Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Patzermenschen, Brüche und das Himmelreich

Aktuelle Themen Patzermenschen, Brüche und das Himmelreich

EmilWachkopp
EmilWachkopp
Mitglied

Patzermenschen, Brüche und das Himmelreich
geschrieben von EmilWachkopp
Das war … Ich hab … Das ist … Ich wollte doch hier ins Forum nicht schon wieder groß auf den Putz hauen. Weil: Ich bin doch ehrer einer von die schüchterne Sorte. Einer, der sich immer lieber heimlich verpis … verdrückt, statt groß rumzubölken. Deshalb ist das.

Aber ich muss schreiben, weil ich doch ein uraltes Lied ins Radio gehört habe. „I got the blues“ (Die Bluse ist angekommen). Ja, so einen Quatsch bieten sie Emil heutzutage ins Radio an. Eigentlich müsste ich mir deshalb beschweren. Bein Reichspräsidenten Ebert.

Na, ich fühlte mir denn doch wieder büschen versöhnt mit den Norddeutschen Rundfunk, weil gleich danach noch ein uralter Schinkel gespielt wurde: „Patterns, patterns, patterns everywhere“ (Patzer, Patzer, Patzer überall.“

Mit so einem Lied kann ich mir schon ehrer mal anfreunden. Aber mit dem Plünnenlied nicht! In die Beziehung bin ich eisern. Wat geiht Emil dat an, wenn enerwoorns so’n oller Tüünpott siene Lumpen von’n Otto-Versand toschickt kriggt. Do will Emil doch gor nix von weten.

Aber Patzer; das ist ein ernst zu nehmendes Thema. Ich hab nümlich letzte Nacht ausgerechnet, dass der Mensch mehr Patzer als Kniebeuger macht. Im Durchschnitt gesehen. Nicht jeder, denn es gibt ja auch Menschen wie Emil, die für Kniebeuger viel zu faul sind. Und denn ist ja schon ein Patzer in hundert Jahren mehr als man im gleichen Zeitraum Kniebeuger macht. Auf die andere Seite gibt es aber auch Menschen, die tagtäglich mehr Patzer begehen als sie Kniebeuger machen. Und das obwohl sie jeden Morgen zweihundert Mal die Knie beugen. Da kannst bei abschnallen!

Emil wörd diese Schrecklichkeiten, die leicht umhauen können, gar nicht geschrieben haben, wenn er nicht auch Trostreiches zu verkünden hätte. Als Ausgleich. Darum: Die Leser(innen), die schon das Muffensausen bekommen haben, sollten jetzt meine tröstenden Worte einsüffeln. Zur innerlichen Stärkung. Ich hab nümlich ausgerechnet, dass zwischen 15 und 20 % aller Menschen mehr Atemzüge machen als sie Patzer begehen. Das bedeutet: Sie tun mehr Nützliches als Patziges. Aber auch jenen Patzern, die öfter patzen als sie Atem holen, kann ich Trost spenden, denn ihre Patzer richten meist nur sehr wenig Schaden an. Alles bloß Klöterkraam. Sie klatschen ihr Auto gegen jeden Baum, fallen jede Treppe runter, glitschen auf jedem gebohnerten Fußboden aus, machen auf die Arbeit grundsätzlich alles verkehrt, sie versalzen den Pudding oder überzuckern die Bratkartoffeln. Kurz gefasst: Sie schaden keinem Menschen.

Ich hab ausgerechnet dass, je patziger ein Patzermensch ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie kriminelle Handlungen begeht. Nümm als Beispiel den Oskar Bratzke, was der Urenkel von Ede Bratzke ist. Der wollte, maskiert und mit einer Sperrholzpistole „bewaffnet“, die Bank unserer Kreisstadt ausrauben. Wie ein besessener Stier raste der Dussel auf die Eingangstür los, glitschte aus und knallte mit dem Dassel gegen den Türposten. Ja, da lag er! Platt und fast im Koma. Der Rechtsontologe Hubert Krach konnte dann vor Gericht „beweisen“, dass Bratzke zu einer Maskerade wollte, dass er aber auf dem Weg dorthin vor der Bank ohnmächtig geworden ist. „Denn welcher Bankräuber, oh hohes Gericht, verfiele der dusseligen Idee, eine Tür mit dem Kopf zu öffnen? Da lachen ja die Hühner!“

„Mit Bruch“ war danach bei Oskar Bratzke nichts mehr. Meine Urgroßmutter brachte ihn zur Heilsarmee, wo er heute noch Geld für Bedürftige einsammelt und fromme Lieder singt. Er fühlt sich seither auch erhoben, denn er glaubt fest daran, dass das Himmelreich Patzern wie ihm gehört. Und ich füge hinzu: Eher macht ein Kamel einen Handstand vor der Apotheke als dass ein Nie-Patzer in den Himmel kommt. Sei deshalb froh, dass unter den Menschen so viel gepatzt wird und dass Du – wenn dem so ist – auch zu den Patzermenschen zählst.

luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Patzermenschen, Brüche und das Himmelreich
geschrieben von luchs35
als Antwort auf EmilWachkopp vom 09.03.2012, 21:53:20
Und nu hab ich dein Geschichtchen anstatt Dessert genossen - nur ein Tässchen Kaffee mit dabei, und schwupps: ein Patzer! So nennt mal das wohl, wenn man Kaffee auf die Tastatur spuckt! Aber nun weiß ich wenigstens, dass ich mal in den Himmel komme .

Luchs
Gillian
Gillian
Mitglied

Re: Patzermenschen, Brüche und das Himmelreich
geschrieben von Gillian
als Antwort auf EmilWachkopp vom 09.03.2012, 21:53:20
Obwohl ich kein allzugroßer Freund von sehr langen Geschichten bin, lieber Emil, hat mich dein neuestes Werk heute mehrmals zum Lachen gebracht. Und das ist besonders schön, weil ich gerade schmerzhafte Probleme mit meinen Beißerchen habe .
Ich bin eine passionierte Patzerin, was mir alles schon schief gegangen ist ... aber ich kann´s leider nicht so anschaulich erzählen wie du!
Aber ich freu mich, dass mir ein Platz im Himmel sicher ist!
G.
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Patzermenschen, Brüche und das Himmelreich
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Gillian vom 10.03.2012, 19:48:35
Solange du noch längere Geschichten lesen und verstehen kann, Gillian, bist du auf der "sicheren Seite". Es gibt leider viele, die nach dem 10 Satz schon vergessen haben , was am Anfang stand und zudem nicht mal den Inhalt verstehen

Luchs

Anzeige