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Aktuelle Themen Tag der offenen Tür im Altersheim

Klaus Normal
Klaus Normal
Mitglied

Tag der offenen Tür im Altersheim
geschrieben von Klaus Normal

Vorab, ich nenne den Namen des Altersheimes nicht, da ich weder positive noch negative Werbung für ein bestimmtes Altersheim machen möchte. Zumal es mir hier um grundsätzliche Dinge geht.
Obwohl ich (noch) nicht für ein Altersheim alt genug bin und auch nicht in ein Altersheim möchte, war ich beim Tag der offenen Tür im Altersheim daheim. Zum einen weil ich neugierig war und um zu sehen, ob meine Vorurteile über Altersheime bestätigt werden.
Viele sprechen von Seniorenresidenz oder betreutem Wohnungen. Für mich ist das alles im Kern Altersheim. Auch die Raumpflegerin putzt immer noch in erster Linie und pflegt nicht den Toilettenraum.
Das es im Prinzip um ein Altersheim geht, fängt schon mit der Tatsache an, daß man in diesem Fall mindestens 65 sein muß, um dort überhaupt einen Platz zu bekommen. Zieht man dort mit einem Partner ein, muß dieser mindestens 60 Jahre alt sind. Alt ist man also dann, wenn man die Altersgrenze für ein Altersheim erreicht hat.
Es gab 2 Tage hintereinander jeweils 3 Führungen. Geführt wurden in meinem Fall 15 Leute. Alle Fragen wurden beantwortet. Schon auf dem Weg zur Rezeption war mir aufgefallen, daß es in diesem Altersheim nicht nur Bewohner mit Rollstuhl oder Rollator gibt.
 
Im Folgenden spreche ich dann von Apartments, weil die meisten Apartments dort mehr als 1 Zimmer haben.
 
Das Altersheim hat circa 120 Bewohner und 22 Parkplätze für die Bewohner. Es gibt also in diesem Altersheim Bewohner die noch Auto fahren. Man man das natürlich auch andersherum sehen, in dem man darauf hinweist, daß für manche Senioren das Autofahren leichter ist als sich zu Fuß fortzubewegen.
 
 
Rauchen und Alkohol und Internet
 
Man darf in seinem Apartment rauchen. Wenn man beim Einzug darauf hinweist, daß man vorhat in seinem Apartment zu rauchen.
Im Supermarkt des Hauses war das Angebot an alkoholischen Getränken so vielfältig, daß es für einen Normaltrinker locker ausreicht.
Das Haus wird zwar aus Sicherheitsgründen um 22 Uhr abgeschlossen, aber Nachtschwärmer werden trotzdem noch zu jeder Zeit reingelassen.
Auch sonst hatte ich nicht den Eindruck, daß man dort als Bewohner gegängelt wird. Einmal im Jahr gibt es eine Vollversammlung, wo jeder Bewohner in Anwesenheit aller Entscheidungsträger seine Beschwerden offen vortragen kann.
 
Wer im Apartment einen Internetanschluss haben möchte, bekommt einen. Das bedeutet im Umkehrschluss, daß für die jetzige Generation der Bewohner das Internet nicht so wichtig ist, daß man den Internetanschluss standardmäßig anbietet. Da bin ich mir sicher, das wird sich absehbarer Zeit ändern. Das fängt jetzt schon damit an, daß Senioren Skype-Kurse angeboten werden. Damit diese mit Hilfe von Skype Kontakte nach außen pflegen können.
 
Kein Fernsehraum
 
Es gibt keinen Fernsehraum, weil die Bewohner keinen Fernsehraum wollten. Auch das ist für mich ein Indiz, daß in diesem Altersheim nicht über die Köpfe der Bewohner hinweg entschieden wird.
 
