Aktuelle Themen Rücksichtslose Selbstmörder?

Wie schlimm es wirklich ist weiß ich vom Mann meiner Freundin. Er war Lokführer (jetzt im Ruhestand). Er hatte zweimal einen Selbstmörder. Es war so arg, dass er selbst Selbstmord gefährdet war.
Wenn ein Mensch auf den Gleisen steht und man kann nichts unternehmen um das Unglück zu verhindern, dann werden Albträume wahr. So hat er es geschildert.
Er hätte psychologische Betreuung gebraucht, aber die wird bei uns in solchen Fällen nicht angeboten. Leider.
Dabei ist ein Mensch in solcher Lage selbst ein Opfer

[b]Er hätte psychologische Betreuung gebraucht, aber die wird bei uns in solchen Fällen nicht angeboten.

Ich kann das nicht glauben: er wird wohl bei der Bahn gewesen sein und diese stellt doch seit Jahrzehnten Psychotherapeuten für solche tragischen Fälle. Natürlich muss der Patient mit dem Therapeuten arbeiten, damit es erträglicher wird. Eine Psychotherapie ist ja kein Aspirin, das sofort hilft - es dauert und setzt Vertrauen zum Therapeuten voraus. Aber es lohnt sich bestimmt. Olga

Ich weiß es nicht aus Eigenem Olga, nur was mir erzählt wurde. Bei uns bietet die Bahn keine Betreuung an.

Fenna,

es gibt aber eine Krankenkasse und die Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung gehört nach so einem Erleben behandelt und ich wüßte keine Krankenkasse, die eine solche Behandlung nicht mitträgt.

Meli

PTBS

Und die Bahn hat sog. Kriseninterventions-Teams, die sofort in Aktion treten. Es muss natürlich die Bereitschaft des Betroffenen vorliegen - Fenna schreibt ja, sie wüsste das alles nur aus "3. Hand". Olga

Das hat der Mann meiner Freundin erzählt. Ich meine er sollte es doch wissen.

Karl,

schön, dass Du das Thema Depression und die Leidensgeschichte eines Menschen, der einen Suizid begeht, angesprochen hast.
Dieser Leidensweg ist enorm und als Außenstehender kann das nicht nachempfunden werden.

Es ist so, dass in einem solchen Moment die Gedanken kreisen. Es ist kein "normales" Denken, Planen oder Handeln möglich.
Wie Julchen das sehr genau beschrieben hat, erst diese vielen Jahre der Erkrankung, dann - ganz plötzlich - der Entschluß und die Handlung.

In jedem Fall aber ist ein solcher Mensch, der diesen Schritt macht, in einer unglaublichen Verzweiflung, die keinen Raum für logisches Denken läßt.
Dies, und eine absolut unumstößliche Hoffnungslosigkeit sind massives Symptom einer Depression. Wie grauenhaft allein ein Mensch in einer solchen Situation ist, kann sich kaum jemand vorstellen.

Und weil das so ist, ist auch keine logische oder menschliche Überlegung, was dies mit dem Zugfahrer macht, möglich.
Es ist nur der Wunsch, dass dieser furchtbare Zustand ein Ende findet.
Da nicht daran geglaubt wird, dass Depression heilbar ist, evtl. bereits die Beziehungen durch die Länge der Erkrankung in die Brüche gegangen sind, der Arbeitsplatz verloren ist und und und
wird im Suizid die einzige Möglichkeit gesehen, diesem Zustand ein Ende zu setzen.

Und insofern sieht das Verhalten eines Selbstmörders sehr rücksichtslos aus - und derjenige, der die Lok gefahren hat, wird Zeit seines Lebens damit zu tun haben.
Und nicht nur dieser, ebenso die Familien und Freunde, Kollegen. Das kann man nicht vergessen.

Aber unter dem Strich betrachtet, ist es in diesem Augenblick die einzige Möglichkeit einer Befreiuung für einen unglaublich gequälten Menschen.

Und bei der Gelegenheit noch eines:
Depressionen sind nicht mit "reiß Dich mal zusammen etc." Sprüchen zu begegnen.
Sie erhöhen lediglich das Defiziterleben eines Menschen, weil Aktivitäten des täglichen Lebens verlangt werden, die er, aufgrund einer Verschiebung des Hirnstoffwechsels, nicht mehr leisten kann.

