Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan "gefallen" oder hatten sie einen Unfall?

Aktuelle Themen Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan "gefallen" oder hatten sie einen Unfall?

Re: Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 24.10.2008, 21:32:56
@hugo,
deine Einschätzung der Ereignisse in Afghanistan - lieber Hugo- entspricht natürlich dem, was du mit deinen Augen sehen willst. Du siehst - wie die Linken - diese Hilfe als Aggression.
So kommen dann Formulierungen zustande, die gelinde gesagt etwas eigenartig sind.

Z.B.: "Das wir (bzw unsere Soldaten)nun auch mehr und mehr zum Zielpunkt angreifender Selbstmörder werden, das haben wir uns wohl auch entsprechend "in deren Augen" verdient und bald werden die auch gar nicht mehr unterscheiden zwischen deutschen Zivilbeschäftigten, Polizeiausbildern und Soldaten,..."

Als ob Selbstmordattentäter je unterschieden hätten zwischen Zivilbeschäftigten, Polizeiausbildern und Soldaten oder Kindern, Frauen ...

"wenn ich das richtig gehört habe dann wurde auch gesagt (oder hab ichs gelesen ? ) das nicht mal 20% deutscher Mittel für Afghanistan dem Aufbau (also der friedlichen Zielstellung) und 80% dem Militär zur Verfügung stehen."

Zur Verfügung standen 43% für Aufbauarbeit und 57% für militärische Aufgaben. Das hat sich verschoben, weil die von dir genannten "Revolutionäre, Befreier, Widerstandskämpfer " in immer stärkerem Maße die schon vorhandenen afghanischen Polizeiverbände und ausländ.Truppen sowie die z.T. neu errichteten zivilen Bauten(Schulen, Straßen ...) angreifen bzw. zerstören. Amerikanische Angriffstruppen operieren in dem Gebiet nicht, für das die Bundeswehr verantwortlich ist.

Damit wir uns richtig verstehen - und ich habe das mehrfach betont - ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Einsatz deutscher Verbände in Afghanistan zum Schutz der Aufbauarbeit richtig war. Das übrigens waren und sind alle Parteien im Bundestag mit Ausnahme der Linken.
Ich selbst bin heute dafür, die militärische und damit natürlich auch die zivile Hilfe, da sie unter den Bedingungen im Land ohne militärischen Schutz nicht möglich ist, einzustellen.
Die Gründe dafür habe ich hier mehrfach genannt.
--
klaus
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.10.2008, 14:17:54
Ich selbst bin heute dafür, die militärische und damit natürlich auch die zivile Hilfe, da sie unter den Bedingungen im Land ohne militärischen Schutz nicht möglich ist, einzustellen.


Ähnlich haben sich bei der Diskussion auch Struck und Scholl-Latour geäussert. Nur geht dies aus Bündnisgründen nicht mehr so einfach, wie man sich das allgemein vorstellt.

Allerdings scheint es so, dass Rückzugsgespräche "angedacht" werden, und zwar nicht nur die deutschen Soldaten betreffend, sondern alle westlichen Militärs, einschliesslich den Amerikanern. Denn inzwischen sind sich alle einig, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist.

Der Westen wird sogar so weit gehen müssen, dass er sich nicht nur mit der afghanischen Regierung, sondern auch mit Pakistan, Iran und vor allem den Taliban selbst an einen Tisch setzen müssen.

Wann und wie weit das gehen soll, liegt allerdings in den Sternen. Auch nach einem Rückzugsbeschluss fürchtet man, dass noch ein Jahrzehnt vergehen könnte, bis sich die Soldaten aus dem Land zurückziehen können, denn dann wird die eigentliche Zeit des Aufbaus beginnen müssen.

Aber zumindest wäre das ein Ansatz zur Lösung. Ob er gelingen kann, hängt weitgehend von der zukünftigen Regierung der USA ab. Da inzwischen Obama erklärte, dass er sich selbst mit dem Teufel an einen Tisch setzen würde, wenn es dem Frieden und der Sicherheit diene, darf man wenigstens hoffen.


luchsi35
Re: Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 25.10.2008, 14:44:57
@luchsi35,
"Nur geht dies aus Bündnisgründen nicht mehr so einfach, wie man sich das allgemein vorstellt."

Ist mir schon klar ! Ich schrieb ja auch, dass ich persönlich dafür wäre.

"Der Westen wird sogar so weit gehen müssen, dass er sich nicht nur mit der afghanischen Regierung, sondern auch mit Pakistan, Iran und vor allem den Taliban selbst an einen Tisch setzen müssen."

