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Aktuelle Themen Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?

Karl
Karl
Administrator

Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von Karl
Bereits 2013 hatten wir diskutiert " Sind 'Gutmenschen' gute Menschen"

Damals schrieb ich: [i]""Gutmensch" ist ein politischer Kampfbegriff geworden. Sein Ziel ist es, soziales Mitgefühl und Empathie in der Politik zu diffamieren. Diejenigen, die diesen Begriff geprägt haben und abschätzig benutzen, entwerfen die Richtlinien zum Abfangen der Flüchtlinge im Mittelmeer und finden nichts dabei, Arbeitsplätze bei uns durch den Verkauf von Rüstungsgütern in Krisengebiete zu "erhalten".

Die Diffamierung von Empathie in der Politik hat System und mit sozialer Härte wird sich gebrüstet.

Soll ich deshalb diesen Menschen gegenüber den Gegenbegriff "Bösmensch" kreieren? Ich tue es nicht. Im Gebrauch des Begriffs "Gutmensch" für politische Gegner spiegelt sich bereits unterschwellig Selbsterkenntnis und Schuldbewusstsein."
Quelle.[/indent]Der Begriff "Gutmensch" wurde 2016 zum Unwort des Jahres gekürt. Wir hatten dies im ST diskutiert. Ich fand das gut. Genutzt hat es in der politischen Debatte wenig, gebraucht wird er noch immer.

Ich finde es verheerend, dass Moral in der Politik verteufelt wird (oft von "christlichen" Politikern, aber nicht nur). Diejenigen, die diesen Begriff "Gutmensch" in herabsetzender Weise gebrauchen, teilen Menschen in Schubladen ein, in die naiven "Gutmenschen" dort und sich selbst in die Schublade der "Realisten", die eigentlich Guten.

Die Welt ist aber viel zu kompliziert, als dass sie zweigeteilt werden könnte. Mit ist bewusst, dass Politiker, die kurzsichtige Entscheidungen treffen, auch bei bester Absicht langfristig Schaden anrichten können. Andererseits weiß ich ebenso, dass Politiker, die nur langfristige Ziele verfolgen schon oft skrupellos über Leichen gegangen sind. Gute Politik sollte die Kunst sein, den humansten, möglichen Weg (Kompromiss) zu langfristig humanen Zielen zu finden. Beides braucht ein Verständnis unserer Werte. Ohne Werte wird Politik nur noch zur Machtfrage, die Wege und das Ziel können dann fürchterlich sein.

Ich plädiere dafür, die Begriffe "gut" und "böse" nicht zu vertauschen. Die Welt ist komplex genug und viele Menschen sind schon jetzt überfordert. Es ist schwierig genug, das Gute von dem Bösen zu trennen, darüber, was "gut oder "böse" ist, gibt es genügend Streit. Wenn wir etwas "gut" nennen, dann sollten wir es aber auch so meinen und nicht Sarkasmus zum Teil der Alltagssprache machen, der das Gespräch vergiften kann.

Karl
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 05.03.2016, 16:31:45
Ich denke, seit die Formel "Minus mal Minus = Plus" erfunden wurde, herrscht in einfachen Gemütern Wirrwarr auch in ideologischen Themen.

Seit ein paar Jahren aber habe ich gemerkt, dass bei naiven Gemütern gar nicht mehr realisiert wird, was eigentlich Gut und Böse bedeutet; jeder zählt sich einfach automatisch zur ersten Kategorie!
rehse
rehse
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von rehse
als Antwort auf Karl vom 05.03.2016, 16:31:45
Weitgehend einverstanden. "Gutmensch" benutzte ich weder früher noch benutze ich es heute in meiner Begriffskategorie.
Menschlich und unmenschlich weiß ich sehr wohl zu trennen.

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barbarakary
barbarakary
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf rehse vom 05.03.2016, 16:48:59
Für mich ist das Wort 'Gutmensch' eine dieser unmöglichen Wortschöpfungen, die ständig kursieren und unter denen man sich nicht wirklich was vorstellen kann. Ob Leute gute Menschen sind, hängt von so vielen Faktoren ab, dass ich mir nicht zutraue, dies nur nach äußerem Anschein beurteilen zu können. Ob man wirklich 'gut' war, könnte man höchstens in einer Lebensrückschau selbst empfinden oder eben nicht...

LG barbarakary
sammy
sammy
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von sammy
als Antwort auf Karl vom 05.03.2016, 16:31:45
Gutmensch" ist ein politischer Kampfbegriff geworden. Sein Ziel ist es, soziales Mitgefühl und Empathie in der Politik zu diffamieren.
geschrieben von karl

....wie wäre es, den Begriff "Gutmensch" mal etwas differenzierter zu bewerten in allen seinen Ausprägungen.
DEN "Gutmenschen" wird es wohl so nicht geben, vielmehr Menschen die oftmals sich EINER GUTEN SACHE widmen und dabei das GANZE ein wenig vernachlässigen. Der Begriff durch die "rosarote Brille" sehen trifft wohl oftmals hier eher zu.....
Komplexe Abläufe lassen sich nun mal nicht allein mit "FÜR und WIDER" bzw. "GUT" und "Böse" abhandeln.

sammy
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf sammy vom 06.03.2016, 00:44:22
Den Begriff "Gutmensch" möchte ich ganz klar von der "Rosaroten Brille" trennen.

