Forum Allgemeine Themen Aktuelle Themen Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)

Aktuelle Themen Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)

niederrhein
niederrhein
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Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)
geschrieben von niederrhein
Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank?
(Bertolt Brecht)



Da sitze ich und überlege, mache mir Gedanken und formuliere jeden einzelnen Satz sorgfältig – nach tagelangen Recherchen und Überlegungen – nein, nichts über die CSU.
Die spielt ihre Schmierenkomödie recht gut, da braucht man nichts kommentieren (auch wenn es z.B. heute die FAS (= Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) mit fast böser Häme tut: Unter uns: Ich kenne und verstehe die Frankfurter Allgemeine nicht mehr ...).


Nein, ich mache mir grundlegende Gedanken über die Finanz- und Staatskrise, über den Kapitalismus und dessen Rettung. Denn es handelt sich ja längst nicht nur um eine reine Finanzkrise.
(Nicht uninteressant die Vorstellung, wenn jeder, auch der kleinste Sparer, plötzlich sein Geld [es ist ja immerhin sein Geld!] nach Hause nehmen würde, dort gibt’s zwar keine Zinsen, aber es ruht immerhin sicher in der Küchenbank, im Sparstrumpf oder unter dem Kopfkissen.)

Gut, man freut sich, wenn heute die FAS eine ganzseitige Übersicht gibt, was noch – finanziell gesehen – sicher ist oder halbsicher oder völlig unsicher oder gar verloren ist, aber lesen Sie diese Hinweise selbst! Für manchen eine Überraschung ...

Es entbehrt nicht eines gewissen Witzes, einer gewissen Komik! Übrigens, auch wenn ein Geldinstitut, bei dem man Schulden hat, pleite geht – die Schulden zumindest bleiben einem! Das ist doch erfreulich!

Es ist auch ein intellektuelles Vergnügen zu lesen, was allein seit den 50er Jahren alles so pro und contra Kapitalismus geschrieben worden ist. Noch pikanter, wenn man sich so etlicher Kommentare, Statements etc. von Wirtschafts- und Finanzgrößen diesbezüglich erinnert oder gar noch im hauseigenen Zeitungsartikelarchiv diese Ausschnitte noch findet.
Aber man kann sich auf die Vergeßlichkeit der Menschen, auch oder vor allem bei den alten Menschen, verlassen. Das politische Gedächtnis reicht bei den meisten Menschen nicht einmal von Wahl zu Wahl ...

Dennoch ... das Ganze hat, zumindest für mich, etwas Gutes. Selten wurde in kurzer Zeit sowohl soviel analytisch Zutreffendes als auch handfester Unsinn geschrieben – man kommt gar nicht mit dem Lesen nach. Schade, Herr Ackermann und Konsorten, Herr Merz und Herr Westerwelle (selbst der!) und viele andere .... die äußern sich zur Zeit bedauerlicherweiser recht wenig, aber dafür haben sie ja keine Zeit, man muß ja mit Politikern telefonieren und sie vom Einsatz und Eingriff des Staates überzeugen bzw. seiner Aufgabe als Industrie-, Wirtschafts- und Finanzlobbyist nachkommen. Auch die FAZ ist – nach anfänglich beschwichtigenden Worten – merkwürdig ruhig geworden; immerhin gibt sie in ihrem Finanz- bzw. Geldteil (ja, für Nicht-FAZ-Leser, die FAZ hat neben dem Wirtschaftsteil einen eigenen Finanzteil, der meistens umfangreicher als das Feuilleton ist) Tips für Anleger!

Doch bevor ich meiner Logorhoe freien Lauf lasse, hier nur ein Kommentar vom Heribert Prantl (der Kommentar ist auf der Webseite der SZ frei zugänglich). Es ist zu empfehlen, jeden Gedanken, jeden Satz gleichsam auf der Zunge zergehen zu lassen ...
(Aber wie ich den Laden hier kenne, plappern manche daher, ohne eine Zeile des Ausgangsbeitrages gelesen zu haben und/oder etwas verstanden zu haben und/oder hängen sich an Nebensächlichkeiten irgendeines Vorschreibers auf ...)

(Gerade festgestellt: Dieser Kommentar erscheint als Leitartikel in der Ausgabe der SZ vom 06.10.2008.)

