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Aktuelle Themen Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime

aixois
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RE: Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime
geschrieben von aixois
als Antwort auf werderanerin vom 05.12.2019, 15:54:04

Es gibt sie, diese Leute und sie sind nicht zu erkennen, manche sind sogar 'ehrenhafte' und anerkannte Persönlichkediten  (was die Aufklärung nicht leichter macht, wenn mal etwas 'herauskommen' sollte). Das mit dem "Eingreifen", sagt sich daher leichter als es getan ist, sonst könnte es nicht so viele 'Fälle', die meisten davon unaufgeklärt, geben.
Dazu eine kleine,  eigene Erfahrung:

Vor einigen Jahren fingen einige Opfer, die 'Insassen' (Heimkinder) eines Heimes in meinem Schulort waren, an zu  erzählen, was sie in den 1960-1970-er Jahren erlebt hatten bzw. was ihnen angetan wurde.

Ich kannte die inkulpierten Personen persönlich, fand sie nicht sehr sympathisch, hätte mir aber nicht vorstellen können, dass sie über ihre religiös begründete Disziplinversessenheit (Logik:das Verhalten dieses Heimkindes ist böse, der Teufel ist das Böse, also ist es gottgefällig,  wenn ich ...) auch sexuell übergriffig hätten werden können. Doppelmoral der Bigotterie.

Alle Beschuldigten sind verstorben, ein 'Aufarbeiten' heute ist schwierig, da es in der Natur der "Sache" liegt, dass es bis auf die Behauptungen der Opfer, keine Beweise gibt und sogar das Risiko besteht, dass die Ankläger zum zweiten Mal 'Opfer' werden, weil man ihnen unlautere Absichten unterstellt. Besonders wenn es sich - schon von Berufswegen - um Vertrauenspersonen handelt.

Keiner aus der Umgebung (Kirchengemeinde) wusste etwas (fast jeder der nicht beide  Augen verschloss, wusste aber, dass die Heimkinder sehr streng rangenommen wurden, dazu gehörte auch "physische" Gewalt) was das 'Übergriffige' angeht , soweit ich das aus meinem damaligen Umfeld sagen kann. Etwas überrascht  war ich aber doch, als ich las, dass auch mein Konfirmandenpfarrer mit unter den Beschuldigten war,  obwohl es in mir schon seinerzeit einen Riss gegeben hatte  als ich mit 13 Jahren meinen Konfirmandenpfarrer zum ersten Mal in voller 'physischer Gewaltaktion' erlebte.

Einige Zeit nach der Konfirmation ging ich dezidiert andere, eher kirchenkritische Wege, was mir seitens dieses Geistlichen den Vorwurf einbrachte, dass ich "in ernster Gefahr sei", mich auf die "Seite des Antichristen zu stellen, gerade jetzt, als rund um die Erde endgeschichtliche Entwicklungen eingetreten sind und Namenschristen ihre Machenschaften mit dem Evangelium tarnen wollen". Im Hinblick auf die heutigen Anschuldigungen kann ich nur sagen:  wie wahr.

Das Beispiel zeigt aber, wie schwer es ist, solche Verbrechen zu erkennen und dann im gegebenen sozialen Umfeld ('gegen den Strom') öffentlich anzuklagen. Das galt damals , das gilt aber - wenn auch weniger ausgeprägt  - auch heute noch.