Meli

Dazu kommt ja noch das Phänomen,dass diese Menschen, wenn sie den Entschluss zum Suizid gefasst haben bis zur Ausführung ihre beste Zeit haben; sie sind dann euphorisch, weil sie wissen, es wird ein Ende haben.
In meiner Familie sind einige Betroffene, was oft mit Stoffwechselstörungen zusammenhing. Hier war aber auch nie eine falsche Scheu, Ärzte deshalb zu kontaktieren und sich helfen zu lassen, bevor es eskaliert. Kein Partner kann in solchen Situationen helfen, nur in dem er darauf dringt, dass dieser Mensch ärztlich behandelt wird und wenn es sein muss stationär, um aus dem Umfeld für einige Zeit herauszukommen. Und dann oft lebenslängliche Einnahme von Medikamenten - ohne wird es nicht gehen. Olga

Ja, ich habe ja schon über den Suizid meiner Freundin geschrieben ... oft habe ich mir überlegt was hat sie dahin getrieben, wo hätte sie sich Hilfe holen können. Auslöser waren sicherlich viele einzelne kleine Nadelstiche auf ihrer Seele, zuerst hat sie mit 50 festgestellt das sie nicht mehr leben möchte, ihr Mann hatte sich einer jüngeren Frau zugewendet, da kamen dann Alkohol und Tabletten ins Spiel, zahlreiche Klinikaufenthalte .... dann Schulden, nicht viel ca 4000 Euro, die sie auch immer brav zurückzahlte, dann die Rente, sie konnte den Kredit nicht mehr bedienen ... ein rücksichtsloser ? Anwalt der keine Argumente gelten ließ, der sie zur Abgabe der Eidesstattlichen Versicherung zwang, eine psychisch kranke Frau - die sowieso auf dem Drahtseil balancierte. Kontopfändung folgte - Kündigung des Girokontos durch die Bank - Angst - keine andere Bank war bereit ein Girokonto zu eröffnen, Panik - wohin soll die Rente überwiesen werden .... wie soll die Miete bezahlt werden .... ich weiß wovon ich rede, denn ich habe für meine Freundin viele Briefe geschrieben, viele Telefonate geführt ...immer und immer wieder Absagen, Hartherzigkeit usw. Hoffnungslosigkeit für eine Frau die zwischenzeitlich 60 war, ihr Leben lang gearbeitet hatte und plötzlich wie eine "Schwerkriminelle" behandelt wurde. Ihr Ausweg der schon lange geplante Suizid.
Viele sagen es gibt für alles Helfer man muss sich nur kümmern, ich weiß es besser im Falle meiner Freundin gab es Helfer die ihr den Suizid leichter machten, denn all das, was wir Bekannte und Freunde als Netzwerk für sie aufgebaut hatten wurde durch Unnachgiebigkeit zerstört.
Christine

oft habe ich mir überlegt was hat sie dahin getrieben, wo hätte sie sich Hilfe holen können. (christine)

ja das scheint gar nicht so ungewöhnlich in der BRD zu sein das Menschen sich verlassen fühlen, von jeglicher brauchbaren Hilfe abgeschnitten sind und mehr oder weniger völlig den Halt verlieren,,,,ist wohl eines der vielen Übel dieser Gier-Gesellschaft.

Nicht von ungefähr machen sich in solchen Fällen auch mal Prominente (aber leider auch, nicht immer, unseriös denkende)Gedanken, wie sie da helfen könnten.

so finden wir z.b eine Stiftung des Herrn Franz Beckenbauer,,und wenn man weiter sucht, eine Stiftung des Herrn Uwe Seeler und noch eine und noch eine usw,,
der Bedarf muss ja unhgeheuer sein, also auch die Zahl der Bedürftigen, Hilflosen, Ausgegrenzten usw,,

Eine Vielzahl von Stiftungen helfen Menschen mit Behinderung oder schwerer Krankheit, wenn sie sich in einer verfahrenen Notlage befinden.
Die Franz Beckenbauer-Stiftung
die Clarence und Emma Mielech Stiftung
Die Süddeutsche Zeitung
die Hans-Rosenthal-Stiftung
Die Stiftung Antenne Bayern
Die Otto und Lonny Bayer-Stiftung
Die Cronstett- und Hynspergische evangelische Stiftung zu Frankfurt am Main
Die Stiftung Kartei der Not
die Professor Herrmann Auer-Stiftung
Die Theodor Triebenbacher Stiftung h
die Ernst Jakob-Henne-Stiftung
Die Alfred Brenner Stiftung
Die Uwe Seeler Stiftung .
Die Kurt-Graulich-Stiftung
die Marianne Strauss-Stiftung
Die Dr. Willy-Rebelein-Stiftung
in Not

hugo