Ich bin skeptisch, ob es Sinn macht, sich mit den Taliban-Kämfern an einen Tisch zu setzen und noch skeptischer, dass anschließend der Wiederaufbau beginnen kann.
Es soll doch nicht etwa die dann kommende Taliban-Regierung beim Wiederaufbau ihres Regimes unterstützt werden?
Oder meinst du, dass die Kämpfer sich irgendwelchen Regeln unterwerfen werden ?


--
klaus

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luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan
geschrieben von luchs35
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.10.2008, 16:32:04


Klaus, persönlich bin ich da auch sehr skeptisch, ob es Sinn macht, mit den Taliban sich an einen Tisch zu setzen. Komischerweise war sich aber die Gesprächsrunde in diesem Punkt einig, auch der ehemalige Verteidigungsminister Struck.

Das tönte etwa so nach dem Motto : Afghanen (Polizei und Militär) ausbilden, soziale Aufbauarbeit leisten - über Abzug verhandeln (auch Taliban) - dann den Afghanen überlassen, wie sie mit den Taliban fertig werden, denn es müsse aus dem Volk selber kommen. Immerhin haben heute die Taliban wieder mehr Rückhalt im Volk, dank der Bombardements der Amerikaner und Briten.

Ich möchte darüber kein Urteil abgeben, bei aller Skepsis, aber ich lebe nicht dort, weiss auch nur aus zweiter und dritter Hand, was wirklich vorgeht.
Aber sicher ist, dass es eine Lösung geben muss, denn der Krieg ist überflüssig geworden, da er nicht zu gewinnen ist.


--
luchsi35
Re: Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 25.10.2008, 16:46:28
@luchsi35,
"Komischerweise war sich aber die Gesprächsrunde in diesem Punkt einig, auch der ehemalige Verteidigungsminister Struck."

Ja - ich höre Struck richtig "brubbeln". Aber er hat im Prinzip ja Recht.
Die ganze Sache ist verfahren.

"Aber sicher ist, dass es eine Lösung geben muss, denn der Krieg ist überflüssig geworden, da er nicht zu gewinnen ist."

Da stimmen wir völlig überein.
--
klaus
eko
eko
Mitglied

Re: Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan
geschrieben von eko
als Antwort auf luchs35 vom 25.10.2008, 14:44:57
Zitat luchsi:
"Aber zumindest wäre das ein Ansatz zur Lösung. Ob er gelingen kann, hängt weitgehend von der zukünftigen Regierung der USA ab. Da inzwischen Obama erklärte, dass er sich selbst mit dem Teufel an einen Tisch setzen würde, wenn es dem Frieden und der Sicherheit diene, darf man wenigstens hoffen."

Na, dann warten wir doch mal ab, was am 4.November in den USA geschieht, dann können wir weiterreden.

Ich bin sowieso der Meinung, dass diese ganze Afghanistan-Geschichte momentan ziemlich verfahren ist. Als man sich damals entschloss, sich dort einzusetzen, das Land zu befrieden, die Taliban zurückzudrängen, dem Land beim Aufbau zu helfen, da waren sich die Beteiligten sicher darüber einig und im Klaren, dass man das durchziehen könne.

Dass die Taliban nach anfänglichen Niederlagen und Ausschaltung dann wieder in einem solchen Maße erstarken würde, damit hatte niemand gerechnet. Über die dann eingeleiteten Maßnahmen, vor allen Dingen seitens der USA, kann man verschiedener Meinung sein. Wenn das Kind erst mal im Brunnen liegt, hat jeder ganz genau gewusst, was man hätte tun müssen, um es zu verhindern. Im Nachhinein ist der Mensch grundsätzlich immer schlauer.

Jetzt, wo es brenzlig wird, einfach alles liegen und stehen lassen, halte ich für grundfalsch! Deutschland hat traditionell bei den Afghanen einen guten Ruf. Und den würde es verlieren, wenn man jetzt einfach weg ginge.

Natürlich gibt es unter den Afghanen - wie übrigens überall auf der Welt auch! - sowohl positive als auch negative Stimmen.

