Aktuelle Themen "Right to die?"

eleonore
eleonore
Mitglied

"Right to die?"
geschrieben von eleonore
ich fasse mal wieder ein ewig währende, heisse thema an.
auch wenn bald weihnachten ist.

in england hat der pay-tv-kanal dass gewollte und gewünschte suizid eines patienten ,gefilmt von der dokumentarfilmer john zaritsky ausgestrahlt.

schon in vorfeld gab es heftige diskussionen, viele meinten, der suizid wird glorifiziert.
der patient ewert litt an ALS,(Amyotrophe Lateralsklerose).
eine fortschreitende und nicht heilbare lähmung der muskulatur, mit unbekannte ursache.

der patient meinte:
wenn ich suizid begehe, sterbe ich, wenn nicht, werde ich leiden, und auch meine familie leidet mit.

er hatte 2005 seine diagnose erhalten.
ewert nahm die hilfe von den umstrittene dignitas in anspruch.

Zitat

Die Doku wurde in Großbritannien als Todesvoyeurismus und PR-Kampagne bezeichnet, Premierminister Gordon Brown, Gegner der Sterbehilfe, forderte laut der Tageszeitung "Times" einen sensiblen Umgang mit dem Thema ohne Effekthascherei. Kein kranker oder alter Mensch solle sich gedrängt fühlen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. In der Tageszeitung "The Independent" lehnte ein ALS-Patient das Recht zu Sterben für sich ab, unterstrich aber, dass das Tabuthema offen diskutiert werden müsse. Das Blatt sprach auch mit Ewerts Ehefrau Mary. "Wenn der Tod versteckt und privat bleibt, setzen sich die Menschen nicht mit ihren Ängsten darüber auseinander", erklärt sie. Warum sollten Gesellschaft und Gesetze über das Leben bestimmen?

zaritsky, der dokumentarfilmer ist nicht irgend schmalfilmheini,immerhin bekam er 1983 einen oscar.

ich habe eine bitte, bevor hier diskutiert wird, liest bitte mein link.
mich würde interessieren, was ihr dazu meint.

--
eleonore
luchs35
luchs35
Mitglied

Re:
geschrieben von luchs35
als Antwort auf eleonore vom 13.12.2008, 10:18:08

auch ich habe das Sterben dieses mannes in den medien verfolgt und muss gestehen, dass ich recht zwiespältig reagiert habe.

Auf der einen seite ist meine meinung, dass der tod -unter welchen umständen auch immer- ein intimer vorgang ist, bei dem ich keine fremden zuschauer haben möchte.

Andererseits hatte dieser todkranke mensch das anliegen, aufzurütteln, ein thema anzustossen, das alle angeht. Das tabu "tod" wird verdrängt, der suizid wie ein verbrechen gegen sich selbst betrachtet.

trotzdem- immer mehr menschen setzen sich mit dem suizid bei unheilbarer krankheit auseinander. ethische bedenken prallen auf pragmatische. wirkliche hilfe in seinen urängsten findet der mensch kaum. das ist vielleicht aber auch gut so. Denn nur so kann er sich unbeeinflusst mit dem freitod auseinandersetzen. Ein unheilbar kranker mensch wird andere gedanken dabei haben als ein gesunder. das wird sich dann auch so in diskussionen darüber niederschlagen.

Der gesunde wird vielleicht vage erklären, dass er bei unheilbarer krankheit den tod vorziehe. Aber er steht nicht vor der entscheidung, wie der kranke.

ein nach wie vor schwieriges thema, das sehr viele wenn und aber in sich birgt. Aber das wichtigste in meinen augen ist : das tabu zu brechen, offen darüber zu reden, ob das recht auf den tod bei unheilbarer, schwerer krankheit eine gesetzliche klärung zum ziel haben soll.
--
luchs35
Re:
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eleonore vom 13.12.2008, 10:18:08
Ja elo, ein heikles thema, weil es etwas mit „loslassen“ zu tun hat. und einen menschen den man liebt, loszulassen ist nun mal extrem schwer.

ich habe teilweise die tv-ausstrahlung und auch teilweise die presse hierzu verfolgt. Ich persönlich fand es mutig und richtig zu sagen und danach zu handeln „ich habe ein recht auf sterben und bestimme den zeitpunkt selbst“.
--
plumpudding

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bongoline
bongoline
Mitglied

Re:
geschrieben von bongoline
als Antwort auf luchs35 vom 13.12.2008, 10:58:21
ein nach wie vor schwieriges thema, das sehr viele wenn und aber in sich birgt. Aber das wichtigste in meinen augen ist : das tabu zu brechen, offen darüber zu reden, ob das recht auf den tod bei unheilbarer, schwerer krankheit eine gesetzliche klärung zum ziel haben soll.


