Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Warum schützt niemand Walter Jens vor seinem Sohn?

Aktuelle Themen Warum schützt niemand Walter Jens vor seinem Sohn?

longtime
longtime
Mitglied

Re: Familiärer Hintergrund
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.02.2009, 15:11:21
Was läßt der Tilman Jens hier eigentlich alles an Privatem ab, dass wir uns damit beschäftigen sollten?

Er ist ja wirklich ein Opfer der Familie. Wie so oft bei genialen Vätern.

Die stupide, furztrockene, reproduktive Arbeiterin war wirklich Inge Jens; z.B. 20 Bände Thomas-Mann-Tagebuch aufzuarbeiten, ohne irgendwie einen eigenen Kommentar abzulassen; das muss ja wohl Stoff abgegeben haben für Leiden & Knatsch...

Aber den eigenen Vater als Krankheitsbild in BILD auszubreiten, das ist eine intellektuelle Gemeinheit neben der politischen Verurteilung, die schon lange vorher lief.

Doch: Wer als öffentliche Person darunter leidet, sollte sich in berufene Therapeutenhilfe begeben; statt z.B. in ein Senioren-Forum.

Es interessiert mich nicht mehr für meine Zeit und meine Kommentare! - Die Rezension werde ich noch liefern, wenn das Buch ankommt.


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longtime
Re: Familiärer Hintergrund
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 25.02.2009, 16:02:43
Hallo longtime,

ich bin fast sicher, dass T.J. der Öffentlichkeit in Kürze noch viel mehr Privates offenbaren wird. Dieser Mann kann offenbar gar nicht anders, als ungefiltert den ganzen Ballast seiner als freudlos empfundenen Kindheit und Jugend der Öffentlichkeit mitzuteilen.
Dabei scheint er nicht (mehr?) zu merken, ab wann er sich lächerlich macht und er sich selbst schadet.

Ab morgen wird T.J. auf einer Lesetour sein Buch persönlich vorstellen. Laut SCHWÄB.TAGBLATT ist die erste Station Tübingen (Wohnort der Eltern und frühere Wirkungsstätte von Walter Jens - schrecklich!), dann sollen Albstadt, Freudenstadt, Erfurt und Leipzig folgen ...

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ursula
oessilady
oessilady
Mitglied

Re: Der Autor gestern hier im Forum
geschrieben von oessilady
als Antwort auf longtime vom 25.02.2009, 10:17:38
Na endlich eine nicht so exessive Beurteilung über dieses
Thema Walter Jens und die veröffentlichung des Tagebuches über Demenz und ihre Auswirkung.Ich she da nichts anstößiges ,darüber zu schreiben.Ich denke daß
manch einer der Kritiker hier denkt,man kann nicht über negative Seiten des Lebens eines bekannten Menschen schreiben.Auch das gehört zum Leben eines Menschen !
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oessilady

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marianne
marianne
Mitglied

Re: Familiärer Hintergrund
geschrieben von marianne
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.02.2009, 17:21:22
Huch- Ursula,
du überschüttest uns mit freudigen Nachrichten betr. der Lesetour...:)
Mich wird TJ nicht sehen bei seinem Vorlesen.....

Marianne
Re: Familiärer Hintergrund
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf marianne vom 25.02.2009, 17:49:22
Huch- Ursula,
du überschüttest uns mit freudigen Nachrichten betr. der Lesetour...:)
Mich wird TJ nicht sehen bei seinem Vorlesen.....

Marianne


... mich natürlich auch nicht, Marianne , obgleich es bis Tübingen nur ein Katzensprung ist.

Gruß, Ursula
niederrhein
niederrhein
Mitglied

Noch eine Anmerkung ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.02.2009, 13:24:02
Noch eine Anmerkung ...