Und auch bei uns in Deutschland (und im ST!) gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Es gibt aber keinen "Königsweg". Es kann von Vorteil sein, wenn die Deutschen aus Afghanisten weggehen, vor allen Dingen für sie selbst, denn dann kommt kein Deutscher mehr dort ums Leben und finanziell wäre es auch von Vorteil. Es kann aber auch grottenfalsch sein, jetzt die "Flinte ins Korn" zu werfen. Wenn Struck damals den Spruch losließ, wonach "Deutschland auch am Hindukusch verteidigt" werden müsse, dann hat er schon gewusst, was er damit sagen möchte, aber leider ist das bei uns in seiner eigentlichen Aussage völlig unter die Räder gekommen. Was er meinte, ist - mal in einem Vergleich dargestellt! - dasselbe, wie wenn Bergvölker Lawinenschutz erst an ihrem Haus anfangen würden, anstatt oben am Berg, dort, wo sich die Lawine löst. So zumindest habe ich Strucks Äußerungen aufgefasst.

Nun denn, es gibt Argumente für und Argumente gegen einen Rückzug und je nach Seelenlage stellt sich der eine auf diese Seite......und der andere auf die andere Seite. Nur kann keiner behaupten, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein.

Schönen Sonntag wünscht

der e k o

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Sind die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan
geschrieben von hugo
als Antwort auf luchs35 vom 25.10.2008, 16:46:28
im Sommer letzten Jahres wiederholte ich inhaltlich einen älteren Beitrag:

"karsai ,,,eigentlich eine Marionette !? der Vorgeschichte seiner Laufbahn nach zu urteilen, nicht gänzlich abwegig.

Der Zustand der Infrastruktur für zivile Transportmittel (außer Packesel usw.) völlig ungeeignet.

Der Zustand der Landwirtschaft auf verbotene Früchte ausgerichtet völlig unterentwickelt, aber mit hervorragendem Vertriebsmanagement der Abnahme, Warenströme, Zwischenhandel, Weiterverkauf, Export,,,,

Der Zustand der sonstigen Wirtschaft: völlig am Boden

Das Sicherheitsgefühl der Einwohner vor -unplanmäßigen Ereignissen- usw. so schlecht wie vordem mit wachsender Bedrohungslage.

Eine Beruhigung der Situation, ein Ende der Gefahr durch Taliban usw. der Beginn demokratischer Verhältnisse mit dadurch steigendem Selbstbewusstsein würde die Gefahr einer Abwendung von den USA stark erhöhen.

Ich kann die Freunde der USA in Afghanistan nicht erkennen, weder ihre Führung, noch Ihre Basis, noch die Gründe oder überhaupt auch nur den Anschein,,,,

Die Amis müssten dann raus, egal wer dann das Sagen in Kabul hat. Das kann Ihnen natürlich nicht passen und käme ihren strategischen, taktischen, ökonomischen und besonders den öligen Interessen sehr ungelegen,,,

Also, so meine Befürchtung und Vermutung, (mehr ist es ja nicht *g*) das die jetzige verworrene -der Bevölkerung Not und Pein bringende Situation- noch eine Weile anhält und die Amis keine großen Anstalten machen werden eine schnelle Änderung herbeizuführen.

Ich kann nur hoffen das ich mich täusche." Zitat ende


und nun hab ich nochmal in die Petersberger und die folgenden Afghanistankonferenzen geguckt und mir die jeweils geplanten Aufgaben und Ziele mitsamt den vielen Milliardenbeträgen angesehen,,,
und ich muss sagen: zum Verzweifeln,,

Am 21./22. Januar 2002 tagte in Tokio eine Geberkonferenz für Afghanistan, die insgesamt Wiederaufbauhilfen in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar zusagte.

Am 2. Dezember 2002 fand, wiederum auf dem Petersberg, eine weitere Konferenz statt, auf der Festlegungen zur Struktur und Größe der zu schaffenden afghanischen Armee getroffen wurden.

Am 31. März und 1. April 2004 fand die vierte Zusammenkunft im Berliner Interconti-Hotel statt. Die Konferenz mit mehr als 60 Delegationen wurde durch den deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder und den afghanischen Interimspräsidenten Hamid Karzai eröffnet und stand unter dem gemeinsamen Vorsitz von Deutschland, Japan, Afghanistan und den Vereinten Nationen. Afghanistan erhielt neue internationale Hilfszusagen in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro. Ein Schlüsselthema dieser Konferenz war die Bekämpfung des Drogenanbaus im Land.

Auf der Afghanistan-Konferenz vom 31. Januar bis 1. Februar 2006 in London wurde der erfolgreiche Abschluss des Petersberg-Prozesses festgestellt und mit dem Abschlussdokument Afghanistan Compact ein Rahmen für die zweite Phase des Wiederaufbaus des Landes in den folgenden fünf Jahren geschaffen.

na, wer da das Wort "erfolgreich" interpretiert und übersetzt hat, den möchte ich niemals an verantwortlicher Stelle internationaler Politik wiedersehen.


--
hugo

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