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/894/312805/text/ – 05.10.2008 17:59 Uhr


Finanzkrise in Deutschland

Demokratiealarm

Muss ein Schädiger nur dreist genug und der Schaden nur groß genug sein, damit der Staat das Desaster nobilitiert?

Ein Kommentar von Heribert Prantl
Wenn die Familie Huber schlecht wirtschaftet, kommt der Gerichtsvollzieher. Wenn die Firma Maier schlecht wirtschaftet, kommt der Konkursrichter.
Wenn eine Großbank katastrophal wirtschaftet - dann kommen die Spitzenpolitiker mit dem Milliarden-Geldsack. Ist das die Belohnung für Zocker? Muss ein Schädiger nur dreist genug und der Schaden nur groß genug sein, damit der Staat das Desaster nobilitiert? Sind die Hilfsfonds Fässer ohne Boden? Wird das gute Geld dem schlechten hinterhergeworfen?

In die Nischen geflohen
Sind das dumme Fragen? Sie sind so wenig dumm wie die konsternierte Feststellung, dass der Kapitalismus gerade dabei ist, private Verluste zu sozialisieren. Die Bundeskanzlerin spürt, dass es in der Finanzkrise keine dummen Fragen gibt, sondern allenfalls dumme Antworten.
Dumm sind die politischen Antworten, die das Vertrauen der Bürger in das demokratische System noch weiter gefährden und zerstören. Deswegen agieren Angela Merkel und ihr Finanzminister Peer Steinbrück so vorsichtig.
In der globalen Finanzkrise geht es ja nicht nur um das Vertrauen in den Geldmarkt, die Banken und die Finanzstabilität. Es geht auch um das Vertrauen in die Souveränität und die Gestaltungskraft der Demokratie.
In den vergangenen Wochen sind auf den Finanzmärkten viele Milliarden Dollar und Euro verbrannt. Das ist schlimm genug. Noch viel schlimmer wäre es, wenn in dem Feuer auch noch das demokratische Grundvertrauen verbrennen würde. Es geht also nicht nur darum, gigantische Geldlöcher zu stopfen, sondern auch darum, dass aus der Krise des globalen Kapitalismus nicht eine globale Krise der Demokratie wird.
Die Dirigenten des internationalen Geldmarkts haben viel dafür getan, dass es so kommt. Sie haben erfolgreich versucht, die Politik demokratisch gewählter Regierungen ihrer Disziplin zu unterwerfen. Sie haben Regierungen genötigt, sie haben den Abbau von Kontrollen erzwungen - und sind gleichwohl mit eigens gegründeten Zweckgesellschaften in die Nischen der Welt geflohen, in denen sie ihre riskanten Geschäfte noch besser verstecken konnten.