Siehe Text aus der Lokalpresse (ich gebe hier bewusst keine Quelle an) :

"Haben sich NN und NNN an Heimkindern vergangen ?  Das jedenfalls wird aus den Reihen der Betroffenen behauptet. Die Untersuchung  der Aufklärer kommt zu einem anderen Schluss: Die Vorwürfe der Heimkinder gegen den ehemaligen Pfarrer seien „nicht plausibel“. Einer der Betroffenen sagt weiterhin unter Eid: „ Pfarrer NN hat mich vergewaltigt.“

Gleichwohl habe der [mein Konfirmanden-] Pfarrer laut den Aufklärern mit physischer Gewalt und psychischem Druck seine sehr strengen Erziehungsvorstellungen durchzusetzen versucht, zumal wenn es um die Vermittlung von Religion und Glauben gegangen sei. "
Fazit der Aufklärer :Streng, aber nicht übergriffig   



 
werderanerin
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RE: Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 05.12.2019, 16:08:37

Ja, Olga, leider sind diese Perverslinge nicht dumm..., nutzen natürlich vor allem das kindliche, unbeschwerte, zutrauliche Gemüt gnadenlos aus..., es gibt eben nun mal Personen im Familienkreis z.B., die ja "so lieb" sind und die Kids natürlich gar nicht unterscheiden können, was mit ihnen geschieht. 

Wir haben unseren Enkeln auch immer gesagt , das es eben nicht nur gute Menschen gibt, sie niemals mitgehen oder einsteigen dürfen, egal was ihnen gesagt oder gegeben wird...es bleibt dennoch ein schaler Beigeschmack, denn die Täter sind so geschickt, dass alles Sagen vielleicht vergessen wird...

Ich kann mir aber durchaus auch vorstellen, dass man als Mutter/Vater (keine Täter) irgendwann mal mitbekommen muss, dass etwas nicht stimmt..., es gibt ja auch Anzeichen und wenn man eben richtig hinschaut..., vielleicht erkennt man dann den Missbrauch.
Aber..., da bin ich ganz ehrlich..., wer weiß das letztlich schon....

Hinzu kommt ja vor allem der eklatante und ständig zunehmende Missbrauch, der über das Netz läuft, alles noch viel anonymer und perverser, weil das ja kaum noch in der Aufarbeitung von den entspr. Spezialkräften von Polizei u.a. Sokos geleistet werden kann aber dennoch so immens wichtig ist, auch wenn es oft nur ein kleiner Tropfen ist.

Alles was hochkommt kann nur gut sein und wenn ich mal ganz ehrlich bin...für solche Täter würde die Todesstrafe noch zu human sein...sorry aber ich bin gar nicht so ... aber wenn es um Kinder geht, zerspringt mir das Herz.

Ja, liebe Olga..., ein weites Feld der weile und man hat das Gefühl, es wird immer schlimmer...

Kristine

werderanerin
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RE: Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf aixois vom 05.12.2019, 19:19:32

Ich weiß natürlich, dass es schwer ist, diese perversen Personen zu stellen..., eben weil es ihnen so gar nicht "zugetraut" wird..., und genau das ist ja das Schlimme, was noch erschwerend bei einer Aufklärung hinzu kommt. Sie haben ja meistens dann auch noch die gewisse Macht, das Geld und Leute, die ihnen entspr. Alibis o.ä. geben...

Egal, wo man hinschaut oder es durch Nachrichten erfährt..., gerade auch das aktuelle Beispiel im englischen Königshaus von diesem unsäglichen "Prinz" Andrew.

Nun fliegt die ganze Bombe endlich in die Luft und man kann nur wünschen, dass das aufgeklärt wird aber auch da hat man gleich dieses mulmige Gefühl...es wird vielleicht oder ziemlich sicher nicht alles an die Öffentlichkeit kommen, Zeuginnen als dumm dargestellt oder lächerlich gemacht.

Es ist halt wie sooft, wer entspr. Hintermänner / Alibigeber hat, die alles für Jeden bezeugen werden..., weil alle zusammenhalten müssen..., es könnten ja noch mehr stürzen...und letztlich alles auffliegen.

