Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Umstellungen im Alter

Aktuelle Themen Umstellungen im Alter

nasti
nasti
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von nasti
als Antwort auf miriam vom 23.02.2013, 18:14:01
Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer glaubte, die menschliche Existenz müsse „eine Art Fehler“ sein

„So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“
------
Und ich hadere immer noch mit mein Alter. Was noch schlimmer ist, immer weniger.......und das ist alarmierend!

Zwischen jugendlichen darf ich keine philosophische Sprüche anwenden, tu ich auch nicht. Ich bin fähig über ALLE Themen sprechen. Über neue Vorhänge, über sexuelles Leben der Mäuse, ich bin fähig neue "Nachrichten" bringen für die ältere Damen welche sitzen jeden Tag in Cafe Rewe und laden mich ein mich dazusetzen. Tue ich nicht. Bin eine individualistin, sitze alleine, wobei meine Fast Freundinnen und Kolleginnen meiden diese "volkstümliche" Cafes.Ich amüsiere mich köstlich wenn die eine alte Dame isst auf einen Tortenstück welcher Ihr nicht gehört, aber Sie trifft sich nach Hause jeden Tag. Das ist mal auch was! Einige sind schon nähe 90, trotzdem jeden Tag ist ein Treff irgendwo beim Cafe ,meistens in Rewe.
Die Blondine welcher war vor kurzem noch da ist nicht mehr da,Sie ist schon "gegangen."
Da sitzen 2 alte Engländer bei Cafe und Kuchen auch fast jeden Tag,sehen sehr intellektuelle aus, gegenüber sitzen 2 ältere Putzfrauen, neulich bin ich auch befreundet mit die Putzfrauen. Sie wissen alles!! Sie sprechen zwar sehr bayerisch und mit sprach deffekte als hätten Sie ein Knödel im Mund, trotzdem erfahre ich wer sind die 2 Engländer, wie Sie in Passau gelandet haben, mit welche Krankheuiten sich so plagen, etc.
Die letzte Reihe in Rewe Cafe ist so besetzt das mir das kommt vor wie die Vogel wenn so ganz dicht sitzen auf der elektrischen Draht. Und immer kommen neue dazu, Sie drängen sich einander und die Hauptdarstellerrinnen welcher das ganze gegründete hatten sind damit zufrieden.
Eine auch schon ewig da sitzende mit große Rechte ist häufig gefragt --wer ist die Frau da alleine??? Es geht um mich. Sie ist meine ehemalige Nachbarin, und Sie gibt Auskunft so ganz "diskret". Ich lache innerlich. Viel gute hatte Sie wahrscheinlich nicht mitgeteilt, weil die alte dicke, meine auch eine Kollegin von Volksfeste eine Wurtschenverkauferin /Sie hatte wirklich die beste Würste gehabt in ganze Passau/, Sie mag mich sehr, Sie schätzt mich hoch, Sie sagt---"Sie ist die beste und bekannteste Kunstmalerin!!! Also, die beide mit "schlechten Blick" ziehen sich zurück und lachen mich an, weil über diese Frau /das sagt auch meine Hausarzt immer über mich / erfährt man von Zeitungen mehr als so live.

Und immer wieder befinde mich in verschiedene Menschgengruppen, bin per du mit viele Stadträte/innen, bin eingeladen auf politische Veranstaltungen, befreundet mit minimum 400 Kunstmaler/Innen live. In Facebook mit 500 Kunstmaler/Innen auch.

"Wie machst du das?" fragen viele Menschen. Mein Freund staunt nicht mehr, bin so bekannt/gewesen/ wie ein buntes Hund.

Das geht alles schon zurück, kommen immer mehr jugendliche welcher mich überhaupt nicht kennen und haben auch NULL Interrese mich kennenlernen.
Ich schlafe Nachmittagstunden oder Abendstunden ein, /ganz kurz/ sogar auf meinem Stuhl in Atelier.
Und ich träume über ein Stadt, wo sich NUR ältere Leute ansiedeln,
und die jugendliche werden uns NUR bedienen.

NASTI
Medea
Medea
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von Medea
als Antwort auf nasti vom 24.02.2013, 11:42:23
Da hast Du wieder einmal liebe Nasti sehr anschaulich
geschildert, wie gerne alte Damen ihre Nachmittage in
kleinen Cafes verbringen, um dort ihre Zeit totzuschlagen -
immerhin sitzen sie nicht einsam zu Hause.

