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Aktuelle Themen Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.05.2009, 18:14:08
Zum Thema :
-
Nein,sie muß nicht neu geschrieben werden.
Sie wurde noch garnicht geschrieben,das wollen wir der nächsten Generation überlassen.
Alles was bisher veröffentlich wurde,sind nur Momentaufnahmen,persönlich eingefärbt.
Ich war,als 17jähriger,hautnah dabei,in Berlin und Frankfurt,habe ein Schuljahr verloren,
dachte wirklich(keine Ironie) wir könnten die Welt verändern.
Nun,haben wir durchaus,
auch wenn es sich anders entwickelte,als wir es uns vorstellten.
-
Zu Euren Beiträgen :
-
Selbst wenn die Attentate auf Benno Ohnesorg,auf Rudi Dutschke fremdgesteuert waren(glaube ich nicht),
haben sie nichts Wesentliches verändert,
damals waren wie über Tote wirklich nicht ernsthaft überrascht,
schon garnicht über den Freispruch von Kurras.
Wir rechneten damals ernsthaft mit dem Einsatz der Bundeswehr,
mit MG-Feuer in der Frankfurter Innenstadt,
das Massaker der französischen Polizei in Paris an den Algeriern war ja erst einige Jahre her.
Wir waren heroisch und wollten und suchten "die Entscheidung".
--
malgeorge,
Stadtguerillero i.R.
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 23.05.2009, 14:53:20
Ohne Zweifel hat der Tod Benno Ohnesorgs große Wirkung gezeigt. Er verstärkte die Zweifel am Staat bei vielen jungen Leuten. Für einige war es ein Kampf gegen einen im Kern "faschistischen" Staat. Insofern stellt der jetzt entdeckte Tod von der Hand eines SED-Mitgliedes und Stasi-Mitarbeiters zunächst einmal eine interessante Fußnote dar.

Als der Sarg Ohnsorgs nach Hannover überführt wurde, standen auf den Autobahnbrücken junge Pioniere und und entboten dem Opfer der "faschistischen" Polizei den letzten Gruß. Wirklich pikant.

Aber lässt sich daraus, bereits ein Interesse der DDR an einer Verschärfung der Studentenrevolte ableiten?

Aufgeklärt werden müssten auch die seltsamen Vorgänge beim geheimnisvollen Verschwinden von Beweismaterial im Fall Kurras.

c.
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf carlos1 vom 24.05.2009, 19:43:46


Aber lässt sich daraus, bereits ein Interesse der DDR an einer Verschärfung der Studentenrevolte ableiten?


c.

Das nicht, aber ein Interesse an der Destabilisierung der BRD, und die sich anbahnenden 68er Proteste versprachen aus der Sicht der SED und Co. vermutlich in dieser Richtung Erfolg. Alle anderen Vermutungen gehen mir auch zu weit.

--
silhouette

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silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 24.05.2009, 16:58:25
Die´ 68´ger Bewegung war nicht nur notwendig sondern ein zwangsläufiges Ergebnis aus der Entwicklung der Nachkriegszeit.

donaldd
geschrieben von donaldd

Das ist in der Tat ein ganz anderes Thema. Und im Prinzip gebe ich dir recht.

--
silhouette
niederrhein
niederrhein
Mitglied

Nur eine Zwischenbemerkung ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf hafel vom 23.05.2009, 13:35:10
Nur eine Zwischenbemerkung ...

[...] Ich frage mich hier, ob nun diese Ermittlungen nicht eine Neubewertung der Studentenbewegung auslöst? Ist nun im Nachhinein auch für Rudi Dutschke ein Stasi-Verdacht möglich?
So wichtig in der Gesamtheit diese 68-Bewegung für diese Republik auch gewesen ist, so wäre sie jedoch, wäre der Tathergang 1968 bekannt gewesen, wohl anders verlaufen. Welche Erkenntnisse werden noch kommen?


Zweifelsohne ist diese Meldung bzw. dieser Tatbestand (soweit in der Presse geschildert) etwas, dem detailliert nachgegangen werden sollte. Dies auch oder vor allem im Sinne der Entmythologisierung der Geschichte, denn gerade dieses Jahr mit seinen Jubiläen zeigt auch, wie sehr Legendenbildung immer mehr die realen Vorgänge (soweit sie in ihrer Komplexität überhaupt erforscht bzw. einem breiten Publikum bekannt sind) überdeckt.
Oder auch: Für nicht wenige Zeitgenossen ersetzt die öffentliche, staatliche und/oder private Legendenbildung oder die rein persönliche und somit eben begrenzte Erfahrung die eigentliche Geschichte.

