichtung muss man unterschreiben, daß man mit Einsätzen auch im Ausland einverstanden ist.

Ich möchte nicht wissen, wieviele Soldaten wirklich den Soldat als "Berufswunsch" hatten. Die meisten müssen sich fügen, weil sie sich früher für den Weg entschieden haben aus o.g. Gründen. Aber kann ein junger unerfahrener Mensch wirklich mit Blick auf all die Risiken eine freie Entscheidung fällen, wenn er dafür ein gesichertes Einkommen und Arbeitsplatz erhält ?

Mein Sohn hat sich nicht verpflichtet und hat nun Schwierigkeiten einen Ausbildungsplatz zu finden, trotz mittlerer Reife und guten bis durchschnittlichen Noten. Trotzdem bin ich heute froh, daß er sich so entschieden hat. Sonst wäre er vielleicht schon in Afghanistan oder Jugoslawien (ehemalig)

Das die Soldaten der US-Armee müde sind bzw. nach Hause wollen, ist verständlich. Umso mehr sollte man für die Bevölkerungen Verständnis haben, die aufgrund andauernder Bürgerkriege seit Jahrzehnten diese Last tragen müssen. Wie müde müssen da die Palästinenser und Afghanen sein ? (von Afrika ganz zu schweigen)
--
yankee
pea
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Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von pea
als Antwort auf luchs35 vom 30.01.2009, 09:44:07
Danke für das Thema.

Ich habe es heute morgen auch gelesen und überlegt,
ob ich es zum Thema mache.

Ich hatte befürchtet,
daß jemand sagt, was sind die 'paar' Suizide
gegen die Opfer in Gaza...


--
pea

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cecile
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Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von cecile
als Antwort auf pea vom 30.01.2009, 15:02:33


Ich hatte befürchtet,
daß jemand sagt, was sind die 'paar' Suizide
gegen die Opfer in Gaza...


--
pea
geschrieben von pea



Ich auch, Pea - und es kann immer noch kommen ....

Mich wundert, wie viel in diesem Thread differenziert wird: ich glaube, es ist für die psychische Verfassung des Einzelnen unerheblich, um welchen Krieg es sich handelt und ob er freiwillig oder gezwungen teilgenommen hat.

Ein mit Waffen ausgetragener Konflikt - das ist Gewalt. Gewalt in einer ihrer schlimmsten Gestalten.

Und daß viele jungen Menschen später damit nicht klar kommen können : ist das nicht eine ganz normale menschliche Reaktion?
Ich wundere mich eher darüber, daß es Menschen gelingen soll, sich nach einer so extremen Erfahrung einfach kurz zu schütteln und zur Tagesordnung überzugehen.
Das kann und will ich mir nicht vorstellen.

Ansonsten hoffe ich nur, daß die Soldaten alle Hilfe bekommen, die nur möglich ist.


cecile
yankee
yankee
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Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von yankee
als Antwort auf cecile vom 30.01.2009, 15:55:43
Mich wundert, wie viel in diesem Thread differenziert wird[/b]: ich glaube, es ist für die psychische Verfassung des Einzelnen unerheblich, um welchen Krieg es sich handelt und ob er freiwillig oder gezwungen teilgenommen hat.

Ein mit Waffen ausgetragener Konflikt - das ist Gewalt. Gewalt in einer ihrer schlimmsten Gestalten.