Gymnastikraum statt Indoor-Swimmingpool
 
Im Gymnastikraum kann zweimal die Woche getanzt werden oder eben auch, wie der Name des Raumes schon sagt, Gymnastik betrieben werden.
Ebenfalls 2mal die Woche fährt man mit den Bewohner zum externen Schwimmen. Am Anfang gingen da regelmäßig über 10 Leute mit, jetzt sind es weniger als 4 Leute.
Der mal angedachte Indoor-Swimmingpool wäre also rausgeschmissenes Geld gewesen. Neben den Baukosten wären noch weitere Kosten wie z. B. für die Einstellung einer Rettungskraft, vornehm als Bademeister bezeichnet, entstanden.
Letztendlich müssen solche Kosten von den Bewohner mitbezahlt werden. Auch von denjenigen, die nie schwimmen wollen.
Daher zeichnet sich ein gutes Altersheim auch dadurch aus, daß es nur sinnvolle Investitionen tätigt.
 
Die gefühlte Atmosphäre in diesem Altersheim
 
Vor jedem Apartment gibt es ein recht großes Namenschild der Bewohner. Eben weil auch die Sehkraft und das Namensgedächtnis mit dem Alter schlechter werden kann.
 
Das Altersheim verteilt einmal im Monat die Zeitung des Altersheimes. Da waren Fotos und Namen der Bewohner zu sehen.  Wer z. B. einen Schachpartner im Altersheim sucht, kann hier inserieren.
 
Bei der Führung wurden auch bewohnte Apartments angeschaut. Teilweise waren die Bewohner bei der Begehung Ihres Apartments anwesend, teilweise nicht.
Das ist für mich auch ein Indiz für eine gute Atmosphäre. Oder würden Sie so ohne weiteres 15 wildfremde Leute in Ihr Apartment reinlassen? Die bleiben dann nämlich nicht im Türrahmen stehen, sondern stiefeln auch in Ihr Schlafzimmer und in Ihre Toilette.
 
Probewohnen
 
Das Beste was mir an diesem Altersheim gefallen hat, war daß man dort für 3 Monate probewohnen darf. Dafür wird ein relativ kleines, möbliertes Apartment zur Verfügung gestellt. Ich denke, daß es beim Probewohnen nicht in erster Linie auf das Apartment ankommt. Sondern darauf, ob einem der Tagesablauf, die Umgebung und die Atmosphäre im Altersheim gefallen. Das alles läßt sich bei einer Führung nämlich nicht so schnell checken, wie besichtigte Räume und eventuell auch Grundrisse der Apartments.
Die Apartments waren alle gut geschnitten, so daß bei dem ersten Eindruck die Apartments größer erschienen als es der qm-Anzahl entspricht.
Die Baderäume waren natürlich altersgerecht. Viele Haltegriffe, begehbare Duschen, eine Leine mit der man durch Ziehen einen Alarm auslösen kann, etc. Alles so geräumig, daß man nicht Ellenbogen oder Knie verletzt. Zum Duschen muß man da nicht in die Badewanne reinkrabbeln.
 
Die Küchen in den Apartments sind nicht dafür geeignet, 10 Leute mit einem Fünfgänge Menü zu bekochen. Aber sie sind gut genug, daß man sich (und seinen Partner) von dem angebotenen Speiseplan abkoppeln kann.
Bei der Führung hätte man auch für 15 Euro an einem der  3-Gänge-Menüs teilnehmen können. Damit man sich testweise von der Qualität der Küche überzeugen kann. Ich habe das Angebot nicht angenommen, aber ich finde es gut, daß auch in diesem Punkt versucht wurde, Transparenz herzustellen.
 
Motive für den Einzug in dieses Altersheim
 
Wer alleine wohnt, ist wahrscheinlich eher geneigt in ein Altersheim einzuziehen. Das muß aber nicht pure Einsamkeit sein. Denkbar sind auch andere Fälle. Z. B., daß beim Nachbarn eingebrochen wurde und man sich deswegen allein daheim nicht mehr sicher fühlt.
 