Wo mögen die Ehemänner sein, wahrscheinlich nicht mehr
von dieser Welt. Wenn ich Rückblick halte, bin ich doch
betroffen, wie schnell die Jahrzehnte verflogen sind, vielleicht
auch deswegen, weil sie nie langweilig waren, mich stets gefordert
haben, mich auf Neues einzustellen. Ich habe soeben mal gezählt,
bisher bin ich zehnmal in meinem Leben umgezogen, dabei hasse ich Umzüge.

Mittlerweile spüre ich die Jahre, die Zipperlein werden
nicht weniger, die Kräfte sind nicht mehr wie anno dunnemals,
die Luft wird dünner, die Haare silbern. (Klingt hübscher als weiß-marmoriert.)


Das Alter klopfte an
und ich habe es hereingelassen.

M.
barbarakary
barbarakary
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf Medea vom 24.02.2013, 14:24:09
Da kann ich nur zustimmen, Nastis Beitrag ist köstlich zu lesen - auch mit etwas Wehmut: Wandel überall...

Bleiben wir uns selbst treu, kontaktfreudig ohne erhobenen Zeigefinger, neugierig auf die Welt um uns herum und die, die uns per TV ins Haus geliefert wird, damit wir jederzeit mitreden und die Jugend auch mal verblüffen können! Dass wir Kontakte per PC haben, ist doch schon toll - haben nicht alle Senioren! Ohne PC wäre das Leben doch sehr viel ärmer....

Eine schöne neue Woche wünscht Allen
barbarakary

Anzeige

miriam
miriam
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von miriam
als Antwort auf barbarakary vom 24.02.2013, 18:45:47
Danke für all diese unterschiedlichen Reflexionen über das Alter - die sich aber in ihrer Weise auch ergänzen.

Natürlich sind auch Gebrechen Begleiterscheinungen im Alter.
Die Besuche beim Arzt häufen sich – und man versucht damit auch mit einer gewissen Selbstverständlichkeit bzw. Gelassenheit umzugehen.
Dies hier stellvertretend erwähnt - für auch noch andere Änderungen im Alltag eines älteren Menschen.

Erleben wir aber andererseits nicht auch eine Art von Befreiung im Alter?
Der Blick nach vorne wurde ja oft begleitet von Selbstermahnungen zur Vorsicht, vom Nachdenken über die Konsequenzen unseres Tuns, usw.

Plötzlich – oder eher allmählich, sind wir befreit von dieser vorsichtigen oder ermahnenden Betrachtungsweise.
Die Irrtümer sind längst begangen – eine nach rückwärts gerichtete Korrektur ist unmöglich - und man lernt dies auch zu akzeptieren.

Es stellt sich aber auch die Frage ob ältere Menschen dieses nicht mehr in der Mitte des Geschehens zu stehen - nicht auch wie eine Art Exil erleben?

Ich weiß es nicht. Persönlich erlebe ich es eher wie eine Art Befreiung.
Damit bekommt der Ausdruck "Ruhestand" seinen wahren oder den gewünschten Inhalt.

Miriam
nasti
nasti
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von nasti
als Antwort auf miriam vom 25.02.2013, 11:16:03
.."Die Irrtümer sind längst begangen – eine nach rückwärts gerichtete Korrektur ist unmöglich - und man lernt dies auch zu akzeptieren..."

verstehe ich nicht ganz liebe Miriam,

die Irrtümer nicht korrigieren können? Hätte ich eine Gewissheit darüber was ist eigentlich "Irrtum", ob ein Irrtum ist wirklich ein Irrtum oder nur von uns Menschen und unsere Gewohnheiten bestätigende Tugend...
Ich denke manchmal viel darüber, komme natürlich nicht vorwärts mit der Gedanke...

Ich merke es: Die Menschen mögen Diktatoren. Ob kleine oder große Diktatoren...ist auch egal. Die meiste Menschen MÖGEN Befehle, das gibt halt und Orientierung, Sie haben eine "starke" Person vor sich und müssen Sie selber nicht viel denken, also die große Selbständigkeit ist nicht für nutze..../Ich denke damit nicht an Hitler,Stalin und weitere politische Diktatoren/

Ein sehr selbständige Mensch geriet in Strudel einer Sklaverei der Freiheit, ist unfähig Befehle abzugeben worauf die andere warten.
Also. Es ist sehr kompliziert feststellen ob ich damit ein Irrtum gemacht hatte das ich mich nicht verbeugte von einer Diktatorin in meiner Familie. Hätte ich das gemacht, bin ich geliebt, belohnt /emotionell und materiell/ , akzeptiert. Weil für mich ist "unmöglich" die Diktatorische Lebensverhaltung akzeptieren, habe ich fast alles verloren...
War das mein Irrtum? Korrigieren geht es nicht mehr, damit hast du Recht. Ich muss damit leben mit die groeßte emotionelle Verluste welcher einem betreffen können.
In einer Falle meiner Rehabilitierung werde ich schon tot. Fühle mich nicht frei mit meine Fehlern.

