Aktuelle Themen Schießbefehl

hugo
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Re: Schießbefehl
geschrieben von hugo
als Antwort auf benny vom 19.11.2009, 11:52:19
da haste sicher recht, benny
,die ossis sind geteilt in zwei große Lager und die wiederum in mehr oder weniger offensichtliche Unterabteilungen,,,die Grenzen sind teilweise sehr tief, an anderer Stelle und bei anderen Themen auch wieder fließend.

Als ich nach der Wende die ersten andersgearteten Meinungen zur Mauer direkt von Wessis (welche 1zu1 die offizielle Version der Medien war) kennenlernte, sträubten sich mir noch die Haare,,,

Nun, nach den vielen Jahren gemeinsamer "Berieselung" hat sich das etwas gegeben und ich hab mehr und mehr Verständnis für die oftmaligen Überreaktionen, die bösartigen Ausuferungen, die fehlende Diskussionsfähigkeit, die unendliche Rechthaberei und das bei gleichbleibend hoffnungslosen Irrtümern,,

Was 60 Jahre lang tagtäglich in diese Köpfe geprügelt und wie durch einen Schwamm "Bildhaft" aufgesaugt wurde, hat natürlich tiefschürfende Spuren hinterlassen,,,,das geht nun soweit das auch- bei tatsächlich und faktisch unantastbaren, aber anderslautenden Beweisen, eine Umdenken unmöglich geworden ist,,da fehlt jegliche Flexibilität, wird jegliches Neu-, und richtig-Orientieren abgelehnt.

Interessanterweise wird nun den Ossis die ihrerseits die Wendehalsigkeit nicht schafften um auf gleiches Niveau zu fallen, nach gleichem Strickmuster Betonköpfigkeit unterstellt,,,

Das geht nun sogar soweit das Fakten negiert und als Lüge hingestellt werden -nicht etwa weil sie nicht belegbar wären- nein weil sie aus einem Munde kommen, dem man das nicht zubilligt basta.

speziell unser jetziges Mauerthema bietet dafür so einige Beispiele.

als ich mal schrieb das der Mauerbau eigentlich die Erfüllung eines heimlichen Wunsches der Amis richtiger der Alliierten war , wurde ich von den Einen auseinandergenommen bzw von den Anderen ignoriert oder gar für nicht ganz zurechnungsfähig hingestellt

als ich es neulich wiederholte weil eine aktuelle Sendung dies mir bestätigend ins Gedächtnis rief, wiederholte sich auch diese Prozetere.

ich bin mal dreist und biete dieses Thema (zwar aus einer anderen Quelle)nun zum Dritten mal an:

"Dem Westen passte der Mauerbau gut ins Konzept" -

Erfahrungen eines BBC-Korrespondenten im geteilten Berlin
Paul Oestreicher (oder Karl Eduard v. Schnitzler?)



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hugo
seewolf
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Re: Schießbefehl
geschrieben von seewolf
als Antwort auf hugo vom 19.11.2009, 19:33:08
Den verlinkten Artikel habe ich mir abgespeichert. Daraus gelegentlich zu zitieren wird viel Beitragschreiberei ersparen!
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seewolf
hugo
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Re: Schießbefehl
geschrieben von hugo
als Antwort auf seewolf vom 19.11.2009, 19:57:36
hm seewolf,,wolln wir uns mal auf einen gemeinsamen Nenner einigen und erst die Frage klären: Sollen wir beide glauben, das dieser Bericht stimmt,? das alles tatsächlich so stattgefunde hat wie da beschrieben ??

oder sind wir mehr oder weniger skeptisch das da eniges an schriftstellerischer Freiheit mit eingebaut wurde ?

ich neige zu Letzterem, obwohl ich gestehen muss,,,da liegt Pfeffer drin-
da ist Brisanz im Pott, das liest sich wie ein spannender Krimi

ich gäbe etwas darum, von diesem Berichtsurblatt ein Gesprächsprotokoll mithören zu können oder zumindest eine beglaubigte Abschrift in der Hand zu halten,,

immerhin wird da einiges meiner bisherigen Thesen zur Mauer untermauert.


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hugo

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seewolf
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Re: Schießbefehl
geschrieben von seewolf
als Antwort auf hugo vom 19.11.2009, 20:10:01
Hugo - der Verfasser hat keinen Grund, dummes Zeug zu schreiben. Daß besonders die britische Regierung an der Teilung Deutschlands nicht rütteln wollte, ist längst bekannt.

