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Aktuelle Themen Reduziert auf Äußerlichkeiten

Edita
Edita
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von Edita

Für mich als betroffene Mutter war ziemlich schnell klar, daß mein behindertes Kind, außer daß ich mir selber das Versprechen abgenommen habe, alles was möglich ist dafür zu tun, daß mein Kind sich trotz aller krankhaften Bedrohungen geliebt, beschützt und willkommen fühlt, und dabei habe ich auch schnell erkannt, daß der erste Eindruck auch hier der wichtigste ist, und dazu gehört auch eine gute Erziehung, Leute waren immer platt, wie gut sich meine Mausi von Anfang an "benommen" hat, sie konnte nicht "bitte" sagen, hat aber ein "tttte" rausgeschmettert, anstatt "danke" kam ein " kkkkke ", sie hat niemanden angegrapscht, obwohl sie scharf auf Brillen und Ohrringe war, ein unerzogenes behindertes Kind wird ein zweites Mal "bestraft", wenn Leute sich gestresst fühlen wie sie sich dem Kind gegenüber verhalten sollen, und es dann aus Konsequenz meiden oder kurz und unfreundlich angebunden sind.
Auch behinderte Kinder können lernen, sich so weit es geht, sich zu benehmen, ich war immer der Überzeugung, und das bin ich auch heute noch, wenn ich möchte, daß Leute "Lust" bekommen, sich mit meiner Tochter interessiert und freundlich zu beschäftigen, muß sie einfach auch gewisse Standards erfüllen, sind ja nicht viele, aber die sind äußerst wichtig.
Andere Leute nicht anzugrapschen, das gehört unbedingt dazu!
Ich weiß, daß das unerhört mühsam ist und Nerven kostet, aber mein Mann und ich haben uns da schon früh stundenweise "Hilfe" geholt, damit auch wir nicht unsere Nerven und unsere Lust auf unser Kind verlieren!
Es hat sich unser aller Einsatz mehr als gelohnt, denn sie profitiert sehr davon, daß sie überall gerne gesehen ist und sie genießt es auch, denn es verschafft ihr ein Stück weit gesellschaftliche Normalität! 

Edita
 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 26.01.2019, 15:41:18
Hallo Olga,

es muss nicht alles vorbei sein, da haben Sie Recht. Menschen sind jedoch unterschiedlich gestrickt und lassen sich, besonders wenn es um Behinderungen geht, selten miteinander vergleichen. Es gehört Fingerspitzengefühl und Empathie dazu, herauszufinden, was dem einen gut tut und dem anderen eher schadet.

Nur wenige behinderte Menschen sind  in der Lage, sich zu wehren und sich bis 4 Uhr morgens in Kneipen zu vergnügen.
Mane
 
geschrieben von mane
Liebe Mane,

vielleicht können wir uns ja darauf einigen, dass auch sog. "normale" Menschen nicht alle gleich sind: auch bei diesen gibt es solche,die keine Lust auf Kneipen bis morgens um 4 Uhr haben und auch ein sog. normales Leben sie überbeansprucht, bzw. ihnen nicht interessant erscheint.
Es kommt m.E, sehr darauf an,dass wir so.g. normale Menschen auch auf die sog. behinderten Menschen zugehen, uns auf sie einlassen, wenn diese es uns gestatten.Mit meiner Berliner Freundin hatte ich auch viele gemeinsame Interessen, insbesondere auf dem kulurellen Sektor. Ich war oft mit ihr in der Berliner Philoharmonie, wir waren einmal sogar in Wien beim Neujahrskonzert, oft im Kino, lasen gleiche Bücher usw. Wichtig war immer ,dass hier eine gewisse Gleichberechtigung zwischen uns herrschte und oft (auch mit anderen Menschen) vergisst man sowieso nach kurzer Zeit, wenn man zusammensitzt, dass ja jemand anders ist als man selbst.
Da sie irgendwann anfing, zu malen und ich eine langjährige Freundin habe, die in Dresden eine Galerie unterhält, stellte ich auch den Kontakt her, was beide bereichernd empfanden.
Mir hat es jedenfalls den Blick geschärft darauf, nicht sofort etwas abzulehnen, was man gar nicht kennt.
In meiner Sauna ist oft ein beinamputierter Mann. Der betritt die Sauna mit seiner Pothese (ich sah zum ersten Mal so etwas), nimmt die ab, schwitzt, schnallt sie wieder an und geht raus. Blöde Fragen bekommt er keine, ist aber auch nicht nötig, da alles ja recht offensichtlich ist. Auch das hilft bei der Entspannung solcher menschlichen Verhältnisse, wie ich finde und ihm sicher auch, weil er sichtlich ein ganz normales Leben führen möchte. Olga
mane
mane
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 28.01.2019, 15:33:23

Hallo Olga,

Ihre Berliner Freundin scheint eine taffe Frau zu sein. Auch der beinamputierte Mann, der ohne Scheu eine Sauna aufsucht, ist bewundernswert.