Es kristallisiert sich - nicht zuletzt aufgrund der Beiträge hier - immer mehr heraus, daß es wohl nicht um die bloße Beschreibung einer Alzheimerschen-Demenzerkrankung durch den Autor T.J. geht oder um einen wie auch immer gearteten Appell an die Gesellschaft (Was auf uns zukommt oder so ...)
In diesem Zusammenhang. Es gibt, neben natürlichen medizinisch-wissenschaftlichen, etliche biographische und literarische Büchern, in denen die Alzheimersche Erkrankung die zentrale Rolle spielt. (Entsprechende Hinweise findet man u.a. in www.perlentaucher.de) Das erste literarische Buch mit dieser Problematik war für mich Martin Suters [i]Small World (In diesem Buch ist die Alzheimersche Erkrankung nur ein Aspekt, Hinweise finden sich genügend im Netz.)[/indent]
Es geht wohl also doch - und zwar wohl nicht nur peripher, etwa aus Ausgangspunkt, als Anlaß - um die Bewältigung einer innerfamiliären Konflikts, wobei für mich die Frage ist, was gewinnt der Autor T.J. dabei? Was treibt, drängt, zwingt ihn persönlich dazu? (Wohl weniger die von mir als plakativ-verdrängend empfundenen offiziellen Erklärungen)
Dies selbst auf die Gefahr einer öffentlichen Selbstdemontage hin als Journalist und eben als Sohn des "berühmten Walter Jens", denn zu befürchten ist wohl, daß er aus dieser Rolle - nach diesem Buch und dem öffentlichen Spektakel - niemals mehr herauskommt. So bleibt er immer im Schatten dieses Vaters.

Zwei Aspekte noch.
Einmal. Vermutlich häufiger als wir, hier in der ST-Kommunität, es wahrhaben wollen: Die persönliche Betroffenheit des einzelnen, wie sie wohl durchaus in unseren (natürlich auch in meinen) Kommentaren und Beiträgen zum Ausdruck kommt. Nicht wenige hier sind oder waren ja in einer Doppelrolle: Als Kinder in einer Familie, insofern auch Produkte dieser Familie (mit ganz bestimmten Gefühlen, Erinnerungen gegenüber den eigenen Eltern z.B.). Dann aber auch als alte Menschen, eben selbst als Eltern gegenüber den eigenen Kindern.
Geschilderte und analysierte innerfamiliäre Konflikte dürften da vermutlich immer eine Betroffenheit auslösen; tangiert es uns als Kind oder als Elternteil? Die virulenten Fragen: Wie hat man selbst Familie (Eltern, Geschwister etc.) erlebt? Wie habe ich als Mutter, als Vater gegenüber dem Ehepartner, aber vor allem gegenüber den eigenen Kindern agiert?

Ein Zweites. Mein sicher tumbes-dümmliches Erstaunen über das Auftreten des Autors T.J. hier in der ST-Kommunität ... nachdem es ja über fünfzig ähnliche Alten-, pardon ... Senioren-Kommunitäten im Netz geben soll ... wie und vor allem warum gerät der Autor T.J. hier in den ST? Und opfert hier seine persönliche, sicher doch kostbare Zeit? (Neulich war er ja wohl so etwas wie dauerpräsent, weil er sofort auf Beiträge reagierte?)

Sollte es zutreffen, daß er auf diesem Wege für sein Buch (ideell, ideologisch und/oder kommerziell?) wirbt ... nun, da fällt mir dann doch nichts mehr ein. (Übrigens: Ob er dann auch andere Alten-Kommunitäten beehrt hat?)

Die Bertha
vom Niederrhein


P.S. Vielleicht sollten Interessierte eine kommentierende Zusammenstellung von Büchern, die sich mit der Alzheimerschen Erkrankung befassen, in Erwägung ziehen ...?

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Karl
Karl
Administrator

Re: Noch eine Anmerkung ...
geschrieben von Karl
als Antwort auf niederrhein vom 25.02.2009, 19:23:38
Hallo Niederrhein,


wenn es auch 50 andere "Alten_Communities" gibt, so gehört der Seniorentreff von den Besucherzahlen her eben doch eindeutig zu der Spitzengruppe. Belege hierfür liefere ich bei Gelegenheit gerne (s. z. B. Alexa.com oder Seitwert.de).

