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Aktuelle Themen Umstrittener Freispruch in den USA

clara
clara
Mitglied

Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von clara
Der weiße Bürgerwehr-Schütze, der einen schwarzen Jugendlichen angeblich in Notwehr erschoss, kann sich nun über den Freispruch freuen. Aber nicht allzu sehr, denn er muss Rache befürchten. Facebook - und Twitterbeiträge sind entsprechend.
In einem Radio-Interview gestern meinte ein amerikanischer Strafrechtler, der an einer deutschen Universität lehrt, dass im umgekehrten Fall - also wenn ein Schwarzer einen weißen Jugendlichen in Notwehr erschossen hätte - wahrscheinlich kein Freispruch erfolgt wäre!

Als falsch empfinde ich schon die Einberufung von fast ausschließlich weißen Beisitzern bei dem Prozess, auch wenn Begründungen dazu angeführt werden und es nach US-Strafrecht zulässig ist. Ob die Bürgerwehren überhaupt eine gute Idee sind, mag dahin gestellt sein.

Ich könnte mir denken, dass die in den USA lebenden Forenmitglieder dazu auch etwas sagen können.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-07/reaktionen-freispruch-trayvon-martin

Clara
Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 16.07.2013, 11:51:03
Ob die Bürgerwehren überhaupt eine gute Idee sind, mag dahin gestellt sein.


Vorweg, ich kann Deinem ganzen Beitrag zustimmen.

Zu dem von mir zitierten Satz:

Sobald man in seinem Wohnort, Region, Quartier mit "Übergriffen" zu tun hat oder haben könnte,
finde ich das nicht mehr lustig.
Ich möchte mich frei bewegen können.

Dazu Beispiele.
Der Weg von der örtlichen Disco zum Bahnhof, mehrere hundert Meter,
ist von der Polizei nachts zum "gefährlichen Gebiet" erklärt worden,
weil es immer wieder zu Gewaltdelikten kommt.

In meinem Umfeld gibt es immer wieder "Besuch während der Nacht".
Die "Leute" stehen plötzlich im Wohnzimmer/Schlafzimmer,
mißhandeln die Bewohner und fordern Geld.

Teils angereiste, organisierte Einbrecherbanden (oft aus Hamburg) steigen
manche Nacht irgendwo in der näheren Umgebung ein.

Mit diesen drei Beispielen im sogenannten Speckgürtel um Hamburg will ich es bewenden lassen.
Da es sich aber um mich herum abspielt, finde ich es nicht witzig.
Wer das nicht hat, kann sich glücklich schätzen.

Ich lese dann mehrfach in der Woche in den Polizeiberichten der regionalen Nachrichten.
wo wieder etwas war.
Die Polizeistation im Ort ist nachts nicht besetzt.
Woanders haben sich vereinzelt schon Bürgerwehren gebildet.

Passieren tut gefassten Tätern meist nichts.
Sie werden erkennungsdienstlich behandelt, sind oft schon polizeibekannt.
Manchmal erfährt man etwas zur Herkunft, manchmal nicht.

Wie auch immer.
Unbescholtene Bürger, die für ihr bescheidenes
Hab und Gut gearbeitet haben, sind nicht dazu da,
abgezockt und ausgeraubt zu werden.

Und zu dem schon gelesenen Statement, "dann holen wir sie aus ihren Häusern" habe
ich deshalb eine ganz persönliche Meinung,
egal wie das auch immer gemeint ist/war.

nordstern
nostalgie
nostalgie
Mitglied

Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.07.2013, 12:48:45
Wenn ein Mensch, hier ein Jugendlicher, keine Pistole oder Messer bei sich hat, heißt das ja nicht, dass er unbewaffnet ist. Oft ist der Betreffende selbst eine Waffe, zum Beispiel, wenn er Kampftechniken anwendet, gegen die der Angegriffene wehr-und machtlos ist. Die Strassengangs in Amerika, die sich hier in Deutschland auch mehr und mehr bilden, sind eine Gefahr für alle Bürger.
Und bevor ich zusehe, wie mir jemand mit den Füßen ins Gesicht springt oder zum Handkantenschlag im Genick ausholt, da würde ich auch lieber schießen, bevor der mich zu Brei haut.

Man muß immer beide Seiten sehen, und das hat mit Rassismus nichts zu tun. Jeder weiß ja mittlerweile, wie gewaltbereit Jugendliche sein können. Die schert es recht wenig, wenn sie einen Menschen tot schlagen oder tot treten, das tun sie hundertfach jeden Tag in Computerspielen. Das stumpft ab, und der Weg dahin, es mal in der Realität auszuprobieren ist ein kurzer.

Ich finde das Urteil okay.

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ehemaligesMitglied23
ehemaligesMitglied23
Mitglied

Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von ehemaligesMitglied23
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.07.2013, 12:48:45
Ich wohne auch im Speckgürtel von Hamburg und in unserer Gegend wird oft eingebrochen.

Aber, dass hier wildgewordene Waffennarren als selbsternannte Hilfsherifs durch die Gegend laufen und
auf unbewaffnete Jugendliche schießen, weil sie finden " die sehen nach Drogen aus ", ist für mich unvorstellbar.