Nasti
miriam
miriam
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von miriam
als Antwort auf nasti vom 25.02.2013, 14:23:40
Liebe Nasti,

nochmals der Satz, den du auch zitierst:

.."Die Irrtümer sind längst begangen – eine nach rückwärts gerichtete Korrektur ist unmöglich - und man lernt dies auch zu akzeptieren..."

Die Irrtümer die wir halt in der Vergangenheit begangen haben, können wir nun nicht mehr korrigieren – und wenn sie richtungweisend gewesen sind, können wir auch keine andere Richtung unserem Leben im Nachhinein mehr geben.

Du sprichst danach mit etwas Zweifel, nochmals das Wort Irrtum an – und ich gebe dir völlig recht: ob er tatsächlich als Irrtum bezeichnet werden kann, dieser andere Weg oder die Entschedung die dorthin gefürt hat, können wir nur sehr selten wissen.
Denn wir können ja diesen Weg nicht vergleichen, mit jenem anderen, den wir ja nicht gegangen sind.

Du sagst, dass Menschen Diktatoren mögen – da kann ich dir nicht so ganz zustimmen.
Vielleicht möchten viele Menschen nur klare Richtlinien, diese können aber auch in einem demokratischen System bestehen, wobei sie hier sogar meist auf der Basis von Abstimmungen entstehen..

Nasti, zwischen Anarchie und Diktatur, bestehen viele Alternativen.

Liebe Grüße

Miriam

Anzeige

Elisabet
Elisabet
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von Elisabet
als Antwort auf miriam vom 25.02.2013, 15:27:29
ist es nicht so,dass in unserem Alter der Lebensfilm als Erinnerung zurückläuft.Vielleich können wir dadurch auf der emotionalen Ebene doch noch die eine und andere Korrektur vornehmen.
Eine Jugendfreundin sagte mir kürzlich, was mir die Mutter alles angetan hat, konnt ich ihr verzeihen,aber vergessen nicht. Und ab dem Moment leuchtet es schon rot auf bei mir.Was ich irgendweg ehrlichen Herzens verziehen hab,das verblasst aber auch, ich muß nix mehr damit zu tun haben, es ist wie eine Erinnerung,die mir nix mehr anhaben kann.
Und wenn ich auf diktatorisches Verhalten bei Jemandem abfahre,darf ich mich schon selber fragen,ob ich insgeheim nicht auch so einer sein möchte,wenn ich vor so einer Macke in die Knie geh.Stell ich mich so einem Programm aber mit dem Entschluß,ein freier Mensch sein zu wollen, dann kann es zwar versucht werden,aber in Wirklichkeit kann mich sowas nicht umbringen.
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von schorsch
als Antwort auf miriam vom 25.02.2013, 15:27:29
Irrtümer kann man nachträglich nur rückgängig machen, wenn sie keine Folgen produziert hatten.
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Medea vom 24.02.2013, 14:24:09
Wo wohl all die Zeitleichen liegen werden, die wir totgeschlagen haben? )(
miriam
miriam
Mitglied

Re: Umstellungen im Alter
geschrieben von miriam
als Antwort auf schorsch vom 25.02.2013, 16:00:22
Für mich war - und ist dies eine echt bereichernde Diskussion - nochmals einen herzlichen Dank an alle.
Persönlich schreibe ich aber noch Elisabeth an:

Liebe Elisabeth – in erster Linie heisse ich dich willkommen im Forum – habe soeben festgestellt, dass du erst seit kurzer Zeit im ST bist.

Und schon eine kleine Korrektur, die betrifft den Ausdruck "in unserem Alter": da ich aber in wenigen Wochen 82 werde ... na ja!

Was aber die Korrekturen die du ansprichst betrifft – ich denke die sind immer möglich.

Persönlich würde ich eher sagen, dass der individuelle Lernprozess eigentlich nie abgeschlossen ist - und dass wir aus unseren Fehlentscheidungen, sehr viel lernen können.
Dies muss aber nicht unbedingt an das Bedürfnis oder auch die Notwendigkeit einer Korrektur gekoppelt sein.

Gruß von Miriam (muss in die Küche)

Schorsch - zu deiner Frage nach den Zeitleichen: da musst du deinen Geruchsinn einschalten...

Anzeige