Deine Anregung, diesen Thread zum Ausgangspunkt zu nehmen, einmal über die Schrecken der Demenzerkrankungen zu reden, finde ich gut. Ich weiß nicht wie es euch ergeht, aber meine Frau und ich, wir reden selten, aber doch ab und zu über solche schlimmst-möglichen Szenarien des Älterwerdens.

Berufsbedingt höre ich oft Vorträge über das Thema. Sehr interessant fand ich neulich einen Habilitationsvortrag, in dem es um die Verbindung zwischen Diabetes und Alzheimer ging. Obwohl es erwiesen ist, dass es mehrere familiär vererbte Varianten der Alzheimererkrankung gibt, so sind hiervon doch nur wenige Prozent aller Fälle von Alzheimer Patienten betroffen. Der weit größere Teil der Krankheitsfälle ist nicht primär genetisch verursacht, sondern der wichtigste Risikofaktor ist das Alter. Irgendwann, falls ein Mensch nicht vorher stirbt, wird jeder einmal an Demenz erkranken. Allerdings - und hierauf bauen wir ja alle unsere Hoffnungen - gibt es enorme Unterschiede in Bezug auf den Zeitpunkt einer solchen "Negativdiagnose". Die gute Nachricht ist, dass die Lebensweise einen großen Einfluss hat. Faktoren, die Diabetes begünstigen, also den Insulinstoffwechsel beeinflussen, wirken sich auch auf Alzheimer aus. So ist der größte Risikofaktor neben dem Alter wohl auch der Body Mass Index (Gewicht/Körpergröße zum Quadrat). Im Vortrag wurde dann noch im Detail erläutert, wie der Insulinstoffwechsel Nervenzellen beeinflusst, die ja von Glukose leben und im aktiven Zustand davon Unmengen verbrauchen. Der etwas schwergewichtige Referent gestand, dass er sich bei der Vorbereitung des Vortrags selbst davon überzeugt habe, Sport zu treiben und er auch bereits seinen BMI um einige Punkte verbessert habe.

In diesem Sinne, werde ich jetzt das Bayern München Fussballspiel vom Hometrainer aus anschauen, denn ich will euch ja noch einige Zeit als funktionstüchtiger Webmaster erhalten bleiben )
--
karl
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Warum schützt niemand Walter Jens vor seinem Sohn?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.02.2009, 11:13:51
"Es war der 04. März 2008, als Tilman Jens, ältester Sohn von Walter Jens (und freier Journalist), in der F.A.Z. der Öffentlichkeit erstmals mitteilte, sein berühmter Vater habe sich vor etwa 4 Jahren in die Demenz geflüchtet - aus Scham über seine angeblich lebenslang verheimlichte NSDAP-Mitgliedschaft, die 2003 durch das "Deutsche Germanistiklexikon" publik geworden war." Ursula