Auch von einem Altersheim, bei dem der Eindruck entstanden ist, daß die Atmosphäre gut ist, sollte man nicht zu viel erwarten.
Alleine schon, daß kein gemeinsamer Fernsehraum gewollt war, zeigt Grenzen auf.
Wer in seinem Leben nie gesellig war, warum sollte der dann im Altersheim richtig aufblühen?
Auch kommunikativ starke Leute müssen erstmal – wie sonst überall auch – im Altersheim Gleichgesinnte finden.
 
Liquiditätscheck und Gesundheitscheck
 
Über Rente und Vermögen muß nachgewiesen werden, daß man die monatlichen Kosten für das Altersheim bezahlen kann. In einigen Fällen wurden auch Bürgen zugelassen. Meines Erachtens kann es sich dabei nur um eine selbstschuldnerische Bürgschaft handeln. Mit irgend einer weichen Absichtserklärung eines Dritten würde ich mich jedenfalls nicht zufrieden geben.
 
Einen Gesundheitscheck im engeren Sinne gibt es nicht. Da muß also niemand eine Urinprobe mitbringen.
Man setzt sich da zusammen und beredet die Dinge. Ein Altersheim ist kein Pflegeheim. Auf der anderen Seite müssen Sie auch nicht kerngesund sein.
Ich denke, es ist auch im Interesse der Bewerber die Karten offenzulegen. Alleine die Küche muß sich ggf. auf Sie einstellen, falls Sie irgendwelche Allergien haben.
Die Möglichkeit einen guten Service im Altersheim zu bieten, ergibt sich nur dann, wenn das Service Personal weiß, wo es Rücksicht zu nehmen hat oder auch wo es betreuen muß.
 
Zumindest Leute wie ich, gehen erst dann in ein Altersheim wenn irgendeine Art und Weise der Betreuung notwendig geworden ist.
 
Altersstruktur der Bewohner
 
Das hatte ich vergessen zu fragen. Aber von einem anderen Altersheim weiß ich , daß Bewohner zwischen 70 und 80 Jahre alt sind. Der Rest der Bewohner ist älter.
 
Preise
 
Die Preise kommentiere ich nicht, da die Preise so sind, wie sie sind.
 
Apartment für 1 Person circa 39 qm für circa 2200 Euro monatlich
Apartment für 1 Person circa 44 qm für circa 2270 Euro monatlich
Apartment für 1 Person circa 47 qm für circa 2800 Euro monatlich
Apartment für 1 Person circa 54 qm für circa 3500 Euro monatlich
Apartment für 2 Personen circa 47 qm für circa 3170 Euro monatlich
Apartment für 2 Personen circa 54 qm für circa 3500 Euro monatlich
 
Die Apartments sind nicht möbliert. Folglich bringt jeder Bewohner seine eigenen Möbel mit.
 
Fazit:
 
Die Führung im Altersheim war für mich interessant, weil mir dann noch klarer geworden ist, daß ich nie in ein Altersheim gehen würde, bei dem man als Bewohner gegängelt wird und wo ständig jemand versucht an einem herumzuziehen. Das brauche ich nicht. Ich bin schon so alt, daß ich „erwachsen“ bin.
 
In diesem Altersheim könnte ich mir vorstellen zu wohnen. Keine Gängelei, keine unnötigen Regularien, man kann im Rahmen üblicher Normen machen, was man will.  Die Atmosphäre scheint auch gut zu sein.
 
Aber dennoch lautet weiterhin meine Devise: So spät wie möglich ins Altersheim. Solange ich nicht vereinsamt bin und solange ich die täglichen Dinge des Lebens (notfalls Rollator) selber einkaufen kann, gehe ich nicht ins Altersheim.
 
Nach 1427 Wörtern möchte ich noch kurz auf mein E-Book „Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!“ verweisen, das bei Amazon gekauft oder ausgeliehen werden kann. Das Thema „Altersheim“ steht dort nicht im Vordergrund.
 
