Aktuelle Themen SED-Opferrente

gerry
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SED-Opferrente
geschrieben von gerry
Um es gleich vorweg klarzustellen, ein eigentliches "Stasi-Opfer" bin ich nicht, auch wenn ich nach den Weltfestspielen 1951 diesbezügliche Erfahrungen in einem Stasi-Keller machen mußte. Ich verstehe das unwürdige Gezerre um die Stasi-Opferrente nicht.
Wie können Bundestagsabgeordnete, darunter der ehem. freiheitsbewegte Herr Vaats auf dieses Machwerk noch stolz sein?
Sie haben die Sache der in der DDR Verfolgten in unerträglicher Weise verraten.
Die Koalitionäre wollten schnell noch glänzen, anders ist es nicht zu verstehen, ein solches "Gesetz" auf den Weg zu bringen, das Opfer 3. und 4.Klasse schafft. Schon die Tagesordnung im Bundestag sagte einiges aus: Eine Stunde für tausende von Jahren Zuchthaus!
Es hätte wohl eine andere Wirkung gehabt, hätte man am 17. Juni eine Gesetz verabschiedet, das auf die Opfer zugeht und sie in die Gesellschaft zurück holt.
Nein, man läßt die Täter gewähren, die immer frecher auftreten, ihre Opfer verhöhnen, ihre Taten verharmlosen, bestreiten und sogar zu rechtfertigen versuchen.
Es ist widerlich mit ansehen zu müssen, mit welcher Arroganz die alten Kader der Stasi wieder auftreten und sich wieder Plattformen verschaffen. Außerdem sind sie finanziell durch die Hilfe der Bundesregierung viel besser abgesichert als ihre Opfer.
es ist schade um das hohe Gut der Menschlichkeit und der Demokratie, für das Viele in die Zuchthäuser des SED-Stasi-Staats gegangen sind.
Ihnen gegenüber hätte dieser Staat eine besondere Fürsorgepflicht. Er schützt aber - wie stets - lieber die Täter.
--
gerry
hugo
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Re: SED-Opferrente
geschrieben von hugo
als Antwort auf gerry vom 21.06.2007, 11:35:14
hallo gerry,,magst du denn die Bundesrepublik gar nicht ein bisschen leiden ?

Ich finde sie gaaanz doll gut, bis auf einige Dutzend Mängel die ihr noch -oder schon wieder- anhaften.,,und einer davon ist, das man eine tüchtige und finanzkräftige Lobby braucht um seine Wünsche ins rechte Licht zu setzen.

Aber sie hat auch einige Dutzend Vorteile..und einer davon ist das man sich tüchtig echauffieren kann und aufmucken und kritisieren, ohne das sich das Geringste ändert, wenn man sich nicht mit Gleichgesinnten zusammentut.

Es liegt wohl nicht nur an der Sparsamkeit der Regierung das die Opferrentenregelungen so zögerlich und auf niedrigem Niveau zum Tragen kommen, sondern wohl auch an der Meinung einer großen Zahl von Menschen, welche diesen Fakt eher sachlich als emotional bewerten.

Ich war neulich auch schon überrascht, als ich die tatsächlichen Opferzahlen las,,ich bin von erheblich mehr -bis zum Hundertfachem- ausgegangen. Hatte mich aber nach den westdeutschen Medien gerichtet, welche in den letzten 30 Jahren eine Unmenge gräusliche Berichte über schlimme Untaten in Ostdeutschen stasibetreuten Gefängnissen ans Tageslicht brachten.


hugo
gerry
gerry
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Re: SED-Opferrente
geschrieben von gerry
als Antwort auf hugo vom 21.06.2007, 12:06:40
hugo schrieb am 21.06.2007 um 12.06:
> hallo gerry,,magst du denn die Bundesrepublik gar nicht ein bisschen leiden ?

> Ich finde sie gaaanz doll gut, bis auf einige Dutzend Mängel die ihr noch -oder schon wieder- anhaften.,,und einer davon ist, das man eine tüchtige und finanzkräftige Lobby braucht um seine Wünsche ins rechte Licht zu setzen.

> Aber sie hat auch einige Dutzend Vorteile..und einer davon ist das man sich tüchtig echauffieren kann und aufmucken und kritisieren, ohne das sich das Geringste ändert, wenn man sich nicht mit Gleichgesinnten zusammentut.

> Es liegt wohl nicht nur an der Sparsamkeit der Regierung das die Opferrentenregelungen so zögerlich und auf niedrigem Niveau zum Tragen kommen, sondern wohl auch an der Meinung einer großen Zahl von Menschen, welche diesen Fakt eher sachlich als emotional bewerten.

> Ich war neulich auch schon überrascht, als ich die tatsächlichen Opferzahlen las,,ich bin von erheblich mehr -bis zum Hundertfachem- ausgegangen. Hatte mich aber nach den westdeutschen Medien gerichtet, welche in den letzten 30 Jahren eine Unmenge gräusliche Berichte über schlimme Untaten in Ostdeutschen stasibetreuten Gefängnissen ans Tageslicht brachten.


