Aktuelle Themen SED-Opferrente

niederrhein
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Re: SED-Opferrente
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf gerry vom 21.06.2007, 18:01:16
Zitat:
"Ja Bertha, da kann ich Dir nur zustimmen. Die Kosten der sogen. Wiedervereinigung hatte der Großteil der Bevölkerung zu tragen. Die Gewinne verschwanden in dunklen Kanälen. Bei der "Treuhand" hat sich so mancher gesundgestoßen. Man hat auch den Tod von Rohwedder nie aufgeklärt. Wahrscheinlich steckten Leute dahinter, denen er auf die Schliche gekommen war. Aber hier zu spekulieren, wäre ein weites Feld."

Vielleicht trage ich "Eulen nach Athen" ... (?), wenn ich auf das Drama (wohl eher ein Lesestück, literaturwissenschaftlich eingeordnet) "Wessis in Weimar( (1993) von Rolf Hochhuth hinweise?

Schönen Gruß
B.

Dazu von der dtv-Webseite:
"Die Menschen in den »fünf neuen Bundesländern« werden mit Wissen der Politiker seit der sogenannten Wiedervereinigung systematisch ausgeplündert, gedemütigt und kolonialisiert. Dies ist die zentrale These Hochhuths, die er mit zahlreichen Dokumenten und Analysen belegt und in neun dramatische Szenen umgesetzt hat. Die Sprengkraft dieser Texte zeigt sich beim Lesen noch stärker als auf dem Theater. Viel Wut, Verbitterung und Enttäuschung sind in dieses Buch eingegangen.

»Hochhuth klagt jene an, die verscherbeln und ergaunern, denen palitökonamisches Kalkül über die Menschlichkeit geht, gleich, ob sie in der Treuhandanstalt, in Parteizentralen oder Bonner Regierungsämtern sitzen.«
›Schweizer Feuilletondienst‹"
(http://www.dtv.de/_google/titel/titel11849.htm)


ehemaligesMitglied57
ehemaligesMitglied57
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Re:
geschrieben von ehemaligesMitglied57
als Antwort auf niederrhein vom 21.06.2007, 19:43:39
Ich stecke nicht so in der Materie, aber gibt`s in diesem Zusammenhang eigentlich Kriterien, an denen sich orientiert werden kann, ob man nun ein SED-Opfer ist oder nicht?
--
gerald
susannchen
susannchen
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Re:
geschrieben von susannchen
als Antwort auf ehemaligesMitglied57 vom 21.06.2007, 22:02:28
Ja, mindest 6monatiger Gefängnisaufenthalt wegen politischer Verfolgung.
--
susannchen

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hugo
hugo
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Re:
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaligesMitglied57 vom 21.06.2007, 22:02:28

gerald: Kriterien, an denen sich orientiert werden kann, ob man nun ein SED-Opfer ist oder nicht?

Da brauchen wir ja nur mal die Leute fragen. Bist Du Opfer gewesen und möchtest eine fette Rente deswegen, ja oder ja ?? *g*

Na, mal nur so dahergesagt:
Ich war Erstens: Bevorzugter des SED Regimes weil ich:
- eine sorgenfreie Jugend hatte
- günstig subventionierte Waren der Grundversorgung bekam,
- niemals auch nur einen Tag an Arbeitslosigkeit, Sozialhilfe usw. denken musste
- im Konsum und der HO einer unter Gleichen war, (bis auf die paar Bückwarendifferenzen)
- viele Dinge sagen und Tun durfte, von denen behauptet wird man durfte nicht
- mir niemals ernsthaft Gedanken machen musste wegen Krankenkassen, Beiträgen, Renten,,
- mir niemals Jemand mit blöder Werbung auf den Keks ging,
- keiner mir beim Geld anlegen und vermehren helfen wollte,,,
- nie vor einem W.Pieckbildnis ausgespuckt habe,,
und noch ne Menge anderer doofer Gründe

Ich war zweitens Opfer des SED Regimes weil ich:
- ohne besondere Vorkommnisse nicht entweichen durfte,,und dorthin wo ich auch gerne mal hinwollte, schon gar nicht.
- Beiträge für Junge Sanitäter, Pioniere, FDJ, DSF, Kleingartenverein bezahlen musste,,
- politische Parolen an jeder Ecke, Wandzeitungen, in den Medien und an vielen öffentlichen Gebäuden betrachten und mir meine Gedanken machen musste.
-mich von Schulzwang, Ausbildungszwang, Arbeitspflichten, nicht grundlos lösen konnte,
-nicht unbescholten und unbeschadet diesem gescholtenem Regime schaden durfte,,
- nicht mal mit meiner Westverwandtschaft angeben durfte und Ihr auch einige beschränkte Einschränkungen in meinem Berufsleben verdanke,,,
und noch 1000 andere blöde Gründe *g*