Börsen - fünfte Macht im Staat
Die Großmanager des Geldmarkts taten so, als sei die Demokratie eine Spielwiese für Klein-bürger, und als hätten Wahlkämpfe und Wahlen nur eine Funktion ähnlich der, wie sie "Brot und Spiele" im alten Rom hatten - weil die wahren Wahlakte der Überzeugung der Großmanager nach auf dem Börsenmarkt stattfanden. Die Börsen als fünfte Macht im Staat: Das ist keine Übertreibung eines Globalisierungskritikers von Attac. Das ist die Beschreibung eines früheren Vorstandschefs der Deutschen Bank.
Rolf Breuer legte einst dar, warum sich Regierungen nach den Wünschen der Anleger richten müssten: "Die autonomen Entscheidungen, die Hunderttausende von Anlegern auf den Finanzmärkten treffen, werden im Gegensatz zu den Wahlentscheidungen nicht alle vier oder fünf Jahre, sondern täglich gefällt."
Die Interessen der Kapitalverwertung wurden der Demokratie untergeordnet mit der Behauptung, dass die Finanzmärkte sich viel mehr an Wohlstand und Wachstum orientieren als die Wähler.
Die demokratische Kontrolle der Regierungen durch die Bürger wurde so überflüssig, weil nach dieser Philosophie die freien Finanzmärkte die Politik wirkungsvoller kontrollieren konnten. Das war leider auch wahr. Genau das gehört zu den Ursachen der Finanzkrise.
Demokratie ist eine Gemeinschaft, die ihre Zukunft miteinander gestaltet. Die Dirigenten der Finanzmärkte haben sich aus diesem Miteinander ausgekoppelt. Kraft und Zukunft demokratischer Politik hängen nun davon ab, diese Entwicklung zu revidieren und Regularien für die Märkte durchzusetzen. Dies ist die eigentliche Aufgabe bei den Treffen der Politiker der Industrienationen. (1)
Die gewaltigen Geldmittel, welche die Demokratien zur Stabilisierung der Finanzsysteme zur Verfügung stellen sollen, sind also an Kautelen zu knüpfen, die zur Stabilisierung der Demokratie beitragen und das Vertrauen in demokratische Gestaltungskraft herstellen. Der regulierte Finanzmarkt ist eine Satansmühle. Die Demokratien können dort nicht ihr Geld hineinwerfen und dann zuschauen, wie sie sich auf die alte Weise weiterdreht. (2)
Das Urbild des Markplatzes kennt jeder: Er ist umrahmt von Kirche, Krankenhaus, Rathaus, Wirtshaus und Schule. Ohne diese regelnden Institutionen hätte es nie einen Marktplatz gegeben. Man kann dieses simple Bild auf den Markt von heute übertragen. Und dann kann man sich fragen, was auf diesem Markt wieder Vertrauen schafft. Da wären auch ein paar symbolträchtige Handlungen deutscher Großmanager nicht schlecht.
Der US-Milliardär Warren Buffett spendet und spendet. Solche Spendabilität ist in Deutschland nicht bekannt geworden. Auch die Kultur des Rücktritts ist in der hiesigen Wirtschaft wenig ausgebildet. Der Chef von Hypo Real Estate tut, als ob nichts wäre. In den USA hat der Chef des US-Versicherers AIG auf seine 22-Millionen-Abfindung verzichtet, als sein Sanierungsplan zusammenbrach. Er verzichtete, obwohl er erst drei Monate im Amt war und für die Krise nichts konnte. Deutsche Banker und Großmanager verzichten auf nichts.(3) Ohne Verzicht wird ihnen Vertrauen nicht mehr zuwachsen. Sie stehen unter demokratischer Bewährungsaufsicht.



Anmerkungen von mir

(1) Jetzt rufen selbst die Vertreter und Verteidiger des Kapitalismus nach nationalstaatlicher Hilfe und in den Medien Regularien, die genau sie vorher abgelehnt hatten – nach der Devise: Freiheit für das Kapital! (Abgesehen davon, daß nationalstaatliche Regularien angesichts des globalisierten Kapital- und Finanzmarkt gar nicht greifen ... und sich vorzustellen, daß sich etwa Staaten wie z.B. USA, Lichtenstein, Schweiz, Luxemburg u.v.a. sich internationalen Finanzregularien unterwerfen würden, entbehrt nicht einer gewissen Heiterkeit.)

(2) Das genau wird geschehen, wenn die Staaten den Banken (und damit deren Eigentümern/Aktionären/ der entsprechenden Finanzwirtschaft) erst einmal das Geld gegeben hat. Es heißt ja immer, daß die der Staat nicht mit Geld umgehen könne – das bestätigt sich ja wieder angesichts der staatlichen Hilfen für diese Banken.

(3) Das ist ja auch nicht nötig, da sich ja die Milliarden normaler Sparer, Kleinanleger, Festgeldinhaber etc. noch bei den Geldinstituten befinden.

Verantwortlich
Die Bertha
vom Niederrhein



P.S. Auch der Leitartikel in der SZ vom 04.10.2008 ist diesbezüglich sehr lesenswert!
ehemaligesMitglied451
ehemaligesMitglied451
Mitglied

Re: Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf niederrhein vom 05.10.2008, 21:41:35

da fällt nur der song von eav - banküberfall - ein:
....
Ich sag: "An Hunger und an Durst und keinen Plärer
ich bin der böse Kassenentleerer!"
der Kassierer sagt: "Nein, was fällt Ihnen ein?"
"Na gut", sag ich "dann zahl ich halt was ein."