MfG
Klaus Normal

Klara39
Klara39
Mitglied

RE: Tag der offenen Tür im Altersheim
geschrieben von Klara39
als Antwort auf Klaus Normal vom 07.06.2018, 17:13:35

Danke für Deinen informativen Bericht, Klaus Normal Liest sich für mich wie ein utopischer Roman, denn meine "Durchschnittsrente" würde grad für die Hälfte der Miete des kleinsten Appartements reichen.
Ist bestimmt eine "Seniorenresidenz" und kein Altersheim!?
Ich hoffe, ich kann vorher den Löffel beiseite legen!
Klara

youngster
youngster
Mitglied

RE: Tag der offenen Tür im Altersheim
geschrieben von youngster
als Antwort auf Klaus Normal vom 07.06.2018, 17:13:35

Hallo Klaus,

das was du beschrleibst ist kein Altersheim sondern ein "hochwertiges betreutes wohnen."

Das schließe ich aus der Preisstruktur und deiner Angaben, dass du dort nicht gegängelt bzw. bevormundet wirst. Ausserdem ist aus deinen Ausführungen nicht eindeutig klar was alles in dem Preis enhalten ist. Ich vermute mal neben der ganzen Infrastruktur die dieses Haus bzw. diese Residenz bietet auch eine gewisse Verpflegung. Aber egal die Preise sind schon sehr happig und für dieses Geld muss man schon mehr erwarten können als nur das "nackte warme Appartement".

Nun muss aber auch weiter gedacht werden, denn nach dem "betreuten wohnen" kommt heute oft auch der Pflegefall der dann den Umzug in ein Pflegeheim nach sich zieht oder zumindest dann in deinem Appartment ein u.U. aufwendige pflegerische Betreuung und da fallen dann weitere hohe Kosten an, die durch die gesetzliche Pflegekasse nur tw. abgedeckt sind. Um die Lücke abzudecken - falls nicht durch eine private Pflegeversicherung oder eigenes Vermögen geschlossen - bedeuted dann Zahlung durch die Agehörigen bzw. durch den Staat sofern er in diesem gehobenen Heim zahlen würde oder Umzug in ein niedriger angesiedeltes Pflegeheim. Aber egal wie auch immer in diesem Moment tritt dann leider die Bevormundung und Gängelung der pflegebedürftigen Menschen ein und mit dem selbstbestimmten Leben ist es zwangsläufig vorbei ob man das gut heissen möge oder nicht.

So lange du nicht pflegebedürftig bist kannst du gut entweder in deiner eigenen Wohnung oder in einer Alterresidenz in einem betreuten wohnen leben. Ja nach deinem körperlichen Zustand und deinen pegonären Verhältnissen kannst du dir das richtige Haus aussuchen und dich darin frei und unbevormundet bewegen eben bis der Pflegefall eintritt und dieser tritt heute immer öfter ein. 

Das ist meine Meinung zu diesem Thema die niemand mit mir teilen muss.

Gruß youngster 

olga64
olga64
Mitglied

RE: Tag der offenen Tür im Altersheim
geschrieben von olga64
als Antwort auf youngster vom 09.06.2018, 18:26:36

Youngster,d as ist aber der springende Punkt: die Menschen in unserem Alter oder noch jünger sollten sich frühzeitig darum kümmern,wie sie sich ihr Alter und den Aufenthalt vorstellen. Und zwar realistisch unter Einbeziehung auch des schlimmsten Falles, der Pflegesituation.
Es hilft, sich auch vorher darüber mit der Pflegeversicherung zu unterhalten. Wenn es um die finanzielle Eigenbeteiligung geht, ist natürlich auch das schon zu spät, weil man so früh wie möglich mit dem "Sparen" anfangen sollte, um diese Situation für sich lebbar zu machen und möglichst nicht alles auf Kinder usw zu übertragen, bzw. "den Staat". Da hilft nur persönliche Ehrlichkeit und Konfrontation mit der Gesamtsituation - man sollte sich nicht selbst belügen oder sich eine Realität vorgaukeln, die es so vermutlich nie geben wird. Wenn wir alle immer älter werden, bleibt dies nun mal nicht aus, dass man sich auch um die letzte Lebensphase selbst und zeitgerecht kümmern muss. Olga


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