Diesen Artikel zu verlinken, halte ich im Zusammenhang mit Deiner "Argumentation" für ein absolutes Eigentor, geradezu den Super-GAU...

Aber Du zweifelst ja selbst schon wieder an Deinen Schlußfolgerungen.
--
seewolf
hugo
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Re: Schießbefehl
geschrieben von hugo
als Antwort auf seewolf vom 19.11.2009, 20:16:16
worin sollte ich ein Eigentor sehen, wenn ich in diesem Bericht jede Menge meiner bisherigen Meinungsäußerungen bestätigt finde ?

aber es freut mich das Du wenigstens nicht mehr bestreitest das auch auf westlicher Seite bedeutendes Interesse und Zuneigung zum Mauerbau vorhanden waren.

das erfordert sicher für einige hiesige Diskutanten einen kleinen Umorientierungsprozess und Du bringst sie mit Deinem Eingeständnis etwas in Erklärungsnot

obwohl:
Ulbricht als Retter des Weltfriedens,, nee soweit würd ich nun doch nicht gehen wollen,,vielleicht Du ?

Ulbricht als Schützer von vielen Menscheneleben durch seine Formel: "Jeder Tote an der Mauer entspricht vielen nicht Getöteten durch Verhinderung eines Krieges,,

nee, auch dem kann ich nicht 100pro folgen.

und wenn Du mich nun noch an meine Schlussfolgerungen erinnen könntest, welche nach Deiner Meinung so bedeutend explosiv ja fast (so wie ich Deinen Freudensprung deute) erheiternd sein sollen ??

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hugo
seewolf
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Re: Schießbefehl
geschrieben von seewolf
als Antwort auf hugo vom 19.11.2009, 20:37:23


aber es freut mich das Du wenigstens nicht mehr bestreitest das auch auf westlicher Seite bedeutendes Interesse und Zuneigung zum Mauerbau vorhanden waren.

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hugo
geschrieben von hugo


Hallo Huuuuuuugooo - nicht schwurpseln: ich habe nicht vom Mauerbau, sondern von der Teilung Deutschlands geschrieben! Ich bestreite weiterhin ganz energisch, daß der Mauerbau an sich irgendwo im Westen Sympathisanten hatte, nicht mal bei den politischen Pragmatikern, die in dem genannten Artikel erwähnt werden.

Aber immerhin ist die Frage nach dem Schießbefehl wohl jetzt geklärt...
--
seewolf

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carlos1
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Re: Schießbefehl
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 18.11.2009, 10:24:22

So sehe ich das auch. Sie haben nicht "ihr" Leben gelebt, sondern ein vergesellschaftetes Leben. Aber ist es damit "falsch" gewese? carlos1

„das ist mir zu theoretisch. Hier hat nie jemand behauptet, irgendein DDR-Bürger habe ein falsches Leben geführt. Wer kann schon wissen, was falsch oder richtig ist? Allerdings kann ich dem Gedankenanstoß von seewolf folgen, daß dieser Eindruck entstehen könnte.“ adam


Hallo Adam,
das Gefühl ist da angegriffen zu werden, auf der falschen Seite gestanden zu haben, persönliche Vorwürfe zu hören, wo nur Kritik an Zuständen laut wird. Eben deshalb steht das Wort „falsch“ in Anführungszeichen. Dazu ist noch die abschließende Frage: Was soll denn falsch sein an der Aussage, dass der Mensch vergesellschaftet wurde?

Wer das Gezänk liest, das hier abläuft, stellt die Frage, welchen Sinn eine solche Diskussion haben könnte. Jede Seite wirft der anderen vor keine Ahnung von dem zu haben, worüber gesprochen wird. Da ist etwas Wahres dran. Woher sollen aber DDR-Bewohner über das Grundgesetz Bescheid wissen? Sinnvoll wäre immer von dem auszugehen, was bekannt ist.

„Es geht darum, dass dem DDR-Bürger die Entscheidung vorenthalten wurde, ob er überhaupt in dieser Gesellschaft leben wollte und er sich darüber hinaus in dieser Gesellschaft nicht individuell entfalten konnte. Dieser Vorwurf geht an die Regierung der DDR, die entschied, was richtig oder falsch war.“ Adam


Zustimmung, adam. Warum aber handelte die DDR-Führung (Poltibüro) so? Es fehlt der Zusatz, dass die DDR-Führung an einen erzieherischen Prozess glaubte, daran, dass die sozialistische Erziehung die Menschen zur Einsicht bringen würde, dass es für sie nichts Besseres gibt. Darin besteht die Bevormundung. Deshalb auch der Führungsanspruch der Partei, ihre Repressionspolitik gegen Abweichler, der Überwachungsstaat mit Stasi, die Verhinderung freier Wahlen durch das Blockparteiensystem und das System der Nationalen Front. Wir brauchen uns nicht wundern, dass die jahrelange Propaganda Wirkung zeigt, dass es mentale Unterschiede durch verschiedenartige Erziehungssysteme gibt.