Ba ba ba ba ba ba ba ba ba Banküberfall
ba ba ba ba ba ba ba ba ba Banküberfall
ba ba ba ba ba ba ba ba ba Banküberfall das Böse ist immer und überall
ba ba Banküberfall ba ba Banküberfall ba ba Banküberfall
.....
donaldd
heinzdieter
heinzdieter
Mitglied

Re: Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)
geschrieben von heinzdieter
als Antwort auf niederrhein vom 05.10.2008, 21:41:35
Dieser Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf, bloß er ist meiner Meinungnicht unvollständig oder ich habe es überlesen:
Banken sind Kapitalgesellschaften (AG) und daher gewinnorientiert nach der Devise:
Je größer der Gewinn, desto größer das Risiko dass dorthin führt.
Also wird "auf Teufel komm heraus" spekuliert.
Mir kommt es vor wie auf einer Spielbank beim Roulette
zuerst rouge-noir
dann Zahlenfolge
dann alles auf Zahl
Also lassen wir die abgewirtschafteten Banken Pleite gehen, denn die aufgelaufenen Verluste sind wohl kaum übersehbar.
Die Alternative:
Gründung einer Staatsbank, die kostendeckend arbeitet und die Aktivietäten (Bankgeschäfte)ausführt.
Ja wenn:
da nicht die Verluste Arbeitsplätzen wären,
da nicht die Verluste der Aktionäre der Pleite -Bamken wären,
da ......
ja dann
wäre dies u. U. realierbar.


--
heinzdieter

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)
geschrieben von hugo
als Antwort auf heinzdieter vom 06.10.2008, 06:43:51
da hat Lieschen Müller von nebenan mal eine Gretchenfrage,,

Wenn nun tatsächlich die vielen Banken (warum überhaupt sooo viele Banken wenn sie alle den gleichen Mist machen ?)da würden doch 10 Banken mit 10 gut bezahlten Vorständen auch reichen,,

(die HRE braucht 50 Milliarden € und bis Ende 2009 100 Milliarden -vielleicht das Mehrfache- die LBBW braucht auch 100 Milliarden, ihre Töchter, die Sachsen LB und die von Rheinland Pfalz brauchen 35 Milliarden, die Deutsche Bank muss kurzzeitig 84 Milliarden refinanzieren, die Bayerische LB muss auch 43 Miiliarden umschulden, bei der West LB und der Eurohypo sind es jeweils 35 Milliarden usw, usf,,stand gestern in der Welt am Sonntag)


also wenn diese Banken nun alle auf einem Schuldenberg sitzen, alte Kredite nicht mehr zurückzahlen können und neue Zuwendungen/Kredite nicht mehr bekommen,,

dann frag ich mich, wer sitzt auf dem Berg an Forderungen, wer lieh den Banken sooo viel Geld, wem wollen und müssen die Banken auf Gedeih und Verderb nun ihr letztes Geld überweisen und notfalls dafür selber neue Schulden anhäufen ?

Wer ist derjenige der besser gestellt wird als jeder andere Geldanleger der (außer bei kleinen Sparkonten usw,)
nun sein auf solche spekulative Art und Weise bei den Banken angelegtes Geld nicht einbüßt wie jeder andere auch, sondern sogar mit staatlicher Hilfe vom Steuerzahler abgesichert wird,,??

Also an wen überweisen morgen und übermorgen die Banken das viele Geld, welches bei Bedarf von Merkel und Steinbrück dem Steuerzahler abgenommen wird ?

Ich bin dafür das der Staat sich raushält, zumal diese Banken in den letzten Jahren ja immer und überall absolute Privatsphäre und Unabhängigkeit bei ihren Finanztransaktionen und Entscheidungen gefordert haben,,,

es sei denn, jeder Euro der da ausgegeben wird , wird nicht verschenkt oder in ins Feuer geworfen sondern mit Termin und Zinsen belegt, also ausschließlich verliehen,,,denn wer schenkt mir Geld, wer hilft mir wenn ich mich in eine Pleite gewirtschaftet habe?

