Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Musikstudium in Schwamminge, 2 Milliliter links von Genf (2. Teil)

Aktuelle Themen Musikstudium in Schwamminge, 2 Milliliter links von Genf (2. Teil)

EmilWachkopp
EmilWachkopp
Mitglied

Musikstudium in Schwamminge, 2 Milliliter links von Genf (2. Teil)
geschrieben von EmilWachkopp
Das war … Ich hatte … Ich wollte doch wissen, ob der Musikprofessor Wolfgang Zartmoos wirklich immer zu einer Besprechung eilte oder ob er meinem Gekratze auf die Geige im Schutze der dicken, dämpfenden Tür zuhörte. Denn wenn er überhaupt nicht zugegen war, konnte er ja meine eminenten– freilich noch schlummernden - musikalischen Fähigkeiten gar nicht gebührend würdigen. Ich bräuchte mir dann ja auch gar nicht die Arme zu verrenken und die Finger zu verbiegen sondern könnte eine wohl verdiente Stulle mit Harzer Stinkkäse verspeisen. Ich hatte damals nur noch einen einzigen Gedanken in’n Kopp: Ich muss es herausbringen. Aber wie? Nun, mit List und Tücke musste das gemacht werden. Darum grübelte ich mir einen teuflischen Plan zurecht.

Ich hatte mir ein eigenes Stück für Geige und Tenor zurechtgeschustert… Nein, komponiert heißt es in der feinen Sprache, die uns im Schwemminger Musikkrematorium eingetrichtert worden war.
Tatsächlich wiederholte sich alles, wie ich es im ersten Teil dieser Geschichte beschrieben habe, gerade so als wäre alles Teile eines einstudierten Rituals. Ich klemmte mir die Geige unter das Kinn und fing an zu kratzen. Es dauerte etwa fünf Minuten, bis ich den ersten richtigen Ton traf. Der Professor sah auf seine goldene Taschenuhr und stöhnte: „Ach Herrjeh, jetzt muss ich aber eilen. Ich habe doch eine wichtige Besprechung. Und Sie, Wachköpfchen …. Kratz… Spielen Sie inzwischen nur munter weiter. Übung macht bekanntlich den Meister.“ Und dann raste er aus dem Zimmer wie einer, der sich jeden Augenblick in die Hose machen muss.

Jetzt oder nie! Ich fiedelte wie von der Tarantel gestochen und kreischte, dass mir selber die Ohren schmerzten:

Er ist der einz’ge Babysitter in der Stadt,
weil er für kleine Babys einen Faible hat.
Und immer, wenn son’n Ding aus voller Kehle schreit,
ist er bereit
(und schreit mit):
„BBBOOOOOOUUUUUUUUUIIIIIIIIIIIIIIIIIII,
BUUUUUUUÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄRRRRRRRR“ u.s.w.
„Buh bäh buh – lalala.“

Raschen Schrittes rannte ich zur Tür und riss sie auf. Tatsächlich! Da lag der Herr Professor in voller Länge auf dem Boden des Korridors. Er war nicht tot sondern bloß ohnmächtig. Um seine Lebensgeister zu vitalisieren, trichterte ich ihm einen wenig von meinem Whiskey ein. Zuerst presste er nur unverständliche Laute über seine Lippen, wie etwa: „Bllll, glllibbl, blörrrb.“ Als er sich aber wieder verständlich artikulieren konnte, stöhnte er: „Wachköpfchen! Um Himmels Willen! Das war …. Das war ja… Nein, es gibt keine Worte um Ihre Vorstellung zu beschreiben. Wenn Sie sich noch einmal erdreisten, innerhalb dieser Wände so zu brüllen, lasse ich Sie standrechtlich erschießen!“ „Schluck!“ „Und jetzt helfen Sie mir gefälligst auf. Ich muss mich irgendwo hinlegen. --- D.h. nein, ich brauche eher etwas zu trinken. --- Wachköpfchen, Sie kennen sich doch da aus. Was trinkt man denn heute so in feineren Kreisen?“
„Alles was im Hals brennt.“
„Vortrefflich, das kann ich mir leicht merken. Also, ab in die Kneipe!“
„Ja, gute Reise denn, Herr Professor.“
„Was denn, was denn? Sie wollen nicht mitkommen? Sie müssen mich begleiten, denn ich brauche einen erfahrenen Getränkeführer. Aber die Geige lassen Sie gefälligst hier!“


Anzeige