Die meisten haben das Buch von Tilman Jens nicht gelesen. Ich auch nicht. Aus dem, was hier gesagt worden ist, zittert in diesem Buch eine Vergangenheit nach, die uns nicht loslässt, so privat sie daherkommt und nur den einen Menschen im Blickfeld zu sehen scheint. Spürbar ist sie in den Diskussionen und Rezensionen. Diese Diskussion sagt auch viel aus über eine Gesellschaft, die zu den epochalen Erschütterungen der Kriegs- und Nachkriegszeit immer noch kein tragfähiges Verhältnis entwickelt hat. Das Herumwühlen in Gefühlen und in Gegensätzen zu Personen hilft aber nicht weiter. Irgendwann in naher Zukunft ist auch die Kriegsgeneration nicht mehr gegenwärtig. Unterstellungen, alles sei geschrieben aus Popularitätshascherei oder Gelderwerb: Wir sollten damit aufhören.
Den Mut, den der Sohn bewiesen hat, indem er es schrieb, ist anzuerkennen. natürlich ist Demenz ein Riesenproblem, medizinisch, sozial, allgemein menschlich. Was soll der Mensch tun? Was soll er glauben? Was soll er hoffen? Einmal ist Schluss mit den großen Gesten und dem Beherrschen. Warum soll nicht auf diese einfache Wahrheit aufmerksam gemacht werden? Am Schluss sind alle Großen (des Geistes und der politischen Macht) klein. Ist das neu? Neu ist, dass uns dies Faktum so präsentiert wird wie der Sohn es sieht, zu Lebzeiten des Dahinsiechenden auch noch. Aber warum nicht auch das? Hier handelt es sich um einen Tabubruch in einer an Tabubrüchen reichen Zeit, weil es eben ein nächster Angehöriger ist, der mit seinen Schwächen ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird. Krankheit als Metapher, ja. Weil sie „verdient“ ist, wegen eines Sündenfalls vielleicht oder wegen seines Umgangs mit den nächsten Angehörigen und anderen? Warum denn nicht. Muss künstlerische Freiheit an der Würde des Menschen scheitern und an der Plausibiltät medizinischer Diagnosen? Und überhaupt: Was ist Würde eigentlich? Würde sollte etwas mehr sein als nur gutes Benimm und die „Das-tut-man-nicht-Attitude“.
Ich gehe nicht ein auf den Kontext einer sich Bewältigung nennenden Auseinandersetzung in politischen Glaubensfragen ein. Natürlich haben sich nicht wenige Intellektuelle in der Nachkriegszeit wie Richter im Jüngsten Gericht aufgespielt, wussten alles am besten und rückten moralische Maßstäbe zurecht. Damit wurden sie möglicherweise angreifbar. Hätten sie besser schweigen sollen? Nun gut: Walter Jens hat doch in jungen Jahren ein doch wenig mehr Kontakt gehabt mit dem braunen Regime als sich aus seiner späteren Tätigkeit und Stellung in der Öffentlichkeit annehmen ließ. Was sagt das über seine spätere Gesinnung? Gibt es kein Recht auf Meinungsänderung? Es ist gut, dass in unserer Zeit jemand den Mut hat, auf diese allgemein menschlichen Dinge hinzuweisen. Es ist gut, wenn der Schrecken uns in die Knochen fährt und wir fragen, wer wir eigentlich sind. Wir werden alt und gebrechlich, wir sind nicht mehr die, die wir in der Öffentlichkeit waren, die Öffentlichkeit kennt junge, schöne, kerngesunde, lachende Menschen, erfolgreiche, optimistische. Daher ist ein Kontrastprogramm denkbar.
Niederrhein und Ursula haben ein Problem sehr gut repräsentiert. Heute war ich in einer Buchhandlung und hielt Ausschau nach dem Buch. Habe es aber nicht gesehen.
c.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Warum schützt niemand Walter Jens vor seinem Sohn?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf carlos1 vom 25.02.2009, 21:57:29
@CARLOS1

ich bin wort für wort deiner meinung!

dutchweepee
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Familiärer Hintergrund
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.02.2009, 13:24:02
@ursula

Aus jedem deiner Sätze spricht die Angst, daß wir selbst alle irgendwie mit zunehmendem Alter "weich im Bregen" werden. Noch vor wenigen Jahren konnte ich im Kopf ein geradzahliges Ergebnis von 177:3 errechnen. Heute brauche ich für Additionen nen Taschenrechner. Ist das beginnende Demenz oder Faulheit?

Wie CARLOS1 sinngemäß schrieb, haben wir eine Heidenangst davor, daß unsere Helden und somit auch wir selbst demontiert werden. Früher oder später passiert uns das aber und es mag abscheulich, erschreckend, oder interessant sein, dies in einem Buch zu lesen - es ist in jedem Fall nicht unmoralisch.

Ich habe das Buch von T.J. noch nicht gelesen und im Augenblick auch keine Lust dazu - hab zu viel zu tun. Aber die Demenz totzuschweigen - alle Hintergründe (auch intime) zu durchleuchten und dabei kein wohlwollendes Blatt vor den Mund zu nehmen, kann nicht falsch sein.

Wird Walter Jens "kleiner", wird Helmut Kohl lächerlich, würde Ghandi unbedeutender, wenn er im Alter schwächelt? ...so ein Blödsinn! Die Lebensleistung bleibt.

Ich wünsche euch ein demenzfreies Wochenende.

dutchweepee

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