Aktuelle Themen Tschüss Manne Krug

olga64
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Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.10.2016, 12:27:16
Damals als Wolf Biermann bei seinem Konzert in Köln die Ausbürgerung mit sofortiger Wirkung erklärt wurde, erklärten sich viele Künstler in der DDR mit ihm solidarisch. Ausser Manfred Krug waren dies m.W. auch Hilmar Thate (auch kürzlich verstorben) mit Ehefrau Domröse.
Aber ich denke, wir Wessis haben auch zeitlichen Anteil an Herrn Krug: sein Geburtsort ist Duisburg, wovon er im Alter von 12 Jahren mit seinem Vater wegzog, da dieser in Brandenburg in einem Stahlwerk arbeiten wollte.
Die DDR verliess er dann 1977 wieder (übrigens gelang es ihm, einen Grossteil seines Eigentums, auch Antiquitäten, mitzunehmen, was er ja auch gerne erzählte). Alles in allem lebte er 28 Jahre in der DDR, die dann 12 Jahre nach seinem Wegzug endgültig untergegangen war.
Warum sollte ihn also zur Stasi zugehörig verdächtigen? DA lag und liegt schon vielen seiner Fans immer noch die Telekom-Posse im Magen, weil diese ihm vertrauten als er dafür geworben hatte und viel, viel GEld verloren. Olga
Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf justus39 vom 28.10.2016, 14:21:45
"Es sei denn, es steckte ein ganz rafinierter Plan dahinter, der aber nicht aufging."


Na klar - wir hatten doch Planwirtschaft.
dutchweepee
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Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.10.2016, 12:27:16
@marina Ich bin nicht auf diese Idee gekommen und will diesen Gerüchten auch keinen Vorschub geben. Diese Vermutungen kursierten schon zu DDR-Zeiten in Künstlerkreisen. Auch wegen der vielen Extravaganzen und Privilegien, die ihm zugestanden wurden und die andere Publikumslieblinge nicht genießen konnten.
Die DDR verliess er dann 1977 wieder (übrigens gelang es ihm, einen Grossteil seines Eigentums, auch Antiquitäten, mitzunehmen...
geschrieben von olga

Das ist richtig olga. Sogar seine gesamte Oldtimer-Flotte durfte er mitnehmen. Das war einmalig in der "DDR-Ausreise-Geschichte". Andere Künstler, die die DDR verließen, haben beinahe Alles verloren, so dass dies durchaus Zündstoff für Spekulationen war. Mir ist das absolut egal - er bleibt mein Manne.

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olga64
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Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von olga64
als Antwort auf dutchweepee vom 28.10.2016, 16:53:26
Ich gönne IHnen Ihre Begeisterung für diesen Mann von Herzen. ABer so richtig life haben Sie das alles nicht miterlebt, wenn Ihre Angaben zu Ihrem Alter richtig sein sollten. Beim VErlassen des ruhmreichen Arbeiter- und Bauernstaates waren Sie selbst gerade mal 14 Jahre alt und auch den Film mit dem Titel "Steine",der schon nach drei Tagen abgesetzt wurde, dürften Sie nur über Westfernsehen gesehen haben.
Haben Sie in diesem jugendlichen Alter wirklich die unterschiedlichen Behandlungen der DDR schon so intensiv verfolgt und beurteilen können? Olga
dutchweepee
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Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf olga64 vom 28.10.2016, 17:52:16
@Olga ...es ist immer wieder erstaunlich, wie Du Deine Unkenntniss des Lebens in der DDR deutlich machst - gerade wenn es um Krug geht. Bereits als zarte Erstklässler und davor, haben wir entweder in den Ferienspielen oder im Kinder-Spielfilm-Programm bei Professor Flimmrich, die Manne-Krug- Filme wie "Mir nach, Canaillen!", "König Drosselbart" (mit meinem ersten "Jugendschwarm" Cox Habbema nackt im Fischernetz), "Hauptmann Florian von der Mühle", "Käutzchenkuhle" und viel viel mehr gesehen. Später natürlich das komplette Erwachsenen-Programm - 1977 war ich ja 15 und seine Filme nicht P18.

Obwohl wir wie alle Kids und Jugendliche auf die Beatles, Stones, Rubettes etc standen, wurden die vier AMIGA-Manfred-Krug-LPs schnell heiß begehrt und erreichten Kult-Status. Jeder war froh, wenn er eine hatte.

Den Bolzen schießt Du allerdings ab, in dem Du behauptest, dass die "Spur der Steine" im Westfernsehen gezeigt worden sei. Am 28. Oktober 1989 wurde der Film im Berliner Club der Kulturschaffenden „Johannes R. Becher“ zum ersten Mal nach 1966 öffentlich gezeigt und ab 23. November 1989 wieder öffentlich in den DDR-Kinos.

Der Film erhielt durchweg wohlwollende Filmkritiken, wie auch später in Westberlin bei der Berlinale 1990. Mit 256.948 Kinobesuchern im Jahre 1990 landete "Spur der Steine" auf dem 62. Platz der Liste der erfolgreichsten Filme des Jahres in Deutschland.