> hugo

Mich überraschen diese niedrigen Opferzahlen nicht. Man wartet mit der Opferrente, bis genügend Empfangsberechtigte weggestorben sind.
--
gerry

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rolf †
rolf †
Mitglied

Re: SED-Opferrente
geschrieben von rolf †
als Antwort auf gerry vom 21.06.2007, 11:35:14
Was soll das sagen:
Schon die Tagesordnung im Bundestag sagte einiges aus: Eine Stunde für tausende von Jahren Zuchthaus! ?

Sollte die Diskussion tausende von Jahren, Monaten, Tagen oder Stunden dauern?
--
rolf
ehemaligesMitglied57
ehemaligesMitglied57
Mitglied

Re: SED-Opferrente
geschrieben von ehemaligesMitglied57
als Antwort auf gerry vom 21.06.2007, 11:35:14
gerry schrieb:
"Sie haben die Sache der in der DDR Verfolgten in unerträglicher Weise verraten."

Nunmal sachte, gerry, immerhin bekommen die sog. SED-Opfer eine monatliche Rente von 250,- €, und das ist doch besser als gar nichts, oder?
Man könnte angesichts dieses Beschlusses auch mal danke sagen, und nicht nur in Altherrenmanier rummeckern. Bezahlt wird der ganze Spaß schließlich aus den Steuergeldern vorwiegend der Bürger, die mit dem ganzen SED-Kram überhaupt nichts zu tun hatten.
--
gerald
niederrhein
niederrhein
Mitglied

Nur eine unmaßgebliche Nachfrage ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf gerry vom 21.06.2007, 12:31:22
Zitat: "Man wartet mit der Opferrente, bis genügend Empfangsberechtigte weggestorben sind."

Nur eine Randbemerkung bzw. Nachfrage ...
Ich kann mich natürlich irren oder unwissend sein; oder beides ...
War das mit der Entschädigung der Zwangsarbeiter nicht ebenso?
(Allerdings muß hinzugefügt werden, daß der sogenannte und explizit antifaschistische Staat DDR auch keine Probleme mit ehemaligen Nazis hatte, wenn diese nützlich waren. Wie eben die BRD und auch die US-Amerikaner; wer's nicht glaubt, sollte einmal das Kabarett "Günter Neumann und seine Insulaner" wieder hören, die bereits 1951 etc. diesen Tatbestand in ihren Programmen mehrmals erwähnten und kritisierten!)

Und wie war es im Nachkriegsdeutschland/in der BRD mit den Beamten, (höheren) Soldaten, mit den Lehrern und Hochschulehrern (die alle verbeamtet waren und vielleicht, sicher rein zufällig gelegentlich in der NSDAP etc. waren) nach 1945? Haben diese nicht eine nahtlose Versorgung bezogen? (Der Lastenausgleich erfolgte auch etwas schneller als die Entschädigung der Opfer.)

Zur DDR und der hier erwähnten Problematik kann und will ich nichts sagen, da mir - im Moment - die Detailkenntnisse fehlen.
Aber ist es nicht so, daß die gigantischen Kosten, die diese sogenannte Wiedervereinigung (verfassungsrechtlich war es übrigens keine! Deswegen konnte man auch die Frage einer neuen Verfassung (Siehe Präambel, "altes" GG) umgehen!) der deutschen Gesellschaft aufbürdete, so abgewickelt wurde wie allgemein üblich:
Die Verluste wurden und werden sozialisiert;
die Gewinne wurden privatisiert.

Das Kapitel "Vereinigungskosten", Vereinigungsgewinne und Vereinigungskriminalität wird vermutlich erst dann erforscht und publiziert werden, wenn die Verantwortlichen und Gewinner gestorben sind.

Nachdenkend
Die Bertha
vom Niederrhein


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gerry
gerry
Mitglied

Re: Nur eine unmaßgebliche Nachfrage ...
geschrieben von gerry
als Antwort auf niederrhein vom 21.06.2007, 16:55:52
niederrhein schrieb am 21.06.2007 um 16.55:
> Zitat: "Man wartet mit der Opferrente, bis genügend Empfangsberechtigte weggestorben sind."

> Nur eine Randbemerkung bzw. Nachfrage ...
> Ich kann mich natürlich irren oder unwissend sein; oder beides ...
> War das mit der Entschädigung der Zwangsarbeiter nicht ebenso?
> (Allerdings muß hinzugefügt werden, daß der sogenannte und explizit antifaschistische Staat DDR auch keine Probleme mit ehemaligen Nazis hatte, wenn diese nützlich waren. Wie eben die BRD und auch die US-Amerikaner; wer's nicht glaubt, sollte einmal das Kabarett "Günter Neumann und seine Insulaner" wieder hören, die bereits 1951 etc. diesen Tatbestand in ihren Programmen mehrmals erwähnten und kritisierten!)