Im Gegenteil wenn meine Bank Pleite geht oder auch nur mit meinen bei ihre angelegten Geldern saumäßig wirtschaftet, dann ist mein ehemaliges Guthaben, sind meine Fonds, Zertifikate, Aktien futsch, aber die Kreditforderungen welche meine Bank an mich hat, die sind nicht futsch, die behalten ihren -für mich- schlimmen negativen Wert.


und das finde ich ein klein wenig ungerecht, wo ich -wie unsere Politiker- doch sooo für Gerechtigkeit bin *gg*
--
hugo
pea
pea
Mitglied

Re: Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)
geschrieben von pea
als Antwort auf niederrhein vom 05.10.2008, 21:41:35
Übrigens, auch wenn ein Geldinstitut, bei dem man Schulden hat, pleite geht – die Schulden zumindest bleiben einem! Das ist doch erfreulich!




Na also,
wozu die ganze Aufregung ))

Mein Hauptgläubiger nennt sich inzwischen Teambank *rofl*
jetzt eine Tochter von Ackermanns Deutschen Bank.


--
pea
arno
arno
Mitglied

Re: Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)
geschrieben von arno
als Antwort auf pea vom 06.10.2008, 08:52:59
Hallo,

ich bin davon überzeugt, daß die große Koalition wieder einmal eine riesige
Chance verpaßt.
Der Staat muß sich entsprechend dem Umfang der eingesetzten Steuermittel an den
Banken beteiligen und bessere Kontrollinstanzen schaffen!
Die Geldwirtschaft darf nicht weiter den Unfähigen und Raffkes überlassen werden!
Ade, freie Marktwirtschaft!

Viele Grüße
--
arno

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adam
adam
Mitglied

Re: Was ist der Überfall auf eine Bank gegenüber der Gründung [und dem Betrieb] einer Bank? (Bertolt Brecht)
geschrieben von adam
als Antwort auf niederrhein vom 05.10.2008, 21:41:35
"Der Rubel muß rollen", das ist eine alte Wahrheit, die sich jetzt wieder einmal bewahrheitet. Unternehmen A, B und C wollen Geschäfte tätigen , aus denen sie sich Gewinne versprechen. Diese Geschäfte werden mit Krediten getätigt, die Banken gewähren, die sich dieses Geld wiederum auf dem Kreditmarkt besorgen. Dieser Kreditmarkt wird mit Geldern gesichert, die man sich aus Gewinnen verspricht, die Unternehmen A, B und C tätigen. Auf dem Weg dieser Kredite stopft sich jeder, der an der Quelle sitzt, die Taschen so voll es irgendwie geht.
So rollt der Rubel bis das Ende der Fahnenstange erreicht ist, ein Glied der Kette sich verkalkuliert oder beim Versuch, sich Kredite zu beschaffen, ins Leere greift. Dann hört der Rubel auf zu rollen und die Welle der geplatzten Kredite donnert als finanzieller Tsunami rückwärts. So meine vereinfachte Darstellung der derzeitigen Situation auf dem globalen Finanzmarkt. Wer ein besseres Bild weiß, möge es zeichnen.

Damit der Rubel wieder rollt und ein Zusammenbrechen des Systems vermieden wird, sind inzwischen so hohe Bürgschaften nötig, die nur Staaten leisten können. Und der Rubel muß wieder rollen, denn nur so können die Unternehmen A, B und C ihre Geschäfte tätigen. Diese Geschäfte sind lebensnotwendig für alle Volkswirtschaften, denn sie sichern den Wirtschaftskreislauf in den Staaten, sorgen auch für alle Grundbedürfnisse, wie Nahrung, Energie und alles, was der Bürger braucht.
Deshalb ist im Moment nicht wichtig, wer sich in der Kreditschlange die Taschen füllt, sondern zuerst muß der Rubel wieder rollen. Die moralische Auswertung der Krise muß warten, bis die Strukturen wieder hergestellt sind.

Was die Moral betrifft, hört man vereinzelte Stimmen, die diese schon jetzt anmahnen. Aber mit der Moral auf den Finanzmärkten, ist es wie mit der Moral im Krieg. Da werden die Pazifisten mit lautem "Hurra" niedergeschrien, solange die Front nach vorne marschiert. Aber wehe die Front stockt oder bewegt sich rückwärts!!