Im "West"-Fernsehen lief der Film erst, als ich schon die DVD im Regal hatte. Vielleicht nennt man ihn auch deshalb einen "Regalfilm"?

*schmunzel*

.

p.s.: ...bitte erklärt mir jetzt nicht, was ein Regalfilm ist.
Gillian
Gillian
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Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von Gillian
als Antwort auf dutchweepee vom 28.10.2016, 23:35:03
Danke, Dutch, für Deine Antwort an Olga.
Genau diese Gedanken (im ersten Abschnitt) gingen mir auch durch den Kopf, ich war nur zu faul sie niederzuschreiben. Du kannst das viel besser!
Gi.

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Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 28.10.2016, 23:35:03
Manfred Krug hat in der DDR einen einzigen bedeutenden Film gedreht - bezeichnenderweise einen, der bereits kurz nach der Uraufführung verboten wurde: "Spur der Steine" aus dem Jahr 1966. Krug spielt darin einen ebenso robusten wie lebensklugen Zimmermann-Brigadier, der das Land mit aufbauen will, dabei aber unablässig in Konflikt mit der scheinbar allmächtigen Partei und der Bürokratie gerät.
[ . . . ]
Als im März 1966 der Film hochrangigen SED-Kulturfunktionären zur Abnahme vorgeführt wurde, setzte es vernichtende Kritiken - die Arbeiter und die SED seien zu negativ gezeichnet. Zu Beyers Überraschung wurde "Spur der Steine" aber nicht sofort verboten, sondern es wurde angeregt, den Film zu überarbeiten. Beyer machte ein paar kleine Kompromisse, und nun sollte der Film sogar als DDR-Beitrag für das Filmfest in Karlovy Vary im Juni 1966 angemeldet werden. Zwei Tage vor der Aufführung wurde die Zusage aber plötzlich wieder zurückgenommen. Walter Ulbricht höchstpersönlich hatte sich inzwischen "Spur der Steine" angesehen und entdeckt, dass darin Partei und Staat "in gröbster Weise verunglimpft" werden. Daraufhin wurde entschieden, dass der Film vom 30. Juni 1966 an "höchstens acht Tagen" in einigen ausgewählten Kinos der DDR gezeigt werden dürfe. Zuvor war er am 15. Juni 1966 bei den 8. Arbeiterfestspielen in Potsdam uraufgeführt worden.
[ . . . ]
Am 8. Juli 1966 verschwand "Spur der Steine" tatsächlich aus den Kinos. Einige Tage später wurde Frank Beyer auf einer "Parteiaktivtagung" von Kulturminister Klaus Gysi mitgeteilt, dass der Film "ein Machwerk in jeder Beziehung" sei. Siegfried Wagner, Kulturchef im ZK der SED, donnerte: "Wer die Hand gegen die Arbeiterklasse erhebt, dem wird sie abgehauen." "Spur der Steine" verschwand für 23 Jahre im Giftschrank. Am 28. Oktober 1989 durfte der Film erstmals wieder aufgeführt werden.
geschrieben von MDR - ein ostdeutscher Sender


Zur Information: Der Bericht ist aus einem ostdeutschen Sender, nicht vom Klassenfeind
dutchweepee
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Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2016, 16:09:45
...das alles hat keiner bestritten marina, aber wieso betonst Du so dermaßen den "ostdeutschen" Sender mdr? Bereits Stunden nach der Wiedervereinigung, wurden die Mitarbeiter bis auf wenige Ausnahmen, durch Personal aus Bayern und Hessen ersetzt. Der Rest hielt absolut die Klappe, aus Angst auch seinen Job zu verlieren.

Der aufmüpfige Jugendsender DT64 wurde ganz abgeschaltet und der RIAS draufgesetzt. Erst auf große Proteste, Straßensperrungen und Streiks von Bürgern und vowiegend Jugendlichen, wurde der Sender als mdr SPUTNIK wieder aufgeschaltet und dann über Jahre zum üblichen Trallala-Sender umgebaut.

Manfred Krug hat in der DDR einen einzigen bedeutenden Film gedreht...
geschrieben von marina (aus ihrem mdr-Zitat)

Was sind für Dich denn "bedeutende" Filme und welche "bedeutenden" Filme hat Manfred Krug denn in der BRD drehen können? Krug war ein Unterhaltungskünstler und kein Shakespeare.
Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 29.10.2016, 16:34:22
Hallo Dutsch,

das ist alles sehr interessant für mich.
Ich bedanke mich.

Ein Schmunzeln: Auch Shakespeare war ein Unterhaltungskünstler, nicht mehr und nicht weniger, nur zu einer anderen Zeit.

Gruss
Clematis
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Tschüss Manne Krug
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2016, 16:43:21
Jetzt muss ich auch schmunzeln - Du hast natürlich recht clematis, nur würde Shakespeare Heute von den Meisten nicht als Entertainer im TV-Programm empfunden und keine Quote bekommen. So weit ist es gekommen.

:)

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