6 Monate Knast oh mein Gott, da hätte ich schon was ganz doofes anstellen müssen oder eine (aus Sicht der damaligen Führung) total verkorkste oder vom Klassenfeind eingetrichterte Meinung äußern müssen

und auch noch entsprechend die DDR schädigende Handlungen realisieren müssen (z.B. eine doppelte Luftmatratze nachts am Ostseestrand aufblasen usw.)und/oder die Grenzsicherungen in zerstörerischer Absicht aufsuchen, oder einige Gedichte mit kapitalismusfreundlichen Texten veröffentlichen, Ausreiseanträge stellen usw,,, aber ob das nun zu einer Rente berechtigen würde?

Nicht mal denjenigen die unter Gefahr für die Opfer, diese bei Nacht und Nebel über die grüne Grenze schaffen wollten und dabei erwischt wurden, hätten aus meiner Sicht eine Rente verdient.

Denn wenn man solche "Heldentaten" auf die heutige Zeit hochrechnet und ein paar Ukrainer hier hereinlotst,,,,nee so richtig gute Rente werde ich dafür wohl später mal nicht bekommen, auch wenn es heutzutage -weil es das Gesetz so vorsieht- erst mal ne saftige Strafe gibt ,,vielleicht sogar diese ominösen 6 Monate Knast,, *g*



hugo
ehemaligesMitglied57
ehemaligesMitglied57
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Re:
geschrieben von ehemaligesMitglied57
als Antwort auf hugo vom 22.06.2007, 10:16:44
Die Welt ist, wie du schön beschrieben hast, eben nicht in Gute und Böse einteilbar, und demzufolge auch nicht lupenrein in Täter und Opfer zu separieren. Es gibt sicher auch massenhaft Leute, die nicht im Gefängnis waren, und dennoch `nen gehörigen Knacks in der Zone weggekriegt haben. Aber nach den festgelegten Spielregeln: kein Knast - kein Geld. Auch die konträren Fälle sind sicher anzutreffen. Wenn jemand bspw. bei einer Republikflucht einen Polizisten erschlagen hat, und daraufhin eingelocht wurde, zählt der sich heute vermutlich auch zu den politischen Gefangenen, ist in Wirklichkeit aber ein ganz gewöhnlicher Schwerverbrecher, allerdings mit Anspruch auf Opferrente.
Oder nehmen wir das verbriefte Beispiel einer jungen Frau, die sich beim Rundfunk als Nachrichtensprecherin bewarb. Da sie stark lispelte, wurde sie abgelehnt. Den Leuten erzählte sie, man hatte sie nicht genommen, weil sie nicht in der SED sei. Solche gerieren sich heute auch als Opfer.
Dieses Gesetz dient kaum zur Schaffung von Gerechtigkeit. Ich finde es darüberhinaus ein Unding, dass bei einer Überschreitung der Altersrente von 1050,- € diese "Opferrente" angerechnet bzw. nicht gezahlt wird.
--
gerald
gerry
gerry
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Re:
geschrieben von gerry
als Antwort auf ehemaligesMitglied57 vom 22.06.2007, 11:24:32
gerald schrieb am 22.06.2007 um 11.24:
> Die Welt ist, wie du schön beschrieben hast, eben nicht in Gute und Böse einteilbar, und demzufolge auch nicht lupenrein in Täter und Opfer zu separieren. Es gibt sicher auch massenhaft Leute, die nicht im Gefängnis waren, und dennoch `nen gehörigen Knacks in der Zone weggekriegt haben. Aber nach den festgelegten Spielregeln: kein Knast - kein Geld. Auch die konträren Fälle sind sicher anzutreffen. Wenn jemand bspw. bei einer Republikflucht einen Polizisten erschlagen hat, und daraufhin eingelocht wurde, zählt der sich heute vermutlich auch zu den politischen Gefangenen, ist in Wirklichkeit aber ein ganz gewöhnlicher Schwerverbrecher, allerdings mit Anspruch auf Opferrente.
> Oder nehmen wir das verbriefte Beispiel einer jungen Frau, die sich beim Rundfunk als Nachrichtensprecherin bewarb. Da sie stark lispelte, wurde sie abgelehnt. Den Leuten erzählte sie, man hatte sie nicht genommen, weil sie nicht in der SED sei. Solche gerieren sich heute auch als Opfer.
> Dieses Gesetz dient kaum zur Schaffung von Gerechtigkeit. Ich finde es darüberhinaus ein Unding, dass bei einer Überschreitung der Altersrente von 1050,- € diese "Opferrente" angerechnet bzw. nicht gezahlt wird.
> --
> gerald
Doch leider ist es so, daß im Nachhinein die Täter - angefangen vom Stasi-Knastwärter über die "Vernehmer" bis hin zum Stasi-Obersten, alle die Höchstrenten kassieren und nach einem Urteil des BVG noch horrende Nachzahlungen bis zu über 100 000.-€ bekamen.
Doch anscheinend hackt auch hier eine Krähe der anderen kein Auge aus.