Ich glaube, wer Suizid begehen, ernsthaft begehen will, hat sich davon auch noch nicht abhalten lassen. Allerdings - gerade oftmals bei jungen Menschen, die aus Gefühlsregungen heraus sich das Leben nehmen - müßte das Gesetz wirklich auf unheilbare Krankheiten ausgelegt sein.

Auch ich empfinde die Medienteilnahme am selbstgewählten Ableben als Aufrüttelung, solchen Menschen ohne den üblen Beigeschmack die Möglichkeit zu geben, für sich selbst die Entscheidung treffen zu können.

In meinem Umfeld muß ich einen Fall miterleben, Frau in meinem Alter, der Körper von Krebsmetastasen übersät, Morphium reicht schon lange nicht mehr gegen die unsäglichen Schmerzen, die Frau fleht, aber ihre Tochter blockt ab und so hat sie keine Chance, ihr Leben, das vielleicht noch ein paar Monate dahinvegetiert werden müßte, zu zu beenden. Die Frau hat auch keine Chance und Kraft mehr, aus eigenem etwas zu unternehmen. Es ist so schlimm, das miterleben zu müssen. Jedes Tier darf man von seinem Leiden erlösen, ehrlich gestanden, in so tragischen Fällen möchte ich dann lieber von Gesetzes wegen als Sache und nicht als Mensch angesehen werden.

--
bongoline
Re:
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf bongoline vom 13.12.2008, 12:22:44
@all

Unsere überregulierte Gesellschaft wird ganz furchtbar schnell lernen müssen, daß wir manchmal an Grenzen stoßen, besonders im medizinischen Bereich, die wir nicht überwinden können.
Noch öfter stoßen wir an Grenzen, die wir nicht überwinden wollen, meist aus Besitzstandswahrung oder Geschäftemacherei.
Vieles auch, weil nicht richtig logisch überlegt wird.
Oder weil wir eine unseelige Vergangenheit haben.
Auf jeden Fall verweigern wir Menschen, die angesichts ihrer Lage im vollen Bewußtsein ihrer geistigen Kräfte die richtige Handlungsweise wünschen, jegliche Hilfe.
Und den Angehörigen auch.
Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wovon ich rede.
Ich möchte die Unfähigkeit einiger Mediziner, Richter und Ärzte vom sogenannten "Gesundheitsamt" nicht im ungeschützten öffentlichem Raum breittreten.
Aber was ich schon erleben mußte, spottet jeder Beschreibung.
Da ist eine Einrichtung wie die Beschriebene ein Segen.
Wenn man sie denn in Anspruch nehmen könnte.

Und wenn wir das nicht wollen, müssen wir in ganz breiter Front Ärzten, Richtern und Politikern so gewaltig in den Allerwertesten treten, daß sie ihren Pflichten und dem Gebot der Hilfeleistung in der Art nachkommen, daß wir Suizid in keiner Form mehr benötigen.
Wenn die das dann nicht wollen, sollen sie ihre ungefragten Meinungen aus den Entscheidungen der Betroffenen heraushalten.
Warum ich da so gallig reagiere, würde ich ja gerne schreiben.
Aber ich muß noch lebende Angehörige schützen.
Das würde dann schon einen geschützten Raum erfordern und die Gewißheit,
das Dokumentierte auch jederzeit aus nachvollziehbaren Gründen wieder löschen zu dürfen.
Darum mache ich es nicht.
--
clabauterman
Re:
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.12.2008, 13:15:16
Gerade las ich folgendes:

liebe mama und ......,

obwohl wir schon so lange damit rechnen mussten, hatten wir die die hoffnung nicht verloren. Aber die ängste und depressionen waren zuletzt so stark, dass dein drang alles mit tabletten und alkohol zu betäuben stärker war, als sich noch weiterhin dem kampf dagegen zu stellen.

Auf unserem planeten hast du nie so richtig eine chance gehabt und wir wünschen dir, dass du nun, wo immer du auch bist, deine ruhe findest.

Du hast es die schon lange gewünscht und selbst nicht den mut gehabt, den letzten endgültigen schritt zu gehen. Dein körper hat dich nun von ganz allein erlöst.
Wir haben dich trotz allem immer geliebt und werden dich auch weiterhin lieben.

--
plumpudding

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Re:
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.12.2008, 13:41:58
Ja .
So oder in anderer Form friedvoll einschlafen.
Besser, als vom Hochhaus springen und zerschmettert in Hundekot krepieren.
Oder auf die Schienen springen und vom rostigen Fahrgestell einer Regionalbahn
zerdrückt werden.
Und sich nicht den Richterausspruch anhören müssen (als Angehöriger),
"Was Recht ist, muß Recht bleiben".
Oder (Gesundheitsamtsarzt): "Wir können erst was tun, wenn sie auf der Dachkante steht".
Oder: "Lassen Sie sich scheiden".