cecile
geschrieben von cecile

[b



Den von mir fett gedruckt hervorgehobenen Teil deines Beitrages beziehe ich auf meine Aussage, daß ich die Sache mit dem "Mitleid" etwas differenzierter sehe.
Hierzu möchte ich anmerken, daß sich meine Differenzierung auf Aussagen anderer Schreiber bezog, in denen aufgrund der Berufswahl "Soldat" sich ja jeder über das Risiko eines Kampfeinsatzes im Klaren ist und deshalb Mitleid nicht angebracht wäre.
Das Thema Gaza habe ich absichtlich nicht erwähnt, da das Thema ja "Kriegsmüdigkeit von Soldaten" ist.
Leider werden nur Soldaten kriegsmüde, Politiker und sonstige Kriegstreiber leider nicht.
Auch die zuschauende bzw. hörende Menge ausserhalb der Kriegsgebiete werden sehr schnell kriegsmüde. Wenn man fast jeden Tag damit konfrontiert wird, stumpft man ab.
Bei Soldaten kommt der enorme Stress hinzu, durch die ständige Bedrohung des Lebens, der Gesundheit und der Seele. Es ist sicher eine Art Schutzmechanismus, um sich vor einer permanenten Überbelastung zu schützen. Umso verwunderlicher, daß diejenigen, welche diese Kriege befehlen und provozieren, weder über diesen natürlichen Schutzmechanismus verfügen, noch an irgendeiner Art von Belastung. Weder moralisch noch ethisch. Dies beweist die soziopathische Veranlagung dieser "Menschen", welche unter anderen Bedingungen von jedem Gericht in die geschlossene Abteilung der Psychatrie überstellt würden und zwar zum Schutz der Gesellschaft.
--
yankee
schorsch
schorsch
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Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 30.01.2009, 09:44:07
Nicht zu vergessen jene, die heim kamen und dort ihre Familie ausrotteten, weil sie mit dem realen Leben nicht mehr zurande kamen.

--
schorsch

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pea
pea
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Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von pea
als Antwort auf yankee vom 30.01.2009, 16:25:21
Umso verwunderlicher, daß diejenigen, welche diese Kriege befehlen und provozieren, weder über diesen natürlichen Schutzmechanismus verfügen, noch an irgendeiner Art von Belastung. Weder moralisch noch ethisch. Dies beweist die soziopathische Veranlagung dieser "Menschen", welche unter anderen Bedingungen von jedem Gericht in die geschlossene Abteilung der Psychatrie überstellt würden und zwar zum Schutz der Gesellschaft.
--
yankee




Hervorhebung von mir




Spannender Denkansatz..., oder?




--
pea
yankee
yankee
Mitglied

Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von yankee
als Antwort auf pea vom 30.01.2009, 16:38:51
Könnte ein eigenen Thread wert sein.
--
yankee
florian
florian
Mitglied

Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von florian
als Antwort auf eko vom 30.01.2009, 14:03:41
Zweitens stimmt es nicht, dass sich die Bundeswehr nicht um diese Leute kümmern würde, sie kann sich aber auch nicht um jede Heulsuse annehmen. Kürzlich war bei Beckmann jener deutsche Soldat, der durch einen Bombenanschlag der Taliban in Afghanisten, bei dem zwei seiner Kameraden ums Leben kamen, ziemlich schwer verletzt wurde. Der machte auf mich absolut nicht den Eindruck , dass er traumatisiert wäre.
geschrieben von eko


Nun, da ich altersmäßig mit meinen Freunden nah am Bund bin - selbst bin ich ausgemustert wegen eines Knieschadens - weiß, dass die Betreuung von Standort zu Standort variiert. Mal so, mal so.
--
florianwilhelm18
eko
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Re: Kriegsmüde US-Soldaten
geschrieben von eko
als Antwort auf florian vom 30.01.2009, 18:53:55
Zitat florianwilhelm:

"......dass die Betreuung von Standort zu Standort variiert. Mal so, mal so."


Danke flori, interessante Information.

Ich als "weißer Jahrgang" habe davon natürlich 0-Ahnung, könnte mir aber vorstellen, dass Standortkommandanten, so dies in ihren Zuständigkeitsbereich fällt und sie ein bisschen übern Tellerrand hinauszuschauen vermögen, durchaus daran interessiert sind, die Reputation der Bundeswehr hochzuhalten.

Also dieser Soldat, der da Beckmann gegenübersaß, hat mich schon beeindruckt. Von Traumatisierung war da nichts zu sehen. Er hat aber berichtet, dass er anfangs schon Probleme hatte, unter Menschen, z.B. auf einen Marktplatz zu gehen. Er habe dann aber solange geübt ( immer ein bisschen mehr ), bis er wieder normal unter die Leute gehen konnte. Dazu habe ihm ein Psychologe, der eigens für ihn zuständig war, verholfen.

--
eko

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