Ich habe eine schwerbehinderte Freundin, die seit über 30 Jahren nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und für die ich seitdem die Vorsorgevollmacht habe. Sie hat sich weitgehend mit ihrer Erkrankung arrangiert und das Beste, was möglich war und ist, daraus gemacht. Zurzeit kämpfen wir um ihren Elektrorollstuhl, den die Krankenkasse ihr nicht weiter lassen will. Sie sei nicht mehr fahrtauglich, heißt es. Ein anstehendes EEG wird hoffentlich beweisen, dass ihr dieses Stück Freiheit nicht auch noch genommen wird.

Auf sie passt der Threadtitel, denn sehr oft wird sie auf ihre Behinderung reduziert. Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, weil wir etwas für sie zu regeln haben, werde meist ich angesprochen. Das ist sehr schmerzlich für sie, denn sie ist geistig noch fit und auch nicht auf den Mund gefallen – was die Leute sehr schnell zu hören kriegen.
Diese Erfahrung habe ich selber auch gemacht, wenn ich für einige Zeit nach meinen Operationen im Rollstuhl sitzen musste. Bin ich dann mit meinem Mann unterwegs, kommen die Leute gar nicht auf die Idee, dass ich für mich selber einstehen kann. VerwirrtUnverschämt finde ich das - und zum Glück sind diese Situationen für mich immer nur vorübergehend.
Gruß Mane
 

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olga64
olga64
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RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 28.01.2019, 18:17:26

Ich finde das auch unverschämt, wenn Menschen praktisch unsichtbar werden. Aber dagegen muss man sich dann selbst wehren, wie ich finde. Meine Berliner Freundin lebte meist allein (einige BEziehungen auch mit sog. normalen Männern gingen immer irgendwann in die Brüche). Sie war immer berufstätig (bis zu ihrem 60. Lebensjahr) und arbeitete in der IT in der evangelischen Kirche.
Das machte sie natürlich auch grossenteils unabhängig, was sicherlich auch ihr Selbstbewusstsein steigerte.
Ihr grösstes Lebensproblem war wohl immer, dass sie nie einen Partener hatte, der mit ihr ein Kind wollte. Sie kümmerte sich dann rundum um andere Kinder und war bei diesen auch äusserst beliebt. Kinder sind nicht so unvoreingenommen. Anfangs stellten sie einige gezielte Fragen, warum das Bein so anders aussieht. Diese wurden beantwortet und dann war Ruhe im Karton und sie konnte mit den Kindern spielen, auf sie aufpassen, Blödsinn machen usw.
Eine andere, frühere Freundin von mir hatte Brustkrebs. Damals wurden Brüste noch schneller entfernt als dies heute der Fall wäre.
Sie war eine FKK-Anhängerin und ging auch gerne in die Sauna, was sie sich nach der Operation nicht mehr getraute. Mehrere Freundinnen und ich bearbeiteten sie dann so lange, bis sie diese Dinge, die sie gerne tat, wieder in ihr Leben integrierte.
Und es ging gut bis auf einige blöde Blicke, die wir dann verbal gemeinsam abschmetterten.
Irgendwann kam der Krebs zurück und sie verstarb vor ca 10Jahren, was ich noch heute sehr bedaure, weil sie eine tolle, starke Frau und meine Freundin war. Olga

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 28.01.2019, 18:25:53

Die gewisse "Unsichtbarkeit" empfindet wohl fast Jeder/Jede manchmal, wenn man jenseits der 50 ist...nun kommt es aber wirklich immer auf einen selbst an, ob man dies so zuläßt oder halt nicht. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht man sehr viele, ältere Menschen, die immernoch gut und auch manchmal auffallend gekleidet sind..., was eben zur Folge hat, dass man hinschaut, weils gut aussieht.

Hingeschaut wird auch, wenn Menschen eine Behinderung haben, weil es etwas ist, was wohl in diese "Supermodellgesellschaft" nicht hinein passt.
Ich ziehe meinen imaginären Hut vor Menschen, die trotz Behinderungen ihr Leben sehr selbstbewusst leben, das können nämlich "die Normalen" oftmals nicht. Sie haben ja nicht gelernt, zu kämpfen und fallen bei den ersten Problemen um...!

Ich habe selbst auch die Erfahrung gemacht, dass Kinder meistens Behinderungen garnicht als solche wahrnehmen..., sie schauen kurz und gut ist.
Oft ist es sogar so, dass dann die "Anderen" beschützt werden aber das funktioniert wohl nur bis zu einem bestimmten Alter, befürchte ich.
Kinder haben oftmals ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten aber auch hier spielt natürlich die Erziehung eine wesentliche Rolle aber vor allem das, was ihnen vorgelebt wird.