> Und wie war es im Nachkriegsdeutschland/in der BRD mit den Beamten, (höheren) Soldaten, mit den Lehrern und Hochschulehrern (die alle verbeamtet waren und vielleicht, sicher rein zufällig gelegentlich in der NSDAP etc. waren) nach 1945? Haben diese nicht eine nahtlose Versorgung bezogen? (Der Lastenausgleich erfolgte auch etwas schneller als die Entschädigung der Opfer.)


> Zur DDR und der hier erwähnten Problematik kann und will ich nichts sagen, da mir - im Moment - die Detailkenntnisse fehlen.
> Aber ist es nicht so, daß die gigantischen Kosten, die diese sogenannte Wiedervereinigung (verfassungsrechtlich war es übrigens keine! Deswegen konnte man auch die Frage einer neuen Verfassung (Siehe Präambel, "altes" GG) umgehen!) der deutschen Gesellschaft aufbürdete, so abgewickelt wurde wie allgemein üblich:
> Die Verluste wurden und werden sozialisiert;
> die Gewinne wurden privatisiert.

> Das Kapitel "Vereinigungskosten", Vereinigungsgewinne und Vereinigungskriminalität wird vermutlich erst dann erforscht und publiziert werden, wenn die Verantwortlichen und Gewinner gestorben sind.

> Nachdenkend
> Die Bertha
> vom Niederrhein

Ja Bertha, da kann ich Dir nur zustimmen. Die Kosten der sogen. Wiedervereinigung hatte der Großteil der Bevölkerung zu tragen. Die Gewinne verschwanden in dunklen Kanälen. Bei der "Treuhand" hat sich so mancher gesundgestoßen. Man hat auch den Tod von Rohwedder nie aufgeklärt. Wahrscheinlich steckten Leute dahinter, denen er auf die Schliche gekommen war. Aber hier zu spekulieren, wäre ein weites Feld.


--
gerry
hugo
hugo
Mitglied

Re: Nur eine unmaßgebliche Nachfrage ...
geschrieben von hugo
als Antwort auf niederrhein vom 21.06.2007, 16:55:52

Das Kapitel "Vereinigungskosten", Vereinigungsgewinne und Vereinigungskriminalität wird vermutlich erst dann erforscht und publiziert werden, wenn die Verantwortlichen und Gewinner gestorben sind.

und ?? hat jemand etwas anderes erwartet ?

Vielleicht dachten einige Unvoreingenommene, Ewighoffende, Nichtinvolvierte,,das tatsächlich schnelle Aufarbeitung, Klärung und Nachbearbeitung erfolgt,,aber denkste,,,

mich würde das aber froh und nachdenklich zugleich machen. *G*

hugo
florian
florian
Mitglied

Re: SED-Opferrente
geschrieben von florian
als Antwort auf hugo vom 21.06.2007, 12:06:40
Mein Freund Hugo,

mich wundert es, dass du nicht für die DDR in die Bresche springst :)

Hoffe verstehst wie ich das meine. *gg*
--
florianwilhelm18
hugo
hugo
Mitglied

Re: SED-Opferrente
geschrieben von hugo
als Antwort auf florian vom 21.06.2007, 19:27:43
hallo flori,,,Du darfst Dich wundern,,,nur, bedenke, wenn ich für die BRD in die Presche springe dann müsste ich zu folgender Denkart gelangen:

Ich bin dafür das die SED Opfer eine monatliche Rente von mindestens 1500 Euro bekommen und das ungefragt und ohne Antragstellung.

Aber: ich möchte keinesfalls auch nur mit einem Cent daran beteiligt werden, denn diese Gelder werden die Zukunft um keinen Deut sicherer machen,,,

Dann bin ich dafür das Bürger wie DU ein fürstliches Bafög bekommen oder Lehrgeld usw, und ich bin dafür das ich an den Kosten beteiligt werde (ein solches Opfer zahl ich gerne)da sich um Deutschland Zukunft handelt,,,

Bei der Opferrente sollte klar sein, ob es sich um Entschädigung für finanziell Entgangenes handelt (dann sollten bei einigen, hunderttausende Euro nicht ausreichen und andere wären mit 5 Euro überbezahlt, eine Gerechtigkeit kanns da nicht geben) oder ob es mehr eine symbolische Wiedergutmachung und Anerkennung sein soll, dann finde ich diese Pokern um die finanziellen Details unangebracht.

Bedenke nach der Lesart westlicher Medien und Politiker waren ca 15 Millionen DDR Bürger Opfer dieses Regimes,, oder ? und nun sind es die Ex-Altbundesbürger die in Ihre Opferrolle geschlüpft sind und die Folgen finanzieren,,, *g*

hugo

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