Kristine

 


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ingo
ingo
Mitglied

RE: Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime
geschrieben von ingo
als Antwort auf werderanerin vom 06.12.2019, 15:18:59
"""für solche Täter würde die Todesstrafe noch zu human sein"""

Sorry, Kristine; aber das geht gar nicht. Auch ich würde Kinder- und Frauenschändern mit dem nackten Hintern ins Gesicht springen wollen; aber Todesstrafe geht auch in meiner Fantasie nicht. Sehr lange Haftstrafen reichen auch, zumal Kinderschänder in Gefängnissen in der "Rangliste" ganz unten stehen.
Ich würde das Thema auch gerne "auf dem Teppich lassen". Warum? Diese Straftaten gibt es schon seit hunderten von Jahren, und kann nicht sicher sagen, ob die Taten relevant zugenommen haben, weil sie früher im Verborgenen stattgefunden haben. Gewiss ist allerdings, dass sie durch das Internet wesentlich präsenter geworden sind. Vor 50 Jahren wäre z.B. der Fall vom Campingplatz nur in der lokalen Presse veröffentlicht worden.
Mein Fazit: Empörung: Ja. Todesstrafe oder kastrieren: Nein. Wir müssen leider auch mit Verbrechen leben, die vor 50 Jahren undenkbar gewesen wären. Heute sind sie möglich, weil es das Internet und damit auch reichlich Nachahmer gibt. Schlimm aber wahr.
olga64
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RE: Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime
geschrieben von olga64
als Antwort auf werderanerin vom 06.12.2019, 15:18:59

WErderanerin, das geht ja weiter. Mittlerweile haben Kinder selbst pornographisches Material auf ihren Smart-Phones und senden dieses innerhalb ihrer Whatsapp-Gruppen rum. Da scheinen dann auch die ganz abartigen darunter zu sein, wo Babies ermordet werden usw.
Aber vermutlich können sich nicht mal Eltern, geschweige denn Lehrer dagegen wehren, weil sie lange von nichts wissen, denn die Jugendlichen werden dies nicht stolz zu Hause rumzeigen. Auch werden sie sicherlich nicht alles selbst missbraucht worden sein - hier spielt die Gruppendynamik eine grosse Rolle.
Bei einem aufgeflogenen Fall dieser Art waren es einige Schüler, die damit zum Schulleiter und den Eltern gingen. Aber ob es damit ausgerottet ist, wage ich zu bezweifeln. Auch diese Kids werden versuchen, damit Geld zu machen.
Passieren wird ihnen nicht viel, solange sie strafunmündig sind, also unter 14 Jahren. Olga

werderanerin
werderanerin
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RE: Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf olga64 vom 06.12.2019, 18:17:23

Meine Enkel haben "natürlich" auch alle ein Smartphon, na klar..., es ist halt so, auch wenn ich schon hin und wieder mal anders darüber denke ...aber der weile ist es eben so.
Ich selbst habe ja auch Kontakt mit allen über WhatsApp und das ist auch wirklich gut und hilfreich, mal sehr schnell zu kontaktieren oder zu posten.

Was sich auf ihren Handys befindet...naja, sicherlich weiß ich das eh nicht aber ich weiß z.B., dass mein Sohn lange Zeit (sicherlich noch immer) gewisse Sperren eingebaut hat, auch regelmäßig auf die Handys schaut, um zu wissen, was eben die Kids machen. 

Ich denke aber, auch er wird ggf. nicht "alles" sehen, weil die Kids ja nicht dumm sind..., untereinander geben sie sich Wissen weiter und somit ist wahrscheinlich so manches eben doch möglich und wenn es nicht auf dem eigenen Handy geht..., wird eben das des Freundes/Freundin genutzt, wo die Eltern sich gar nicht interessieren...Möglichkeiten gibt es Viele.

Will  nur anmerken und ergänzen, dass es eben auch an der Erziehung liegt, wenn die Kids wissen, Papa schaut doch auch hin , weil es ihm überhaupt nicht egal ist, was seine Kids machen..., sind sie schon mal "vorgewarnt", ..alles, liebe Olga kann man eh  nicht "überwachen, sollte man auch gar nicht aber Kids müssen spüren, das die Eltern doch immer mal schauen und das ist schon mal ganz wichtig.