Die Frage muss gestattet sein: Wie sehen denn die Ostdeutschen sich selber? Wie sah ihre Realität aus? Darum geht es doch. Das auf dem Hintergrund des Schießbefehls. Aber darüber sollte nicht vergessen werden, dass der Staats und Machtapparat durchdrungen war von den Ideen und Theorien des Marxismus-Leninismus. Dieser Marxismus-Leninismus ist eine Philosophie in Aktion (K. Marx). Die Praxis ist umgesetzte Theorie. Was liegt also näher die Praxis an der Theorie zu messen? Jeder Vergleich der Praxis mit den ideologischen Ansprüchen in einer Untersuchung führt zu einem Ergebnis und damit zu Kritik.

Aus dem Programm der SED von 1976, E. Die sozialistische Lebensweise (Ausgabe von 1986), Seite 73f
„Die Beziehungen zwischen den Menschen in der sozialist. Gesellschaft …. sind Beziehungen wahrer Gleichberechtigung, Freiheit und sozialer Sicherheit. Damit werden zunehmend (sie sind also noch nicht voll ausgeprägt vorhanden!, ein Erziehungsprozess muss noch durchlaufen werden) günstigere Bedingungen für die allseitige Entwicklung der Persönlichkeit in der Gemeinschaft geschaffen. Anliegen der soz. Gesellschaft ist die Sorge für eine sinnvolle Arbeit, für Bildung, Kultur, Gesundheit, Erholung sowie Sicherheit im Alter. Das alles setzt voraus, dass jedes Mitglied d. Gesellschaft aktiv am sozialistischen Aufbau mitwirkt und dabei bewusst Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft übernimmt.“


Wer diese allumfassende Fürsorge der Gesellschaft empfangen hat und dann einen „Grenzdurchbruch“ am „antifaschistischen Schutzwall“ versucht, vergisst seine Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft und stellt sich außerhalb des Gesetzes der Gemeinschaft. Deshalb wurden vom Westen Republikflüchtige aus Gefängnissen freigekauft (das Geld wurde von der DDR für erfolgte Berufsausbildung erhoben), deshalb ist Republikflucht ein Verbrechen. Die Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten ist eben noch eine Aufgabe, an der noch gearbeitet wurde.

„Bei mir als West-Bürger verstärkt sich der Eindruck, daß diejenigen, die für sich in der DDR ein zufriedenes Leben führten, nicht verstehen, was die Verfassung der Bundesrepublik ausmacht.“adam


So ist es. Der DDR-Bürger hat einen umsorgenden und fürsorgenden Staat, der ihn von der Wiege bis zur Bahre bevormundet und erzieht. Freiheit ist für ihn die Einsicht in die Notwendigkeit, auch wenn sie subjektiven Interessen widerspricht. Das aber wird bei der Entwicklung zur sozialist. Gemeinschaft mit sozialistischen Persönlichkeiten überwunden werden (Zukunftsprojekt, an dem es zu arbeiten gilt, das spricht den Idealismus der Jugend an). „Der soz. Gesellschaft sind Handlungsweisen wesensfremd, wie sie in Egoismus und Raffgier, im Spießertum, im Streben sich auf Kosten der Gesellschaft zu bereichern zum Ausdruck kommen,“ (Parteiprogramm SED).

Die Partei wendet sich „gegen Herzlosigkeit und Rücksichtslosigkeit in den menschlichen Beziehungen, gegen Heuchelei und Zynismus. Es ergeht die Aufforderung gegen Rechtsverletzungen, gegen asoziales Verhalten Rowdytum vorzugehen. Die Verwirklichung dieser „edelsten Ziele der revolutionären Arbeiterbewegung“ durch die SED folgt die Ausprägung der Talente und Fähigkeiten der Persönlichkeit zum Wohle des Einzelnen und der ganzen sozialist. Gesellschaft.“ S. 77

Wer sich gegen diese Ausprägung der ganzen Persönlichkeit stellt ist nicht Teil der Gesellschaft.