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netarip
netarip
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von netarip
als Antwort auf Karl vom 05.03.2016, 16:31:45
Hallo Karl

Das Wort Gutmensch ist aus der Abwertungsmotivation entstanden die ja auch gegenüber dem Altruismus bestehen.
So wie man Frau Merkel kognitive Dissonanz unterstellt.
Schon in der klassischen Philosophie wird behauptet dass es logisch und notwendig ist eigennützig zu handeln

Kant hat mit dem kategorischen Imperativ versucht das hedonistische Verhalten abzuschwächen und Altruismus als bessere Lebensform zu etablieren.
Wobei Altruismus auch bei Kant in abgeschwächter Form , damit also auch als möglicher Eigennutz zu bewerten ist .
Aber sogar diese Form erfährt in der meinungsführenden Presse eine Abfuhr. Da lässt der neue Inhaber vom Cicero seinen schärfsten Schreiber von der Kette und
es schaudert einem.

"""Auszüge aus dem aktuellem Cicero
Die Volkspredigerin
VON ALEXANDER KISSLER1. MÄRZ 2016
Kanzel und Kanzler

So trat in den 60 Minuten bei Anne Will das Ungute am politischen Protestantismus scharf hervor: die seifige Selbstzufriedenheit, der Bekenntnistrotz, die Unterscheidungsgier, die sich als Abwägung verkleidet. Auf dem Boden eines jeden Protestantismus ruht ein halbaufgeklärter Dualismus, dieses hartnäckige Erbteil Luthers, auch hier. Tief drinnen kämpfen immer Helle gegen Dunkle, die Finsternis gegen das Licht – und um sich selbst zu exorzieren, braucht es draußen, in der Welt voll Teufel, jene von Merkel schwach eingeführte „gewisse Strenge“. Es muss immer schon entschieden sein im Herz des Predigers, bevor er die zur Weltkanzel mutierte Außenwelt betritt, wo die Guten hocken und wo die Verstockten. Wo seinesgleichen sind und wo die anderen. Der Widerwille war deutlich zu hören, als Merkel sich ein „auch ich muss alle Argumente hören“ abrang, um zum blanken Dezisionismus fortzuschreiten. Am Ende ist es konsequent, wenn die ganze Welt zum Sinnwidrigen zusammenschnurrt, erst Deutschland, dann Europa, bald vermutlich das Universum dem reinen Ich nicht genügt. Demnächst dürften wir hören, „dann ist das nicht meine Welt“. """

Und wenn man dann noch die Lesermails liest . Hass in eleganter Form.

Viele Grüße aus Hamburg
hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf sammy vom 06.03.2016, 00:44:22
...Begriff durch die "rosarote Brille" sehen trifft wohl oftmals hier eher zu.....
Komplexe Abläufe lassen sich nun mal nicht allein mit "FÜR und WIDER" bzw. "GUT" und "Böse" abhandeln.

dem stimme ich zu.
Auch eine Tendenz der so Bezeichneten, sich moralisch wertvoller als andere zu fühlen, ist für mich mit diesem Begriff verbunden.

Ausser hier im ST ist mir dieser Bergriff noch nie untergekommen. Einzig ein Bekannter erzählte mir so bezeichnet worden zu sein.

Ciao
Hobbyradler
Gutkarl
Gutkarl
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von Gutkarl
Der Begriff "Gutmensch" ist entstanden, weil diejenigen, die sich vorbehaltslos zur Flüchtlingspolitik bekannt haben, gegenüber Andersdenkenden moralisch überlegen gefühlt haben. Frei nach dem Motto: "wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen"

In der Folge bringe ich ein Zitat. Dass darin der Begriff "Gutmensch" noch verwendet wird, ist historisch bedingt. Aber das Verhalten derer, die nicht als "Gutmenschen" bezeichnet werden wollen, aber in die o.A. Gesinnung einzuordnen sind, ist geblieben.

Der Gutmensch fühlt sich aufgrund eingebildeter höherer moralischer Einsichten und Lebensweise über andere Menschen erhaben. Gutmenschen halten sich für die einzig anständigen Menschen und sind sehr leicht dabei, andere Menschen, die nicht ganz ihrem moralischen und politischen Ideal entsprechen, als unmenschlich zu diffamieren. Gutmenschen sind Moralisierer, peinlich genau in jeder Äußerung und Träger der Political correctness. Ihr Maß an moralischer Gutheit und politischer Korrektheit erwarten sie auch von anderen. Charakteristisch für Gutmenschen ist die Betroffenheits­miene und die Nazikeule. Gutmenschen sind ängstlich bedacht, auf "der richtigen Seite" zu stehen. Sie wollen das "gute Gewissen" der Nation sein. Besonders in Deutschland fühlen sie sich berufen, an die "Kollektiv­schuld der Deutschen" aus der Hitler-Zeit zu erinnern. Mit ihrer vorwurfsvoll moralischen Argumentation übergehen sie sachliche Einwände und legen ihr Haupt­augenmerk auf eine naive Einteilung der Welt in Gut und Böse. In dieser dualistischen Weltsicht sehen sie überall Opfer, denen geholfen werden muss, und Bösewichte, die bekämpft werden müssen.
geschrieben von wikimania


Fett hervorgehoben durch mich

Genau das kann man auch hier im ST beobachten.

Gutkarl
kirk
kirk
Mitglied

Re: Warum bedeutet heutzutage für viele "gut" eigentlich "schlecht" oder "falsch"?
geschrieben von kirk
als Antwort auf Gutkarl vom 06.03.2016, 12:24:01
Kannst du mal einen Link zu der von dir zitierten Seite "Wikimania" schicken?
Ich habe sie leider nicht gefunden, nur den Hinweis dass Wikimania eine alljährlch stattfindende Konferenz von Wikipedia und seinen Mitarbeitern ist.

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