Kontrolle Ja, Bevormunden, Nein !
Wichtig ist dabei, dass man Kids auch erklären muss (nicht belehren) … , was man meint und sie nicht stehen lässt.


Es ist eben im Leben so..., niemals den Draht verlieren !

Kristine


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Ralf KR
Ralf KR
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RE: Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime
geschrieben von Ralf KR

Ich erinnere mich noch genau an meine Zeit in der Kinderkur im Adolfinenheim auf Borkum 1976. Es war nach dem Tod meines Vaters das zweitschlimmste traumatisierende Erlebnis meiner Kindheit. Wie auch aus anderen Heimen berichtet wurde, mussten Kinder die das ungenießbare Essen erbrochen hatten auch hier ihr Erbrochenes wieder essen. Ich selbst habe dies zwar nicht gemusst, kann es aber aus meiner Erinnerung bestätigen. Auch dass uns das Taschengeld von den Erzieherinnen gestohlen wurde kann ich bestätigen. Ich hatte damals von den Eltern und Großeltern bestimmt um die 100 DM bekommen. Diese hatte sich meine Erzieherin Frau Wesseling schnell eingesteckt, nein wir wollen die richtige Bezeichnung nennen, gestohlen. An ein Erlebnis kann ich mich besonders gut erinnern weil es mich bis heute nicht loslässt. Ich hatte mit dem Essen gespielt und wurde von einer Erzieherin unsanft am Oberarm gepackt und auf den Flur geschleift. Ich dachte zuerst hier muss ich jetzt warten bis die anderen Kinder gegessen haben und freute mich schon heimlich den Drecksfraß nicht mehr essen zu müssen. Doch das sollte nicht alles sein. Plötzlich kam die Erzieherin (Namen weiß ich leider nicht mehr) mit einem Rohrstock zurück. Nahm meine Hand am Handgelenk und schlug mir mehrmals mit diesem Rohrstock auf die Handfläche. Zuerst war ich so erschrocken und überrasch, dass ich den Schmerz nicht sofort gespürt hab, denn von zu Hause kannte ich keine Schläge. Doch schnell war ich in der Realität angekommen und merkte den stechenden Schmerz der sich durch den ganzen Arm zog. Es waren nicht ein paar Schläge, nein aus meiner Erinnerung meine ich, dass es minutenlang so ging. Ich dachte sie hört gar nicht mehr auf und meine Hand fällt ab. Als die Erzieherin endlich aufgehörte und ich schon ganz schön verheult war, tippte sie mir mit dem Finger auf die Nase, wuschelte meine Haare und sagte; ich werde es nie vergessen: „Na junger Mann, das Lustige ist, dass zu zwei Händchen hast“. Danach nahm sie meine andere Hand die nun auch mit dem Rohrstock malträtiert wurde. „Oh ja, schrei schön laut damit alle wissen was mit Kindern passiert die mit dem Essen spielen“, sagte sie. Meine Handflächen waren danach richtig rot und geschwollen und die Striemen waren noch am nächsten Tag gut zu sehen.  

olga64
olga64
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RE: Verschickungskinder und sogenannte Ferienheime
geschrieben von olga64
als Antwort auf Ralf KR vom 14.05.2020, 16:42:25

Das ist hochdramatisch, was Sie schildern und ich kann mir vorstellen ,dass dies auch Ihr weiteres Lebens geprägt hat und Sie es nie vergessen werden.
Für solche Fälle gibt es übrigens den Fond für ehemalige Heimkinder (und zwar für Fälle in Ost und West). Sie sollten sich evtl. dorthin melden; da arbeiten geschulte und auch geduldige Menschen, die helfen können und wollen - und sei es nach dieser langen Zeit mit Geld oder Rentenersatzansprüchen oder was auch immer. Das Internet kann Sie gut informieren auch mit Adressen usw. Alles, alles Gute - Olga


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