Solange der Gewinn stimmte auf dem Finanzmarkt haben alle "Hurra" geschrien und die Mahner wurden belächelt, ja lächerlich gemacht. Und jetzt setzt das große Heulen und Zähneklappern ein. Dabei geht es nicht nur um den Finanzmarkt, es geht um die Macht im Staat. Jeder erinnert sich an den siegesbewußt erhobenen Daumen des Herrn Ackermann und an das süffisante Lächeln seiner Mitangeklagten während des Mannesmann-Prozesses. Gerade Ackermann und andere Banker forderten die Deregulierung der weltweiten Bankgeschäfte und bekamen sie von Politikern, die auf der Welle der Gewinne mitschwimmen wollten und vom Bankgeschäft soviel Ahnung hatten wie ein Barfußläufer vom Schuhgeschäft.

Jetzt zeigen Herr Ackermann und Konsorten nicht mehr den Siegesdaumen, sondern sie zeigen den Staaten und seinen Bürgern den Stinkefinger und verlangen den Ausgleich ihrer Gier durch den Steuerzahler. Sie fordern das Geld, das die Bürger erarbeitet haben und das dann bei Infrastruktur, Gesundheitswesen und Renten fehlt. Das ist für mich ein Angriff auf die Demokratie, weil sie in ihrer Handlungsfähigkeit empfindlich gestört wird. Wann tauschen die Herren der Hypo Real Estate ihre Vorstandssessel endlich mit der Gefängniszelle? Daß Verschleierungsgefahr besteht, haben sie bewiesen!

--

adam
niederrhein
niederrhein
Mitglied

Unter den gegebenen Voraussetzungen ... (Zwischenfragen)
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf heinzdieter vom 06.10.2008, 06:43:51
Unter den gegebenen Voraussetzungen ...


[...] Also lassen wir die abgewirtschafteten Banken Pleite gehen, denn die aufgelaufenen Verluste sind wohl kaum übersehbar.[...]
heinzdieter



Unter den gegebenen Voraussetzungen ...
wird wohl den Staaten nichts anderes übrig bleiben, als die genannten Versprechen und Bürgschaften zu geben. D.h. es geht letztlich alles so weiter wie bisher, die grundlgenden Strukturen will man nicht ändern. Ja, nicht einmal ins Auge fassen ... eine Staatsbank ... wo sich doch im Finanzbereich so herrlich verdienen ließ!

Abgesehen, daß mich die ganze Misere nicht persönlich tangiert, bleiben für mich etliche Frage offen.

Zum Beispiel:

Wie ist es zum Beispiel möglich, bei einem Durchschnittswachstum von rund drei Prozent Gewinne von dreißig Prozent zu machen? Auf wessen Kosten? Woher kommen diese Gewinne?

Wie muß man angesichts des ganzen Geschehens das Verhältnis zwischen Kapital/Finanzwirtschaft und dem Staat (den verkörpern wir bzw. die Menschen in einem Staat ja bekanntlich alle) definieren? Etwa in der BRD oder in den USA oder in Rußland?

Welche politische Gestaltungskraft hat heute eigentlich der (National)Staat noch?


Die demographische Entwicklung kann niemand leugnen; die gilt übrigens für sehr viele Staaten in Europa und in der Welt.
(In Rußland nur begrenzt, daß dort das Durchschnittssterbealter für Männer unter sechzig liegt; diese kommen gar nicht erst in die Rente.)
Angsichts dieser unbestreitbaren Tatsache hat man ...
d.h. heute weiß man: haben die Lobbyisten der Banken und Versicherungen, dazu gehört z.B. der Herr Merz [AXA]][/indent]
... anstatt an Modifikationen für eine allgemeine Altersversorgung zu denken (denn die Volkswirtschaften ist insgesamt nicht ärmer geworden, sondern wesentlich produktiver und reicher.), jede Form der Form einer staatlich organisierten Altersversorgung - eben mit dem Hinweis auf die demographische Entwicklung - schlecht gemacht und für eine private Alterversicherung plädiert.

Ja, warum haben sich eigentlich Banken und Versicherung mit geradezu höchstem Vergnügen auf dieses Geschäft gestürzt?


Woher soll dieses versprochene Geld für diese Altersversorgung in zwanzig, dreißig, vierzig und mehr Jahren kommen?

