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EehemaligesMitglied58
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf eleonore vom 04.02.2010, 10:33:26
Pardon Eleonore, war zu schnell, ist schon i.o..
carlos1
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Re: Vergessenes Land
geschrieben von carlos1
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 04.02.2010, 08:48:46
„Sind also die juden dort 2mal enteignet worden, einmal durch Hitler und anschließend durch die siegermächte?
Das wär doch mal ne diskussion wert, aber dazu schweigt die masse der sich auf alleinschuld festgelegten.“ gram am 04.02.2010 08:48 als Antwort auf nordstern vom 03.02.2010


Michael Wieck (ich habe früher schon auf ihn hingewiesen) war der letzte Jude und Angehöriger der jüdischen Gemeinde der 1948 als Deutscher Königsberg verließ. Er berichtet, dass Juden, die sich den Soldaten der Roten Armee als verfolgte Juden zu erkennen gaben, erschossen wurden, weil man ihnen misstraute. Diesen war gesagt worden, dass Hitler alle Juden hätte umbringen lassen. Sie sahen Juden, die sich zum Judentum bekannten als verkappte Nazis an. Auch hätten die Befreier erlebt, dass Deutsche sich als Juden ausgegeben hätten. Wieck, der nur knapp im Hitlerreich dem Tod entronnen war, musste die Verfolgungen, Hunger, Quälereien, Folter erdulden, die die Deutschen erlebten. Die Familie gab sich nicht als Juden zu erkennen. (Mutter war Jüdin, der Sohn musste als Geltungsjude des Judenstern tragen). Gram, von daher gesehen ist deine Frage, ob Juden in den deutschen Ostgebieten nicht zweimal enteignet wurden leicht beantworten. Es gab für die Russen keine Juden mehr, deren Eigentum enteignet werden konnte. War es in Nazihände übergegangen, so fiel es nun in Siegerhände.


Wenn jemand den Film über das Leben M. Reich-Ranickijs gesehen hat, erinnert er sich sivcher an die Szene der Befreiung. Der russische Soldat, MP im Anschlag, glaubte erst dann Juden vor sich zu haben, als sie ein jüdisches Gebet sprachen. Zum Glück war der Soldat selbst Jude. Hans Rosenthal der sehr bekannte TV-Showmaster („Das war Spitze“) überlebte den Krieg, weil er von hilfsbereiten Berlinern versteckt worden war. Er wurde gewarnt und hatte Angst sich als Jude den Russen erkennen zu geben.


„die masse der sich auf alleinschuld festgelegten.“ Gram
Wenn Schuld festgelegt wird kann es nur Schuld des je einzelnen oder einer Gruppe sein. Wird die Schuld anderer herangezogen, handelt es sich um Anklage. Wir können unsere eigene Schuld erkennen und uns dazu bekennen, sie beschreiben etc. Die Schuld der anderen zu beschreiben wird für die Zeit von 1938 bis 1945 sehr klare Ergebnisse bringen. Hier ist Hitler mit seinem absoluten Kriegswillen, der Bereitschaft Lebensraum für das dt. Volk zu schaffen (bei gleichzeitiger Vermehrung der Volksmasse ein Widerspruch in sich).

Die tschechische Nationalbewegung hat bereits Ende des 19. Jahrhunderts zu scharfen Auseinandersetzungen geführt. In einer Botschaft des Präsidenten Masaryks vom 22.12.1918 heißt es :


„Wir haben unseren Staat errichtet. Dadurch bestimmt sich die staatsrechtliche Stellung unserer Deutschen, die ursprünglich in unser Land als Emigranten und Kolonisten gekommen sind.“


Damit meint er. Dass die Deutschen zu tschechischen Staatsbürgern geworden sind. Die Tschechen betrachteten sic hin dem neuen Staat als Staatsvolk. Dieser neue Staat war zustande gekommen unter Nichtbeachtung des proklamierten Selbstbestimmungsrechtes der Völker. 65,5% der Bevölkerung gehörten des tschechoslowakischen Bevölkerungsteiles an. Der Hinweis auf ihre Herkunft als Emigranten und Kolonisten lässt aber aufhorchen. Ein Emigrant ist nach 500 bis 600 Jahren kein Emigrant mehr. Der Hinweis war durchaus als Mahnung oder gar als Drohung zu verstehen gewesen. gemeint. Die schroffe Ablehnung des neuen Staates hat das Zusammenleben der beiden Volksgruppen im Staat schwer belastet. Harte Maßnahmen der Prager Regierung führten zu Protesten und antitschechischen Gefühlen.


Was hier nicht beachtet wird, ist die Tatsache, dass nach der Annexion des Sudetenlandes und der Besetzung der Resttschechei im März 1939 sowie deren Umwandlung in das PROTEKTORAT BÖHMEN UND MÄHREN, die Sudetendeutsche Staatsangehörige des Deutschen Reiches wurden. Die Tschechen erhielten dagegen den Status von Bewohnern des Protektorats. Nach tschechischer Auffassung erfolgte 1945 die Vertreibung also nicht von tschechischen Bürgern deutscher Zunge, sondern von fremden Staatsangehörigen. Das rechtfertigt nicht die vorgefallenen Exzesse, aber es zeigt die Bereitschaft reinen Tisch zu machen. Benesch schrieb im Exil an den SPD-Abgeordneten Jaksch: Ihr habt euch nicht bedingungslos zu unserem Staat bekannt. Bis März 1938 waren deutsche Minister noch in der Prager Regierung. Nach dem Anschluss traten sie aus der Regierung aus.

c.

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