Kristine
 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 30.01.2019, 16:10:22
Die gewisse "Unsichtbarkeit" empfindet wohl fast Jeder/Jede manchmal, wenn man jenseits der 50 ist...nun kommt es aber wirklich immer auf einen selbst an, ob man dies so zuläßt oder halt nicht. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht man sehr viele, ältere Menschen, die immernoch gut und auch manchmal auffallend gekleidet sind..., was eben zur Folge hat, dass man hinschaut, weils gut aussieht.

Kinder haben oftmals ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten aber auch hier spielt natürlich die Erziehung eine wesentliche Rolle aber vor allem das, was ihnen vorgelebt wird.

Kristine
 
Ich denke, es ist bei älteren Menschen weniger wichtig, wie auffallend sie sich kleiden - wichtiger empfinde ich, was sie zu sagen haben, was sie denken und wie sie sich auch gesellschaftlich einbringen mit ihren Erfahrungen usw.
Da gibt es aber viele Defizite, gerade bei FRauen, die sich in unserer GEneration noch viel zu viel von ihren Männern sagen liessen bis hin zum Kreuzchen bei den Wahlen.
Aber das ändert sich, wenn die Baby-Boomer-Generation "in die Jahre" kommt; da waren Frauen schon länger selbstständig und unabhängig und das wird Auswirkungen auf das gesellschaftliche Verhalten haben.

Bei Kindern kommt es natürlich auch auf das Alter an. Wenn die in der Schule in Gruppen sind, wo andere aggressiv und beleidigend angegriffen werden, weil sie evtl. die falschen Klamotten tragen, ist es leider Standard, dass diese dann mit "Behinderter" und/oder "Krüppel" beschimpft werden.
Da haben Elternund LehrerInnen dann auch oft keinen Einfluss mehr , weil die das ja ausserhalb deren Einflussnahme machen. Olga

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Mitglied_c032757
Mitglied_c032757
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RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 30.01.2019, 16:46:40

@olga

Ich frage mich, was SIE für ein Weltbild von Frauen haben. Immer und immer wieder stellen Sie fest,
daß doch die *ältere Frauenwelt* völlig unterdrückt und still ist und ihren Männern die Hausschuhe
bringt.

Nichts davon ist der Fall. Diese Frauen, von denen Sie schreiben, war die Generation um 1920 (geb)
herum. Selbst da gab es schon total emanzipierte Frauen.....

Außer Ihnen sind wohl alle Frauen deppert, oder?

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 30.01.2019, 16:46:40

Olga..., da hat wohl Jeder zum Glück seine eigenen Empfindungen..., ich denke schon, dass es vielen Frauen jenseits der 60 oder auch 70 sehr wichtig ist und auch bleiben wird, gut auszusehen und damit meine ich ja nicht, dass man mit Jüngeren "mithalten" muss..., ein gutes und adrettes Äußeres spricht mich zumindest sehr viel mehr an als alles Andere !
Wenn man dann bedenkt, dass die wunderbaren , inneren Werte noch hinzukommen..., besser gehts wohl kaum !

Aber auch das ist natürlich alles eigenes Empfinden aber auch eigenes Auf-sich-selbst -achten !!!

Kristine

olga64
olga64
Mitglied

RE: Reduziert auf Äußerlichkeiten
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 31.01.2019, 14:55:27

Natürlich gibt es die alten DAmen, die noch grossen Wert darauf legen, gut auszusehen, wobei ich dann eher sagen möchte: gepflegt auszusehen, was ich auch sehr wichtig finde.
Auch in meinen FreundInnen-Kreis ist das so. Wir treffen uns auch regelmässig ausserhäusig und dann würde schon auffallen, wenn eine nicht mehr gut gekleidet, mit fescher Frisur und gepflegten Fingernägeln aufträte. Auch das leichte Make-Up wird nach wie vor aufgelegt.
DAs alles haben wir ja aus unserer Zeit der Berufstätigkeit so übernommen und "gehen lassen" ist keine Option.
Allerdings bemerke ich auch an mir einen WEchsel in den Outfits. Früher war meine Berufskleidung Kostum und Hosenanzug; heute meist sportlich, gerne Jeans, Pulli usw. Die "BErufskleidung" passt allerdings noch und da qualitativ hochwertig, wird sie auch noch getragen - aber nicht mehr jeden Tag.
Das hat auch den Vorteil, dass ich nicht mehr viel neue Klamotten kaufen mag (war früher auch anders), weil ich es nicht mehr so brauche. Olga


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