Glücklicherweise ist sowas in Deutschland nicht möglich.
jeweller
jeweller
Mitglied

Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von jeweller
als Antwort auf ehemaligesMitglied23 vom 16.07.2013, 14:21:14
Ich lebe in einem freien Land in dem ich mich selbst verteidigen darf. Wenn bei mir einer über den den Gartenzaun steigt, weiss er, dass er sich auf meinem Grund und Boden befindet und damit meine Hausgesetze gelten. Es war sein freier Wille das zu tun, also muss er auch mit Konsequenzen rechnen. Sollte er jedoch in mein Haus einsteigen, dann werde ich selbstverständlich meine Waffe gebrauchen.
Was in Amerika geschehen ist, wird wohl für immer zwischen Täter und Opfer bleiben.

LG Hubert
Nkosi Sikelel iAfrika
clara
clara
Mitglied

Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von clara
als Antwort auf ehemaligesMitglied23 vom 16.07.2013, 14:21:14
Stellamaris, die Erlaubnis des Waffentragens in den USA sprach der erwähnte amerik. Strafrechtler (s. oben!) auch an und sagte, dies könne wie geschehen bei einer eskalierenden Auseinandersetzung zum Schusswaffengebrauch führen.

Wenn ich in meinem Link lese, Zitat, "In Florida gilt das sehr weitgehende "Stand Your Ground"-Gesetz: Schon das Gefühl der Bedrohung reicht aus, um sich gewaltsam wehren zu dürfen", dann macht mich dies nachdenklich. Ich wünsche mir so etwas auch nicht für Deutschland. Vor Jahren stand ein Rentner vor Gericht, der von diesem hier nicht existierenden Recht zur Selbstjustiz auf dem eigenen Grund und Boden Gebrauch machte und einen vermeintlichen Einbrecher hinterrücks erschoss.

Bürgerwehren waren auch Deutschland schon im Gespräch. Ich lehne sie ab, weil für die Sicherheit ausschließlich die Polizei zuständig sein sollte. Wenn kein Vertrauen in sie besteht, egal, ob in D oder den USA, ist das schlimm und müsste geändert werden. Indem eben mehr Beamte eingestellt werden und die Streifen effektiv und häufig stattfinden.

Bei dem Urteil geht es aber nicht nur um Bürgerwehren, sondern, fast noch wichtiger, um Rassismus. Dies beklagen die Bürgerrechtler und werfen es dem Gericht indirekt oder offen vor.

Clara

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Gillian
Gillian
Mitglied

Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von Gillian
Ich frage mich: Muss denn immer gleich totgeschossen werden?
Gibt es nicht auch Warnschüsse oder andere Mittel, den vermeintlichen Gegner kampfunfähig zu machen?

@clara: Der Mangel an Polizeipräsenz wird in meiner grenznahen Gegend auch heftig beklagt.
Rassismus ist in dem aktuellen Fall auch mit im Spiel, denn wie auch zu lesen war: Das Urteil wäre anders ausgefallen, wenn der Schütze schwarz und das Opfer weiß gewesen wäre.
G.
Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 16.07.2013, 15:37:25

Aber, dass hier wildgewordene Waffennarren als selbsternannte Hilfsherifs durch die Gegend laufen und
auf unbewaffnete Jugendliche schießen, weil sie finden " die sehen nach Drogen aus ", ist für mich unvorstellbar.
geschrieben von stellamaris



Bürgerwehren waren auch Deutschland schon im Gespräch. Ich lehne sie ab, weil für die Sicherheit ausschließlich die Polizei zuständig sein sollte. Wenn kein Vertrauen in sie besteht, egal, ob in D oder den USA, ist das schlimm und müsste geändert werden. Indem eben mehr Beamte eingestellt werden und die Streifen effektiv und häufig stattfinden.


Sind wir denn von wildgewordenen Waffennarren bedroht ?
Können wir denn genug Polizisten aufbieten, um Streifen effektiv stattfinden zu lassen ?

Ich habe den Eindruck, an einer anderen Stelle müsste angesetzt werden.
Eventuell in den Köpfen der Täter ?

Die Freiheit eines Menschen endet dort, wo die Freiheit des anderen Menschen beginnt.

nordstern
olga64
olga64
Mitglied

Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von olga64
als Antwort auf clara vom 16.07.2013, 15:37:25
Schlimm fand ich hier auch,dass in der Jury (den Geschworenen) nur Weisse waren. Es ist die altbekannte Tatsache, dass Amerikaner mit ihrem liberalen Waffenrecht zur Selbstjustiz greifen. Wie es aber letztendlich wirklich war, wird nie bekannt werden,da ja der junge Mann gestorben ist. Bin jetzt aber gespannt, ob aufgrund der vielen Demos eine Wiederaufnahme des Prozesses erfolgen kann und wird und mit welchem Resultat. Olga
clara
clara
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Re: Umstrittener Freispruch in den USA
geschrieben von clara
als Antwort auf Gillian vom 16.07.2013, 15:51:52
Klare Aussagen von Dir, Gillian, denen ich zustimme! In meiner Region werden eher Polizeistationen geschlossen, als neue geschaffen. Es ist hier zwar alles nicht mit (Groß)Städten zu vergleichen, aber Reifenstecher, Hauseinbrüche sogar tagsüber gibt es genug. Dabei tragen die Beamten in D nun auch seit einiger Zeit die martialisch aussehenden, aus den USA von uns übernommenen schwarzen Uniformen.

Clara

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