Ich habe schon viel zuviel geschrieben.
--
clabauterman
Re:
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.12.2008, 13:53:10
es stand noch ein gedicht von antoine des saint-exupery dabei, das mir sehr gut gefällt:

"hast du angst vor dem Tod ?"
fragte der kleine prinz die rose.
darauf antwortete sie:
"aber nein, ich habe doch gelebt,
ich habe geblüht und meine
kräfte eingesetzt soviel ich konnte.
und liebe, tausendfach verschenkt,
kehrt wieder zurück zu dem, der sie gegeben.
so will ich warten auf das neue leben
und ohne angst und verzagen verblühen."
--
plumpudding
andrea
andrea
Mitglied

Re:
geschrieben von andrea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.12.2008, 14:00:01
"und wenn du dich dann getröstet hast (man tröstet sich immer) wirst du froh sein mich gekannt zu haben"...(der kleine prinz)

es ist schrecklich als angehöriger, wenn sich wer aus der sehr engen familie "suiziert".....
wenn man nicht damit rechnen kann.
mit der zeit ("wenn man sich getröstet hat") lernt man zu verstehen.

sicher bin ich nicht abgebrüht, sondern schätze das leben sehr.

doch, wenn wer so sehr krank ist, dass er keine lebens"qualität" mehr spürt,
sollte man (egal ob als angehöriger, oder aussenstehender) verstehen lernen.

derjenige, der vor hat, sein leben zu beenden sollte so fair sein es den menschen, denen er wichtig ist (auch wenn er selbst es nicht mehr spüren kann) mitzuteilen.

kurzschlussreaktionen sind da natürlich auszuschliessen.

ich wünsche allen hier, dass ihr niemals in so eine situation kommt, selbst darüber nachdenken zu müssen,
ob ihr euer leben beenden wollt. und auch niemals erfahrt, wie schrecklich es ist jemanden, der einem sehr nahe steht, auf diese weise zu verlieren.

--
andrea
nasti
nasti
Mitglied

Re:
geschrieben von nasti
als Antwort auf eleonore vom 13.12.2008, 10:18:08

Ich finde es geschmacklos vor der Kamera sterben, oder sich bis letzte Minute mit Kamera begleiten lassen wie war das Fall der kUNST Malers Jörg Immendorff.
Aber das ist meine private Meinung. Was betrifft ein Suizid, jeder hat seine freie Wille,
warum sollte ein Mensch bis bittere Ende so tierisch leiden müssen ?
Eine meine Kollegin und fast Freundin war gerade während ich in Aufnahme Station in KH lag auch eingeliefert worden in gleichem Zimmer wo ich auch lag, leider Sie ist knapp vor Tod, eine sehr schöne, noch nicht 50 Jährige Frau bei vollem Bewusstsein. Sie versuchte vor 3 Wochen ein Suizid üben, aber Ihre Freundin hat Sie gerettet, Sie erzählte mir diese Traurigen Tag mit eine sehr leise Stimme, während ich vor Aufregung vergaß, das ich hänge an einer Infusion, und habe mich losgerissen …..ich verfluch in Geiste die Freundin welcher Sie gerettet hatte wenn ich sah die schöne Frau so bis Skelett abgemagerte, und überall Schläuche in Körper. Ihr Leid war unendlich, Sie hat sich geschämt von mir und ich noch mehr deswegen das ich Sie so sehen muss…. Ihr Wunsch war NUR schnell einschlafen und beenden die Qualen.
Sie war sofort abgeliefert nach Station 32 – Krebsstation, und an diesen Tag hat Sie Ihr Vater mit Ihre Geschwistern nach Frankfurt zu sich gebracht –zum sterben.
Ihr Atelier befand sich gegenüber meinem Atelier Jahre lang, vor kurzem mietete Sie ein neuen teurer Atelier mit eine Kollegin---2 Schmuck Designerinnen. Die beide hatten hunderte hervorragende Pläne für die Zukunft. Das elegante Laden ist schon leer, dunkel, zugemacht.
Die Krankenschwester fragte ob wir uns kennen. Ich sagte nur: „Wir erinnern uns an schönere Zeiten noch!“ Sie fügte leise zu: „Von Kunstverein“.
Ich habe mich auch geschämt in Krankenhaus, möchte ich am liebsten verschwinden irgendwo wo mich keiner sieht.

NASTI


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