--
gerry

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florian
florian
Mitglied

Re: SED-Opferrente
geschrieben von florian
als Antwort auf hugo vom 21.06.2007, 19:42:46
Ach Hugo,

mehr von dir und ich hätte immer was zu grinsen.
--
florianwilhelm18
art
art
Mitglied

Re: SED-Opferrente
geschrieben von art
als Antwort auf florian vom 22.06.2007, 15:30:00
sorry, aber irgendwie wird mir etwas anders, wenn ich eure interpretationen lese, die das sed-opfergesetz betreffe.
es geht nicht darum wer wo wie lange gelebt hat. sondern darum, die mühlen des stasi-knastes überlebt zu haben.
könnt ihr euch überhaupt vorstellen, wie man sich in einer stasizelle fühlt, welche demütigungen man ertragen muß, welchen phsychischen druck man ausgesetzt ist?
und das alles nur dafür, weil man ein land verlassen möchte mit deren politischen führung man nicht einverstanden ist.
ich habe diesen terror hinter mir und noch heute alpträume. und diese 250 € lassen sie auch nicht ungeschehen.
ihr solltet bei euren äußerungen immer daran denken, dass die opfer sie lesen.

einen guten rutsch wünsche ich euch
--
art
mulde1
mulde1
Mitglied

Re:
geschrieben von mulde1
als Antwort auf hugo vom 22.06.2007, 10:16:44
SED Opferrente?
Wie viele sind wirkliche Opfer?
Wie viele von den sind durch Richter verurteilt worden
die keine Mitglieder der SED waren, es gab an den Gerichten
Richter , die den Blockparteien (Blockflöten) angehörten
und ebend auch Verstösse gegen die geltende Staatsordnung
geahndet haben.
Was für Opfer sind diese nun?
Hat sich hier schon mal irgendein User über die Ungerechtigkeit Bundesdeutscher Urteile bzw. deren Ausführung beschwert?
Man nehme doch mal den Einigungsvertrag und befasse sich mit
Dem Artikel Der Renten.
Durch einen heutigen amtierenden Minister wurde die vorgesehene Gleichheit von Unfallrente vom Tisch gewischt.
Er diktierte es sind für "Ostunfallrentner" niedrigere
Rentenberechnung punkte (Freibetrag) fest zu legen!
Das war 1989/90
Das Bundessozialgericht stellte in seinem Urteil
20. Oktober 2005 --- Az B 4 RA27/05 R
fest diese Art der Rentenberechnung ist ungesetzlich
die Bundesdeutschen Rententräger sollen dieses Ändern.
die damalige Regierung löste das ganze , in dem es Ein Gesetz erlies welches die Fehlberechnung für gesetzlich erklärte.
Darauf hin hat auf Antrag das BSG in Kassel erneut verhandelt mit dem Urteil die Freibeträge Ost sind den
Freibeträgen West anzugleichen.
Nur die Rententräger ignorieren das zweite Urteil auch.
Ergo gibt es auch CDU - Opferrente /
Bei Rücksprachen in den Örtlichen Rentenstellen bekommt
man bei Nachfragen nur eine Wischi -Waschiantwort,
die erkennen lässt als Rententräger ist man mehr an eine biologische Lösung interessiert als an eine mühevolle aber Kosten reiche Lösung
Also gibt es auch heute noch gesetzlich erlaubten Renten betrug.
Für Interessierte
Urteile
BSG 10.April 2003 Az B 4 RA 32/02 R
und
20.November 2003 - Az B13 RJ5/03 R

Die Anwendung des §§ 84a BVG ist keine Benachteiligung
der Ostrentner sondern vermeidet eine nicht begründbare
Begünstigung
Kann solche Paragraphen Deutung nicht als eine Verhöhnung
Bundesdeutscher Amtsstellen bezeichnen?
Darüber sollten man bei Euphorie zur SED Opferrente
auch mal nachdenken!
Nicht immer nur SED (die mir im eigentlichen Sinne egal sind ) nein auch die amnestierten OST-CDU und die
Ost LDPler = heute FdP ob die nicht was am Stecken haben.
--
mulde

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