Es geht um die Schaffung eines neuen Menschen. Ein Experiment. Es ist gescheitert.

c.
hugo
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Re: Schießbefehl
geschrieben von hugo
als Antwort auf seewolf vom 19.11.2009, 20:50:18
tja,,und wenn wir mal berücksichtigen das sich kurz vor dem 13. August 1961 Chrustschow und Kennedy (beim Treffen in Wien) in der Deutschland-, und Berlinfrage zerstritten und somit nichts weiter als dieser Mauerbau übrigblieb, um Schlimmeres zu verhindern, dürfte einiges verständlicher werden,,

Zitat aus dem Gesprächsprotokoll:
Kennedy an Chrustschow:
"Ich bitte Sie jedoch, eine Grenze zu ziehen zwischen dem Abschluß eines Friedensvertrages und der Frage unseres Zugangs und unserer Rechte in Westberlin. Ich hoffe, daß sich mit der Zeit Möglichkeiten für die Ausarbeitung von Maßnahmen ergeben werden, die auf die Gewährleistung einer befriedigenderen Lage in Berlin abzielen. Am meisten bin ich darüber besorgt, es zu keinem direkten Zusammenstoß zwischen uns in einer so wichtigen Frage wie Berlin kommen zu lassen."

In diesen Rahmen passt dann wohl auch Ulbrichts Antwort auf die Frage: "Sind die Schüsse an der Mauer nicht ein viel zu hoher Preis?"
Antwort Ulbricht:,,Auch da bleibt mir keine Wahl. Es wird zwar nicht immer geschossen, wie die Statistik beweist, aber ohne Schießbefehl hätten wir die Mauer gar nicht erst zu bauen brauchen. Jeder Schuss an der Mauer ist zugleich ein Schuss auf mich. Damit liefere ich dem Klassenfeind die beste Propagandawaffe. Den Sozialismus und damit den Frieden aufs Spiel zu setzen, würde aber unendlich mehr Leben kosten."

wie schon gesagt, schade das es kein Protokoll gibt,, Ulbricht kann nicht mehr befragt werden.
und warum mir dieser Artikel dieses Gespräch erst 20 Jahre nach der Wende zugänglich ist,,läßt wieder neue Fragen offen ,,oder hast Du eine Möglichkeit eine Idee, die Erstveröffentlichung zu ermitteln ?

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hugo
mulde22
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Re: Schießbefehl
geschrieben von mulde22
als Antwort auf carlos1 vom 19.11.2009, 21:32:47
Carlos!
Sehr gut Deine Gedankengänge-das erklärt einiges!
Nur, nun bleibt die Frage Können es einige der User auch selbst verinnerlichen, besonders die stets "besserwissenden Besserwisser"?
Niemande von denen hat doch auch nur 1 Tag dort gelebt,was sie so mit aller Macht den anderen vorwerfen!
Doch,die Vorwürfe wir hätten falsch gelebt, gab es zuhauf !
Das änderte erst dann als diese "Kritiker" begriffen,
es gab doch ausser Schiessbefehl und Stasi auch ein
alltägliches Leben!
Da konnte dann merken , man ruderte zurück und wollte es so nun auch nicht gemeint haben.
Nur den einseitigen Tunnelblick sind sie immer noch los!
Die, jenigen aber-die das vergesellschaftliche leben
miterlebt haben und heute lauthals rufen wir waren auch dagegen- haben keinen Platz in den Gesellschaftlichen leben gefunden oder anders gesagt sie wollten oder wurden von der "Gesellschaft" nicht anerkannt.
Das konnten eine Menge Gründe haben, die aber jeder bei sich selber suchen muss!
wo die "Gesellchaft" nicht immer verantworlich gemacht werden kann!

Deine, hier vorgestellte Meinung sollten sich die mal zu Herzen nehmen die das leben im Osten nur aus der der Sicht des "Grundgesetzes" sehen wollen!
Da sind ja nu auch etliche Gechenisse passiert die im Namen des Volkes behandelt wurden aber fern allen Volkeswillen geschehen sind!
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mulde22
hafel
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Re: Schießbefehl
geschrieben von hafel
als Antwort auf mulde22 vom 20.11.2009, 08:20:46
Mulde, um Geschichte zu beurteilen muss man nicht unbedingt dort gelebt haben oder Zeitzeuge gewesen zu sein.

Du äußerst Dich doch doch auch über historische Begebenheiten, ohne persönlich dabei gewesen zu sein.
Natürlich haben "direkt Betroffene" eine andere Sichtweise, aber es ist eben nur eine Momentaufnahme. Die Gesamtbeurteilung ergibt sich aus "dem Ganzen".
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hafel

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