Wer garantiert letztlich die Sicherheit für dieses Geld, d.h. für diese Altersversorgung?
Wie sieht es im Augenblick (und für die nächste Zeit) mit der privaten Altersversorgung in den USA aus? (Bereits damals, bei dem Zusammenbruch der Internet-Euphorie, las man, daß vermeintliche wohlhabende alte Menschen wie Ärzte und Rechtsanwälte wieder arbeiten mußten, weil deren Rendite-Erwartungen zusammengeschmolzen waren wie jetzt die Gletscher auf Grönland)


Da ja ein großer Teil dieser Finanzgeschäfte eigentlich nur eine Art Glücksspiel sind (das ist bereits ein Euphemismus; aus juristischen Gründen schreibe ich nicht: Betrugsgeschäfte oder so ...) ...

Warum hat man nicht an den Banken/Sparkassen zwei strikt getrennte Abteilungen:
Normale Bankdienstleistungen und "Glückspielabteilung".

Letztere für Menschen mit überflüssigem Spielgeld. Dann weiß jeder, der sich darauf einläßt: Hier machen allenfalls ein, zwei Prozent (nur eine symbolische Zahlenangabe, vermutlich sind's weniger) einen Gewinn, den der Rest der Mitspieler bezahlt. Das wäre dann klar und nicht mißverständlich.

Da hätte ich noch viele Fragen (und dabei noch nicht einmal den aktuellen SPIEGEL gelesen) ... aber das soll's mal für den Augenblick sein.

[i]Die immer an den Dingen dieser Welt interessierte Bertha
vom Niederrhein




angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Unter den gegebenen Voraussetzungen ... (Zwischenfragen)
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf niederrhein vom 06.10.2008, 10:56:15
Danke, Bertha - jedes Wort ist wahr.
Ich frage mich immer nur, warum die Verantwortlichen Bankbosse nicht zur Verantwortung gezogen werden, warum denen auch noch 50.000 Euro "Rente" auf Lebenszeit zustehen, wenn sie den Karren in den Dreck gefahren haben und die Steuerzahler die Zeche zahlen dürfen.

1
Ihr Herrn, die ihr uns lehrt, wie man brav leben
Und Sünd und Missetat vermeiden kann
Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben
Dann könnt ihr reden: damit fängt es an.

Ihr, die euren Wanst und unsre Bravheit liebt
Das eine wisset ein für allemal:
Wie ihr es immer dreht und wie ihr's immer schiebt
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Erst muß es möglich sein auch armen Leuten
Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden.

Jenny:
Denn wovon lebt der Mensch?

Macheath:
Denn wovon lebt der Mensch? Indem er stündlich
Den Menschen peinigt, auszieht, anfällt, abwürgt und frißt.
Nur dadurch lebt der Mensch, daß er so gründlich
Vergessen kann, daß er ein Mensch doch ist.

Chor:
Ihr Herren, bildet euch nur da nichts ein:
Der Mensch lebt nur von Missetat allein!

2
Jenny:
Ihr lehrt uns, wann ein Weib die Röcke heben
Und ihre Augen einwärts drehen kann
Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben
Dann könnt ihr reden: damit fängt es an.

Ihr, die auf unsrer Scham und eurer Lust besteht
Das eine wisset ein für allemal:
Wie ihr es immer dreht und wie ihr's immer schiebt
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Erst muß es möglich sein auch armen Leuten
Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden.

Macheath:
Denn wovon lebt der Mensch?

Jenny:
Denn wovon lebt der Mensch? Indem er stündlich
Den Menschen peinigt, auszieht, anfällt, abwürgt und frißt.
Nur dadurch lebt der Mensch, daß er so gründlich
Vergessen kann, daß er ein Mensch doch ist.

Chor:
Ihr Herren, bildet euch nur da nichts ein:
Der Mensch lebt nur von Missetat allein!
geschrieben von Brecht Ballade

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angelottchen
susannchen
susannchen
Mitglied

Re: Unter den gegebenen Voraussetzungen ... (Zwischenfragen)
geschrieben von susannchen
als Antwort auf angelottchen vom 06.10.2008, 11:25:28
Die Frage ist durchaus berechtigt, ich stelle sie mir auch.
Nun kommen erste Stimmen aus der Politik sie mögen doch mit mindest 2 Jahresgehältern persönlich haften.
Selbst das wären Penuts für die Herren Manager, kommen wird es kaum.

Alles wird bleiben wie es ist.
--
susannchen

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