Interessant ist allerdings, wie bereits jetzt dieser Tatbestand instrumentalisiert wird. Ob WELT, FAZ, SZ, taz, FR [Frankfurter Rundschau] ... oder morgen ...

http://community.seniorentreff.de/storage/pic/userbilder/a30f1d57825f100a5a9ba38c76fffe20/funktionsbildernr.5/154210_1_Funktionsbilder_Nr._5.jpg[/img]

am Donnerstag sicher auch die ZEIT.
Jeder nutzt diese Information offenbar in seinem Sinne. Bestimmte Zeitungen meinen jetzt schon, daß die Geschichte nicht umgeschrieben werden müsse.
Die FAZ jedoch ...
- seinerzeit bzw. seit 1967/68 gleichsam traumatisiert (wie übrigens auch [i]Arnulf Barring z.B., Joseph Ratzinger [vorher ein progressiver Theologe] etc.), denn ausgerechnet auch oder vor allem die "Kinder" der Bourgeoisie, des gehobenen Bürgertums [also die Klientel, die die FAZ vertritt], gehörten [auch] zu den Hauptakteuren, die mit ihrer Elterngeneration ob deren Nazi-Vergangenheit abrechneten -

... brachte diese Meldung gleichsam trimphierend: Jetzt muß die Geschichte (natürlich in ihrem Sinne) umgeschrieben werden. Denn wenn man der Studentenbewegung eines auswischen kann (also etwa als eine von der DDR initiierte und inszenierte Bewegung diffamieren), kann man die damaligen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse - als der wesentliche Ursache des gesellschaftlichen und politischen Prozesses - natürlich wunderbar verdrängen.


Der aufmerksame Zeitgenosse kann jetzt also zweiterlei beoachten:

- einmal die Aufklärung des Geschehens damals, wenn es tatsächlich wirklich neue Erkennisse gibt;

- dann aber - und dies wird eben die öffentliche Diskussion bestimmten und beherrschen (der eigentliche Anlaß wird eher sekundär werden!) - die Umdeutung der Geschichte, dieser öffentliche Prozeß der Rechthaberei, wobei Movens und Intention der Akteure in diesem Diskurs zu beachten sind.

Soweit für heute abend; die nächsten Tage werden's zeigen.

Die Bertha
vom Niederrhein


P.S. Diese Traumatisierung der FAZ und eines offenbar großen Teiles ihrer Leserschaft zieht sich gleichsam seit über dreißig Jahren wie ein roter Faden durch ihre Berichterstattung und vor allem durch ihre Leserbriefe.
Es gilt - für den/die Interessierten - die Diskussion der kommenden Tage oder Woche zu beobachten. Sicher ein Exkurs und ein Exemplum öffentlicher Meinungsbildung Manipulation. (Ich könnte jetzt schon einen Teil dieser kommenden Argumente aufzählen ... )

P.S. Jetzt erst habe ich die ganzen Diskussionsbeiträge gelesen; eine Reihe bemerkenswerter Gedanken und Punkte!
hafel
hafel
Mitglied

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von hafel
als Antwort auf carlos1 vom 24.05.2009, 19:43:46
Ich denke, Carlos, es ist noch zu früh eine Bewertung abzugeben. Warten wir ab bis die "neuen Akten" ausgewertet und gesichtet sind.
--
hafel

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rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von rolf †
als Antwort auf hafel vom 24.05.2009, 20:23:05
Das wird dauern, da gerade die Akten, die Bundesbürger und Kontakte in der BRD betreffen, sehr schleppend ausgewertet werden, wie ich gerade in den Nachrichten gehört habe.
--
rolf
hafel
hafel
Mitglied

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von hafel
als Antwort auf rolf † vom 24.05.2009, 20:25:26
Nein Rolf, das denke ich in diesem Fall nicht, da Strafanzeige gestellt ist. Mord verjährt nicht und hat auch bei der Aktensichtung Priorität.
--
hafel
arno
arno
Mitglied

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von arno
als Antwort auf rolf † vom 24.05.2009, 20:25:26
Hallo, rolf,

die Vergangenheit wird ständig umgeschrieben (verfälscht).
Gerichte bringen auch keine Klarheit!

Viele Grüße
--
arno
hugo
hugo
Mitglied

Re: Muss nun die Geschichte der Studentenbewegung neu geschrieben werden?
geschrieben von hugo
als Antwort auf rolf † vom 24.05.2009, 20:25:26
oh ja rolf: "Das wird dauern, da gerade die Akten, die Bundesbürger und Kontakte in der BRD betreffen"

das ist doch mein Ärger in den letzten 10 Jahren seit wir hier im ST darüber diskutieren, das die Geschichte von Anfang an (nach 1945) den Bürgern ganz anders eingebläut wurde als sie tatsächlich stattfand.

Leider gibts hier so viele Diskutanten die jedesmal wenn das Thema darauf kommt, weder mit Argumenten, Beweisen oder Fakten antworten sondern mit Pöbeleien reagieren.

so hatte ich ich auch auf eine Reaktion bezüglich der Phönix Dokumentation "Bonner Republik (1/2)" gehofft.

aber das politische Interesse an dem sich langsam immer realistischer herausbildenden Geschichtsbild scheint gering zu sein,,,müssen sich doch die meisten Deutschen von ihrer bisherigen Sichtweise verabschieden und das tut wohl zu weh, also Schwamm drüber Augen zu und den Überbringer der schlechten Nachricht gekreuzigt.

,,und dabei hätte ich z.B doch sooo gerne gewußt was in den Riesenkoffern des Schalk Golodkowski für den BND drin war, was die Herren Schäuble und Seiters bis heute zum Schweigen veranlasst und dem Überbringer ein Leben in Saus und Brau sicherte.


--
hugo

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